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Veröffentlicht am 05.07.2023

Überraschender Weise nicht so recht überzeugend

WAS IST WAS Band 134 Wald. Mehr als nur Bäume
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Die WAS IST WAS Reihe kennt vermutlich jeder und ich war bisher auch immer schwer begeistert von den Büchern. Wo sie in meiner Jugend noch etwas farblos und spröde daher kamen, haben die aktuellen Auflagen ...

Die WAS IST WAS Reihe kennt vermutlich jeder und ich war bisher auch immer schwer begeistert von den Büchern. Wo sie in meiner Jugend noch etwas farblos und spröde daher kamen, haben die aktuellen Auflagen viel Farbe, viel Platz für Veranschaulichung und sind einfach absolut frisch und gleichzeitig informativ. Zuletzt habe ich "Die Ozeane" gelesen, was mich ausnahmslos überzeugen konnte. Vor kurzem habe ich mir das Buch "Wald – Mehr als nur Bäume" angeschaut. Leider konnte mich das tatsächlich nicht so recht begeistert. Vor allem der Einstieg in die Thematik war mir mehr als suspekt. Da wird zunächst eine Försterin, die ihre Kindheit im Wald verbracht hat, vorgestellt. Was sie mit dem Buch zu tun hat, bleibt offen. Dann bekommt der Wald selbst eine Stimme verliehen und erzählt, dass es ihm ja eigentlich doch gar nicht so schlecht geht. In Zeiten des Klimawandels empfinde ich diese Aussage sehr fragwürdig.

Die Autorin:

Annette Hackbarth ist Journalistin, sie schreibt über die Haltung, Fütterung und Pflege alter Pferde. Die Offenstallhaltung ist eines ihrer Schwerpunkte. Ihre Diplomarbeit schrieb sie deshalb auch über das Verhalten von Pferden in Offenlaufställen.

Inhalt:

„Im Wald ist eine Menge los: Riesige unterirdische Pilzgeflechte versorgen Bäume mit Nährstoffen. Sträucher bieten Vögeln und Rehen reiche Nahrung. Millionen von Regenwürmern und Tausendfüßlern leben im Waldboden. Aber im Wald passiert noch mehr: Er reinigt unsere Luft, liefert Sauerstoff – und natürlich Holz.
Entdeck die Wälder der Welt: vom tropischen Dschungel bis zu den Trockenwäldern in Australien und Afrika!
Wusstest du, dass es auch Wald unter Wasser gibt? Tauche ein in die Tiefen der Algenwälder!“
(Klappentext)

Kritik und Fazit:

Das Cover ist super gelungen. Es strotzt nur so vor grünen Farben in Form von Blättern, Tannennadeln und Moos. Im Zentrum sehen wir eine Wildkatze, die auf einem steinernen Hügel sitzt und zufrieden aussieht. Die Idylle des Waldes und sein Charme werden super eingefangen und man möchte am Liebsten gleich selbst in diesen Wald eintauchen und ihn genießen.

Der Sprachstil der Autorin ist im großen und Ganzen einfach gehalten und somit gut verständlich für die jüngere Leserschaft. Wie ich bereits oben erwähnte, empfand ich den Beginn allerdings etwas ungewöhnlich. Zunächst die Vorstellung einer Biologin und Forstwirtin, die dann keine weitere Verbindung mehr zum Rest des Buches hat und dann spricht der Wald selbst: „[…] keine Sorge. Zurzeit wachse ich sogar wieder. Sicher werde ich nicht mehr so groß und mächtig sein, wie ich es einmal war, doch in einigen Gebieten darf ich wieder so wachsen, wie ich es für richtig halte. Aber es ist wie nach der Eiszeit: Es dauert halt ein bisschen, bis alles wieder so ist, wie ich es haben will.“ (Seite 7) Das erscheint mir doch als recht optimistisch und nicht kritisch genug. Man könnte daraus schließen, dass der Mensch nichts Schlimmes getan hat, nichts Schlimmes mehr macht und der Wald genug Kraft hat, sich gegen alle Widrigkeiten durchzusetzen. Gegen den Mensch schafft er das aber bestimmt nicht.

Hin und wieder tauchen auch Worte auf, die vielleicht nicht allen Lesern gebräuchlich sind. Was genau ist zum Beispiel eine Rückegasse, die auf Seite 25 erwähnt wird? Hierzu wäre eine Erklärung bestimmt notwendig und auch wichtig gewesen, um den kompletten Informationsgehalt entnehmen zu können.

Über einige Seiten hinweg ist das Thema der Forstwirtschaft dann auch immer wieder zu finden und nahm für mich mit seinen 10 von insgesamt 48 Seiten einfach zu viel Platz ein. Während das Ökosystem gerade mal sechs Seiten umfasst und die Funktionen des Waldes ebenfalls lediglich sechs Seiten. Gefallen hat mir aber die Thematisierung des Treibhauseffekts sowie der Nutzen lebender Bäume und auch die Beschreibung der verschiedenen Wälder (Regenwald, Trockenwald etc.).

"Wald – Mehr als nur Bäume" konnte mich leider nicht komplett überzeugen. Die Schwerpunkte wurden meines Erachtens ungünstig und ungleichmäßig gesetzt und die Aufklärung über das Waldsterben fehlte – soweit ich mich entsinne– komplett. Ich hätte mir einfach mehr über Bäume, das Ökosystem und das Zusammenspiel von allem gewünscht.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Etwas schwacher Auftakt mit Potential für einen spannenden Abschlussband

Twisted Fate, Band 1: Wenn Magie erwacht (Epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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"Twisted Fate – Wenn Magie erwacht" ist der Auftakt der neuen Romantasy-Dilogie von Bianca Iosivoni. Die Story an sich erinnerte mich leider recht stark an "Sturmtochter" (Setting in Schottland, Elementarwesen ...

"Twisted Fate – Wenn Magie erwacht" ist der Auftakt der neuen Romantasy-Dilogie von Bianca Iosivoni. Die Story an sich erinnerte mich leider recht stark an "Sturmtochter" (Setting in Schottland, Elementarwesen bzw. Dämonen, geheime Bündnisse sowie eine nicht erlaubte Liebe). Ich brauchte recht lange, um in die Story zu kommen und hatte auch etwas Schwierigkeiten bei der Stange zu bleiben. Am Schluss holte mich die Story aber dann doch noch ab und ich bin gespannt, wie es mit der Dilogie weitergehen wird.

Die Autorin:

Bianca Iosivoni (geboren 1986) schreibt hauptberuflich Young-Adult- und New-Adult-Romane, sowie Fantasy. Bereits als Teenager begann sie zu schreiben. Sie studierte Sozialwissenschaften und arbeitete in einer Online-Redaktion. Schon immer begleiteten sie zahlreiche Ideen für Geschichten, sodass sie möglichst immer ein Notizbuch parat hat. Sie ist auf Twitter, Instagram, Pinterest und auf ihrer Website zu finden.

Inhalt:

„Ein Schicksal, das sie verbindet. Eine Liebe, die nicht sein darf. Ein Feind, der sie jagt.
Als Faith ein Stipendium für die Univerity of Dundee ergattert, hofft sie vor allem auf eins: ein ganz normales Studium. Da gibt es so viel, was sie hinter sich lassen will. Das unstete Leben mit ihrer Familie, die Krankheit ihrer Mutter und ihre eigene unerklärliche Gabe. Denn Faith kann sich selbst heilen, auch wenn sie nicht weiß, wieso. Doch als sie auf dem Campus auf ein Symbol mit gekreuzten Schwertern und Disteln stößt, ahnt sie, dass ihre Vergangenheit ihr gefolgt ist. Plötzlich steht Nate vor ihr, ein Freund aus Kindertagen mit dem gleichen Symbol als Tattoo auf der Haut. Aber auch Jax, der hemmungslos mit Faith flirtet, scheint etwas zu verbergen. Was Faith nicht ahnt: Keiner von ihnen ist zufällig hier. Und ein längst vergessener Feind hat ihr gemeinsames Schicksal besiegelt.“
(Klappentext)

Kritik und Fazit:

Das Cover ist eigentlich recht hübsch. Darauf ist die Hauptprotagonistin in einem eleganten Kleid zu sehen. Sie dreht uns den Rücken zu und scheint durch eine Landschaft voller Disteln zu laufen. Ihre Aufmachung passt zu einer Episode im Buch und auch die Disteln haben ihre Berechtigung und kommen im Buch vor. Gleichzeitig symbolisieren sie sicherlich auch das schwierige Leben, dass Faith und ihr Bruder führen mussten und die Gefahren, die auf sie lauern.

Die Autorin hat wie immer einen gut verständlichen und passenden Schreibstil. Allerdings störte ich mich recht früh an den vielen Parallelen zu "Sturmtochter", wie ich bereits oben erwähnte. Das sorgte bei mir dafür, dass sich ein kleiner Widerwille breit gemacht hat und so hatte ich große Schwierigkeiten in die Geschichte zu finden. Leider empfand ich die Dreiecksbeziehung zwischen Faith, Nate und Jax auch sehr oberflächlich und irgendwann ziemlich ermüdend. Warum Faith sich zu dem einen oder dem anderen hingezogen fühlt, scheint rein körperlich zu sein. Da ist keine emotionale Bindung zu erkennen, weil man auch zu wenig gemeinsame Szenen hat, in welchen sie miteinander kommunizieren und agieren, womit man die Liebe oder Anziehung besser hätte greifen könnte.

Da dem Buch eine Illustration von Faith und Nate beilag, lässt es vermuten, dass er der Haupt-Loveinterest ist. Wobei ich mir nach dem Ende des ersten Bandes auch vorstellen kann, dass im zweiten Teil mehr Interaktion und Emotion mit Faith und Jax folgen könnte und dann vielleicht eine Illustration der beiden beiliegen wird. Alte Liebe neu aufgeflammt, ist langsam sowieso fast schon ein alter Hut. Aber vielleicht gibt es ja eine harte Wendung, wie man das zum Beispiel von der Reihe Das Reich der Sieben Höfe von Sarah J. Maas kennt. Viel spekulieren lässt sich in dem Buch zumindest schon. Interessant fand ich es auf jeden Fall immer wieder, wenn alte schottische Legenden mit der heutigen Zeit verwoben wurden.

Ich habe lange mit "Twisted Fate – Wenn Magie erwacht" gehadert, da mir die Beziehungen zwischen den Protagonisten zu oberflächlich blieben. Es fehlte mir außerdem an Gruppendynamik, welche erst recht spät – fast schon zum Ende der Geschichte – endlich aufkam, sodass ich Hoffnung habe, dass das beim zweiten Band so bleiben wird und Faith nicht ständig als Einzelkämpferin unterwegs ist und zwischen ihrer Anziehung zu Nate und Jax hin und her hechelt. Dann können die Charaktere auch mehr Tiefe bekommen und bleiben nicht so blass. Zum Ende hin, gab es außerdem so einige Wendungen, die mich mitgerissen haben, sodass ich definitiv erfahren möchte, wie es weitergehen wird. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Autorin schon weitaus bessere Bücher geschrieben hat, vor allem was die Beziehungen der Protagonisten betrifft. Ich hoffe da kommt sie in "Twisted Fate – Wenn Liebe zerstört" (erscheint am 1.10.2023) dann wieder besser an ihr eigentliches Niveau heran.

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Veröffentlicht am 03.07.2023

Eine Biographie in Bildern

Supereasy – Mein Comicroman
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Khaby Lame kennt der ein oder andere sicherlich von seinen witzigen Videos, in welchen er sich über Menschen lustig macht, die offensichtlich einfache Dinge verkomplizieren, oder sich komplizierte Werkzeuge ...

Khaby Lame kennt der ein oder andere sicherlich von seinen witzigen Videos, in welchen er sich über Menschen lustig macht, die offensichtlich einfache Dinge verkomplizieren, oder sich komplizierte Werkzeuge für offensichtlich einfach Dinge basteln. Das Leben ist eigentlich gar nicht so schwer, und das zeigt Khaby Lame nicht nur in seinen Videos auf TikTok sondern auch in seinem neuen Comic-Roman "Supereasy", in welchem man ein wenig über seine eigene Biographie lernen darf. Natürlich geht es hier um den Superhelden Khaby und wie er sich der Welt und ihren Schurken stellt. Das Buch liest sich recht schnell und man muss auch immer wieder einmal schmunzeln. Khabys Gestik wird auch ganz wunderbar im Bild umgesetzt. Allerdings hatte das Buch jetzt nicht so recht einen Mehrwert für mich.

Der Autor, der Illustrator und die Übersetzerin:

Khaby Lame stammt auf einer senegalesischen Einwandererfamilie. Er lebt seit seinem ersten Lebensjahr in Norditalien. Khaby Lame arbeitete in einer Fabrik nahe seines Heimatortes. Während der Pandemie verlor er seinen Job und begann Videos zu posten. Schnell wurde er zu einem weltweiten TikTok-Phänomen, da er sich mit seinen Videos über absurde Lifehacks lustig machte und damit eine große Anzahl an Followern um sich scharte.

Pietro Zemelo (geboren 1985) ist ein italienischer Disney-Comic-Autor. Seit seinem Debüt 2014 schreibt er Maus- sowie Duck-Geschichten. Er verfasst vor allem kurze Geschichten, deren Charaktere Tiefgang haben.

Christina Neiske absolvierte ein binationales Literaturstudium und arbeitete danach in verschiedenen Verlagsen und Agenturen, bevor sie sich selbstständig machte. Nun lektoriert und übersetzt sie seit einigen Jahren erzählende Texte für Kinder und Erwachsene. Sie lebt mit ihrer Familie zwischen Schwäbischer Alb und Donaulandschaft.

Inhalt:

„Khaby macht dein Leben einfacher – eben supereasy!
Wieso unnötig kompliziert, wenn es auch einfach geht? Das fragt sich Khaby schon als Kind. Ein tropfender Wasserhahn? Kein Problem! Ein PC, der nicht angeht? Khaby reparieret ihn mit nur einem Handgriff! Und sogar beim kaputten Auto ist er mit seiner »Superkraft« zur Stelle. Khaby hat in jeder scheinbar noch so schwierigen Situation eine simple Lösung.
Aus dem talentierten Jungen wird Supereasy, der »Vereinfacher«! Doch bald ist klar: Ein echter Superheld muss sich auch echten Schurken stellen …“
(Klappentext)

Kritik und Fazit:

Auf dem Cover sehen wir Khaby in seiner typischen Kluft und mit seiner typischen Geste: die offenen Hände uns entgegen gestreckt. So einfach kann das alles sein. Im Hindergrund sehen wir einige Comic Illustrationen von ihm, sodass man sofort weiß, um welche Art von Buch es sich hier handelt.

Die Illustrationen im Innern des Taschenbuchs sind in schwarz -weiß gehalten, verlieren dabei aber rein gar nichts an ihrer Aussagekraft. Der Illustrator schafft es, die Mimik der Protagonisten super einzufangen und die kleinen, kurzen Geschichte aus Khabys Leben in Szene zu setzen. Das Thema des Superhelden wird dabei von Mal zu Mal deutlicher und am Ende steht er da. Der Superheld, der die Menschheit retten wird.

In Sprechblasen werden die Szenen noch mit Text versehen und so kann man den Geschichten ganz einfach folgen und erfährt ein wenig aus der Lebensgeschichte Khaby Lames. Dabei sind allerdings gar nicht so viele Informationen in die Story verpackt, aber wie Khaby hier Probleme löst, so tut er es auch in seinen weltbekannten Videos auf TikTok. Sicherlich ist das ein super Buch für seine Fans, ich persönlich hab es gelesen und danach zur Seite gelegt, ohne noch viel drüber nachdenken zu müssen. Auch meine Tochter, die genau im Alter der vom Verlag angesetzten Zielgruppe ist, sagte sowas wie „Ja, ist ganz okay.“

"Supereasy" ist ein knapper und humorvoller Comic-Roman im Stil der Videos von Khaby Lame. Ich glaube aber, dass der Gute doch einfach bei dem bewegten Bild bleiben sollte, denn damit macht er großartige Arbeit. Das Buch hätte es nicht wirklich gebraucht.

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Veröffentlicht am 25.05.2023

Über die Bereicherung der Gesellschaft durch leise Kinder.

Lauter leise Kinder
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"Lauter leise Kinder" … ein vielversprechender Titel! Denn, wenn ich so darüber nachdenke, sieht man doch immer wieder Ratgeber über Kinder, die laut oder unruhig sind, die auffallen. Was aber ist mit ...

"Lauter leise Kinder" … ein vielversprechender Titel! Denn, wenn ich so darüber nachdenke, sieht man doch immer wieder Ratgeber über Kinder, die laut oder unruhig sind, die auffallen. Was aber ist mit den leisen Kindern und Menschen in unserer Gesellschaft? In der Schule gehen sie gerne mal unter und müssen sich immer wieder anhören, dass sie doch ein bisschen mehr am Unterricht teilnehmen sollen. Aber was bringen jene leisen Kinder mit sich? Was ist positiv am Leisesein? Wieso kann man Kinder nicht so nehmen, wie sie sind? Die Klärung all dieser Fragen habe ich mir von diesem Buch erhofft. Aber so richtig ist der Funke nicht übergesprungen. Als Mutter eines leisen Kindes habe ich nichts wirklich neues gefunden und hatte das Gefühl, dass sich die Autorin ziemlich im Kreis drehte. Für Lehrer oder Erzieher ist dieses Buch aber sicherlich gut geeignet, denn hier können sie mal ihren eigenen Blickwinkel wechseln und vielleicht etwas offener für leise Kinder werden.

Die Autorin:

Antje Kunstmann (geboren 1974) ist Mutter von vier eher introvertierten Kindern und bezeichnet sich selbst auch als introvertiert. Sie arbeitet als Redakteurin bei der Brigitte und schreibt regelmäßig zu den Themen Psychologie, Familie und Erziehung. Die promovierte Biologin lebt in Hamburg.

Inhalt:

„An ruhige Kinder werden gerne Forderungen herangetragen, lebhafter zu sein, oder mehr aus sich herauszukommen. In unserer extrovertierten Welt fallen sie zunehmend auf, werden pathologisiert und mit Skepsis betrachtet. Dabei steckt so viel Stärke in den Stillen! Ihr Einfühlungsvermögen, ihre Fantasie, ihre Unabhängigkeit und Konzentration etwa. Damit diese Kinder nicht übersehen werden, müssen Bezugspersonen die Talente der Ruhigen erkennen, wertschätzen und fördern. Antje Kunstmann macht Mut, dass die stillen Kinder genau so richtig sind, wie sie sind. Eine Entlastung für alle Eltern von schüchternen, hochsensiblen oder introvertierten Kindern!“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:

Das Cover zeigt ein lesendes Kind auf einer Leiter sitzend. Im Hintergrund schweben Blumensamen. Es wird also auf jeden Fall ein – in diesem Moment – stilles Kind dargestellt. Der rosé-farbene Hintergrund lässt das Buch etwas mädchenhaft wirken, was ich nicht ganz so passend finde, da es ja auch stille Jungen gibt. Der Titel ist in großen Buchstaben unterschiedlicher Farben gestaltet worden. Vor allem jene Worte erregten mein Interesse an dem Buch.

Die Autorin setzt sich dann auch ziemlich bald mit einigen Begriffserklärungen wie Intoversion, Extroversion, Hochsensibilität und Schüchternheit auseinander. Dabei schlägt sie einen leichten und gut verständlichen Ton an, sodass man ihr sprachlich jederzeit gut folgen kann. Was mich im gesamten Buch allerdings sehr störte, waren die vielen Studien, die genannt wurden. Für mich bedeutete das immer wieder einen Bruch im Lesefluss und ich hätte mir daher lieber eine runde Zusammenfassung dessen gewünscht, als die ständige Aufzählung. Das wurde dann einfach zu viel, um alles greifen zu können, sodass das Lesen recht ermüdend war. So jagte eben leider eine Studie die nächste.

Es fehlte mir auch eine klare Struktur innerhalb der Kapitel, ich erkannte kaum einen roten Faden und das macht es schwer, inhaltlich zu folgen. Immer wieder kommt es dann zu Wiederholungen aus anderen Kapiteln, die vielleicht Sinn machen, wenn man das Buch nicht von vorne bis hinten liest. Allerdings bietet sich ein Springen im Buch nicht wirklich an, wenn man sich mit der komplexen Thematik stiller Kinder auseinandersetzen möchte.

Zitat: "Es macht eben auch unabhängig, wenn man gut mit sich selbst sein kann." Antje Kunstmann: Lauter leise Kinder (Seite 181)

Die Autorin diskutiert lang und breit über die Unterschiede von introvertiert, schüchtern und hochsensibel, was ich im Prinzip gut fand, jedoch sind auch hier die Übergänge fließend und so lassen sich die Begriffe nicht immer klar voneinander abgrenzen. Mutismus wird allerdings dann mit keinem Wort erwähnt. Das finde ich schon sehr schade, weil es definitiv zum Thema „stille Kinder“ gehört und leider sowieso schon viel zu selten benannt wird. Bei einem Buch, dass sich genau dieser Thematik aber annimmt, hätte ich diesen Aspekt wirklich gerne zu Papier gebracht gesehen. Vor allem, da die Autorin Erfahrungsberichte einiger stiller Kinder anfügt und einer davon (S. 135/136) definitiv in des Spektrum des Mutismus fällt. Hier sollte mit einem gesonderter Blick drauf hingewiesen werden, dass nicht jedes stille Kind sich dazu entscheidet, weniger zu sprechen. Sondern dass es eben auch den Fall gibt, dass sie einfach in gewissen Situationen nicht sprechen können. Das hat dann nichts mehr mit dem eigenen freien Willen zu tun. Das Kind in dem oben erwähnten Erfahrungsbericht ist nicht einfach nur still, es ist blockiert. Erst gegen Ende des Buches reißt die Autorin das Thema Angststörungen an. Viel zu spät, wie ich finde.

Gut empfand ich aber die Darstellung, welche Bereicherung leise Kinder sein und welche Begabungen daraus resultieren können. Was leise Kinder durch ihre Ruhe und den häufigen Fokus nach innen, sowie ihrer Beobachtungsgabe alles lernen und erfassen können zum Beispiel. Dass ihre Konzentration, die Detailwahrnehmung, die Empathie, das analytisches Denken und die Beharrlichkeit Eigenschaften sind, die in unserer Gesellschaft enorm wichtig sind. „Ich bin gern allein.“ ist da eine häufige Aussage, die zeigt, dass es okay ist, introvertiert und nicht immer mit vielen Menschen in einer Gruppe unterwegs zu sein.

Im fünften Abschnitt des Buches dreht sich dann alles um die Stärken stiller Kinder. Am Ende der einzelnen Unterkapitel bietet die Autorin ein paar Strategien an, die sich aber doch öfters wiederholen. Das macht wohl Sinn, wenn man quer liest, als chronologischer Leser möchte man irgend wann aber einfach nur noch weiterblättern. Diese Wiederholungen spiegeln auch die Texte an sich wieder. Es dreht sich eigentlich immer wieder alles um die selben Themen. Ständig werden Vergleiche zwischen extrovertiert zu introvertiert gemacht. Gleichzeitig sollte aber doch einfach der Fokus auf die leisen Kinder gesetzt werden, das ginge auch ohne ständige Vergleiche.

Zitat: "Die lauter werdende Welt verändert das Leben der Leisen." Antje Kunstmann: Lauter leise Kinder (Seite 219)

Ein besonderes Augenmerk liegt immer wieder auf der Schule und der mündlichen Mitarbeit. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es zum Problem werden kann, wenn man sich mündlich nur selten beteiligt, weil man eben ein stiller Mensch ist. Sowas zieht sie Noten runter und immer wieder wird von den leisen Kindern erwartet, dass sie aus sich herauskommen, dass sie sich verbiegen, damit sie in das veraltete Bewertungssystem der Schule reinzupassen haben. Besonders Lehrer erfahren in diesem Buch, wieso leise Kinder im Unterricht wenig sprechen. Sie erkennen dann vielleicht auch, dass man leisen Schülern einfach etwas mehr Zeit geben sollte, damit sie alles zu Ende gedacht haben, um Sicherheit zu bekommen und weil sie nicht platt einfach Dinge wiederholen wollen, weil das, was sie beitragen, den Unterricht voranbringen soll.

"Lauter leise Kinder" ist vielleicht eher etwas für Menschen, die stille Leute verstehen wollen, weil sie es bisher nicht begreifen konnten. Für mich, als Mutter eines stillen Kindes, war hier nichts Neues dabei. Ich brauchte keine Bestätigung, das mein Kind genau so richtig und gut ist, wie es ist. Aber vielleicht gibt es ja da draußen tatsächlich Eltern, die diese Bestätigung benötigen. Ich hab ein introvertiert Kind, war in meiner Jugend auch eher introvertiert, und hab vielleicht von Natur aus ein besseres Verständnis dafür. Für mich was das hier Geschriebene alles selbstverständlich. Für den ein oder anderen Lehrer könnte die Lektüre dieses Buches aber ein AHA-Erlebnis sein.

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Veröffentlicht am 20.04.2023

Ein Bilderbuch über eingefahrene Geschlechterstereotypen!

Was ich von mir weiß
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Auch heute noch sind einige Geschlechterstereotypen in unserer Gesellschaft erhalten geblieben. Das fängt schon im Babyalter mit den rosa und blauen Kleidern an und zieht sich im Kleinkindalter weiter. ...

Auch heute noch sind einige Geschlechterstereotypen in unserer Gesellschaft erhalten geblieben. Das fängt schon im Babyalter mit den rosa und blauen Kleidern an und zieht sich im Kleinkindalter weiter. Wo Mädchen in der Regel Puppen geschenkt bekommen, sind es bei Jungen Autos. Doch was ist, wenn sich ein Junge für sogenannten Mädchenkram interessiert und umgekehrt? Es ist schwer bereits in jungen Jahren seinen Wünschen und seinem ganz individuellem Ich zu folgen und so zu leben, wie man ist. So zu sein, wie es einem gut tut. Da sind Bücher mit dieser Thematik immer sehr wertvoll. "Was ich von mir weiß" von Giorgio Volpe & Paolo Proietti nimmt sich genau dieser Thematik an und zeigt, wie schwer es für Kinder, die von der Norm abweichen, werden kann. Aber auch dass es sich lohnt, seinen eigenen Weg zu gehen. Die Illustrationen überzeugten mich nicht so recht, die Botschaft aber umso mehr.

Der Autor und der Illustrator:

Giorgio Volpe ist gebürtiger Deutscher, wuchs aber in Italien auf. Er studierte Literatur und Philosophie, hat ein eigenes Theater und ist als Kinderbuchautor tätig. Seine Leidenschaft ist die Kunst und das Reisen.
Paolo Proietti ist Italiener. Seit seiner Kindheit hat er eine Affinität für Manga und Anime. Er studierte an der International School of Comics in Rom und arbeitet inzwischen als Illustrator für Kinderbücher.

Inhalt:

„Der Junge liebt alles Bunte und hilft gerne im Haushalt. Er fragt sich, ob er nicht der typischen Rolle eines Jungen entspricht. Als er sich mit einem coolen Mädchen anfreundet, lernt er, dass man auch als Junge super mit Mädchen spielen kann und es nicht wichtig ist, ob man blau oder rosa mag, ins Ballett oder Karatetraining geht oder lieber mit Puppen oder Autos spielt. Wichtig ist, zu wissen, wer man ist und was man mag!“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:

Bei diesem Buch hat mich ehrlich gesagt weniger das Cover, als der Inhalt neugierig gemacht. Auf dem Cover ist ein Kind zu sehen, allerdings nicht ganz. Teile seines Gesichts und Körpers sind abgeschnitten, da sie über den Rand hinausragen. Das Kind hält eine Pusteblume in der Hand, deren Samenkörner zum Teil vom Wind davongetragen werden. Im Hintergrund ranken sich Pflanzenstränge, der Titel steht links in drei Zeilen aufgeteilt. Die Farben sind ausschließlich in Creme- bzw. Brauntönen gehalten und eher trist. Das Cover spiegelt leider nicht die bunte Welt des Jungen wider, die eigentlich Thema des Buches ist.

In der Geschichte geht es um einen Jungen, der eigentlich nur er selbst sein will, auch wenn seine Interessen von den geltenden Geschlechterstereotypen abweichen. Und da er immer wieder von anderen Kindern gehänselt wird, weil er sich wie ein Mädchen verhalten würde, ist er gehemmt, hilft der Oma beispielsweise nicht mit der Wäsche, obwohl er das gerne tun würde. Der Autor bringt so im Verlauf der Geschichte einige Stereotypen an und stellt ihre Sinnhaftigkeit in Frage. Die Intention des Buches ist also durchaus positiv zu sehen.

Allerdings empfand ich die Illustrationen dazu als nicht ganz so stimmig und sehr trist, wenn man davon ausgeht, dass der Junge es doch eigentlich bunt mag. Nur hin und wieder und ganz zum Schluss kommt etwas mehr Farbe ins Spiel. Bis dahin bleibt die Geschichte allerdings eher trist und traurig. Auch die Mimik des Jungen ist oft von Traurigkeit erfüllt. Sicherlich spiegelt das auch irgendwie die Realität wider. Es ist schwer und braucht viel Mut, einfach so zu sein, wie man ist. Dennoch wage ich zu bezweifeln, dass das Buch wirklich aufmunternde Effekte hat. Es wäre nicht das Buch der Wahl, welches ich als erstes zur Hand nehmen würde, aber dennoch denke ich, dass auch diese Tristheit eine Berechtigung hat.

Gleichzeitig gibt es trotzdem immer wieder fantasievolle Lichtblicke in den Zeichnungen, wie der bunte Farben versprühende Rucksack oder das Bügelbrett, welches zur Schafweide wird und die Haare der Oma, die zu wilden Gewächsen werden.

"Was ich von mir weiß" ist ein Buch mit einer wichtigen Botschaft. Sei du selbst, egal was die anderen sagen. Sei bunt, wenn du es bunt haben magst. Tue Dinge, die dich glücklich machen, anstatt das, was die Gesellschaft von dir erwartet. Die Illustrationen hätte ich mir allerdings etwas freundlicher, fröhlicher und ermutigender gewünscht.

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