Geheimnisse auf Cherry Hill
Endlich durfte ich wieder nach Palisade, Colorado reisen – genauer gesagt auf die Cherry Hill Obstfarm der McCarthys, wo mir der süße Duft reifer Pfirsiche um die Nase weht.
Der dritte Band der Cherry-Hill-Reihe ...
Endlich durfte ich wieder nach Palisade, Colorado reisen – genauer gesagt auf die Cherry Hill Obstfarm der McCarthys, wo mir der süße Duft reifer Pfirsiche um die Nase weht.
Der dritte Band der Cherry-Hill-Reihe aus der Feder von Bestsellerautorin Lilly Lucas wird in der Ich-Form aus der Sicht von Magnolia aka Maggy erzählt. Falls ihr euch jetzt wundert und denkt: 'Moment mal, Maggy?? Die McCarthy-Schwestern heißen doch Poppy, Juniper und Lilac?!', dann habt ihr vollkommen recht. Die Journalistin Maggy, die sich aus privaten Gründen ein eigenes Bild von besagter Familie machen möchte, ist nämlich eine gänzlich neue Figur – und zunächst war ich not amused von der Vorstellung, dass ausgerechnet sie sich, sofern man dem Klappentext Glauben schenken durfte, nun jenen Farmer-Hottie schnappen sollte, den ich insgeheim längst für Poppy auserkoren hatte. Umso gespannter war ich, wie die Autorin diese Wendung herbeiführen wollte, denn Flynn und Poppy verband bis dahin schließlich eine sehr enge Freundschaft.
Insbesondere am Anfang konnte ich mich wunderbar in Maggy hineinversetzen, ihre Bedenken sowie ihre Neugier absolut nachvollziehen. Ich glaube, die meisten Menschen hätten ähnlich gehandelt in puncto Kontaktaufnahme. Die Tatsache, dass sie bezüglich ihrer wahren Motivation nicht sofort mit der Sprache rausrückt, sondern auf einen taktvolleren Moment wartet - immerhin erwischt sie die McCarthys versehentlich an einem für sie enorm traurigen Tag -, leuchtete mir ein. Allerdings stellt sich bald heraus, dass ihre gut gemeinte Notlüge wie ein Bumerang zu ihr zurückkehren und gleich in doppelter Hinsicht schmerzen wird.
Von Flynn, den ich prinzipiell unheimlich gerne mag, erfahren zwar die tragische Geschichte seiner Vergangenheit, aber ansonsten blieb er dieses Mal meines Erachtens ein eher blasser Charakter. Ebenso enttäuscht, zumindest vorübergehend, war ich von Poppy – eigentlich ist sie der herzliche Sonnenschein unter den Schwestern, doch im vorliegenden Band büßte sie aufgrund ihres Verhaltens ordentlich Sympathiepunkte ein. Ihre Enttäuschung auf eine gewisse Enthüllung lasse ich mir noch einreden, denn solch eine krasse Neuigkeit verdaut man nicht mal eben nebenbei. Doch was den romantischen ebenso wie den freundschaftlichen Aspekt betrifft – das ging gar nicht. Ich fand ihre trotzige Reaktion einfach extrem unreif, unnötig verletzend und ziemlich egoistisch. (Keine Sorge, ein Happy End gibt's natürlich trotzdem.)
Ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Lilly-Lucas-Romane ich mittlerweile schon verschlungen haben – sie schreibt gut, so viel steht fest. Mit den Cherry-Hill-Bänden hat sie jedenfalls mal wieder voll ins Schwarze getroffen und ein tolles Wohlfühlsetting erschaffen. Neben einer zarten Love Story wird auch ein ernstes Thema angesprochen (= die größtenteils miserablen Arbeitsbedingungen der meist aus Mittelamerika stammenden Erntehelfer) … das dafür allerdings immer und immer wieder, es zog sich wie ein roter Faden durch die Handlung. Für mich hätten ein, zwei gut platzierte Erwähnungen bzw. thematisch passende Einbindungen in die Geschichte ausgereicht; in der vorhandenen Häufigkeit hatte es hingegen einen Touch von permanent mahnendem Zeigefinger.
Meine zwei Lieblingsszenen waren die allererste Begegnung von Maggy und Flynn im Very Berry sowie die Szene, aus der das folgende Zitat stammt:
"»Weil du dieses Mädchen bist. […] Dieses Mädchen, von dem Jungs wie ich nur geträumt haben. […] Es manchmal immer noch tun«, fügte er leise hinzu."
… dieser Moment ist gleichzeitig so intensiv und so voller Widersprüche - denn Flynn ahnt nicht, wie weit seine Annahme von der Wahrheit entfernt ist.
War die Gesamtentwicklung etwas vorhersehbar? Ja. Machte mir das etwas aus? Nö.
Fazit:
Ich hatte entspannte Lesestunden mit diesem locker-leichten, unterhaltsamen Feel-Good-Roman, bei dem die Familiengeschichte mich letztlich sogar mehr als die Love Story gereizt hat – hätte ich im Vorfeld gar nicht erwartet. Ich freue mich schon auf Band 4 ("A Place to Shine"), der Anfang August erscheinen soll.