Der Comic ist wahnsinnig gehaltvoll und richtig toll gezeichnet
„Sandman: Traumland“ ist ein schmaler Sammelband. Lediglich vier Geschichten werden erzählt, deren Kern doch alle das Träumen haben. Jedes Kapitel behandelt einen anderen Schwerpunkt, rückt andere Protagonisten ...
„Sandman: Traumland“ ist ein schmaler Sammelband. Lediglich vier Geschichten werden erzählt, deren Kern doch alle das Träumen haben. Jedes Kapitel behandelt einen anderen Schwerpunkt, rückt andere Protagonisten in den Vordergrund. Wieder bedient sich Neil Gaiman an unterschiedlichen Quellen zur Inspiration seiner Geschichten.
In Kapitel „Kalliope“ verbindet er altgriechische Mythologie mit dem zwanzigsten Jahrhundert. Das Thema der Muse und dem rücksichtslosen Ausbeuten dieser wird eindrücklich dargestellt. Es zeigt, wie rücksichtslos der Mensch im Willen zum Erreichen seiner eigenen Träume sein kann.
In „Der Traum von tausend Katzen“ rücken unsere tierischen Begleiter in den Fokus. Wir erleben aus ihrer Perspektive, wie sie das Zusammenleben mit uns empfinden und welchen geheimen Traum sie möglicherweise hegen.
Im „Ein Sommernachtstraum“ begegne ich William Shakespeare, der schon im zweiten Sammelband einen kleinen Gastauftritt hatte. Dieser kleine Erzählfaden wird hier zu einer Hauptgeschichte weitergesponnen. Was unglaublich faszinierend ist. Besonders da dieses Kapitel als Hommage an das echte Stück von Shakespeare verstanden werden kann. Dennoch werden hier echte Elemente des Stückes mit Fantasie zu einem geschmackvollen Ganzen verbunden.
Im letzten Kapitel „Fassade“ bedient sich Neil Gaiman wieder an einer Figur aus dem DC-Universum. „Element Girl“ wird in den Fokus gerückt. Obwohl ich mich in der großen bunten Comic-Welt vom DC-Universum nicht auskenne und mir demnach auch die Hauptfigur nichts sagt, gelingt es Neil Gaiman mir mit einfachen Mitteln Zugang zu ihrer Persönlichkeit und ihrer Geschichte zu gewähren. Dennoch ist das Kapitel schwerer zugänglich für mich und ich bin froh, dass ich es inhaltlich schon aus dem Hörspiel kenne. So komme ich leichter durch dieses sehr bedrückende Kapitel.
„Sandman: Traumland“ besticht nicht nur durch die intensive Erzählung, sondern auch durch die Gesamtkonzeption der Illustrationen. Die Künstler haben vielfältige Kulissen und eindrucksvolle Charaktere erschaffen. Das Abtauchen in die jeweilige Geschichte ist nicht immer einfach, dennoch bin ich fasziniert von der Umsetzung. Das Farbspiel ist auf den einzelnen Erzählpunkt sorgsam abgestimmt. Die Unterteilung durch die Panels unterliegt der Dynamik der jeweiligen Geschichte. Sehr beeindruckend.
Obwohl alle vier Kapitel jeweils von anderen Hauptfiguren dominiert werden und Dream in drei davon dieses Mal keinerlei direkte Erwähnung findet und auftaucht, so ist Dream doch stets Dreh- und Angelpunkt.
Sehr freue ich mich, dass seine Schwester Death dieses Mal ein bisschen mehr Raum im Comic „Fassade“ erhält. Die Idee um den Tod als Person finde ich richtig gut umgesetzt. Death ist neutral, weil sie für jeden da ist. Besonders in diesem Kapitel wird dies deutlich transportiert. Sie wirkt beinahe wie eine Freundin.
„Sandman: Traumland“ ist eine tolle Graphic Novel. Auf den ersten Blick wirken die einzelnen Geschichten träumerisch zart, doch auf den zweiten Blick offenbaren sie ihre Vielfältigkeit und Tiefe. Wieder gelingt Neil Gaiman mit Leichtigkeit uns Lesenden einen Spiegel vorzuhalten. Abgerundet durch das stimmige Artwork ist „Sandman: Traumland“ ein Lesegenuss. Da die Geschichten in sich völlig abgeschlossen sind, kann „Sandman: Traumland“ auch unabhängig vom Rest der Reihe gelesen werden. Dennoch gibt es wieder verbindende Elemente, sodass ich die komplette Serie wirklich jedem nur ans Herz legen kann.
Fazit:
Mit vier Geschichten zwar ein schmaler Sammelband, aber inhaltlich sehr umfangreich und unterhaltsam. Die Kombination aus Text und Zeichnung überzeugt auch dieses Mal wieder auf ganzer Linie. Allerdings ist der Comic sehr gehaltvoll und daher an manchen Stellen nicht so leicht zugänglich.