Liebe zum Detail
Goddess of Poison - Tödliche BerührungKlingt dieser Klappentext dort oben nicht perfekt? Also ich finde schon! Und schaut Euch nur das Cover an - ein Traum! :D Genau deshalb, wusste ich ab dem ersten Moment, dass ich dieses Buch haben muss. Vor ...
Klingt dieser Klappentext dort oben nicht perfekt? Also ich finde schon! Und schaut Euch nur das Cover an - ein Traum! :D Genau deshalb, wusste ich ab dem ersten Moment, dass ich dieses Buch haben muss. Vor wenigen Minuten habe ich es dann nach vier Tagen Lesen beendet und bin wirklich begeistert. Die Welt, in der Twylla lebt, ist so unglaublich komplex, facettereich und mysteriös! Es ist der pure Wahnsinn wie viele Mythen, Märchen und Traditionen sich die Autorin hat einfallen lassen, die absolut keine Ähnlichkeit zu denen in unserer Gesellschaft besitzen. Man lernt eine ganz neue Götterwelt, mit ihren Helden und ihren Bösewichten, mit ihren Erfolgen und ihren Sünden und all den vielen Nachwirkungen kennen. Es gibt zu jetzigen Zeit drei große Ländern und alle sind durch Kriege und Wissenschafen gezeichnet und hätten sich nicht unterschiedlicher entwickeln können. Ein großes Lob für diese Detailliertheit!
Fast die gesamte Handlung spielt sich am Königshof von Lormere - einem der drei Königreiche - ab und nur ab und zu gibt es Zeitsprünge zurück in Twyllas Vergangenheit, zu ihrer alten Familie oder ihrer Ankunft im Schloss. Diese Einschübe kamen für mich immer genau passend und machen gewissermaßen auch ein Teil des Wiedererkennungseffektes dieses Buches aus. Die Kapitel sind grundsätzlich normal lang, aber im Inneren in sehr kurze und prägnante Abschnitte eingeteilt, die mir das schnelle Vorrankommen noch mehr erleichtert haben. Die Gewänder, Möbel und Statuen am Hof werden toll beschrieben und verstärkten den Eindruck eines makellosen Schlosses. Manchmal habe ich mich wie mitten im Buch gefühlt, was wirklich angenehm war.
Twyllas Schicksal ist, seit sie denken kann, vorherbestimmt. So etwas wie freier Wille, eigene Meinung und Lernen aus Fehlern sind ihr vollkommen fremd, denn sie durfte ihr ganzes Leben nur das tun, was andere Menschen von ihr wollten oder ihr Geburtsrecht so verlangte. Als erste Tochter ihrer Mutter war klar, dass sie später ihre Nachfolge antreten muss. Sie sollte die nächste Sündenesserin werden und wurde schon in ihrer Kindheit dafür ausgebildet. Eine Tradition in Lormere ist es, bei der Beerdigung eines geliebten Menschens Speisen auf seinen Sarg zu stellen. Diese stehen symbolisch für die Sünden, die der Tote über sein Leben begangen hat, und werden in einem langwierigen Ritual von der Sündenesserin verspeist. Sie birgt somit für seine Selle und sorgt dafür, dass er in den Himmel darf und nicht für Ewig auf der Erde wandeln muss.
Als Jugendliche jedoch wird Twylla an den Königshof gebracht, denn sie soll angeblich Daunen, die wiedergeborene Tochter der Götter sein. Sie hat rotes Haar, eine wunderschöne Stimme und soll ein Zeichen dafür sein, dass sich Lormere gerade in einem goldenen Zeitalter befindet. Hier am Hof steht sie nun nicht mehr unter dem Einfluss ihrer störrischen Mutter, sondern unter dem der bösartigen Königin.
Dementsprechend beeinflusst ist Twylla. Sie ist ein unselbstständiges und in sich gekehrtes Mädchen, dass einem wirklich leid tun kann. Die Stimmung zu Beginn ist sehr melancholisch und erst als Lief auftaucht, kommt Hoffnung auf. Er versucht ihr beizubringen, wie sich normale Jugendliche verhalten und, dass es auch eine andere Welt außerhalb ihrer kleinen Vorstellung gibt. Diese Versuche sind aber leider oft vergeblich, da sich Twylla noch nicht einmal bemüht. Sie badet im Selbstmitleid, aber tut rein gar nichts, um etwas an ihrer Situation zu ändern. Schön und gut, dass hier eine längerfristige Entwicklung aufgezeigt werden soll, aber muss sie so langsam vorangehen? Auch der Prinz bemüht sich von Herzen, Twylla glücklich zu machen, doch sie geht einfach nicht darauf ein. Sie ist ständig überfordert, sagt gar nichts oder stottert nur rum. Das fand ich auf Dauer leider nervig und nicht ganz glaubwürdig, da sie erst seit vier Jahren und nicht schon von Geburt an am Königshof lebt.
Der Handlungsraum ist zwar etwas begrenzt, aber das hat mich wiederum gar nicht gestört, da ich das Feeling einer Königsfamilien mit Dienern, Wächtern und prunkvollen Sälen in jedem Buch liebe. Vor allem zum Ende hin werden einige Lügen aufgedeckt, sodass genügend Spannung aufkommt. Mir war klar, dass hier irgendetwas nicht stimmt, aber so ein abgekartetes Spiel hätte ich dann doch nicht erwartet. Erst in den letzten zwei Kapiteln wurde mir bewusst, dass die Autorin nicht nur ein riesiges Netzwerk aus Sitten, Ritualen und Nacherzählungen geschaffen hat, sondern auch ein Netz aus Verrat, Intrigen und hinterlistigen Plänen. Außerdem wird ein kleines Häppchen aus Band 2 angekündigt, sodass man richtig Lust auf die Fortsetzungen bekommt.
Fazit:
"Goddess of Poison - Tödliche Berührung" ist ein Must-Read für all diejenigen, die noch an Märchen und Götter glauben oder zumindest gerne Bücher über diese lesen. Melinda Salisbury hat sich viele Traditionen und Sagen ausgedacht und sie mit einer unglaublichen Detailliertheit in ihr Buch einfließen lassen. Jeder Charakter und jedes Land hat eine einzigartige Vergangenheit, was dieses Buch ganz besonders macht. Twylla ist zu Beginn eine sehr unselbstständige Hauptprotagonistin und ich hätte sie gerne manchmal geschüttelt, damit sie endlich mal den Mund aufmacht, doch mit der Zeit ist sie mir trotzdem ans Herz gewachsen. Die Kulisse des Königshofes und die gewaltigen Spannungsmomente ganz am Ende machen dieses Buch fast perfekt!
Ich freue mich schon sehr auf Band 2, doch leider ist noch kein Erscheinungsdatum für die deutsche Ausgabe bekannt gegeben worden.