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Veröffentlicht am 09.07.2023

Empfehlenswertes Kinderbuch

Die Königin mit der roten und der grünen Krone
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„...Aber die Königin, von der ich dir nun erzählen möchte, hatte etwas mehr als andere Königinnen. Sie hatte nämlich nicht nur eine Krone – nö! - sie hatte gleich zwei! Eine grüne und eine rote...“

Mit ...

„...Aber die Königin, von der ich dir nun erzählen möchte, hatte etwas mehr als andere Königinnen. Sie hatte nämlich nicht nur eine Krone – nö! - sie hatte gleich zwei! Eine grüne und eine rote...“

Mit diesen Zeilen endet der Einstieg in ein Kinderbuch, das auf märchenhafte Weise die Vielfalt des Lebens vermittelt.
Die Erzählung ist kindgerecht und trotzdem sprachlich gut ausgearbeitet.
In den ersten drei Kapiteln erfahren die Kinder, dass die Königin ihre grüne Krone trägt, wenn sie schon früh mit einem Lächeln aufwacht. Der Tag vergeht dann voller Heiterkeit und schönen Beschäftigungen.
Entscheidet sich die Königin für die rote Krone, aus welchem Grund auch immer, dann läuft an dem Tag nicht viel. Man könnte sagen, es ist ein Tag voller schlechter Laune.
Das folgende Zitat zeigt, worum es im dritten Kapitel geht.

„...Und dann gibt es noch ganz viele Tage, die irgendwo dazwischen sind. Nicht wirklich grün, aber auch nicht wirklich rot...“

Doch dann kam eine Zeit, da trug die Königin nur noch die rote Krone. Es war eine Zeit der Kälte, der Trauer und der Hoffnungslosigkeit. Da erinnerte sich die Königin an ihren Hofnarr, der sie als Kind immer aufgeheitert hat. Er erscheint ihr im Traum. Er weist ihr den Weg aus der Hoffnungslosigkeit. Es ist keine große Sache, sondern viele kleine Schritte, die Veränderungen bringen.
Und so wie die Hoffnung wächst, so verschwindet die Kälte unter den ersten Sonnenstrahlen.
Besonders bewegend fand ich den Brief, den die Königin am Ende erhalten hat. Er zeigt auf berührende und kindgerechte Weise, wie man mit Schwierigkeiten im Leben umgehen kann.
Vor jedem Kapitel gibt es eine passende Zeichnung. Die Bilder sind ansprechend und enthalten das Wesentliche des Kapitels.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist ein liebevoll gestaltetes Märchen, das nicht nur Kindern eine Menge zu sagen hat.

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Veröffentlicht am 08.07.2023

Die Entstehung des Stammes der Franken

Der Thron Mittgarts
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„...Die Häuser waren lange Häuser, die aus einer Halle bestanden. In den zwei hinteren Dritteln war das Vieh untergebracht. Die Wände waren aus Fachwerk, welches mit weiß gestrichenen Lehm verputzt war...“

Wir ...

„...Die Häuser waren lange Häuser, die aus einer Halle bestanden. In den zwei hinteren Dritteln war das Vieh untergebracht. Die Wände waren aus Fachwerk, welches mit weiß gestrichenen Lehm verputzt war...“

Wir schreiben das Jahr 209 n.Chr., als ein Fremder in das Dorf kommt. Er nennt sich Ganglani und wird in der Nacht einen Sohn zeugen. Dem wird der Name Sigi gegeben.
Der Autor hat einen vielschichtigen historischen Roman geschrieben. Im Gegensatz zu anderen Büchern des Genre spielt hier aber auch die germanische Götterwelt eine Rolle. Dort stehen sich Wotan und Loge gegenüber. Auch Loge bekommt einen Sohn namens Mero.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er wechselt gekonnt zwischen der Realität und dem Einfluss der Götter. Oftmals allerdings stehen sie nur als Beobachter an der Seite. Begriffe der damaligen Zeit werden an verschiedenen Stellen genutzt und lassen mich als Leser deshalb auch tief in diese Vergangenheit eintauchen.
Die ersten achtzehn Jahre im Leben der Jungen werden übersprungen. Dann setzt erneut die Handlung ein. Sigi wird so charakterisiert.

„...Er war groß, seine blauen Augen schauten neugierig und lebenshungrig in die Welt, sein blondes Haar hing in Wellen über seine Schulter. Sigi war kühn, mutig und gütig...“

Der junge Mann war aber auch jähzornig. Als ein Krieger der Brukterer seinen Vater beleidigt, sticht Sigi ihn nieder. Daraufhin wird er trotz seiner erst 18 Jahre verbannt. Mit einigen Getreuen baut er sich ein neues Leben an der Ruhr auf. Doch Sigi ist kein Bauer, sondern Krieger. Immer wieder legt er sich erfolgreich mit Rom an. Bei Überfällen kommt er mit reicher Beute heim. Bald nennen sich Sigi und seine Krieger „Die Kühnen“ oder „die Franken“. Sigi wird zum König der Franken gekrönt.
Der Autor verknüpft gekonnt exakt recherchierte Ereignisse der römischen Geschichte mit dem fiktiven Leben von Sigi. Während Sigi Rom bekämpft, dient sich Mero lange Zeit Rom an. Er ist der Urvater der Meroinger. Außerdem erhalte ich einen Einblick in die verschiedenen weiteren Stämme, die in dieser Zeit existieren.
Ab und an erfahre ich, was man in Rom oder in römischen Kreisen so denkt. Dabei wird auch deutlich, dass sich das Christentum mittlerweile etabliert hat und von den Herrschenden mit kritischen Augen betrachtet wird.
Sigi gelangt mit seinem Heer bis ins heutige Spanien, aber auch über die Nordsee nach Britannien. Er lernt, Schiffe für die Fortbewegung seiner Kämpfer zu nutzen.
Sigi lässt sich nur von wenigen die Meinung sagen. Einer von ihn ist Haiduwalda. Er ermahnt ihn:

„...Sigi, ich übe jeden Tag mit dem Schwert und dem Speer, doch ein Mann braucht eine Frau. Das Land und das Schwert sind die Seele des Mannes, die Frau ist seine Vernunft...“

Sigi ist schon im reifen Alter, als er endlich heiratet. Zwar ist seine Frau die Tochter von Meto, doch der Friede zwischen beiden bleibt brüchig. Wird Rerir, Sigis Sohn, sein Erbe fortführen können?
Ein Glossar, eine Zeittafel, Stammbäume, eine Übersicht über historische Personen, mehrere Karten und ein Kalender ergänzen die Handlung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es vermischt gekonnt Fiktion und Realität und hat einen hohen Spannungsbogen.

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Veröffentlicht am 07.07.2023

Der Weg zur Wahrheit

Der Laden der unerfüllten Träume
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„...War es möglich, im Leben die Resettaste zu drücken und noch einmal von vorne anzufangen? So zu tun, als hätte es nie etwas anderes gegeben als diese ländliche Kleinstadt und den Traum eines kleinen ...

„...War es möglich, im Leben die Resettaste zu drücken und noch einmal von vorne anzufangen? So zu tun, als hätte es nie etwas anderes gegeben als diese ländliche Kleinstadt und den Traum eines kleinen Mädchens, für den Rest seines Lebens Kaufmannsladen zu spielen?...“

Diese Gedanken gehen Sarah durch den Kopf, die nach dem Tode ihres Mannes in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist. Dort betreiben Mutter und Gro0mutter immer noch einen kleinen Laden.
Die Autorin hat eine bewegende Geschichte geschrieben. Es geht um den Sinn des Lebens, um Familiengeheimnisse und nicht zuletzt um die Kraft der Liebe und des Glaubens. Der Schriftstil ist ausgereift und bringt die Themen gekonnt auf den Punkt.
Das Geschehen verläuft in drei Handlungssträngen. Neben der Gegenwart erhalte ich als Leser einen Einblick in das Leben von Sarahs Mutter und ihrer Großmutter.
Glory Ann, die Großmutter, war 19 Jahre alt, als sie die Nachricht bekommt, dass ihr Freund Jimmy in Vietnam gefallen ist. Die letzte Nacht, die sie zusammen waren, hat vieles verändert, denn Glory ist schwanger. Ihr Vater ist Pfarrer. Er verheiratet sie mit dem Ladenbesitzer Clarence Clearwater. Diese Verbindung sollte sich für Glory als Segen erweisen. Sie lernt ihren Mann zu lieben, als sie sieht, wie er einerseits still ihre anfängliche Abneigung erträgt, sich aber andererseits liebevoll um ihre Tochter Rosemary kümmert, die ja nicht seine Tochter ist.

„...Ich habe mich für das kleine Mädchen, das unter seiner Decke kuschelt und nicht einschlafen wollte, entschieden. Sie hat zwar nicht meine DNA, aber ich liebe sie, wie sie ist und weil sie deine Tochter ist...“

Ihre Eltern dagegen haben die Kontakt konsequent abgebrochen. Glory bekommt eine weitere Tochter. Der zweite Handlungsstrang erzählt von der Kindheit der Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dieser Teil ist emotional berührend. Er wird vor allem Rosemarys Leben über viele Jahre prägen. Schuldgefühle und Verschweigen sind keine guten Begleiter.
In der Gegenwart arbeitet Sarah ihre Ehe auf. Auch dort gab es mehr Schatten als Licht. Gleichzeitig will Rosemary, dass der Laden verkauft wird.

„...Nein, die Stadt braucht den Laden nicht. Nicht mehr. Hast du das neue Gebäude am Stadtrand gesehen? Eine große Supermarktkette hat dort vor zwei Wochen eine Filiale eröffnet...“

Als Sarah hinter ein mögliches Familiengeheimnis kommt, ergreift sie die Initiative. Wird die Wahrheit alle verborgenen Schmerzen heilen?
Sarah lernt Clay kennen. Der war in Afghanistan und hat sich danach zurück ins Leben gekämpft. Deshalb wirkt sein Rat sehr authentisch.

„...Du hast die Chance auf einen Neuanfang, nach dem du dich sehnst. Und du brauchst deshalb keine Schuldgefühle zu haben. Ich habe auf die harte Tour gelernt, dass es niemand hilft, wenn man sich selbst bestraft...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bedarf Zeit, um zu erkennen, warum sich mancher der Protagonisten so verhält, wie er sich verhält. Erst nach und nach werden die Spuren der Vergangenheit mit ihren Verletzungen gelüftet. Das aber führt zu einer inneren Spannung, die den Lesefluss beflügelt. Wie formuliert es Clarence so treffend?

„...Wenn wir durch eine gebrochene Linse schauen, können wir manchmal etwas Wunderbares und Unerwartetes sehen...“

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Veröffentlicht am 06.07.2023

Mitten aus dem Leben

Mit Blaulicht und Büchse
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„...Es gibt Dinge, von denen konnte ich mir nicht vorstellen, dass es sie gibt – bis ich es selbst erlebte...“

Der Autor ist passionierter Jäger und pensionierter Polizist. In 34 kurzen Geschichten erzählt ...

„...Es gibt Dinge, von denen konnte ich mir nicht vorstellen, dass es sie gibt – bis ich es selbst erlebte...“

Der Autor ist passionierter Jäger und pensionierter Polizist. In 34 kurzen Geschichten erzählt er aus seinem Leben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist leicht und locker, mal humorvoll, an anderen Stellen spannend.
So unterschiedlich wie seine täglichen Einsätze sind die Erzählungen. Ab und an war zugleich als Polizist und Jäger gefordert, nämlich dann, wenn sie zu einem Wildunfall gerufen wurden.

„...Als Jäger war mir klar, dass das Stück bei der sommerlichen Hitze in kürzester Zeit verderben würde. [...] Kurz entschlossen zog ich mein Jagdmesser, das ich aus lieber Gewohnheit immer am Gürtel trug, und begann, das Wildschwein fachgerecht aufzubrechen...“

Erlebnisse beim Verteilen von Knöllchen, unangenehme Situationen im Milieu und die Suche nach angeschossenen oder verletzten Tieren sind weiter Themen, die in den Geschichten enthalten sind.

„...Unser Fahrgast hatte die die blinden Passagiere mitgebracht, Wir nahmen ihn genauer in Augenschein und sahen den Flohzirkus in voller Aktion...“

In einigen Geschichten erweisen sich die Polizisten im wahrsten Sinne des Wortes als Freund und Helfer. So organisieren sie für ältere Damen einen Ausflug und verbringen Zeit mit benachteiligten Jugendlichen. Mit letzteren entwickelt sich ein schönes Vertrauensverhältnis.
Einige zum Teil humorvolle Schwarz-Weiß-Zeichnungen vervollständigen das Büchlein.
Die Erzählungen haben mir sehr gut gefallen. Sie sind mitten aus dem Leben gegriffen und schön aufbereitet.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Eine junge Frau muss sich entscheiden

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
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„...Nachdenklich betrachtete Elise ihren vier Jahre jüngeren Bruder. Er hatte recht, dachte sie. Jede Sekunde, die sie mit ihrer Geige verbringen dürfte, war für sie das reine Vergnügen...“

Elise ist ...

„...Nachdenklich betrachtete Elise ihren vier Jahre jüngeren Bruder. Er hatte recht, dachte sie. Jede Sekunde, die sie mit ihrer Geige verbringen dürfte, war für sie das reine Vergnügen...“

Elise ist das älteste Kind von Georg Spielmann, der ein begnadeter Musiker ist. Doch beruflich konnte er mit der Musik bisher nicht Fuß fassen. Dass er seiner Tochter das Geigenspiel beigebracht hat, ist ungewöhnlich in dieser Zeit. Geige gilt als ein Instrument, das Frauen nicht spielen können.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist ausgereift und gibt die Zeitverhältnisse gekonnt wieder.
Wir befinden uns im Dresden des Jahres 1841. Zur Eröffnung der Semperoper wird „Der Freischütz“ gespielt. Auch Georg Spielmann nimmt mit seiner Familie an der Vorstellung teil. Doch Elise muss zwischendurch den Raum verlassen. Ihr ist unwohl. Draußen trifft sie den Malergehilfen Christian Hildebrand. Zwischen beiden entwickelt sich in dem kurzen Moment eine knisternde Spannung.
Sehr anschaulich wird das Leben hinter den Kulissen beschrieben. Die Ballerina beschwert sich darüber, dass ihr Kostüm zu eng ist. Bertha, die Garderobiere, ist dafür verantwortlich.

„...Offenbar hatte es der Ballerina in letzter Zeit zu gut geschmeckt, dachte Bertha und schmunzelte in sich hinein. Nicht jeder vertrug das Dresdner Essen mit den vielen Mehlspeisen...“

Wenn es nur das wäre, aber das Problem liegt tiefer. Verantwortlich für die Requisiten ist Ernestine. Sie stammt aus dem Waisenhaus und hat sich mittlerweile unentbehrlich gemacht. Sie hat gute Ideen und findet schnell und problemlos Dinge, die gebraucht werden. Ihr Bruder Christian erweist sich als talentierter Bühnenmaler.
Elise träumt davon, als Violinistin öffentlich auftreten zu dürfen. Die Romanze mit Christian aber könnte ihr ganzes Leben durcheinanderwürfeln, zumal ihr künftiger Bräutigam schon feststeht. Wer der ihr erlauben, weiter Geige zu spielen?
Währenddessen brodelt es in den Dresdner Kneipen. Auch Christian bekommt davon einiges mit. Es ist revolutionäres Gedankengut, dass heimlich von Mund zu Mund geht.Am Beispiel ihrer Freundin erlebt Elise, was mit Frauen passiert, die sich nicht an die Regeln der Gesellschaft halten.
Ein inhaltsreiches Nachwort geht auf die Musikgeschichte Dresdens und die weitere Geschichte der Oper ein.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein gekonntes Zeitgemälde.

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