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Veröffentlicht am 06.11.2017

Wunderbare Geschichte!

Und jetzt lass uns tanzen
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Nach 55 gemeinsamen Jahren stirbt Henri, der Mann von Marguerite Delorme. Ihr Sohn macht sich die grössten Sorgen um seine 78 jährige Mutter, war es doch bisher Henri, der das gemeinsame Leben organisiert ...

Nach 55 gemeinsamen Jahren stirbt Henri, der Mann von Marguerite Delorme. Ihr Sohn macht sich die grössten Sorgen um seine 78 jährige Mutter, war es doch bisher Henri, der das gemeinsame Leben organisiert hat. Als Marguerite zur Kur fährt, und dort den etwas jüngeren Marcel kennen lernt, verliebt sie sich und beginnt endlich zu leben. Auch Marcel, der nach dem Unfalltod seiner Frau versucht im Leben wieder Fuss zu fassen, ist fasziniert von Marguerite. Ist das Liebe ?…und kann…darf man sich in dem Alter noch mal verlieben?

Diese Geschichte ist eine, die in mir nachhallen wird. Mit viel Gefühl und ohne Kitsch beschreibt die Autorin eine Liebe, die geprägt ist von Romantik und Selbstbestimmung. Ein Thema, Liebe im Alter, das polarisiert und beschäftigt.
Erst bekommt man als Leser Einblick in die völlig verschiedenen Leben von Marcel und Marguerite. Maguy, wie sie lieber genannt wird, ist gefangen in einer konservativen Ehe mit Henri…dabei nicht einmal unglücklich. Doch...Henri bestimmt, was gegessen und getan wird. Erst, als er stirbt entdeckt Maguy, dass das Leben noch anders sein kann. Gerade diese Symbolik hat mich sehr berührt. Anders Marcel, der in einer sehr liebevollen Partnerbeziehung steht und kurz vor der goldenen Hochzeit , Abschied nehmen muss. Hier hat mich gerade die Tatsache, dass das Leben sich von einer Minute auf die andere, völlig ändern kann, beschäftigt.
Eine weitere Komponente zeigt die Autorin mit viel Sensibilität. Wenn die Sorge der Kinder auf die Lebenslust älterer Menschen trifft. Gerade die Differenz zwischen Maguys Sohn und Marcels Tochter könnte grösser nicht sein. Und zeigt auch, wie verschieden die Einstellung zu Liebe im Alter sein kann.
Der Schreibstil hat mir ausserordentlich gut gefallen. In teilweise abgehackten Sätzen, doch sehr bildhaft und lebendig, weiss die Autorin wie man Leser fesselt. Der französische,wenn auch gehobene, Lebenstil prägt die Geschichte zusätzlich.
Ich fand die Geschichte wunderbar, berührend und fesselnd.

Veröffentlicht am 19.09.2017

Anspruchsvoll!

SOG
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2004 wird in Reykjavik die 8 jährige Vaka Orradottir vermisst und kurz darauf tot aufgefunden. Der Mörder, ein Familienvater, wird verhaftet und inhaftiert. 12 Jahre später,wird eine Zeitkapsel,in der ...

2004 wird in Reykjavik die 8 jährige Vaka Orradottir vermisst und kurz darauf tot aufgefunden. Der Mörder, ein Familienvater, wird verhaftet und inhaftiert. 12 Jahre später,wird eine Zeitkapsel,in der Briefe ehemaliger Schüler versiegelt wurden, gehoben. In dem damaligen Projekt, das mit einer Schulklasse in Amerika durchgeführt wurde, mussten die Schüler aufschreiben, wie sie sich ihr Land, ihre Stadt ,in 10 Jahren vorstellen. Ein Aufsatz fällt aus dem Rahmen, denn er enthält eine Liste mit den Initialen möglicher Todesopfer.Kurz darauf taucht das erste Opfer auf und Kommissar Huldar, der nach dem letzten Fall degradiert wurde, muss sich und seinen Vorgesetzten beweisen , dass er immer noch Leistung erbringt. Wieder führt ihn der neue Fall ins Kinderhaus zu der Psychologin Freyja und gemeinsam machen sie sich an die Aufklärung des Verbrechens, das sie auch zum Fall der 8 jährigen ermordeten Vaka führt.



Dies ist der zweite Fall von Huldar und Freyja und meiner Meinung nach ganz klar eine Fortsetzung, obwohl der Fall in sich abgeschlossen ist . Vor allem die privaten , aber auch beruflichen Probleme von Huldar und Freyja , gehen in "Sog" nahtlos weiter. Ich denke, es ist von Vorteil das erste Buch "DNA" gelesen zu haben, gerade um die Degradierung und die privaten Schwierigkeiten zu verstehen. Immer wieder wird Bezug genommen und ich kann mir nicht vorstellen, dass man folgen kann, wenn man diese Details nicht kennt.

Der Prolog sagt schon einiges aus! Es geht um Kinder und ich kann mir vorstellen, dass es gerade für sensible Leser in der Beziehung zu brutal sein könnte. Der Plot, die Idee der Zeitkapsel ,empfand ich als wahnsinnig einfallsreich und toll. So zieht sich diese Idee auch wie ein roter Faden durch das ganze Buch und entwickelt sich zu einer spannenden Story.

Die Autorin verlangt einiges vom Leser. Die nicht geläufigen Namen, die vielen Personen und ihre Geschichten , die verschiedenen Erzählstränge sind eine Herausforderung und verlangen konzentriertes Lesen. Dies ist definitiv keine Geschichte, die man "nebenher" liest. Als mühsam habe ich empfunden, dass die nicht geläufigen Namen so gewählt wurden,dass sie Ähnlichkeiten aufweisen. Zwei für die Story wichtige Personen heissen zum Beispiel "Pröstur" und "Porvaldur". Schade wurde hier nicht differenzierter gewählt. Dafür ist der Schreibstil klasse und ich mag die Mischung von Ermittlungen und Privatem, die die Autorin gewählt hat. Privates zwischen Huldar und Freyia wird zwar zeitweise etwas ausschweifend und pubertär. Ihr Balz und Liebesgerangel ist dennoch amüsierend. Als etwas nervig empfand ich das Kompetenzgerangel zwischen Huldar und seiner Chefin, die in "DNA" noch eine Kollegin war. Ein guter Thriller, der spannend ist und wohl noch mitreissender, wenn das sortieren der (zu) vielen Figuren nicht wäre.In dem Bereich hätte etwas abgespeckt werden dürfen.

Veröffentlicht am 16.09.2017

Humorvoll und doch tiefgründig!

Ziemlich beste Mütter
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Marie zieht mit ihrem kleinen Sohn Florian von München nach Berlin .Die Einschulung von Flo steht bevor und sie ist gespannt wie sich ihr kleiner Sohn in der Schule zurecht finden wird. Besser als seine ...

Marie zieht mit ihrem kleinen Sohn Florian von München nach Berlin .Die Einschulung von Flo steht bevor und sie ist gespannt wie sich ihr kleiner Sohn in der Schule zurecht finden wird. Besser als seine Mutter,stellt sie schon nach dem ersten Elterngespräch fest, Sie ist fassungslos, denn einige Eltern verwechseln ihre Kinder mit einem Business Masterplan . Zuckerpolizei, Frühförderung und Lehrer , die spuren heisst die Devise. Zum Glück findet Marie gleich drei nette Frauen, die sich der allgemeinen Hysterie nach guten Noten und Frühförderung auch verweigern. Olivia,Alexa und Katrin wollen wie Marie nur eines :glückliche Kinder, die ihr Kindsein ausleben können.

Und da ist da noch der nette Nachbar Jakub, mit Sohn in gleichem Alter, der Marie gefällt. Doch eigentlich liebt sie immer noch ein wenig Constantin, den Vater von Flo. Ach, ist das neue Leben kompliziert!

Die Geschichte zeigt sehr gut wie schwer es ist, in einer neuen Stadt ,in fest vernetzten Elterngruppen als Neue Fuss zu fassen. In der Anfangsszene hätte ich Marie am liebsten in den Arm genommen, so leid tat sie mir. Überhaupt beschreibt die Autorin Hanna Simon immer wieder Szenen, die einem ganz normalen, realen Leben entsprungen sein Könnten. Zwar wurde gerade die Figur der Rädelsführerin etwas überspitzt gezeichnet, doch das hat der guten Unterhaltung keinen Abbruch getan. Ich hoffe zumindest, diese wurde überspitzt skizziert,denn wenn mir so jemand im wahren Leben begegnen würde…oh Schreck!Helikoptermuttis, die kreisen und kreisen….und das am liebsten über ihrem Lebensmittelpunkt:den eigenen Kindern, kennt wohl jeder von uns. In "ziemlich beste Mütter" gibt es ein paar schreiend komische Szenen, die ich mit Genuss und einem lauten Lachen gelesen habe.

Die Figuren sind ansonsten sehr authentisch und real beschrieben. Gerade Hanna und ihr Sohn Flo sind toll . Mir hat vor allem gefallen, dass Flo "altersgemäss" spricht und agiert. Denn die richtige Dosierung erwischen längst nicht alle Autoren.

Der Schreibstil ist frisch, witzig und tiefgründig.Ab und zu hatte ich bei ein paar Dialogen das Gefühl,die Figuren sprechen so, wie niemand sprechen würde und agieren, wie nie jemand reagieren würde. Als zum Beispiel Marie bei Verdacht auf einen Einbrecher in Jakubs Wohnung, diesem erst mal Tee anbietet um sich zu beruhigen, statt die Polizei zu rufen…und dann selbst in die Nachbarwohnung marschiert .

Marie arbeitet als Restauratorin an Kunstgegenständen und so sind Bilder ein wichtiges Element in der Geschichte. Hier spürt man die guten Recherchen und /oder Kenntnisse der Autorin. Sehr passen dazu die Kapitelüberschriften mit den Namen von Bildern.

Die Liebesgeschichte ist nicht wie ich vor dem lesen angenommen habe vorhersehbar, sondern bietet auch Raum für einige Ueberraschungen.

Veröffentlicht am 06.09.2017

Das Verbrechen von Beauval!

Drei Tage und ein Leben
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Es ist kurz vor Weihnachten im Jahr 1999, als der 6 jährige Rémi verschwindet. Das ganze Dorf Beauval steht Kopf, die Gegend wird tagelang abgesucht . Mitten drin der 12 jährige Nachbarsjunge Antoine,der ...

Es ist kurz vor Weihnachten im Jahr 1999, als der 6 jährige Rémi verschwindet. Das ganze Dorf Beauval steht Kopf, die Gegend wird tagelang abgesucht . Mitten drin der 12 jährige Nachbarsjunge Antoine,der den verschwundenen Jungen zum letzten Mal lebend gesehen haben soll. Doch Antoine weiss mehr als er sagt,denn er ist nicht nur der Letzte ,der Rémi lebend gesehen hat, sondern auch sein Mörder.

Dieses Buch, das im Original "trois jours et une nuit" heisst wurde hervorragend übersetzt und überzeugt durch seine einfache Sprache. Der Schreibstil von Pierre Lemaire, der für sein letztes Buch mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde, ist sachlich,zeitweise trocken und nüchtern. Wo andere Autoren zwei, drei Sätze formulieren, packt Lemaitre alles in einen Satz und trennt mit etlichen Kommas . Die rar eingesetzte direkte Rede unterstreicht das Sachliche des Stils noch zusätzlich. Und gerade das ist es, dass mich von Beginn weg gefangen genommen hat. Zwar bekommt die Figur Antoine dadurch auch etwas oberflächliches….doch ich vermute, dass dies genau das war,was der Autor damit erreichen wollte. Denn so kann man sich als Leser so richtig schön entrüsten ob der Abgebrühtheit des Täters. Meine Emotionen sind vor allem im zweiten Teil,der 2011 spielt und Antoine erwachsen ist, hochgekocht. Wie kann man mit dieser Schuld nur leben?Wie kann man den Eltern und der Schwester des verschwundenen Kindes in die Augen sehen ?Für mich unbegreiflich…

Das Verschwinden des kleinen Rémi, zeigt nicht nur die Gerüchteküche des kleinen Kaffs,die regelrecht brodelt. Es zeigt auch wie schnell Menschen, die nicht in eine Schema passen, vorschnell vorverurteilt werden. Und, wie schnell ein an und für sich einschneidendes Ereignis von einem nachfolgenden ,plötzlich interessanterem ,Gesprächsthema verdrängt wird. Da spiegelt die Geschichte voll und ganz die heutige Gesellschaft wieder.

Der Fokus liegt praktisch das ganze Buch über auf dem Täter und seiner Schuld. Ermittlungen oder wie die Familie des Opfers mit dem Verlust umgeht , bekommt man nur am Rande mit. Hier empfand ich einige Passagen, wie das Packen eines Rucksackes für die Flucht als langatmig und zu ausschweifend.

Mich hat dieses Buch berührt, beschäftigt und nachdenklich gemacht und ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 25.08.2017

Toller Schreibstil!

Dann schlaf auch du
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Als Myriam Massé ein Jobangebot bekommt, überlegen sich ihr Mann Paul und sie die Betreuung der 3 jährigen Mila und des Babys Adam sehr genau. Die Wahl fällt auf eine Nanny und sie stellen die 50 jährige ...

Als Myriam Massé ein Jobangebot bekommt, überlegen sich ihr Mann Paul und sie die Betreuung der 3 jährigen Mila und des Babys Adam sehr genau. Die Wahl fällt auf eine Nanny und sie stellen die 50 jährige Louise ein um die Kinder während der Arbeitszeit zu betreuen. Die ganze Familie ist begeistert von Louise,die Kinder lieben ihre "Nounou" sehr. Bis sich eines Tages ihr ganzes Leben, ihre ganze Zukunft verändert.

Als erstes muss ich den grössten Pluspunkt in diesem Buch erwähnen. Den Schreibstil! Sehr ausdrucksstark und doch sachlich, mit kurzen doch prägnanten Sätzen hat die Autorin einen guten Ausgleich zu dem eher düsteren , traurigen und melancholischen Grundthema geschaffen. Mir hat vor allem diese Mischung auch Sachlichkeit und unterschwellig dunkler Seite der Geschichte , gefallen. Man hat beim Lesen, das Gefühl man sitzt auf einem Pulverfass und jederzeit kann die Bombe platzen. Schon der erste Satz des Buches :"Das Baby ist tot" sorgt für Gänsehaut und man will einfach wissen, was geschehen ist. Doch dann spielt Leila Slimani noch eine ganze Weile mit den Lesern und ihrer Neugier und man kann das Buch einfach nicht mehr weg legen.

Etwas zu viel an Langsamkeit und dadurch leider leicht langatmig waren mir die Kapitel, in denen Louises Angehörigen zu Wort kommen. Hier wird die Vergangenheit von Louise rückblickend erzählt. Doch nach und nach erkennt man, dass auch diese Kapitel auf das grosse Finale zusteuern ...

Sehr gut hat mir gefallen, wie authentisch das Leben mit Kindern in Paris dar gestellt wurde. Eine Grossstadt, in der man auch bei schlechtem Wetter oder im Winter die Kinder irgendwie beschäftigen muss.

Myriam Massé und ihr Mann Paul sind meiner Meinung nach ein typisches Karrierepärchen, die mehr mit dem Job als mit ihren Kindern beschäftigt sind. Sie lieben die Kleinen, haben jedoch nicht die Zeit und die Lust sich mit ihnen zu beschäftigen.Und lassen ihrer Nanny weitgehend freie Hand…was sich als ein verhängnisvoller Fehler entpuppt. Die Figuren sind hervorragend ausgearbeitet und man fühlt mit…auf die positive wie auch auf die negative Weise. Ein Highlight in diesem Buch ist für mich das Ende...das lässt zwar einiges offen, ist jedoch stimmig und rund ...passend zu dem aussergewöhnlichen Buch !