Cover-Bild Die Wut, die bleibt
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 17.10.2023
  • ISBN: 9783499009129
Mareike Fallwickl

Die Wut, die bleibt

Mareike Fallwickl skizziert diesem feministischen Roman auf drastische Weise, was geschieht, wenn eine erschöpfte Mutter aufgibt, beschreibt die Lücken, die sie hinterlässt und die weibliche Wut, die bleibt. Sie seziert Tabuthemen, veraltete Rollenbilder und legt den Finger in die klaffenden Wunden unserer Gesellschaft.

Helene, Mutter von drei Kindern, steht beim Abendessen auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in den Tod. Die Familie ist im Schockzustand. Plötzlich fehlt ihnen alles, was sie bisher zusammengehalten hat: Liebe, Fürsorge, Sicherheit.
Helenes beste Freundin Sarah, die Helene ihrer Familie wegen zugleich beneidet und bemitleidet hat, wird in den Strudel der Trauer und des Chaos gezogen. Lola, die älteste Tochter von Helene, sucht nach einer Möglichkeit, mit ihren Emotionen fertigzuwerden, und konzentriert sich auf das Gefühl, das am stärksten ist: Wut.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2023

Ein Highlight

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Helene kann nicht mehr und eines Tages steht sie vom Tisch auf und stürzt sich vom Balkon. Doch die Frauen, die zurückbleiben, müssen diese Lücke schließen. Ihre Tochter Lola, die sich nicht in das Frauenbild ...

Helene kann nicht mehr und eines Tages steht sie vom Tisch auf und stürzt sich vom Balkon. Doch die Frauen, die zurückbleiben, müssen diese Lücke schließen. Ihre Tochter Lola, die sich nicht in das Frauenbild reinpressen möchte und ihre Freundin Sarah, die selbstverständlich ihren Mann Johannes unterstützt.

Um ehrlich zu sein ist mir auf dem Cover etwas zu viel los. Die Farben und die Schrift, mir persönlich gefällt das Cover nicht so gut.
Dafür die Geschichte umso mehr. Eine Geschichte mit vielen klassischen Rollenbildern, die aber leider manchmal so wahr sind und die mich geschmerzt und auch wütend gemacht hat.
Die ganze Zeit präsent ist Helene, obwohl sie bereits am Anfang der Geschichte stirbt, aber sie ist das Bild einer Mutter, die überfordert ist und keine Hilfe bekommt, sondern nur liefern muss. Die Kinder wollen Aufmerksamkeit und ihr Mann erwartet das alles läuft und er sich nicht kümmern muss. Und genauso geht es auch nach dem Selbstmord weiter. Was mich am meisten geschockt hat, war das Johannes nicht mal für eine kurze Zeit bei seinen Kindern bleibt und trauert, sondern sein Leben einfach weiterlebt. Er geht zur Arbeit und ist sich sicher, dass irgendeine Frau in seinem Leben sich um den Haushalt und die Kinder kümmert. Sei es seine Mutter, die schwerkrank ist oder Sarah, die beste Freundin von Helene, die keine eigenen Kinder hat und sich in eine vollkommen neue Welt einfinden muss.
Entsetzt war ich da nicht nur über Johannes, sondern auch über Sarah selber. Sie nimmt das alles so hin und wehrt sich nicht, wenn Johannes sagt, dass es ab September eine andere Lösung mit den Kindern finden wird und es dann Dezember wird und immer noch nichts passiert ist. Oder wenn ihr eigener Freund sie in das Bild der hübschen, schlanken, kinderlosen Frau drängt. Egal wo man hinschaut in dem Buch, es ist voll von typischen Rollenbildern. Denn auch die Männer sind gefangen und kommen nicht aus ihrer Haut raus.
Einzig Lola, Helenes Tochter, versucht auszubrechen und möchte einfach nur sie selber sein. Sie möchte nicht auf ihren Körper reduziert werden, ob er zu schlank oder zu dick ist, und beginnt mit ihren Freundinnen ein Leben außerhalb von Konventionen. Wie sie das genau macht, fand ich persönlich auch nicht so gut, denn letztendlich ist sie dann nicht besser als diejenigen, die sie verurteilt, aber ich kann den Ansatz nachvollziehen.
Die Wut, die bleibt am Ende, aber nicht nur auf Helene, die keinen anderen Ausweg mehr sah als den Selbstmord, sondern auch auf die Gesellschaft, die viel darüber redet, dass sich was ändern muss, aber doch nichts tut.
Und auch die Pandemie ist ein Thema in dem Buch, weil sich da zeigte, wer die Last letztendlich am meisten trug. Die Mütter, die zu Hause blieben mit ihren Kindern und Homeschooling machten und nicht raus konnten, um mal was anderes zu unternehmen.
Das Ende gibt ein wenig Hoffnung und doch ist die Frage, was die beteiligten Personen wirklich daraus machen oder einfach wieder in die Rollenbilder zurückfallen. Weil das ja doch am einfachsten ist.

Mein Fazit: Ein Buch, dass wütend macht, das genau da weh tut, wo es schmerzen soll. Es zeigt in vielen klassischen Klischees, wie die Rollen in unserer Gesellschaft verteilt sind und wie schwer es fällt auszubrechen. Wenn man das denn überhaupt möchte, denn leichter ist es einfach so weiterzumachen, wie mensch es gewohnt ist. Mareike Fallwickl zeigt gekonnt die Denkfehler auf, die immer noch vorherrschen und ich finde dieses Buch ist einfach ein Lese-Muss! Ganz klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 06.09.2024

Ein harter, zerfetzender Aufschlag

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68 / 100
Das Buch bietet eine eskalative Mischung aus verschiedenen Facetten, die ein noch so alltägliches Leben belasten. Gleich auf der ersten Seite passiert der Vorfall, der die Geschichte anstößt und ...

68 / 100
Das Buch bietet eine eskalative Mischung aus verschiedenen Facetten, die ein noch so alltägliches Leben belasten. Gleich auf der ersten Seite passiert der Vorfall, der die Geschichte anstößt und die Spiralen der Wut und Verzweiflung anschiebt.

Während es in der ersten Hälfte des Buchs noch um direkte Trauerbewältigung geht, kippt die zweite Hälfte zu den individuellen Ausfaserungen der Einzelschicksale über. Im Kontext des Feminismus führt die übersaturierte Präsenz der Ungerechtigkeit über den Punkt des Nachvollziehbaren hinaus. So entglitt mir zunehmend jede Sympathie für die Figur der Lola, weil ich als empathiebedürftiger Mensch mit dieser Art des (wenn auch für sich genommen gesunden) Egoismus' nicht zurechtkommen würde. Sicher, in Extremsituationen gelten all diese Gesetze nicht, doch in der Betrachtung von außen sind mir Extremlösungen dennoch fremd.

Die Autorin verwendet immer wieder und stellenweise auch unerwartet derart direkte und bis ins Mark treffende Formulierungen und Gedanken, dass es vor allem in der ersten Hälfte ein sehr intensives Leseerlebnis ist. Leider führt die Geschichte dann weg vom Kernthema, an dem ich sie gern weitergelesen hätte, und so ist mein Eindruck vor allem zum Ende hin eher verwässert als geklärt.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Emotionale Achterbahnfahrt der Geschlechterrollen

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Helene ist Mutter von drei Kindern. Während des Abendessens steht sie plötzlich auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in die Tiefe. Die Familie ist völlig geschockt und fühlt sich plötzlich ...

Helene ist Mutter von drei Kindern. Während des Abendessens steht sie plötzlich auf, geht zum Balkon und stürzt sich ohne ein Wort in die Tiefe. Die Familie ist völlig geschockt und fühlt sich plötzlich leer, da ihnen alles genommen wurde, was sie bisher zusammengehalten hat: Liebe, Fürsorge und Sicherheit.
Helenes beste Freundin Sarah, die Helene wegen ihrer Familie sowohl beneidet als auch bemitleidet hat, wird in den Strudel der Trauer und des Chaos gezogen. Die älteste Tochter, Lola, versucht auf ihre eigene Weise, mit ihren Emotionen umzugehen, und kämpft besonders mit einem überwältigenden Gefühl: Wut. Sie sucht nach einem Ausweg aus dieser schmerzhaften Realität.

„Die Wut, die bleibt“ widmet sich einer Geschichte über die patriarchalische Gesellschaft, die Rolle der Frau und einer überwältigenden Wut. Die von Helene zurückgelassenen Charaktere müssen unerwartet Verantwortung übernehmen und in ihre neuen Rollen hineinwachsen. Doch nicht alle schaffen es, sich diesen Herausforderungen zu stellen, was zu einer tiefen emotionalen Achterbahnfahrt führt.

Besonders fokussiert sich die Geschichte auf Helenes Tochter Lola, die durch den Verlust ihrer Mutter anfängt, die Stellung der Frau und die Konstruktion von Geschlechterrollen zu hinterfragen. Ihre Transformation ist radikal und beeindruckend, doch einige der Charakterentwicklungen erscheinen übertrieben und dadurch nicht immer nachvollziehbar.

Einige Aspekte des Buches wirkten ein wenig befremdlich, da die Wendungen der Charaktere manchmal zu extrem waren. Die Darstellung von Schwarz und Weiß, in der die Frau immer das Opfer und der Mann immer der Täter ist, fühlte sich für mich einfach zu eindimensional und plakativ an.

Der Schreibstil der Autorin ist außergewöhnlich gut und packend. Die Art, wie sie die Emotionen der Charaktere vermittelt, lässt die Worte und Ereignisse noch lange nachhallen.

Es ist offensichtlich, dass die Autorin mit diesem Buch auf systemische Lücken und den Feminismus aufmerksam machen möchte. Doch an einigen Stellen wirkte es einfach zu überladen und nicht mehr authentisch.

Insgesamt ist „Die Wut, die bleibt“ eine intensive Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen und einem System, das Veränderung braucht. Obwohl einige Aspekte übertrieben wirken, schafft es der außergewöhnliche Schreibstil, die Leser:innen tief in die Emotionen der Charaktere zu ziehen. Es ist eine kritische, aber gleichzeitig mitreißende Lektüre, die zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 09.07.2023

Die Wut bleibt und lässt unentschlossen zurück

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Helene stürzt sich während des Abendessens, in Anwesenheit ihrer drei Kinder und ihres Partners, wortlos vom Balkon.

Die Leser*innen begleiten die einzelnen Charaktere nun dabei, wie sie versuchen mit ...

Helene stürzt sich während des Abendessens, in Anwesenheit ihrer drei Kinder und ihres Partners, wortlos vom Balkon.

Die Leser*innen begleiten die einzelnen Charaktere nun dabei, wie sie versuchen mit diesem Trauma und dem Verlust umzugehen. Während sich Helenes Partner und Vater der beiden jüngsten Kinder in die Arbeit stürzt und sich der Verantwortung gegenüber seiner Kinder entzieht, springt Helenes beste Freundin ein um sich um die Kinder und den Haushalt zu kümmern. Der Nährboden für die Grundsatzdiskussion ist gelegt. Ist der Vater nun für die Kinderversorgung und den Hauahalt zuständig oder die beste Freundin der Mutter, die auch nur für diese Rolle prädestiniert scheint, weil sie eben eine Frau ist?

Das kritische Lesen wird mit den feministischen Ansichten der ältesten Tochter befeuert. Das mag ich ganz gern. Was ich an dem Buch jedoch nicht so mag, ist die Sicht auf den Feminismus oder wie dieser hier dargestellt wird. Der Kampf und das Umdenken wirkt hier immer nur gegen die Männer, niemals mit ihnen. Das finde ich ein bisschen schade. Trotz allem, habe ich das Buch gerne gelesen und der Titel verspricht nicht zu viel, denn die Wut, die bleibt, auch noch lange nach dem Lesen.

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