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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2023

Außergewöhnliche Einblicke in die Klosterwelt der Frauen

Unerhörte Frauen
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Das Autorinnen-Duo Henrike Lähnemann & Eva Schlotheuber widmet sich in diesem Buch einem interessanten Kapitel der Geschichte, das bislang nur wenig Beachtung gefunden hat: Der Rolle der mittelalterlichen ...

Das Autorinnen-Duo Henrike Lähnemann & Eva Schlotheuber widmet sich in diesem Buch einem interessanten Kapitel der Geschichte, das bislang nur wenig Beachtung gefunden hat: Der Rolle der mittelalterlichen Klosterfrauen im politischen Umfeld. Wer waren sie? Warum sind sie in ein Kloster eingetreten? Warum wissen wir so wenig über ihren Klosteralltag?

Basis dieses Buches ist eine kleine Sensation, nämlich das Tagebuch einer leider unbekannten Nonne, die das Leben im Kloster beschreibt. Über mehrere Jahre dürfen wir Leser (und die Forscherinnen) am Alltagsleben der Unbekannten teilhaben, bis das Tagebuch, während einer Pestepidemie plötzlich abbricht. Es ist zu vermuten, dass die Schreiberin der Seuche zum Opfer gefallen ist.

Neben diesem Tagebuch liegen diverse Briefe diesem interessanten Buch als Quelle zugrunde. So erfahren wir, dass die Frauenklöster oftmals Spielball der weltlichen Herrscher waren, sich immer wieder behauptet haben, wenn ihre Existenz bedroht war. Die Äbtissinnen, die häufig aus wohlhabenden bzw. einflussreichen Familien stammten, haben ihren politischen Einfluss geltend gemacht. Sie haben aus armen Klosterniederlassungen florierende Wirtschaftsbetriebe gemacht, was oft den Neid ihrer männlichen Kollegen hervorgerufen hat.

Wir erfahren einiges über die „Laufbahn“ der Nonnen, die oft schon als kleine Mädchen mehr oder weniger freiwillig in ein Kloster eintreten.

Ihre Überzeugung, dass sie und ihre Gebete von Gott erhört werden, ist tief in ihrem Glauben verwurzelt. Dass sie daneben Einfluss auf die Mächtigen ihrer Zeit haben, ist ihrem Status zuzuschreiben. Diese Frauen waren alles andere als unerhört, auch wenn ihre Bedeutung durch die durchwegs männlichen Chronisten heruntergespielt worden ist.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem außergewöhnlichen Einblick in eine mittelalterliche Lebensweise 5 Sterne.

Veröffentlicht am 09.07.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Frühling lässt sein schwarzes Band (Roussillon-Krimi 4)
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Nach einer langen Schaffenspause haben wir Leser nun endlich den vierten Band der Reihe um Lieutenant Gilles Sebag in den Händen.

Der aktuelle Fall führt uns zu einer archaisch anmutenden Tradition, nämlich ...

Nach einer langen Schaffenspause haben wir Leser nun endlich den vierten Band der Reihe um Lieutenant Gilles Sebag in den Händen.

Der aktuelle Fall führt uns zu einer archaisch anmutenden Tradition, nämlich zu dem alljährlichen Büßerumzug am Karfreitag. Tausende Mitwirkende wie Zuschauer sind auf den Beinen. Wegen der allgegenwärtigen Terrorgefahr in Frankreich begleitet ein großes Polizeiaufgebot die Veranstaltung. An der Spitze mit dabei ist Lieutenant Gilles Sebag, als er zu einem Überfall auf einen Juwelier gerufen wird. Kaum hat er die Lage sondiert, muss er wieder zur Prozession, denn ein Zwischenfall hat eine Massenpanik ausgelöst. Übrig bleibt ein Toter und zahlreiche Verletzte. Vom Täter keine Spur.

Für Lieutenant Gilles Sebag beginnt die mühevolle Ermittlungsarbeit, die dadurch, dass die aktiven Teilnehmer der Prozession allesamt Kutten mit Kapuzen getragen haben ....

Meine Meinung:

Autor Philippe Georget hat mit diesem vierten Fall für Lieutenant Gilles Sebag einen komplexen Krimi geschaffen, bei dem wenig so ist, wie es scheint.

Da sind zum einen die religiösen Bräuche, die ziemlich archaisch und aus der Zeit gefallen wirken, der Überfall auf den Juwelier, der wie ein Ablenkungsmanöver aussieht sowie das Mordopfer, ein Klavierlehrer, um den sich Gerüchte über mögliche Übergriffe auf seine Schüler ranken. Die Ermittlungen erweisen sich als zäh und bekommen erst dann etwas Drive, als sich herausstellt, dass der Juwelier und der Tote ziemlich gute Freunde waren.

Interessant sind die Charaktere, mit denen wir uns hier beschäftigen. Einige sind Kleinganoven, andere wieder honorige Bürger von Perpignan. Meine Lieblingsfigur ist der Obdachlose, der Bücher liest und auch verschenkt. Auch das gesellschaftliche Gefälle zwischen arm und wohlhabend ist Thema in diesem Krimi.

Das einzige, das mir missfällt, ist der Titel: Ein grammatikalisch verstümmelter Halbsatz, den jeder Deutschlehrer rot anstreichen würde.

Fazit:

Ein komplexer Krimi, bei dem wenig so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 09.07.2023

Fesselnd bis zur letzten Seite

Trügerisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 9)
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Die Tourismussaison ist angelaufen, als eine junge Frau aufgelöst auf der Polizeistation erscheint und angibt, ihre beiden Kinder Lucas und Louisa wären aus dem abgestellten Auto verschwunden. Die ersten ...

Die Tourismussaison ist angelaufen, als eine junge Frau aufgelöst auf der Polizeistation erscheint und angibt, ihre beiden Kinder Lucas und Louisa wären aus dem abgestellten Auto verschwunden. Die ersten Suchaktionen verlaufen erfolglos, bis eine Lösegeldforderung eintritt. Nun ist klar, dass die beiden Kinder entführt worden sind.

Nur von wem? Das Ehepaar ist sich uneinig, ob die Polizei bei der Übergabe des Lösegeld anwesend sein soll und dann geht die noch schief.

Capitaine Isabelle Morell, deren Tochter selbst einmal ein Entführungsopfer gewesen ist, weiß, dass es hier auf jede Stunde ankommt, das Versteck der Kinder zu finden.

Meine Meinung:

Schon der Titel weist darauf hin, dass in diesem Krimi nichts so ist, wie es scheint. Als gewiefte Krimileserin habe ich recht schnell einen Verdacht gehabt, der sich letztlich bestätigt hat.

Da die Suche nach den kleinen Kindern sowohl bei den Ermittlern, zu denen auch Dr. Leon Ritter zählt, alle über Gebühr anstrengt, bekommen wir diesmal nur wenig vom Privatleben der Ermittler zu lesen.

Die neuen Charaktere sind wieder gut gelungen. Hat der Leser zu Beginn noch ein wenig Mitleid mit der Mutter, die ihre Kinder vermisst, so wendet sich das Blatt im Laufe der Zeit. Mir war sie gleich zu Beginn an unsympathisch. Kleine Kinder in der Sommerhitze allein im Auto zu lassen, geht für mich gar nicht. Auch das Verhalten des Ehepaares zueinander ist ziemlich merkwürdig.

Der Fall bleibt bis zur letzten Seite spannend.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden Krimi, der immerhin schon der 9. der Reihe ist, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 09.07.2023

Penibel recherchiert und opulent erzählt

Alle Feuer der Hölle
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Autor André Milewski entführt seine Leser auf die wunderschöne Karibikinsel Martinique, genauer gesagt in der Hafenstadt Sainte-Pierre. Dort trifft Anfang April 1902 der deutsche Kapitän Leonhard Mahler ...

Autor André Milewski entführt seine Leser auf die wunderschöne Karibikinsel Martinique, genauer gesagt in der Hafenstadt Sainte-Pierre. Dort trifft Anfang April 1902 der deutsche Kapitän Leonhard Mahler mit seinem Dampfschiff ein, um Rum und Zuckerrohr zu kaufen. Man wird schnell handelseins, Mahler nimmt noch eine Ladung feinster Kissen an Bord und verspricht wiederzukommen, denn die Reise Martinique - New York dauert mit dem Dampfschiff nun weniger als zwei Wochen.

Während Mahler wieder auf See ist, beginnt der Vulkan Mont Pelée deutliche Warnzeichen für einen Ausbruch zu senden, die aber von den Bewohnern und vor allem von der Regierung nicht ernst genommen werden. Man kennt ihn ja, den Kahlen, wie der Berg genannt wird. Er grummelt vor sich hin. Die Zeugen des letzten Ausbruchs sind längst verstorben, Aufzeichnungen gibt es keine.

Der Gouverneur und der Bürgermeister sind mit den kommenden Wahlen beschäftigt. Schon Tage vor dem Ausbruch fallen Vögel tot vom Himmel und Weidetiere sterben einfach ohne sichtbare Verletzungen. Eine „Expertenkommission“, die aus mehreren Verwaltungsbeamten und dem Naturkundelehrer des örtlichen Lycée, Gaston Landes, besteht, besichtigt den Vulkan. Man kann natürlich keine Prognose erstellen, ob und wann der Vulkan ausbrechen wird. Die nahende Katastrophe wird heruntergespielt, den Einheimischen ein Verlassen der Insel untersagt und so nimmt das Unheil seinen Lauf.

Nach Mahlers Rückkehr Ende April bricht der Mont Pelée am 8. Mai 1902 aus, verwüstet Sainte-Pierre und tötet rund 30.000 Personen durch seinen pyroklastischen Sturm sowie durch die heiße Lava. Der im Hafen gelagerte Rum verschlimmert durch Explosionen die Lage der Bevölkerung zusätzlich.

Mahler, der 1883 den Ausbruch des Krakatau miterlebt hat, schafft es, aus dem Hafen zu entkommen.

Man zählt lediglich drei Überlebende, wovon nur einer, eine Rolle in diesem Roman spielt: der Frauenheld Louis-August, genannt Sanson, der später als Sensation in diversen „Völkerschauen“ dem gaffenden und staunenden Publikum vorgeführt wird.

Meine Meinung:

Dieser historische Roman ist der zweite des Autors André Milewski, der sich bereits in seinem ersten Buch („Der Choral der Hölle“) mit einem Vulkanausbruch, nämlich mit dem des Krakatau von 1883, beschäftigt hat.

André Milewski hat penibel die wenigen Berichte der Katastrophe recherchiert und einen beeindruckenden historischen Roman geschaffen. Dazwischen ist Platz die Lebensweise der Menschen dieser Zeit zu beschreiben. Eine kleine Oberschicht bestimmt die Richtung in die, die Insel geht. Junge Frauen und Mädchen werden von ihren Eltern an gut situierte Männer verschachert, egal ob diese ihr Ehegelöbnis ernst nehmen oder nicht. Einige der afrokaribischen Einwohner haben es zu einer kleinen Mittelschicht geschafft, die Mehrzahl allerdings sind Arbeiter mit wenig Rechten, die der Willkür der Arbeitgeber ausgesetzt sind.

Eine kleine, dezente Liebesgeschichte zwischen Mahler und Havriva, der Kissenlieferantin, darf auch nicht fehlen.

Dieser historische Roman ist fesselnd geschrieben. Dem Gouverneur oder dem Bürgermeister Versagen vorzuwerfen, ist aus heutiger Sicht fehl am Platz. Vulkane sind unberechenbar und trotz modernster Technik ist es kaum mögliche einen Ausbruch vorherzusagen. Daher ist eine rechtzeitige Evakuierung der Menschen nicht leicht zu bewerkstelligen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem penibel recherchierten und gekonnt erzählten historischen Roman 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 09.07.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Das Haus der Perlen – Glanz des Glücks
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Man schreibt das Jahr 1888 und die Familie Thomass führt seit vier Jahrzehnten das bekannte Juweliergeschäft. Reiche Bürger kaufen hier ebenso ein wie die Damen des Königshauses. Seit Kurzem ist die 19-jährige ...

Man schreibt das Jahr 1888 und die Familie Thomass führt seit vier Jahrzehnten das bekannte Juweliergeschäft. Reiche Bürger kaufen hier ebenso ein wie die Damen des Königshauses. Seit Kurzem ist die 19-jährige Henya Schmerler Schmuckverkäuferin im „Haus der Perlen“ am Marienplatz. Die Familie Thomass ist freundlich und bietet ihr das Zimmer einer verstorbenen Verwandten zum Wohnen an. Dort entdeckt sie in einem Tagebuch Hinweise auf ein lange gehütetes Familiengeheimnis, das auch den Goldschmied Jakob Joas betrifft, der im Begriff steht, seine Wanderjahre im fernen Australien ausgerechnet bei Moritz Schmerler, Henyas Großonkel, und seiner Perlenfischerei zu verbringen.

Während Jakob nach Australien reist, überstürzen sich die Ereignisse in München, denn der intensive Abschied zwischen Jakob und Henya ist nicht ohne Folgen geblieben. Henya wird ohne ihr Zutun in die alte Geschichte verstrickt, die weitreichende Konsequenzen für sie haben wird, die sie letztendlich in eine Nervenheilanstalt bringt.

Meine Meinung:

Der zweite Teil der Trilogie rund um „das Haus der Perlen“ ist dem Autoren-Duo, das sich hinter dem Pseudonym Charlotte Jacobi versteckt, sehr gut gelungen. Wir dürfen einige Kuriositäten, die damals in München aufgetreten sind, kennenlernen. Da ist zum einen der Zug der Elefanten, der Henya gleich bei ihrer Ankunft begegnet oder zum anderen die Hochstaplerin und Betrügerin Adele Spitzeder, die unter dem Namen Adele Vio, wieder versucht, Geschäftsleute zu prellen. Auch der Arzt Dr. Alois Alzheimer hat eine wichtige Aufgabe.

Nebenbei ist die Geschichte Bayerns und Deutschlands eingeflochten. Es werden das „Drei-Kaiser-Jahr“ eingeflochten sowie wie allerlei Anekdoten und Schauergeschichten über Ludwig II. erzählt.

Dieser Mix aus historischen Zahlen, Daten und Fakten mit fiktionalen Personen und Dialogen ergeben einen flüssig lesbaren historischen Roman, der uns auch kurz nach Australien entführt.

Ich persönlich hätte mir mehr Informationen über die Perlen, die ja nun nicht mehr ausschließlich aus Deutschlands Flüssen kommen sowie über die Goldschmiedekunst gewünscht. Aber, das ist mein persönliches Interesse an Schmuck und dessen Herstellung und somit jammern auf allerhöchstem Niveau.

Nun heißt es ein paar Wochen auf den dritten Teil der Trilogie warten, der im August 2023 erscheinen soll.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser gelungenen Fortsetzung, die uns einen Einblick in das Leben am Ende des 19. Jahrhunderts beschert, 5 Sterne.