Was, wenn du nicht mehr Du bist?
Nachdem ich meinen ersten Arno Strobel gelesen habe, hab ich mir gleich den nächsten aus meinem RuB gezogen – und wurde auch bei diesem nicht enttäuscht.
Ich konnte das Buch zwar zwischendurch weglegen, ...
Nachdem ich meinen ersten Arno Strobel gelesen habe, hab ich mir gleich den nächsten aus meinem RuB gezogen – und wurde auch bei diesem nicht enttäuscht.
Ich konnte das Buch zwar zwischendurch weglegen, hatte es dann aber immer im Hinterkopf, weil ich doch wissen wollte wie es weiter geht.
Hier geht es um Sibylle.
Sie weiß noch wer sie ist und kann sich an den Weg durch den nächtlichen Park erinnern, als sie aus dem Koma erwacht.
Im Gegensatz zu anderen Komapatienten weiß sie noch alles von sich, ihrer Familie und Freunden – und ihrem Sohn Lukas.
Die Geschichte fängt auch gleich mit dieser Szene aus dem Park an, in dem ihr Sohn entführt wird.
Als sie benommen im Krankenhaus erwacht, hielt sie ihre Erinnerung daran erst für einen Traum und kann sich nicht erklären, warum sie in einem Krankenhaus erwacht.
Langsam sortieren sich ihre Gedanken und sie kann sich wieder an alles erinnern, auch wie der Abend vor der Entführung abgelaufen ist.
Und je klarer ihre Gedanken werden, desto komischer kommt ihr das Krankenhaus vor.
Wieso hat sie keinerlei Verletzungen und ist doch an Geräten angeschlossen wie auf eine Intensivstation? Warum ist weit und breit kein Mensch da, nicht mal die üblichen Geräusche auf dem Flur?
Wo ist die Patientenklingel, um sich bemerkbar zu machen und wieso hat ihr Zimmer kein Fenster?
Wo ist ihr Mann? Wenn ihr irgendwas zugestoßen sein sollte – woran sie sich nicht erinnern kann -, sollte er dann nicht an ihrem Bett sitzen?
Das alles kann Sibylle sich nicht erklären. Als kurze Zeit nach ihrem Erwachen doch ein Arzt nach ihr sieht, scheint sich alles zu klären …
Allerdings nur für kurze Zeit, denn schon im ersten Gespräch erzählt der Arzt ihr Dinge, die so nicht stimmen können und ihre Fragen weicht er auch aus.
Als der Arzt das Zimmer verlässt will sie hinter her, doch die Tür hat keine Klinke und kann nur mit einem Schlüssel geöffnet werden.
Sie ist eingesperrt!
Warum hat man sie eingesperrt, wenn sie doch zwei Monate im Koma gelegen hat und wieso behauptet der Arzt, sie hätte überhaupt kein Kind?
Diese und noch viele weitere Fragen will Sibylle beantwortet haben……
Und ich als Leser auch!
Ihr gelingt die Flucht und ab da beginnt ihre Odyssee.
Keiner will sie kennen, nicht einmal ihr Ehemann und ihre beste Freundin. Selbst auf IHREN Hochzeitfotos ist eine andere Frau an ihrer Stelle zu sehen.
DAS soll Sibylle Aurich sein, die nie ein Kind bekommen konnte?
Überall wird sie als Betrügerin oder eine aus der Psychiatrie entflohene hingestellt, der keiner glauben will? Oder doch?
Ich hab ab einem bestimmten Punkt NIEMANDEN mehr geglaubt!
Nicht einmal Sibylle.
Nicht weil die Geschichte so konfus erzählt wurde, sondern weil Arno Strobel es wieder geschafft hat alle hervorragend in die Irre zu führen.
Die Guten werden geschickt in Frage gestellt, so dass ich selbst nicht mehr wusste, wer denn nun noch zu den Guten und wer zu den Bösen gehörte.
Es gibt da ja auch noch den „mysteriösen“ Hans, der für mich ein gesteuerter Psychopath war, nur von wem wurde er gesteuert? Ein guter Polizist und einer der in die Geschichte verstrickt ist? Irgendwie stand jeder auch noch von einer anderen Person unter Beobachtung und ein Doktor im Hintergrund, der Sibylle nur ‘Jane Doe‘ nennt.
Aber warum war Sibylle eine ‘Jane Doe‘? Werden so nicht unbekannte, tote Frauen benannt?
Da ist die ältere Rosi, die Sibylle quasi zufällig nach ihrer Flucht aus dem Trakt vor dem Krankenhaus aufliest. Dann gibt es zwei ganz unterschiedliche Polizisten, steht zumindest einer davon auf ihrer Seite?
Die Auflösung am Ende ist schlüssig und auch irgendwie gruselig….
Ja, sowas könnte durchaus auch in der heutigen Realität passieren!
Und genau DAS finde ich so interessant bei diesem Autor, es sind am Ende Themen, die es auch real in unserer Welt geben kann.
Auch gab es wieder im „Showdown“ für mich einige Überraschungen und Wendungen, die mein „Sherlock-Gen“ übersehen hatte.
Mein Fazit:
Bei Arno Strobel scheint mein „Sherlock-Gen“ völlig zu versagen.
Spannend bis zum Ende, ohne dabei zu übertreiben und ich wollte einfach nur wissen WIESO es Sibylle so erging – oder war sie am Ende gar nicht Sibylle?
Findet es heraus!