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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.08.2017

Gelungenes Krimi-Debüt mit viel Lokalkolorit aus Berlin-Schöneberg

Pech für den Puppenspieler
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Als Eduard "Ed" Petersen, Barkeeper in einer Bar namens "Mädchenzimmer" in Berlin-Schöneberg, erfährt, das sein alter Freund Tom nackt und unter Drogeneinfluß vor ein Auto gelaufen und dabei ums Leben ...

Als Eduard "Ed" Petersen, Barkeeper in einer Bar namens "Mädchenzimmer" in Berlin-Schöneberg, erfährt, das sein alter Freund Tom nackt und unter Drogeneinfluß vor ein Auto gelaufen und dabei ums Leben gekommen ist, ist er schockiert. Gerade erst hat er Tom nach langer Zeit wiedergetroffen, dabei hatte Tom noch alte Schulden bezahlt, da er durch den Verkauf von Skulpturen aus Schaufensterpuppen zu Geld gekommen ist. Ed mißtraut den Ermittlungen der Polizei und begibt sich selbst auf die Spuren seines Freundes.

Robert Berg legt hier ein gelungenes Krimi-Debüt mit viel Lokalkolorit vor. Neben einer gut konstruierten Geschichte überzeugt das Buch durch einen flotten, launigen Schreibstil und interessante, gut gezeichnete Charaktere.
Auch wenn die eigentliche Krimihandlung ein wenig braucht, bis sie richtig auf Touren kommt und erst in der zweiten Hälfte des Buches so richtig aufdreht, konnte mich das Buch über die gesamte Länge fesseln und vor allem gut unterhalten. Mit guter Beobachtungsgabe und feinem Gespür fürs Detail blättert der Autor den Berliner Stadtteil Schöneberg vor dem geistigen Auge seiner Leser auf und lässt dabei reichlich Kenntnisse über und viel Sympathie für Schöneberg und seine Bewohner durchblicken.

Ein Krimi, der Laune macht und direkt zu einem Spontanbesuch in Berlin-Schöneberg einlädt.

Veröffentlicht am 21.08.2017

Spannender Thriller mit leichten Schwächen

Die sieben Farben des Blutes
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Nach einer Pause von einem Jahr setzt der unheimliche Frauenmörder Dionysos seine Mordserie fort. Staatsanwältin Helena Faber ist alamiert und nimmt die Ermittlungen wieder auf, gerät dabei aber selber ...

Nach einer Pause von einem Jahr setzt der unheimliche Frauenmörder Dionysos seine Mordserie fort. Staatsanwältin Helena Faber ist alamiert und nimmt die Ermittlungen wieder auf, gerät dabei aber selber schnell ins Visier des Täters. Ausgerechnet in dieser Situation hat sie zudem mit seltsamen Erinnerungslücken zu kämpfen.

Der Autor Uwe Wilhelm konzentriert sich in seinem Thrillerdebüt nicht nur auf die spannende Jagd auf Dionysos und die Hintergründe seiner Mordserie, sondern rückt vor allem seine Hauptfigur Helena Faber in den Blickpunkt des Geschehens. Dabei beschäftigt er sich mit der spannenden Frage, wie eine Frau, die es gewohnt ist, alles in ihrem Leben unter Kontrolle zu haben, damit umgeht, wenn sie diese Kontrolle immer mehr verliert.

Seine Vergangenheit als Drehbuchautor kann Wilhelm dabei nicht verleugnen, sein sehr bildhafter und zugleich packender Schreibstil kurbelt das Kopfkino beim Lesen mächtig an und lässt gerade bei den blutigen Details auch wenig bis nichts aus.
Die gut konstruierte Geschichte kann immer wieder mit einigen überraschenden Wendungen punkten und weist zudem einen durchgehenden Spannungsbogen auf, der die Geschichte bis zum Schluß trägt, obwohl die Identität von Dionysos schon relativ früh enthüllt wird. Auch die Charakterisierung der Protagonisten des Buches ist durchweg gelungen.
Leichte Schwächen hat das Buch bei der Handlungsweise seiner Hauptfigur, die nicht immer so ganz nachvollziehbar ist, und dem etwas aufgesetzten Ende.

Insgesamt aber ein gelungenes Debüt eines Autoren, den man sich merken sollte.

Veröffentlicht am 17.08.2017

Lustige Einblicke in die Welt einer der größten Plagen unserer Zeit

111 Gründe, Hipster zu hassen
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"Es gibt viele Bücher, und es gibt so viele schlechte und nichtige Bücher. Das Buch hier ist eines der wenigen, die dich wirklich herausfordern, die etwas mit dir machen, die dich verändern und ... die ...

"Es gibt viele Bücher, und es gibt so viele schlechte und nichtige Bücher. Das Buch hier ist eines der wenigen, die dich wirklich herausfordern, die etwas mit dir machen, die dich verändern und ... die dich bereichern. Wenn es ein Buch gibt, das man mit auf eine einsame Insel nehmen sollte, dann das hier. Es ist die einzig wahre Bibel. Die Bibel unserer Generation. Alter, du solltest das Buch lesen, es ist das Buch der Bücher. Alle anderen Bücher sind nichts dagegen. ALLES steckt in diesem Buch."

So würde der Hipster Jonas, der uns hier an seinem spannenden und abwechselungsreichen Leben teilhaben lässt, dieses Buch rezensieren, und er hätte es dabei vorher natürlich nicht gelesen, denn Bücher sind für ihn ja wie Möbelstücke, dienen nur der Dekoration und sollen ihm vor allem möglichst viele Likes seiner Follower bescheren.
Da ich aber nun kein Hipster bin und das Buch zum Glück auch komplett gelesen habe, muss ich nicht auf hipstermäßige Standardfloskeln zurückgreifen, sondern kann meine Meinung zum Buch frei formulieren.

Der Autor Ralph Stieber breitet hier in einem lockeren Schreibstil die gesamte Welt der Hipster vor uns aus und bietet amüsante Enblicke in den kompletten Wahnsinn dieser Plage unserer Zeit. Dabei beherrscht er den ironischen Unterton fast so gut wie ein echter Hipster.
Unterteilt wird das Ganze in sechs große Themenblöcke, die am Ende von der ultimativen Anleitung "Beeing a Hipster", die für mich allerdings eher die Funktion einer Not-To-Do-Liste erfüllt, abgerundet werden. Auch wenn das Buch keine durchgehende Geschichte liefert, sondern eher einzelne Episoden aus Jonas Leben erzäht, zieht sich ein gewisser roter Faden durch die Handlung und es ergibt sich am Ende ein schlüssiges und umfassendes Gesamtbild.
An einigen Stellen wirkt der Text allerdings so, als wäre er ein wenig in das vorgegebene 111-Gründe-Format hineingepresst worden, dies schmälert den Lesegenuss des Buches aber in keinster Weise.

Lustiger Einblick in die Welt der Hipster, die ihrem Titel aber nicht so ganz gerecht wird. Am Ende hätte ich das Buch nämlich doch gerne in "111 Gründe, Hipster zu bedauern" umbenannt.

Veröffentlicht am 20.07.2017

Gelungener Genre-Mix aus Thriller, Mystery und Horror

Verflucht – Nacht der Toten (Mystery-Thriller)
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Kurz vor Halloween ereignen sich in der amerikanischen Kleinstadt Loudoun ein paar grausame Morde, die den Reporter Quinn an eine 12 Jahre zurückliegende Mordserie erinnern. Handelt es sich hier um einen ...

Kurz vor Halloween ereignen sich in der amerikanischen Kleinstadt Loudoun ein paar grausame Morde, die den Reporter Quinn an eine 12 Jahre zurückliegende Mordserie erinnern. Handelt es sich hier um einen Nachahmungstäter oder wurde damals der Falsche verurteilt ? Zusammen mit seiner neuen und geheimnisvollen Kollegin Kate, die irgendwie mit der Mordserie verbunden scheint, nimmt Quinn die Jagd nach dem Mörder, der sich selbst Lord Halloween nennt, auf.
Was hat es aber mit den seltsamen Träumen von einem kopflosen Reiter auf sich, die Quinn seit einiger Zeit immer wieder heimsuchen ?

Dem amerikanischen Autoren Rob Blackwell gelingt hier ein spannender und cooler Genremix aus Thriller-, Mystery- und Horrorelementen. Das Buch bildet zudem den Auftakt zu einer geplanten Trilogie.
Wer über die eine oder andere holprige Stelle bei der Übersetzung des Buches hinwegsieht, wird mit einer gut konstruierten Geschichte belohnt, die ihre Leser mit hohem Tempo und vielen überraschenden Wendungen schnurstracks auf einen fulminaten Showdown zutreibt, bei der es der Autor mächtig krachen lässt und zugleich mit einer überzeugende Auflösung der Geschichte aufwartet. Die Geschichte des Buches ist dabei grundsätzlich in sich abgeschlossen, es verbleiben am Ende nur einige wenige offene Fragen, die den Übergang in die Fortsetzung einleiten.

Auf die weiteren Teile der Trilogie darf man echt gespannt sein.

Als kleinen Bonus enthält das Buch noch eine Kurzgeschichte zur Sage von Sleepy Hollow, die in der Hauptgeschichte auch eine zentrale Rolle spielt. Die in den Jahren 1819/1820 von Washington Irving geschriebene Story wurde dabei etwas zeitgemäßer übersetzt, ohne das dabei der Charme des Originales verloren geht.

Veröffentlicht am 07.07.2017

Spannender Krimi mit interessanten Charakteren, teilweise aber etwas zu überfrachtet

Havelgift
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Nach seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst schlägt sich Jo Barrus mehr schlecht als recht als Privatdetektiv in seiner Heimatstadt Brandenburg durch. Auf die Unterstützung seiner Nichte Berit, seiner ...

Nach seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst schlägt sich Jo Barrus mehr schlecht als recht als Privatdetektiv in seiner Heimatstadt Brandenburg durch. Auf die Unterstützung seiner Nichte Berit, seiner guten Freundin Hildi und der Sonntagsrunde, die sich regelmäßig in Hildis Weinhandlung Belmondo trifft, kann er sich dabei aber stets verlassen. Und diese Unterstützung hat er auch bitter nötig, als sich Jo im Auftrag seiner alten Schulfreundin Eva Mahler auf die Suche nach deren Liebhaber Markus Weiß begibt und dabei in ein Wespennest sticht.

Havelgift ist nach Havelbande der zweite Fall mit Jo Barrus und seinen Weggefährten, den man aber auch ohne Vorkenntnisse problemlos lesen und verstehen kann, da die erforderlichen Informationen zur Vorgeschichte gut in die laufende Handlung eingebunden werden, ohne dabei den Lesefluß zu stören.

Der Schreibstil mit dem etwas melancholischen Unterton war am Anfang ein wenig gewöhnungsbedürftig, passt aber sehr gut zu den Protagonisten der Geschichte. Nach ein paar Seiten war ich dann auch voll drin im Geschehen, das Buch konnte mich nun mit jeder Seite immer tiefer in seinen Bann ziehen.
Besonders positiv ist hier die Charakterisierung der einzelnen Haupt- und Nebenfiguren hervorzuheben, die durchgehend äußerst gelungen ausgefallen ist.

Einziger Kritikpunkt ist, das der Autor hier etwas zu viele Themen bzw. Handlungsstränge in knapp über 200 Seiten Buch packt und so am Ende zwangsläufig einiges etwas zu schnell abgehandelt werden muss. Hier wäre ein bischen weniger vielleicht doch mehr gewesen.

Insgesamt konnte mich das Buch dann aber doch überzeugen und vor allem bestens unterhalten.