Alltagsrassismus
Weiße TränenWenn man sechzehn ist, hat sich die ganze Welt gegen einen verschworen. Zumindest empfindet das Lenny so. Zum Glück hat er gute Freunde, zum Beispiel Serkan und dessen Schwester Elif, die er schon so lange ...
Wenn man sechzehn ist, hat sich die ganze Welt gegen einen verschworen. Zumindest empfindet das Lenny so. Zum Glück hat er gute Freunde, zum Beispiel Serkan und dessen Schwester Elif, die er schon so lange kennt und die plötzlich neue Gefühle in ihm auslöst. Doch alles ändert sich, als Benjamin neu an die Schule kommt. Der Schwarze Jugendliche spricht Alltagsrassismus knallhart an, lässt sich nicht in Schubladen einsortieren, bringt die Theater-AG zum Kochen und zeigt die Denkweise eines beliebten Lehrers auf, der deutsche und weiße Kinder immer bevorzugt. Und plötzlich weiß Lenny nicht mehr, was er denken soll: Wie kann er ein Rassist sein, wenn doch sein bester Freund Türke ist?
Wow. Dieses Buch hat mich echt mitgenommen, aufgerüttelt, direkt ein bisschen durchgeschüttelt. Ohne erhobenen Zeigefinger und tatsächlich ohne, dass Benjamin überhaupt viel tut in diesem Buch, wird anhand von Lenny und seinem Entwicklungs- und Lernprozess auf kristallklare Weise gezeigt, wie extrem privilegiert wir sind, die wir weiß und deutsch sind. Was es bedeutet, eine andere Hautfarbe zu haben oder auch mit einer anderen (zweiten) Kultur aufzuwachsen, Anfeindungen ausgesetzt zu sein, benachteiligt zu werden, ohne dass sich jemand Gedanken darüber macht. Ganz besonders auch der positive Rassismus hat etwas in mir zum Klingen gebracht; dessen habe ich mich sicher nicht nur einmal schuldig gemacht. In diesem Buch wird so viel angesprochen, das man durchdenken sollte, macht es meiner Meinung nach zu einer perfekten Schullektüre mit Charakteren, wie sie überall und in jedem Umkreis auftauchen und mit denen man sich identifizieren kann.