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Veröffentlicht am 17.09.2017

Exotisches Abenteuer

Die schöne Insel
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19. Jh. China. Seit frühester Kindheit ist Shanghai das Zuhause der jungen Russin Anastasia, ihrem Bruder Aron und ihrer Familie. Die Familie besitzt einen kleinen Laden, indem auch Anastasia mithilft. ...

19. Jh. China. Seit frühester Kindheit ist Shanghai das Zuhause der jungen Russin Anastasia, ihrem Bruder Aron und ihrer Familie. Die Familie besitzt einen kleinen Laden, indem auch Anastasia mithilft. Als der Vater plötzlich stirbt, ist das für die Familie ein Schock. Doch dann erfährt Anastassia von ihrer Mutter auch noch, dass diese nur ihre Stiefmutter ist und sie sich in Zukunft nicht mehr um Ana kümmern will. Anas bekannte Welt bricht zusammen, denn Stiefmutter und Bruder übersiedeln zurück nach Russland und lassen sie allein zurück in Shanghai. Aber Ana sammelt alle ihr verbliebenen Kräfte und findet eine Anstellung beim Händler Felix Hoffmann. Kurz darauf trifft sie auf die Chinesin Clio, die aus einem Bordell geflohen ist und in einer Notlage steckt. Die beiden Frauen tun sich zusammen und begleiten Felix auf eine Reise zur Insel Formosa, wo dieser geschäftlich zu tun hat. Ana gefällt es auf der Insel und findet in der christlichen Missionsstation eine neue Aufgabe als Lehrerin, während Clio auf ihren Verlobten Nobu trifft, der sich inzwischen einer anderen Frau zugewandt hat. Werden die beiden Frauen auf Formosa bleiben, und welche Abenteuer werden sie erleben?

Tereza Vanek hat mit ihrem Buch „Die schöne Insel“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Roman vor exotischer Kulisse vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und gleichzeitig bildgewaltig. Er lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen, um an Anas Seite eine abenteuerliche Zeit zu erleben. Die Autorin verhilft dem Leser zu einer Reise von China bis hin zur japanisch besetzten Insel Formosa. Die Orts- und Landschaftsbeschreibungen ebenso wie die damaligen Lebensweisen und Traditionen der unterschiedlichsten Kulturen sowie die politischen Verhältnisse werden sehr schön beschrieben. Hier zeigt sich die akribische Recherchearbeit der Autorin, die diese Kenntnisse wunderbar mit ihrer Handlung verwebt hat.

Die Charaktere sind so vielfältig wie individuell angelegt, wobei die Autorin sehr darauf geachtet hat, den unterschiedlichen Kulturen der Protagonisten in ihrem Handeln und ihrer Denkweise gerecht zu werden. Sie wirken alle lebendig und authentisch. Ana ist eine junge Frau, die recht behütet aufgewachsen ist und von einem Moment, völlig auf sich allein gestellt, erwachsen werden muss. Wirkte sie vorher etwas unsicher, so besitzt sie doch die Neugier und den Mut der Jugend, sich ins Leben zu stürzen. Oftmals wirkt sie naiv und viel zu gutgläubig, doch sie streift Niederlagen auch schnell ab wie ein lästiges Insekt und tarnt es mit Gleichgültigkeit. Während des Romans gewinnt Ana immer mehr an Stärke und wird vor den Augen des Lesers erwachsen. Die Chinesin Clio ist aufgrund ihrer Erziehung das Gegenteil von Ana. Sie ist wirkt oft teilnahmslos, gleichgültig und oberflächlich, manchmal könnte man meinen, man habe ein verwöhntes Kind vor sich. Doch Clio hat schon einige Schicksalsschläge hinter sich und ist ein Kind ihrer Kultur, wo Gefühlsregungen einem Gesichtsverlust gleichkamen. Felix Hoffmann ist ein für seine Zeit recht fortschrittlicher Mann, der hilfsbereit, offen und ehrlich seinen Mitmenschen gegenüber tritt. Difang ist ein junger Mann, der keine Berührungsängste kennt. Allerdings ist er auch geheimnisvoll und manche seiner Handlungen sind nur schwer nachzuvollziehen. Auch die übrigen Protagonisten bilden eine schöne Ergänzung und tragen zur spannenden Handlung bei.

„Die schöne Insel“ ist ein farbenfroher und spannender historischer Roman, der Liebe, Verrat, Geheimnisse und verschiedene Kulturen miteinander vereint. Alle, die gern gedanklich in ferne Länder reisen und sich für abenteuerliche Geschichten interessieren, werden hier fündig. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.09.2017

Unterhaltsamer Roman im E-Mail-Stil

Um die Ecke geküsst
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Die Klatschkolumnistin Melissa Fuller lebt in New York und arbeitet beim „Journal“. Eines Tages wird ihre alte Nachbarin Helen Frielander überfallen und fällt ins Koma. So bleibt Hund Paco allein zurück ...

Die Klatschkolumnistin Melissa Fuller lebt in New York und arbeitet beim „Journal“. Eines Tages wird ihre alte Nachbarin Helen Frielander überfallen und fällt ins Koma. So bleibt Hund Paco allein zurück und Melissa sucht für ihn jemanden, der sich um den Vierbeiner kümmert. Helens Neffe Max gibt Melissa insgeheim eine Abfuhr, denn er ist als Modefotograf viel unterwegs und hat dafür keine Zeit. Dennoch will er nicht herzlos erscheinen und signalisiert Melissa, dass er sich kümmern wird. Er findet mit seinem Freund, dem Polizeireporter John Trent, einen passenden Ersatz als Hundehüter. John arbeitet beim „Chronicle“, dem ultimativen Konkurrenzblatt des „Journals“. So zieht John als Max Frielander getarnt in Helens Wohnung ein, um bei Hund Paco zu sein. Doch es kommt anders, als John gedacht hat. Er verliebt sich in Mel und steht plötzlich in einem Dilemma, denn Mel denkt, er wäre Max Frielander…

Meg Cabot hat mit ihrem Buch „Um die Ecke geküsst“ einen sehr unterhaltsamen Roman über einer Verwechslung vorgelegt, der mit viel Humor gespickt ist. Der Schreibstil ist flüssig und gespickt mit viel Witz. Der Leser springt direkt in die Handlung hinein. Da der gesamte Roman aus aneinandergereihten E-Mail-Nachrichten besteht, erfährt der Leser die Entwicklung der gesamten Story aus verschiedenen Perspektiven und von mehreren Protagonisten. Da gibt es Ratschläge, Tratschgeschichten und Weisheiten zu diversen Themen, ob gefragt oder ungefragt, die auf Mel hereinprasseln. Oftmals hat man das Gefühl, als stöbere man wie ein Schnüffler in fremder Post. Durch die verschiedenen Nachrichten und ebenso verschiedenen Adressaten wird die Geschichte erst nach und nach zu einem kompletten Bild, was der Handlung eine zusätzliche Spannung verleiht.

Die Charaktere sind individuell ausgearbeitet, alle haben ihre Ecken und Kanten, durch ihre Eigenheiten wirken sie sehr lebendig und authentisch und kommen einem seltsam vertraut vor. Mel ist eine sehr temperamentvolle sympathische Frau, die das Herz am rechten Fleck und eine flinke Zunge hat. Aufgrund ihres Jobs bohrt sie bei Dingen gern nach, aber sie ist auch eine mitfühlende und hilfsbereite Person, die sich um die ihr nahestehenden Personen sorgt. Mels Freundin Nadine ist ständig auf Diät, als Restaurantkritikerin hat sie da allerdings den falschen Job. Redaktionsleiter George ist auch so ein Unikum, der die fehlende weibliche Belegschaft ständig auf dem Klo findet. Max Frielander ist ein selbstsüchtiger Egomane, dessen Welt sich nur um ihn selbst dreht. John Trent wurde von Max in eine Situation hineinmanövriert, aus der der sympathische Mann nun nur sehr schwer herauskommt. Dabei ist er eine ehrliche Haut und weiß sich kaum einen Rat, wie er aus der Misere wieder herauskommt. Auch die weiteren Protagonisten halten mit ihren schriftlichen Ratschlägen und Nachrichten die Geschichte aufrecht und geben so ein durchaus rundes Bild aller Beteiligten ab.

„Um die Ecke geküsst“ ist ein rundum lustiger und sehr unterhaltsamer Liebesroman der etwas anderen Art. Amüsante Lesestunden sind hier garantiert. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.09.2017

Mallorcaliebe

Der Sommer der Oliven
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Nach einer schmutzigen Scheidung bleibt Karla nur eine Villa auf Mallorca. So packt sie alle ihre Habseligkeiten und zieht ohne großen Plan auf die spanische Insel. Die sogenannte Villa ist allerdings ...

Nach einer schmutzigen Scheidung bleibt Karla nur eine Villa auf Mallorca. So packt sie alle ihre Habseligkeiten und zieht ohne großen Plan auf die spanische Insel. Die sogenannte Villa ist allerdings so gar nicht prachtvoll, sondern ein Haus, das bisher nicht ganz fertiggebaut wurde und ab und zu an Touristen vermietet wurde. Doch Karla ist nicht wählerisch, der Meerblick entschädigt sie für einiges. Schnell richtet sie sich ein und macht sich daran, sich ein eigenes Geschäft mit einem Online-Handel von ausgewählten ökologisch verarbeiteten mallorquinischen Spezialitäten aufzubauen. Bevor sie sich aber richtig darauf konzentrieren kann, lernt sie erst einmal ihren griesgrämigen, aber sehr attraktiven Nachbarn, den Tierarzt Xavier, kennen, von dem sie schnell einen Streuner „erbt“. Bei der Suche nach geeigneten Waren für ihren Online-Handel trifft sie auf den charmanten Deutschen Christoph, der schnell zu ihrem Olivenlieferanten wird. Doch Christoph spielt ein falsches Spiel…

Sophie Oliver hat mit ihrem Buch „Der Sommer der Oliven“ einen unterhaltsamen Roman vor der malerischen Kulisse der spanischen Insel Mallorca vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schnell abtauchen in die zeitgemäße Geschichte. Die Landschaftsbeschreibungen sind so bildhaft, dass man am liebsten die Koffer packen möchte, ebenso lassen einem die Erwähnung der vielfältigen spanischen Spezialitäten schnell das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sehr interessant sind die von der Autorin reichhaltig und detailliert beschriebene Herstellungsprozesse von Olivenöl, Wein sowie anderer örtlicher Leckereien. Leider ist dies auch ein kleiner Minuspunkt, denn oftmals sind diese Beschreibungen schon sehr ausschweifend und lenken oftmals von der eigentlichen Geschichte ab.

Die Charaktere sind detailliert und lebendig gestaltet, sie wirken aufgrund ihrer Sorgen, Nöte und ihrer Lebensweise sehr realistisch und authentisch. Klara ist eine sympathische Frau, die nach einer gescheiterten Ehe mit unangenehmer Scheidung vor dem Nichts steht und sich einen Neustart für ihr Leben erhofft. Sie ist gutmütig, freundlich, manchmal wirkt sie allerdings auch etwas naiv, aber sie kann zupacken und ist sich für nichts zu schade, um ihren Traum von einem eigenen Business zu verwirklichen. Xavier ist ein netter Mann, der ebenfalls eine gescheiterte Beziehung hinter sich hat, unter der er und sein Sohn immer noch zu leiden haben. Doch die beiden sind ein eingeschworenes Team und Xavier entpuppt sich als liebevoller Vater. Als Tierarzt ist er ein gefragter Mann und hilft jedem, der ihn darum bittet. Christoph ist Deutscher und hat sich in Mallorca mit der Olivenölproduktion und vielen Olivenbäumen eine Existenz aufgebaut. Er wirkt weltmännisch und wohlhabend, besitzt einen gewissen Charme und die Gabe, Menschen um den Finger zu wickeln und für seine Zwecke einzuspannen. Auch die anderen Protagonisten geben der Handlung mit ihrem Erscheinen und ihren Geschichten ein rundes Ganzes.

„Der Sommer der Oliven“ ist ein unterhaltsamer Roman über Liebe, Vertrauen, Freundschaft und die Kraft, nach Niederlagen neu anzufangen. Eine nette Sommerlektüre für einen Tag in der Hängematte!

Veröffentlicht am 25.08.2017

Sylter Aschenputtel

Cinderella auf Sylt
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Cinderella hat die Nase gestrichen voll. Ihr Lebensgefährte betrügt sie nach Strich und Faden und lässt sie dann auch noch mit ihrem kleinen Sohn Tommy sitzen. Sie braucht eine Luftveränderung, schnappt ...

Cinderella hat die Nase gestrichen voll. Ihr Lebensgefährte betrügt sie nach Strich und Faden und lässt sie dann auch noch mit ihrem kleinen Sohn Tommy sitzen. Sie braucht eine Luftveränderung, schnappt sich Tommy und reist mit dem letzten Geld nach Sylt, um dort neu durchzustarten. Ohne einen Cent in der Tasche macht sie sich sofort daran, eine Unterkunft und einen Job zu finden. Das Schicksal meint es gut mit ihr, sie findet eine Arbeit als Zimmermädchen in einem Hotel. Doch Sohnemann Tommy hat keinen Bock auf Sylt, will einen Vater und stellt sich immer wieder quer. Cinderella ist an der Grenze ihrer Geduld und schaltet kurzerhand eine Anzeige, in der sie auf 400-Euro-Basis einen „Ersatzvater“ für Tommy sucht. Es meldet sich Student Moritz, und ab diesem Moment verläuft das Leben auf Sylt ganz anders, als geplant…

Emma Bieling hat mit „Cinderella auf Sylt“ einen unterhaltsamen und gleichzeitig auch gefühlvollen Debütroman vorgelegt und lässt den Leser in ein modernes Märchen eintauchen. Der Schreibstil ist locker flockig und mit einer guten Prise Humor gewürzt. Der Leser steht an der Seite von Cinderella und erlebt jede Phase ihres Lebens, ob Freude oder Leid, als unsichtbarer Schatten mit. Die Autorin hält sich dabei an die ganz typischen Alltagsprobleme, die einem jeden passieren können. Die Handlung wird aus der Sicht von Cinderella erzählt und kommt ohne große Spannungsbögen aus. Dafür ist Humor hier Trumpf und auch die Romantik kommt nicht zu kurz. Gleichzeitig erlebt der Leser auch ein wenig vom Sylter Inselflair, denn die Landschaftsbeschreibungen machen Lust darauf, das Eiland selbst baldmöglichst zu besuchen, um sich den Seewind um die Nase wehen zu lassen.

Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet, wirken durch ihr Verhalten und ihre Wesenszüge sehr lebendig und authentisch, der Leser kann sich gut mit ihnen identifizieren. Cinderella ist eine sympathische Frau, die viel zu gutmütig und naiv ist für diese Welt. Sie ist immer offen und ehrlich, öffnet damit auch so manches Herz und erfährt jede Menge Unterstützung aufgrund ihres einnehmenden Wesens. Dabei ist sie nicht auf den Mund gefallen. Sohn Tommy ist ein etwas naseweiser Junge, der gleichzeitig recht clever ist und sich zu behaupten weiß. Er wickelt seine Mutter um den Finger, die Beziehung zwischen den beiden ist innig und von Liebe geprägt. Aber Tommy hat auch seinen eigenen Kopf, der Cinderella oftmals Kopfzerbrechen bereitet. Moritz ist ein sympathischer junger Mann, der hilfsbereit und offen, allerdings hat er auch ein Geheimnis, dass er vor Cinderella zu verbergen sucht. Major Schulze ist ein schneidiger Rentner, der ein Auge auf Tommy hat und ihm als Ersatzopa dient. Auch die anderen Protagonisten schleichen sich mit ihren Aktionen und Episoden in das Herz des Lesers und geben der Handlung einen runden Rahmen.

„Cinderella auf Sylt“ ist ein gelungenes adaptiertes Märchen der heutigen Zeit und entführt den Leser für einige Stunden in eine amüsante und romantische Welt. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.08.2017

Das Leben mit dem Schinderhannes

Die Räuberbraut
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19. Jh. Hunsrück. Die junge Juliana Blasius, Tochter eines Bänkelsängers und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, trifft nach einem Tanzvergnügen auf einen charismatischen Mann namens Johannes Bückler, ...

19. Jh. Hunsrück. Die junge Juliana Blasius, Tochter eines Bänkelsängers und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, trifft nach einem Tanzvergnügen auf einen charismatischen Mann namens Johannes Bückler, der sich im Verlauf eines Gesprächs als der berühmt-berüchtigte Räuberhauptmann Schinderhannes herausstellt. Als dieser ihr das Angebot macht, mit ihm und seiner Truppe zu ziehen, entschließt sich Juliana schnell, bricht mit ihrer Familie und geht in Begleitung ihrer Schwester Margret mit auf Reisen. Schinderhannes ist dafür bekannt, hauptsächlich reiche Kaufleute und Händler jüdischer Abstammung zu berauben, wobei die übrige Bevölkerung ihm genug Rückhalt gibt und ihn sogar noch unterstützt. Juliana verliebt sich schnell in den selbstbewussten Hannes und nimmt dabei in Kauf, ständig auf der Flucht zu sein und nie einen festen Wohnsitz ihr Eigen zu nennen. Doch je länger die Raubzüge und das Versteckspielen dauern, umso mehr sehnt sich Juliana nach einem eigenen Zuhause, wo sie mit Hannes leben kann. Doch wird Hannes ihrem Wunsch nachgeben und sich endlich einen sicheren Broterwerb suchen, oder tanzt er weiter auf dem Drahtseil, bis er erwischt wird und sich die Schlinge um seinen Hals legt?

Astrid Fritz hat mit ihrem Buch „Die Räuberbraut“ einen spannenden und unterhaltsamen historischen Roman um eine geschichtlich belegte Person vorgelegt. Mit einem flüssig-authentischen und lebendigen Schreibstil lässt die Autorin den Leser schnell in eine vergangene Zeit abtauchen und an der Seite von Juliana hautnah das Leben einer „Räuberbraut“ miterleben. Die einzelnen Passagen aus dem Jahr 1844, die Julianas Rückblenden auf ihr Leben beinhalten, sind ebenso interessant, denn sie zeigen auf, wie sehr sich die Denkweise von ihr über die Jahre verändert hat. Der Spannungsbogen ist gemächlich angelegt und steigert sich innerhalb der Handlung immer weiter bis zum finalen Schluss. Die historischen Fakten wurden von der Autorin akribisch recherchiert und der Handlung als glaubhaften Hintergrund unterlegt. Die Raubzüge wurden so eindrucksvoll geschildert, dass man sich vor dem inneren Auge alles sehr gut vorstellen konnte. Die vielen Reisen zeichnen ein strapaziöses Bild, wenn man bedenkt, wie mühsam und beschwerlich damals das Fortkommen mit Gepäck war.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie haben alle ihre Eigenheiten, Stärken und Schwächen, wirken aufgrund dessen sehr lebendig und realitätsnah. Juliana ist eine junge Frau aus ärmlichen Verhältnissen. Sie ist ebenso mutig wie stark, lässt sich von Schicksalsschlägen so leicht nicht unterkriegen. Aber sie ist auch eine Frau mit Wünschen und Träumen, die sie gerne in die Tat umsetzen würde. Doch für ihre Liebe verzichtet sie auf vieles und setzt sich immer wieder der Gefahr aus. Hannes ist ein attraktiver und charismatischer Mann, der aufgrund seines Selbstbewusstseins und seines Wagemutes die Menschen schnell um den Finger wickeln kann. Er ist redegewandt und mutig, aber auch leichtsinnig und fast schon hochmütig, fühlt sich seiner Sache geradezu zu sicher, denn er ist sich der Unterstützung der normalen Bevölkerung sicher, die ihn immer wieder unterstützt. Dies nutzt er aus, was sich am Ende rächen wird. Margret ist Julianas Schwester, sie gibt Juliana Halt und ein Stück weit auch Familie und Altbewährtes, dass Juliana oftmals vermisst. Auch die übrigen Protagonisten tragen mit ihrem Erscheinen und ihrem Tun zur Spannung und Unterhaltung dieses Romans bei.

„Die Räuberbraut“ ist ein unterhaltsamer und spannender Roman über die Raub- und Beutezüge des bekannten Schinderhannes, der dem Leser einen Mehrwert an Informationen bietet und Geschichte leibhaftig miterleben lässt. Hier ist eine Leseempfehlung auf jeden Fall verdient!