Sehr interessante Perspektiven
Die Sache mit dem WaldIch bin bei diesem Buch sehr hin- und hergerissen.
Was mir unheimlich gut gefiel, ist der sehr wissenschaftliche Ansatz. Ein umfassendes Quellenverzeichnis ist am Ende abgedruckt, so dass sich auch über ...
Ich bin bei diesem Buch sehr hin- und hergerissen.
Was mir unheimlich gut gefiel, ist der sehr wissenschaftliche Ansatz. Ein umfassendes Quellenverzeichnis ist am Ende abgedruckt, so dass sich auch über das Buch hinaus noch weiter informiert werden kann. Das fand ich sehr gut, vor allem, weil ich dies bei vielen Sachbüchern in letzter Zeit bemängelt habe. Doch von einem Autoren wie Sven Herzog, der als Arzt praktizierte und seit Jahren Dozent für Wildökologie und Jagdwirtschaft tätig ist, habe ich auch nichts anderes erwartet.
In acht Kapiteln, die jeweils in kurze Unterkapitel unterteilt sind, erfährt man als Leser:in wirklich viel über den Wald. Und an meiner Stelle auch einfach viel Neues. Die kurzen Unterkapitel gefielen mir gut, generell kam ich gut mit dem Buch zurecht. Immer mal wieder wird der Text aufgelockert durch zum Thema passende Bilder, so dass man nicht auf einen reinen Textblock starrte.
Aber wirklich viele Äußerungen des Autors stoßen mir sauer auf. Bei Windkraftanlagen im Wald führt er nicht das Argument als erstes an, dass auch ich als bedenklich einstufen würde. Nämlich die Kollisionsgefahr von Vögeln, die in einem Wald doch höher sein kann als auf einer freien Fläche, die landwirtschaftlich genutzt wird. Auch die Auswirkungen auf andere Tiere, die im Wald beheimatet sind, können noch nicht abgeschätzt werden. Dies sind tatsächlich Argumente, die auch ich in einer Diskussion aufwerfen würde. Aber der erste Aspekt, der vom Autor als Argument gegen Windkraftanlagen in Wäldern genannt wird ist: die Ästhetik. Natürlich, ich finde es auch wunderbar befreiend und schön, meinen Blick beim Wandern über schier endlos scheinende Wälder schweifen zu lassen. Aber bei der Frage Landschaftsästhetik vs Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen fällt mir eine Antwort wirklich leicht.
Auch die Jagddiskussion wird erneut hervorgeholt. Ja, es war wirklich super interessant, andere Perspektiven kennenzulernen und generell etwas über die wirtschaftliche Nutzung von Waldflächen zu erfahren. Aber aus meiner kleinlichen Weltsicht heraus kann ich nur sagen, dass ich die Argumente für die Jagd, die über die Hege und Pflege hinausgehen, einfach lächerlich finde.
Auf der anderen Seite aber sprach der Autor vieles an, was mir bisher nicht bewusst war, er weckte an vielen Stellen meine Neugier und gab interessante Denkanstöße. Das Thema Wald ist so viel komplexer, als ich es selber in meiner sehr romantisierten Vorstellung gedacht habe.
Ich runde auf auf 4 Sterne. Ich fand den Exkurs dennoch unheimlich spannend und konnte viel für mich mitnehmen. Leider ist meine Rezension so schwankend wie meine innerliche "Zerrissenheit". Ich kann an der Stelle nur dazu raten, das Buch selber zu lesen!