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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2023

Durchwachsen...

Der Bojenmann
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Der im Verlag btb unter der ISBN 978-3-442-77088-5 erschienene Kriminalroman "Der Bojenmann" von Kester Schlenz und Jan Jepsen konnte mich bedauerlicherweise nur bedingt zufrieden stellen, denn die ihm ...

Der im Verlag btb unter der ISBN 978-3-442-77088-5 erschienene Kriminalroman "Der Bojenmann" von Kester Schlenz und Jan Jepsen konnte mich bedauerlicherweise nur bedingt zufrieden stellen, denn die ihm zu Grunde liegende Idee ist zwar teilweise überaus brutal und unappetitlich, aber trotzdem spannend und mit einem sympathischen ermittelnden Dreigestirn und viel Hanseatischem Flair versehen, kann jedoch den Lesefluss störende Abschweifungen, Längen und Wiederholungen usw. IMHO nicht ausreichend aufwiegen.

Die Geschichte handelt von einem Serienmörder, dessen Beweggründe parallel zu den aktuellen Ermittlungen erzählt werden. Sie wird durch ein Nachwort ergänzt, woran sich ein Personenverzeichnis anschließt, welches ich lieber vorne im Buch gefunden hätte. Auch die mit Abbildungen versehenen vordere und hintere Klappen hätten mit Skizzen von Stadtplan bzw. Handlungs- oder Tatorten sinnvoller genutzt werden können (was sich bereits bei Karl May bestens bewährt hat!).

Das Cover passt gut zum düsteren Geschehen, dessen Zusammenhang mit dem vorangestellten ägyptischen Zitat sich mir hingegen nur bedingt erschließt. Einzelne Abschnitten sind mit SOS-Morsezeichen versehen, was vermutlich seemännisches Flair vermitteln soll.

Erwähnenswert sind die Einblicke in das schwere Los der Seeleute, ich war erstaunt, dass so etwas in der heutigen Zeit noch vorkommt und gleichzeitig erfreut, dass es Einrichtungen wie den Seemannsclub "Duckdalben" gibt, wo man zumindest in geringem Umfang Abhilfe zu schaffen versucht.

Fazit: Eingeschränkte Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 12.07.2023

Ferienlektüre: JOPA-Eis

Träume aus Eis
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Der Roman "Träume aus Eis" von Franziska Winkler ist unter der ISBN 9783365002773 mit 400 Seiten im Harper Collins Taschenbuch Verlag erschienen.
Er erzählt eine am Ende der gar nicht so "Golden" Twenties ...

Der Roman "Träume aus Eis" von Franziska Winkler ist unter der ISBN 9783365002773 mit 400 Seiten im Harper Collins Taschenbuch Verlag erschienen.
Er erzählt eine am Ende der gar nicht so "Golden" Twenties in München angesiedelte fiktive Geschichte rund um eine historische Persönlichkeit namens JOsef PAnkhofer, seine Idee des JOPA-Steckerl-Eises und seine aus Frau Erna und den Töchtern Frieda und Lotte bestehende Familie.
Weder von Herrn Pankhofer noch von Steckerl-Eis (nur von "Eis am Stiel") hatte ich bisher gehört, auch sagte mir der Name der Verfasserin nichts.
Das ein vor historischem Ambiente Hand in Hand durch eine große weiße Fläche in "Steckerl-Eis"-Form laufendes, der damaligen Zeit entsprechend gekleidetes Paar zeigende Cover ist ansprechend, originell und passt zum erzählten Geschehen.
Dieses wird in jeweils mit Orts- und Zeitangaben versehenen Kapiteln mit historischem und bajuwarischem Kolorit präsentiert, wobei gelegentliche Dialektvorkommen keine größeren Probleme bereiten dürften.
Das geschäftliche (Mitbewerber, Wirtschaftskrise) sowie familiäre (beispielsweise amouröse und gesundheitliche Probleme) Auf und Ab wird insgesamt gut, wenn auch stellenweise etwas abgehackt, holprig oder vorhersehbar vermittelt.
Auch ein das Buch abrundendes Nachwort der Autorin verdient mMn Erwähnung.

Fazit:
Kein "Muss", aber durchaus als Ferienlektüre vor allem bei den momentan herrschenden sommerlichen Temperaturen geeignet.

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Veröffentlicht am 11.07.2023

Bewegender Debütroman mit Luft nach oben

22 Bahnen
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Bereits auf der ersten Seite des im Verlag Dumont erschienenen und mit einem ansprechenden und zum erzählten Geschehen passenden Cover versehenen Debütromans "22 Bahnen" von Caroline Wahl werden mit Kölln ...

Bereits auf der ersten Seite des im Verlag Dumont erschienenen und mit einem ansprechenden und zum erzählten Geschehen passenden Cover versehenen Debütromans "22 Bahnen" von Caroline Wahl werden mit Kölln Haferflocken, Levi‘s-Shirt/Levi’s-Schriftzug, Gut&Günstig (mehrfach), Mirácoli, Dr. Oetker Bourbon-Vanillesoße für meinen Geschmack definitiv zu viele Markennamen erwähnt.
Gespräche erfolgen nicht immer in wörtlicher Rede mit "Gänsefüßchen", sondern häufig Libretto-ähnlich wie im folgenden Zitat:
"Ursula: Ich bin ganz normal geschwommen. Wie immer entspannt Richtung Beckenrand, und auf einmal sehe ich diesen rothaarigen kleinen Bengel vor mir, wie er 3 Schritte zurückgeht, Anlauf nimmt und auf mich drauf springt. Einfach so.
Ich: Krass."
Beides gefällt mir nicht.
Abgesehen davon ist die Geschichte der hochbegabten Protagonistin Tilda, die sich in einer traurigen Wohnung in der "Fröhlichstraße" einer von ihr gehassten Kleinstadt neben ihrem Studium, ihrer Tätigkeit an einer Supermarktkasse und Schwimmbadbesuchen um ihre jüngere Schwester Ida und oft genug auch um ihre alkoholkranke Mutter kümmern muss, auch recht deprimierend.
Diese Familien- und Milieustudie veranschaulicht, dass man versuchen kann (und sollte!), zwischen Verantwortungsbewusstsein und Entfaltungsbedürfnissen eine Balance zu finden.
Diese "Botschaft" und die Tatsache, dass es ein Erstlingswerk ist, lassen mich eine bedingte Leseempfehlung aussprechen, obwohl bedauerlicherweise nicht alles nachvollziehbar war und am Ende manche Fragen offen blieben.

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Tüftlerkönig Jakob

Jakob und der Berg der vergessenen Dinge
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Mirjam Oldenhaves Kinderbuch "Jakob und der Berg der vergessenen Dinge" hat mir gut gefallen.
Es ist im Verlag "Coppenrath" erschienen und wird für Leserinnen und Leser ab einem Alter von 6 Jahren empfohlen.
Bereits ...

Mirjam Oldenhaves Kinderbuch "Jakob und der Berg der vergessenen Dinge" hat mir gut gefallen.
Es ist im Verlag "Coppenrath" erschienen und wird für Leserinnen und Leser ab einem Alter von 6 Jahren empfohlen.
Bereits das lustige Cover ist ein "Eyecatcher" und die abwechselnd schwarz-weiß oder bunt, ganzseitig oder am Rand platzierten Illustrationen von Rick de Haas sprachen mich ebenfalls an.
Der aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann in die deutsche Sprache übersetzte Text ist einfallsreich, spannend und witzig.
Jakob ist ein kleiner "Daniel Düsentrieb", er erfindet "wichtige" Dinge wie beispielsweise eine "Taubentoilette" oder eine "Fliegenverscheuchmaschine". Sein Vater Ed und er sind Wildcamper und werden deshalb überall vertrieben, bis sie am Rande eines Schrottplatzes landen - ein Paradies für den Jungen, gibt es dort doch viel für seine Erfindungen nützliches Material.
Dann gerät Ed durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ins Gefängnis. Es macht Spaß, Jakob nebst Freundin Sisi, Hündchen Ali und Zweihorn Rambo zu beobachten, wie sie Pläne für Eds Befreiung schmieden.

Und hier kommen wir zu einem Punkt, der es geraten sein lässt, dass dieses wichtige Buch über die Toleranz des "Andersseins" nicht ohne "Supervision" Erwachsener gelesen werden sollte, denn manche Pläne bzw. Begebenheiten recht absurd, gefährlich oder sogar illegal.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Junge Frauen und ihre Probleme vor ca 120 Jahren in und um Lübeck

Das Pensionat am Holstentor: Frühlingstöchter
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Die mit einem Ende Juli 1899 in Lübeck angesiedelten Prolog beginnende und uns anschließend durch die ersten drei Kapitel führende Leseprobe von Anna Perbandts im Rowohlt Verlag erschienenen Roman "Frühlingstöchter ...

Die mit einem Ende Juli 1899 in Lübeck angesiedelten Prolog beginnende und uns anschließend durch die ersten drei Kapitel führende Leseprobe von Anna Perbandts im Rowohlt Verlag erschienenen Roman "Frühlingstöchter - Das Pensionat am Holstentor" hatte wegen der Geschichte über die 4 am Anfang des Erwachsenenlebens stehenden Freundinnen, des angenehm lesbaren Schreibstils und des zu Zeit und Ort passenden Covers rasch mein Interesse zu wecken vermocht.
Im Buch lernte ich die leicht an "Trotzkopf-Ilse" gemahnende Grafentochter Nora und ihre 3 sehr unterschiedlichen Freundinnen Fanny, Agnes und Lotte, die Pensionatsleiterin Frau Eggers(-"Rottenmeyer") und die sympathische Junglehrerin Gesche Petersen kennen.
Der Buchtitel erklärt sich durch einen Geheimbund der Freundinnen.
Die durch Herkunft und Geld verursachten (Standes-)Unterschiede mit ihren Perspektiven bestimmenden Auswirkungen im romantischen wie im sozialen Bereich sind deutlich und regen Lesende zu Vergleichen mit der Gegenwart an.
Grafentochter und Arbeiter, arme Lehrerin und Grafensohn - Die Geschichte erinnert mit gefühlt 100x bebenden jungfräulichen Herzen gelegentlich an Hedwig Courts-Mahler bzw. an die beispielsweise in ihrem 1867 erschienenen Roman "Das Geheimnis der alten Mamsel" Kritik an den sozialen Verhältnissen, Zurücksetzung des weiblichen Geschlechts, Heuchelei und Bigotterie übende Eugenie Marlitt.
Das Buch endet mit einem mMn mittelschweren Cliffhanger das zweifelhafte Liebesglück einer frisch verheirateten Freundin Noras.
Ob ich den Folgeband lesen werde, wird wohl eine spontane Entscheidung.

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