Auszüge aus einem Leben
Was heißt es, "adam gibi" zu sein, sich wie ein Mann zu verhalten, einer zu werden? Wie entspricht man den Erwartungen des Vaters und findet gleichzeitig eigene Vorbilder?
Wie wächst man auf mit zwei ...
Was heißt es, "adam gibi" zu sein, sich wie ein Mann zu verhalten, einer zu werden? Wie entspricht man den Erwartungen des Vaters und findet gleichzeitig eigene Vorbilder?
Wie wächst man auf mit zwei Kulturen? Welche Träume und Sehnsüchte darf man haben und welche muss man hinter sich lassen?
Das sind einige der Fragen, die in Fikri Anıl Altıntaşs autofiktionalem Roman "Im Morgen wächst ein Birnbaum" im Mittelpunkt stehen.
Altıntaş erzählt von seinen Eltern, die von der Türkei nach Deutschland fliehen. Sie landen in Wetzlar, wo er aufwächst. Es ist eine Kindheit und Jugend zwischen zwei Kulturen und Ländern. Und es ist vor allem eine Kindheit voll Sehnsucht nach einer Heimat: "In Deutschland war ich geboren. In die Türkei kehrte ich in meinen Gedanken zurück, weil ich mich nach Halt sehnte."
Gleichzeitig thematisiert Altıntaş Alltagsrassismus, erzählt von Hakenkreuzen, die in den Schrebergarten der Familie geschmiert werden, von einer Wohnung, die die Besitzerin ihnen zuerst vermieten möchte und dann doch nicht mehr, als sie merkt, dass sie es mit einer türkischen Lehrerfamilie zu tun hat und nicht mit einer deutschen.
Der Roman ist ein Auszug aus einem Leben. Er ist die Frage danach, was einen zum Mann macht. Und nicht zuletzt ist er ein Denkmal für die Eltern, die unwegsame Pfade beschreiten mussten und dabei gleichzeitig einen großen Teil ihrer Träume und Sehnsüchte aufgeben mussten.
"Die Selbstverständlichkeit, mit der ich heute gewisse Dinge einfach tue, die kannten sie nicht. Ihr ganzes Leben lang mussten sie sich etwas erkämpfen."
Ein Debüt, bei dem man sich am Ende schon auf den nächsten Roman des Autors freut! 🍐