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Veröffentlicht am 04.11.2023

Kleine und große Verschiebungen

Endstation Malma
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Eine Zugstation. Malma. Dahin führen die Wege von Harriet, Oskar und Yana. Sie führen zum Unausgesprochenen, zu dem, was zwischen den einzelnen Familienmitgliedern steht und Distanz zwischen ihnen schafft. ...

Eine Zugstation. Malma. Dahin führen die Wege von Harriet, Oskar und Yana. Sie führen zum Unausgesprochenen, zu dem, was zwischen den einzelnen Familienmitgliedern steht und Distanz zwischen ihnen schafft.

Alex Schulman erzählt in "Endstation Malma" von Familie und von Eltern-Kind-Beziehungen, die sich fernab von Klischees und Idealen bewegen. Vielmehr stehen das Dysfunktionale und Schmerzhafte im Vordergrund. Schulman zeigt, was Familie aus uns machen kann, wie sich Lieblosigkeit und fehlende Wärme und Nähe in uns festsetzen und unser gesamtes Leben mitbestimmen können.

"Wann weiß man, dass man ein Kind verloren hat? Wahrscheinlich gibt es keinen festen Zeitpunkt, so etwas geschieht schrittweise, kaum spürbare, merkwürdige kleine Verschiebungen."

Eigentlich mag ich Geschichten nicht, in denen es um Familiengeheimnisse geht. Aber Alex Schulmans "Die Überlebenden" hatte mich so begeistert, dass meine Neugier groß war.

Und Schulman kann erzählen! Das zeigt sich auch in diesem Roman. Seine Figuren sind vielschichtig, die Konstellationen zwischen ihnen bestehen aus zahlreichen Graustufen. Trotzdem hat der Roman teilweise etwas konstruiert auf mich gewirkt. Besonders die Verbindungen und Übergänge zwischen den Zeitebenen fand ich zu romanhaft. Dafür nimmt die Geschichte am Ende aber Fahrt auf und das Zusammenfügen der Puzzleteile ist für mich wieder sehr stimmig gewesen.

Eine tiefsinnige und nachdenklich stimmende Lektüre also, die sprachlich überzeugt. Schulmans "bisher bestes Buch", wie auf der Rückseite abgedruckt, ist der Roman jedoch für mich nicht.

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Veröffentlicht am 13.07.2023

Vielfältige Geschichten

So etwas wie Glück
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Man könnte denken, wenn man den Untertitel von John Burnsides Erzählband liest, es würden einen Geschichten über romantische Liebesbeziehung erwarten, aber das wäre zu eng gedacht. Denn es ist vielmehr ...

Man könnte denken, wenn man den Untertitel von John Burnsides Erzählband liest, es würden einen Geschichten über romantische Liebesbeziehung erwarten, aber das wäre zu eng gedacht. Denn es ist vielmehr das Zwischenmenschliche im Allgemeinen als die romantische Liebe im Besonderen, die Burnside interessiert. So geht es beispielsweise darum, wie Liebe langsam in die Entfremdung abrutscht, wie aus Zuneigung Distanz wird oder wie Einsame in der Nähe zu anderen nach Erfüllung und Glück suchen.

Burnside lässt ein heterogenes Ensemble an Figuren auftreten, die in unterschiedlichen Welten leben. Da ist der Junge, der sich zur Besitzerin des Eissalons hingezogen fühlt oder die Ehefrau, die am Ende eines jeden Studienjahres einem Studenten Blumen schenkt und damit ein Stück Leidenschaft und Aufregung in ihr graues Leben zu holen versucht. Da sind die grauen Ehen, die zerbrechenden Freundschaften oder die zum Scheitern verurteilten Liebschaften.

Wie das mit den meisten Erzählbänden so ist, begeistert auch in "So etwas wie Glück" nicht jede Geschichte. Einige wenige bleiben vergleichsweise blass. Doch wodurch sich der Erzählband hervorhebt, ist das stimmige Gesamtbild. Als Lesender taucht man in einen Mikrokosmos ein, in dem bekannte Figuren wieder auftauchen, in dem Themen wie Einsamkeit, Fremdheit und die Suche nach Liebe ein Geflecht ergeben, aus dem heraus sich jede Geschichte auf ganz unterschiedliche Art und Weise entwickelt. Faszinierend ist dabei, wie es Burnside gelingt, eine Vielzahl an Tönen anzuschlagen und seine Figuren auf authentische Weise sprechen zu lassen.

"So etwas wie Glück" ist ein guter Erzählband für den Nachttisch, in dem man zwischendurch schmökern kann, bei dem man auch dann, wenn mal eine Geschichte nicht vollständig überzeugt, sicher sein kann, dass die nächste wieder besser wird!

Übersetzt aus dem Englischen von Bernhard Robben.

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Veröffentlicht am 13.07.2023

Auszüge aus einem Leben

Im Morgen wächst ein Birnbaum
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Was heißt es, "adam gibi" zu sein, sich wie ein Mann zu verhalten, einer zu werden? Wie entspricht man den Erwartungen des Vaters und findet gleichzeitig eigene Vorbilder?
Wie wächst man auf mit zwei ...

Was heißt es, "adam gibi" zu sein, sich wie ein Mann zu verhalten, einer zu werden? Wie entspricht man den Erwartungen des Vaters und findet gleichzeitig eigene Vorbilder?
Wie wächst man auf mit zwei Kulturen? Welche Träume und Sehnsüchte darf man haben und welche muss man hinter sich lassen?

Das sind einige der Fragen, die in Fikri Anıl Altıntaşs autofiktionalem Roman "Im Morgen wächst ein Birnbaum" im Mittelpunkt stehen.

Altıntaş erzählt von seinen Eltern, die von der Türkei nach Deutschland fliehen. Sie landen in Wetzlar, wo er aufwächst. Es ist eine Kindheit und Jugend zwischen zwei Kulturen und Ländern. Und es ist vor allem eine Kindheit voll Sehnsucht nach einer Heimat: "In Deutschland war ich geboren. In die Türkei kehrte ich in meinen Gedanken zurück, weil ich mich nach Halt sehnte."

Gleichzeitig thematisiert Altıntaş Alltagsrassismus, erzählt von Hakenkreuzen, die in den Schrebergarten der Familie geschmiert werden, von einer Wohnung, die die Besitzerin ihnen zuerst vermieten möchte und dann doch nicht mehr, als sie merkt, dass sie es mit einer türkischen Lehrerfamilie zu tun hat und nicht mit einer deutschen.

Der Roman ist ein Auszug aus einem Leben. Er ist die Frage danach, was einen zum Mann macht. Und nicht zuletzt ist er ein Denkmal für die Eltern, die unwegsame Pfade beschreiten mussten und dabei gleichzeitig einen großen Teil ihrer Träume und Sehnsüchte aufgeben mussten.

"Die Selbstverständlichkeit, mit der ich heute gewisse Dinge einfach tue, die kannten sie nicht. Ihr ganzes Leben lang mussten sie sich etwas erkämpfen."

Ein Debüt, bei dem man sich am Ende schon auf den nächsten Roman des Autors freut! 🍐

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Veröffentlicht am 13.07.2023

Spannender Ökothriller

Frau des Himmels und der Stürme
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Wilfried N'Sondé: "Frau des Himmels und der Stürme" ("Femme du ciel et des tempêtes"). Übersetzt aus dem Französischen von Brigitte Große. Erschienen im Kopf & Kragen Verlag.

Der Roman spielt in Sibirien ...

Wilfried N'Sondé: "Frau des Himmels und der Stürme" ("Femme du ciel et des tempêtes"). Übersetzt aus dem Französischen von Brigitte Große. Erschienen im Kopf & Kragen Verlag.

Der Roman spielt in Sibirien in der heutigen Zeit. Große Erdgasvorkommen sollen ohne Rücksicht auf die Natur und das fragile Ökosystem der Region gefördert werden. Doch dann findet der Schamane Num während eines Erdrutsches etwas Sensationelles: In einem alten Grab im Eis liegt eine afrikanische Frau.

Der Fund schürt in ihm die Hoffnung, dass die Bohrungen gestoppt werden können und dass die Region in den Fokus der Weltöffentlichkeit rücken wird. Er informiert seinen Freund, einen französischen Wissenschaftler. Doch die skrupellose russische Mafia setzt alles daran, das Grab zu zerstören.

"Frau des Himmels und der Stürme" ist ein spannender Ökothriller, der mythische Elemente mit wichtigen ökologischen Themen verbindet!

Seid ihr neugierig geworden?

Dann könnt ihr auf @lesereien ein kurzes Interview mit dem Autor lesen. Ich hatte die Gelegenheit, ihm ein paar Fragen auf Französisch zu stellen.

https://www.instagram.com/p/Ct6XPHaLl72/?igshid=MTc4MmM1YmI2Ng==

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Gute Unterhaltungsliteratur

Malibu Rising
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Taylor Jenkins Reid ist nicht nur in den USA, sondern inzwischen auf der ganzen Welt mit ihren Romanen erfolgreich. "Daisy Jones and The Six" wurde erst kürzlich als Serie verfilmt, nachdem die Romanvorlage ...

Taylor Jenkins Reid ist nicht nur in den USA, sondern inzwischen auf der ganzen Welt mit ihren Romanen erfolgreich. "Daisy Jones and The Six" wurde erst kürzlich als Serie verfilmt, nachdem die Romanvorlage ein Bestseller war. Jetzt ist ihr Roman "Malibu Rising" in der deutschen Übersetzung von Babette Schröder erschienen.

Der Roman spielt 1983 in Malibu. Jedes Jahr findet dort die Party des Jahres bei den Riva-Geschwistern statt. DIe Geschwister, das sind Nina, Jay, Hud und Kit. Nachdem der Vater sie verlassen hat und ihre Mutter früh verstorben ist, haben die Geschwister sich alleine durchgeschlagen und aufeinander aufgepasst. Besonders die Älteste, Nina, hat früh Verantwortung für alle übernommen.

Der Roman erzählt in der ersten Hälfte die Geschichte dieser Familie, die von Verlusten, Enttäuschungen und Schicksalsschlägen geprägt ist. Aber auch von Hoffnungen und Liebe, von gegenseitiger Zuneigung und starkem Willen. Es sind im Grunde detaillierte Charakterstudien und einzelne Lebensgeschichten der Figuren, die Reid zu einer Collage zusammenfügt.

Dann, kurz vor und insbesondere während der Party, kommen Familiengeheimnisse zum Vorschein. Lügen werden aufgedeckt und noch nie oder lange nicht mehr gesehene Familienmitglieder tauchen plötzlich auf. Am Ende der Nacht ist nichts mehr so, wie es vorher war.

Diese Party war für mich, um ehrlich zu sein, der am wenigsten interessante Teil des Romans. Die Flashbacks und alles das, was in der Vergangenheit liegt, haben einen viel größeren Unterhaltungswert. Der Höhepunkt mit dem Zusammenführen aller Fäden war für meinen Geschmack etwas konstruiert und zu literarisch.

Aber was Taylor Jenkins Reid trotzdem kann, das ist gute Unterhaltungsliteratur schreiben. Man liest ihre Romane einfach gerne. Und auch, wenn "Malibu Rising" mich zum Ende hin nicht mehr ganz zu packen vermocht hat, so war ich insgesamt keineswegs enttäuscht von ihm.

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