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Veröffentlicht am 13.07.2023

Buch mit großem Sogfaktor

Only a Monster
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Inhalt:


Schon den ganzen Sommer über ist Joan in Nick verschossen. Der süße Junge, der gemeinsam mit ihr in den Sommerferien im Holland House, einem Museum, in dem die Darsteller sich verkleiden und ...

Inhalt:


Schon den ganzen Sommer über ist Joan in Nick verschossen. Der süße Junge, der gemeinsam mit ihr in den Sommerferien im Holland House, einem Museum, in dem die Darsteller sich verkleiden und den Touristen Geschichte auf lebendige Art näher bringen, arbeitet.

Nick und Joan wollen sich nun in einem Café in der Innenstadt treffen. Doch noch während Joan hier auf ihr Date wartet, taucht der demente Mr. Solt auf. Er verkündet Blumen kaufen zu wollen. Joan hat Mitleid mit dem alten Mann, der von den Bediensteten nicht nett empfangen wird. Sie möchte ihn hinaus auf die Straße begleiten. Doch kaum haben sie das Café verlassen, wehrt sich Mr. Solt gegen Joans Griff an seinen Arm.

Dann überschlagen sich die Ereignisse buchstäblich. Plötzlich ist es nicht mehr taghell, sondern der Mond steht am Himmel. Das Café ist längst geschlossen. Mr. Solt ist nicht mehr da. Joan ist mehr als nur verwirrt. Betrunkene Leute gehen an ihr vorbei. Joan möchte nur noch eins: Nach Hause zu ihrer Gran.

Zu Hause erwartet sie auch eine beleuchtete Küche und eine Großmutter, die bereits auf sie wartet. Was bleibt, ist Verwirrung. Sie hätte, so führt die Großmutter aus, es schon immer gesagt: Joan sei ein Monster. Joan muss an diesem Abend allerhand verkraften. Nach und nach erfährt sie, dass Mr. Solt ihr an diesem Abend nichts angetan hat. Sondern, dass sie selbst es war, die ihm Schaden zufügte. Sie erfährt von Magie und der Fähigkeit anderen Menschen Lebensenergie zu entziehen, um selbst in der Zeit zu reisen zu können. Sie hört von anderen Familien, die mit ihrer Familie verfeindet sind.

Fragmentarisch setzt sich Joans Welt neu zusammen. Um all das zu verkraften, sucht sie Schutz an dem Ort, der ihr in den letzten Monaten Ruhe und Halt geboten hat: dem Museum.

Doch aus dem Regen gerät sie in die Traufe. Denn innerhalb weniger Minuten verliert Joan alles, was sie je geliebt hat. Sie wird gezwungen, einem Menschen ein weiteres Mal Lebensenergie zu entziehen, um diese für sich selbst zu nutzen, und wird damit zu dem Monster, das sie nie sein wollte.



Meinung:


Als ich den Klappentext von „Only A Monster“ das erste Mal gelesen hatte, war für mich klar, dass ich dieses Buch würde lesen wollen. Eine Protagonistin, die erfährt, dass sie ein Monster ist. Ihr großer Schwarm entpuppt sich als legendärer Held und wird zu ihrem größten Feind. Und dann gibt es da noch andere, die so sind wie sie. Einer davon ist Aaron. Und dieser führt in weitreichende Familienfehden und blutige Streitigkeiten. All das klang schon unglaublich spannend.

Vanessa Len enttäuscht den Leser nicht. Sie startet in eine unglaublich spannende Erzählung. Beim Lesen flogen meine Augen über die Seiten. Es wird sofort eine rasante Handlung in Gang gesetzt, bei der man sich konzentrieren muss, um den Überblick zu behalten.

Gleichwohl vermag das Buch durch Nachvollziehbarkeitslücken zu irritieren. Joans Großmutter hat ihrer Enkelin seit Jahren immer wieder gesagt, dass diese ein Monster sei. Selbst, als alles eskaliert, öffnet sich die alte Frau nicht. Joan bekommt nur zu hören: Ich hab's dir ja immer gesagt. Du bist ein Monster. Das scheint nicht, direkt dem Leben abgelauscht.

Als Leser kommt man am Anfang kaum zum Durchatmen. Das Erzählen wird in der zweiten Hälfte verlangsamt, bleibt aber gleichermaßen packend wie spannend.

Mit einer Reise in die Vergangenheit lernt der Leser nun auch den neuen Weggefährten von Joan besser kennen. Aaron scheint arrogant und zugleich feige. Es dauert, bis Aarons Fassade aufbricht. Aber genau das macht natürlich seine Figur umso spannender. Auch Aaron hat einen großen Verlust zu beklagen. Er steckt diesen nur scheinbar mit Leichtigkeit weg.

Mit der Reise in der Zeit entführt die Autorin den Leser und die Protagonisten ins Jahr 1993. Also gar nicht mal so weit in die Vergangenheit. Doch es gibt hier Ecken, die von Monstern bewohnt werden und hier gibt es allerhand zu bestaunen und zu erleben. Tavernen, in denen es das köstlichste Essen gibt und in denen die Besucher allesamt ihre Haustiere mit sich führen, eine Post in der man Briefe in alle erdenklichen Zeitepochen verschicken und einen Markt, auf dem man Kleidung und andere Waren aus jedem Jahrhundert erwerben kann.

Im weiteren Verlauf der Geschichte möchte Joan die Vergangenheit ändern. Davon lässt sie sich nicht abbringen. Sie würde alles dafür tun, um das ungeschehen zu machen, was an diesem einen Tag im Museum passiert ist. Und dann gibt es da Aaron, der schon oft durch die Zeit gereist ist und der weiß, dass die Zeit ihre ganz eigenen Gesetze hat.



Fazit:


1985 kam „Zurück in die Zukunft“ in unsere Kinos und ist bis heute eine der vermutlich beliebtesten Filmtrilogien aller Zeiten. Dass Spannungsliteratur und Zeitreisen eine wundervolle Symbiose eingehen können, beweist "Only A Monster".

Das Geschehen wird in bildgewaltiger Wucht mit einer gekonnten Mischung aus Rasanz und gleichzeitiger Ernsthaftigkeit erzählt.

Vanessa Lens Schreibstil ist flüssig und lässt sich leicht lesen. Der Roman entwickelt mit fortschreitendem Lesevergnügen einen eigenen Rhythmus. "Only A Monster" ist eine erfrischende Lektüre, die man regelrecht verschlingt.

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Veröffentlicht am 08.12.2022

Eine Geschichte übers Anderssein

Total irre
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Inhalt:

Karli empfindet seine Familie als total verrückt. Seine Mutter hat Übergewicht und verbringt ihren Tag damit, immer neue Dinge zu erfinden. Überall im Haus liegen Gerätschaften und Werkzeuge herum. ...

Inhalt:

Karli empfindet seine Familie als total verrückt. Seine Mutter hat Übergewicht und verbringt ihren Tag damit, immer neue Dinge zu erfinden. Überall im Haus liegen Gerätschaften und Werkzeuge herum. Am liebsten kreiert sie Neuerungen für für Karlis Vaters Rollstuhl. Denn dieser möchte demnächst unbedingt an einem Rollstuhlrennen teilnehmen. Und Patenonkel Henry? Der weiß gar nicht so genau, wer er gerne sein möchte. Jeden Tag kommt er mit glitzernden Frauenklamotten an und möchte, dass man ihn mit einem neuen Namen anspricht.

Das ist Karli alles viel zu viel. Als die Schule dann ein Klassenfest plant, ist sich Karli sicher, dass er seine Familie nicht dabei haben möchte. Die Mitschüler würden ihn für seine Familie an den Pranger stellen. Soviel ist klar. Am besten scheint es zu Hause nichts von dem Fest zu erzählen.

Karli war sich, bis vor Kurzem sicher, dass die Schule ein Hort sozialer Konformität ist. Dass hier alle relativ normal sind. Doch beim Besuch der Mittelstufendisco werden ihm die Augen geöffnet. Denn dort lernt er Jona kennen. Jona kann richtig gut tanzen und sieht umwerfend aus. Doch Jona hat, das stellt Karli bald fest, ein Handykap: Sie kann ihn nicht hören. Sie ist taub.

Das Kennenlernen von Jona geht gehörig schief, denn Karli ist nur mit einer schwach ausgeprägten Sozialkompetenz gesegnet.

Als dann auch noch in der Schule das Projekt, „Schönstes Klassenzimmer“, ausgerufen wird, an dem Robin, Karlis bester Freund und auch Karli gerne teilnehmen wollen, droht Karlis Leben endgültig aus den Fugen zu geraten. Eigentlich wollte er nur den Hauptgewinn, Karten für DIE Band der Schule, die „Golden Devils“, gewinnen. Doch letztlich wird ihm durch das Projekt klar, dass auch Robin ein großes Problem hat und alles andere als „normal“ ist.
Karli wird nichts anderes übrig bleiben, als seine Konstruktionen von Normalität zu überdenken.



Meinung:

Jutta Nymphius greift in ihrer Geschichte „Total irre“ ein sehr wichtiges Thema auf, nämlich, dass jeder Mensch seine Ecken und Kanten hat und dass es wichtig ist, sich für andere Menschen nicht zu verbiegen. Sie berichtet vom „Anderssein“. Der Protagonist ihrer Geschichte „Total irre“, Karli, hat das Gefühl, dass er in einem Umfeld aufwächst, in dem sich jeder in Extremen verliert. Karli möchte aber einfach nur sein Leben unbeschwert leben und eines möchte er dabei auf keinen Fall: auffallen.

Der Übergang zwischen Normalität und Abnormität ist auch bei Karli fließend. Beispielsweise nennt er heimlich sein einziges Barthaar, auf das er mächtig stolz ist, Ferdi. Nach und nach muss Karli lernen, dass gerade die kleinen Eigenheiten, die jeder hat, einfach zum Leben dazugehören.

Zu einem starken Umdenken bewegt ihn hier Jona. Das Mädchen, das ihn erstmals von seiner Jugendliebe Lina ablenkt, und seine ganze Aufmerksamkeit fordert. Denn Jona ist anders. Als Karli feststellt, dass sie taub ist, reagiert er zunächst harsch. Doch Jona lässt sich davon nicht unterkriegen. Sie betitelt Karli eiskalt als „Arschloch“ und lässt ihn einfach stehen. Jona ist selbstbewusst, sie steht mitten im Leben. Karlis Unsicherheiten und seinen tappsigen Versuch mit ihr zu kommunizieren, lächelt sie einfach weg. Damit muss Karli erst mal umgehen lernen.

Jona ist also Karlis erster Schritt auf dem Weg zum Umdenken. Doch es folgt noch ein weiterer. Denn Karlis bester Freund hat ein großes Problem, das sich nach und nach herauskristallisiert.

Jutta Nymphius bringt einige Themen in ihrem nur 176 Seiten umfassendem Buch unter. Sie berichtet vom Anderssein, vom Erwachsenwerden, von der ersten Liebe und erzählt von psychischen Problemen, die man eben nicht einfach tolerieren, sondern ernst nehmen sollte. Diese wichtigen Botschaften in einem Buch komprimiert und gelegentlich auch pointiert, das hat mir sehr gefallen.

Einige Szenen wurden mir hier jedoch etwas zu schnell abgehandelt. So entwickelten sich die Gefühle von Jonas, erst für Lina - dann für Jona, doch recht zügig/sprunghaft. In einer weiteren Szene ist Karli gezwungen eine Figur zum Umdenken zu bewegen, die über Jahre hinweg eine feste Ansicht vertreten hat. Dies gelingt ihm dann innerhalb eines kurzes Wortwechsels.

Erwähnenswert ist auch noch die Einleitung eines jeden Kapitels. Diese werden mit kurzen Fakten aus der Tierwelt eingeleitet, die sich sehr gut auf das Verhalten des Menschen übertragen lassen. Zu Beginn des Buches berichtet Jonas von einer Zeitschrift namens Fun und Facts, die er sich gerne vom Nachttisch seiner Mutter stibitzt. Im Speziellen handelt es sich hier um die Ausgabe „Junge Wilde – Was wir von der Tierwelt übers Erwachsenwerden lernen können.“ Diese kurzen Kapitelanfänge waren nicht nur unterhaltsam, sondern zugleich sehr informativ.



Fazit:


Geschickt erzählt Jutta Nymphius eine Coming-of-Age-Geschichte, die durch ihre Glaubwürdigkeit und Alltäglichkeit überzeugt. Ihr Protagonist sucht nach Individualität, obwohl er zunächst in seiner Umgebung Konformität verlangt, stellt dann aber schnell das „Diktat der Mehrheit“ auf den Prüfstand.

Das Buch erscheint streckenweise etwas übereilt und nimmt in diesen Teilen wenig Rücksicht auf seine Charaktere, sondern treibt nur die Handlung voran. Im Großen und Ganzen gelingt es „Total irre“ allerdings, vor allem in seinen stärksten Passagen, informativ und humorvoll zu unterhalten.

Von mir gibt es, mit kleinem Punkteabzug, eine volle Leseempfehlung für Jugendliche und junggebliebene Leser/innen.

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Ein spannendes Märchen für jüngere LeserInnen

Luzies Märchen
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Inhalt:


Als das neueste Thema der Schreibwerkstatt, „Märchenhafte Geschichten“, verkündet wird, ist Luzie begeistert. Sie liebt orientalische Märchen und möchte unbedingt eines davon auf Papier bringen. ...

Inhalt:


Als das neueste Thema der Schreibwerkstatt, „Märchenhafte Geschichten“, verkündet wird, ist Luzie begeistert. Sie liebt orientalische Märchen und möchte unbedingt eines davon auf Papier bringen. Frieda, Luzies Freundin, hingegen schreibt eher ungern. Ihre Leidenschaft gilt dem Zeichnen. So überlegen sich die beiden Mädchen, dass Frieda ja auch Luzies Geschichte illustrieren könnte.

Eine gute Geschichte braucht auch ein gutes Schreibheft. Und so kommt es, dass Luzie und Frieda an diesem Nachmittag dem kleinen Lädchen „Geschenke und Schreibwaren“ einen Besuch abstatten. Hier arbeitet die Mutter von Friedas Schulpatenkind Elias, Jasmina. Sie wird bestimmt bei der Auswahl helfen können.

Im Laden findet Frieda auch bald, was sie sucht. Darüber hinaus entdecken die beiden Mädchen aber auch noch eine Vitrine mit Schmuckstücken. Und mitten darin liegt ein großer Anhänger mit einem bunt leuchtendem Skarabäusanhänger.

Amir, Jasminas zweiter Sohn, zögert nicht lange. Er holt den Anhänger aus dem Glaskasten und legt ihm Frieda um. Gerade, als sich Frieda im Spiegel bewundert, kommt Jasmina mit selbstgebackenen Keksen daher. Die Kinder bekommen natürlich welche angeboten. Kaum hat Luzie einen Biss genommen, wird ihr plötzlich schwindelig und dann geht alles ganz schnell. Der Teppich, auf dem Amir, Elias, Luzie, Frieda und die Katze Samira gerade stehen, beginnt zu vibrieren und wenig später hebt er sogar vom Boden ab!

Die Kinder nebst Katze befinden sich bald darauf auf dem Weg in das größte Abenteuer ihres Lebens. Es scheint, als würde sich Luzies und Friedas Geschichte wie von selbst schreiben, denn wenig später befinden sie sich ganz weit über der Stadt. Die Radwege, die es hier geben sollte, sind nicht mehr zu sehen. Stattdessen entdecken die Kinder ein Schiff auf einem Fluss, das von Arbeitern mit Tauen flussaufwärts gezogen wird. Auf den Straßen fahren Pferdekutschen anstatt Autos. Sind sie gerade mitten in der Vergangenheit gelandet?

Der Teppich landet erst einige Zeit später. Sein Ziel ist ein Marktplatz, in einer Welt mit orientalischem Flair. Ein Junge namens Mo empfängt Luzie, Frieda und ihre Freunde. Mo ist ganz aufgeregt. Denn vor Kurzem ist etwas ganz Schreckliches passiert. Die Kinder des Sultans sind mitten in der Märchenstunde des Geschichtenerzählers verschwunden. Eine Prophezeihung besagt, dass Kinder kommen würden, die in der Lage sind, das Wasser zu finden und alles zum Guten zu wenden.

Luzie, Frieda und ihre Freunde zögern nicht lange. Sie machen sich auf den Weg in den Palast, um das Rätsel zu lösen.

Wird es ihnen gelingen das Wasser zu finden und die beiden Kinder des Sultans zurück in den Palast zu bringen?



Meinung:


Anna Reiz schreibt mit „Luzies Märchen – von den ungeschriebenen Seiten“ den ersten Band einer fantastischen und abenteuerlichen Reise auf einem fliegenden Teppich. Im Mittelpunkt ihrer Geschichte stehen die beiden Mädchen Luzie und Frieda, die eigentlich nur auf der Suche nach einem Heft für ein Schreibprojekt waren und von einem Moment auf den anderen mitten im größten Abenteuer ihres Lebens stecken.

Dieses kleine Büchlein für Kinder ab acht umfasst lediglich 136 Seiten. Anna Reiz gelingt es ohne Hektik ein Märchen zu erzählen, das einen für kurze Zeit aus dem Alltag und mitten hinein in eine orientalische Welt katapultiert.

Jede Seite dieses Buchs ist ein kleines Abenteuer. Denn kaum sind die Kinder auf dem Marktplatz gelandet, werden sie vor eine große Aufgabe gestellt. Sie machen sich auf den Weg zum Palast, um das Rätsel rund um die verschwundenen Kinder des Sultans und das Wasser zu lösen und stoßen schon bald auf weitere offene Fragen. Denn der Palast sieht irgendwie genauso aus, wie auf Friedas zuletzt gezeichnetem Bild. Zudem gibt es auch eine Geschichte rund um den Skarabäusanhänger und natürlich wollen Luzie, Frieda, Elias und Amir auch dem Geschichtenerzähler helfen, der für seine Tat ins Verlies gewandert ist.

Nicht selten frage ich mich beim Lesen von Kinderbüchern, ob manche Szenen nicht zu brutal für die Zielgruppe sein könnten. Bei „Luzies Märchen“ stellte ich mir diese Frage nicht einmal. Anna Reiss Markenzeichen ist ein gut lesbarer Stil, der gekonnt eine überschaubare Handlungen in Szene setzt und immer wieder skurrile Figuren, wie sprechende Mäuse, Feen oder Dschinn, zuführt.
Diese werden aber allesamt sympathisch und nie gruselig dargestellt.

Untermalt wird die Geschichte von Anna Reiss mit fantasievollen Schwarz-weiß-Zeichnungen von Sabine Marie Körfgen, die vom Stil her dem Bild auf dem Cover ähneln.



Fazit:


„Luzies Märchen – von den ungeschriebenen Seiten“ von Anna Reiss richtet sich an ein überwiegend junges Publikum. Dieses wird von der ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten. Anna Reiss ist eine kunstfertige Erzählerin. Nie brutal, schadenfroh oder reißerisch. Sie führt ihre Rätsel auf eine nachvollziehbar rationale Art vor. Diese werden zu einem Puzzlespiel und führen immer tiefer in ihre interessante, lebendige Welt.

Begleitet wird dieses 136 Seiten umfassende Büchlein von Schwarz-Weiß-Bildern der Illustratorin Sabine Marie Körfgen, die die Geschichte lebendig werden lassen.

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Verspricht eine Menge Spaß

Dein verrücktes Zeichenbuch – Draw me ... fruity, slimy, shiny, planty – Von YouTuberin Foxy Draws
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Inhalt:

Wer kennt das nicht: Man würde ja so gerne mal wieder ein wenig kreativ werden. Doch irgendwie fehlen die Ideen für ein passendes Projekt. Und damit sinkt die Motivation zu Stift und Papier zu ...

Inhalt:

Wer kennt das nicht: Man würde ja so gerne mal wieder ein wenig kreativ werden. Doch irgendwie fehlen die Ideen für ein passendes Projekt. Und damit sinkt die Motivation zu Stift und Papier zu greifen doch gleich wieder schlagartig.

Foxy Draws wurde schon oft von ihren Followern gefragt, woher sie die Inspirationen für ihre Zeichnungen nimmt. Die Autorin hat dafür ein Geheimrezept, dass sie in ihrem Buch, „Dein verrücktes Zeichenbuch – Draw me ... fruity, slimy, shiny, planty“, gerne weitergibt. Und das lautet: Addiere deine kreativen Ideen.

Was genau hinter diesem Satz steckt und wie die Umsetzung dieser Kreativformel spielend leicht gelingt, das erfährt der Leser bereits auf den ersten zwei Seiten des Buches. Nimm dir eine Malvorlage, kombiniere sie mit einem Begriff und heraus kommt eine kreative Malidee.

Damit ein niedrigschwelliger Einstieg ins Projekt gelingt, hat Foxy Draws gleich zu Anfang ihres Buches eine große Auswahl an Begriffen zusammengestellt. Im Buch selbst finden sich allerhand Malvorlagen, die man kopieren, abzeichnen oder auch direkt im Buch verwenden kann.

Bevor es losgeht, verrät die Autorin auf einer Seite ein paar Tipps für Schattierungen, die einem Bild mehr Tiefe verleihen und es somit lebendiger wirken lassen können.

Und dann heißt es auch schon zu Stift und Buch bzw. Papier greifen. Kombiniere z.B. die Vorlage „Ahornblatt“ mit dem Begriff „fruity“. Hier kann man kreativ werden oder sich an die Anleitung der Autorin halten. Heraus könnte, wie bei Foxy Draws Beispiel ein Ahornblatt mit Kiwimusterung kommen.

Eigene Meinung:

Bereits das Cover des Buches gibt dem Leser schon einen kleinen Einblick in die Projekte, die den Leser des Buches auf den folgenden Seiten erwarten. Das Prinzip von Foxy Draws zwei Elemente, nämlich eine Malvorlage mit einem willkürlich ausgewähltem Begriff zu kombinieren, und dadurch die Kreativität in Gang zu setzen und ziemlich verrückte Bilder zu erschaffen, hat mir vom ersten Moment an sehr gefallen.

Wer schon einmal kreativ tätig war, der weiß, dass eines besonders wichtig ist, um Projekte umzusetzen, die zu begeistern wissen: Spaß an der Sache. Und den bekommt der Leser von der ersten Seite an gleich mitgeliefert. Denn die Autorin lässt dem Leser immer genügend Spielraum für die Umsetzung eigener Ideen.

Die Begriffe im Buch kann man ausschneiden. Die Autorin empfiehlt, sich sodann ein Glas zu nehmen und die Zettelchen hineinzugeben. So kann man für jedes Projekt einen Zufallsbegriff ziehen und bekommt immer wieder neue Ideen für neue Projekte geliefert.

Näheres zu den Begriffen und Malvorlagen:

Die Begriffe sind hier in zwei Sprachen abgebildet. Auf der einen Seite in englisch. Dreht man den Zettel um, findet man die deutsche Übersetzung. Beispiele: Checkerty, festively, dreamy, fruity, icy, birdly ... (kariert, festlich, verträumt, fruchtig, eisig, wie ein Vogel …)

Die Malvorlagen enthalten viele einfache Buchstabenformen und darüber hinaus interessante Motive wie eine Torte, ein Haus, einen Kürbis, einen Fotoapparat, einen Globus, einen Stuhl, eine Kaffeekanne u.v.m..

Zwar gibt es hier eine reichliche Auswahl an Motiven, doch hätte ich mir dennoch gewünscht, dass weniger Buchstaben und dafür noch mehr Motive abgebildet worden wären. Zumal die Form der Buchstaben sehr simpel gehalten und auch einfach über ein Schreibprogramm am PC abrufbar gewesen wären.

Was mir sehr gefallen hat, ist, dass die Autorin hier nicht vorgibt, mit welchen Materialien und auf welchem Papier man zeichnen muss. Der kreative Leser ist, was die Umsetzung betrifft, in vielerlei Hinsicht frei. So kann er direkt ins Buch zeichnen, Filz-, Bunt-, Aquarellstifte oder einen Farbkasten benutzen. Sollte er sich dafür entscheiden direkt ins Buch zu zeichnen, so findet er am Ende auch noch drei Seiten, auf denen er testen kann, ob die Farben bzw. Stifte durch das Papier durchdrücken.

Die Projekte sind so aufgebaut, dass der Leser als erstes das fertige Motiv sieht. Danach folgt eine sehr kurz gehaltene, bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitung. Und dann kommt auch schon die Malvorlage für den Selbstversuch. Anschließend findet der Leser immer noch einige weitere Vorlagen, die er – ganz nach Belieben – mit dem Begriff des aktuellen Projekts oder mit einem neuen Begriff aus dem Zufallsglas kombinieren kann.

Fazit:

„Dein verrücktes Zeichenbuch – Draw me ... fruity, slimy, shiny, planty“ von Foxy Draws ist nicht nur ein Buch über Kreativitätstechniken und Braintools, sondern verspricht von der ersten Seite an eine Menge Spaß und Ideen für verrückte, kreative Projekte.

Das Buch rät dazu, Projekte verspielt und zunächst mit ungehemmter Kreativität zu beginnen. Zeit, Ideen auf ihre Tauglichkeit zu prüfen, in eine Bewertungsphase einzutreten sowie berechtigte Selbstkritik anzubringen, bleibt in der Folge noch genug. Stets gilt es aber Ideenkiller zu vermeiden.

Was die Umsetzung betrifft, so variieren die Projekte im Schwierigkeitsgrad. Zum entsprechenden Schwierigkeitsgrad gibt es vorweg keine Hinweise der Autorin. Das muss man schon selbst herausfinden. Etwas schade fand ich, dass die fertigen Bilder computergeneriert aussehen. Die sind schön anzusehen, aber schwer nachzumachen. Eine hohe Erwartungshaltung birgt aber bekanntlich das Risiko der Enttäuschung.

Das Buch ist ein Impulsgeber, der unvorhergesehene Lösungen aus den Köpfen der Kreativen herauskitzelt und sie auf neue Wege führt.

Das Werk eignet sich meines Erachtens auch hervorragend als Geschenk für Jugendliche und junggebliebene Erwachsene.

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Veröffentlicht am 13.09.2022

Buchreihe für SciFi-Fans

Aurora erleuchtet
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Achtung: Diese Rezension enthält Spoiler zu den Vorbänden

Inhalt:


Scarlett, Finian und Zila sind verwirrt. Befanden sie sich eben nicht noch in einer großen Schlacht? Merkwürdig ist auch, dass die Planeten ...

Achtung: Diese Rezension enthält Spoiler zu den Vorbänden

Inhalt:


Scarlett, Finian und Zila sind verwirrt. Befanden sie sich eben nicht noch in einer großen Schlacht? Merkwürdig ist auch, dass die Planeten des Sonnensystems plötzlich verschwunden sind. Nirgendwo kann man auch nur noch einen einzigen Stern erkennen. Es herrscht vollkommene Dunkelheit.

Kaum sind sich die Freunde darüber bewusst geworden, dass sie dem Tod nochmal von der Schippe gesprungen sind, da sehen sie auch schon eine Rakete auf sich zukommen. Haben die drei überlebt, um jetzt sterben zu müssen?

Während Scarlett, Finian und Zila also dem Tod erneut ins Auge blicken müssen, befindet sich Tyler an einem ganz anderen Ort (und in einer ganz anderen Zeit). Vage erinnert sich der Anführer des Squad 312 an einen Kampf und daran, dass der „Sternentöter“ (Saediis und Kals Vater) vom Erdboden verschluckt schien und mit ihm die Waffe, die Aurora hätte helfen können, das Ra'haam zu besiegen. Nachdem Tyler wieder voll bei Sinnen ist, muss er feststellen, dass er sich auf einem fremden Schiff in der Gefangenschaft der Ungebrochenen befindet. Deren Anführerin ist keine andere andere als Saedii und die genießt es doch ein wenig zu sehr, das Kommando zu haben …

Aurora und Kal vagabundieren derweil durch Raum und Zeit. Sie müssen feststellen, dass sie irgendwie in die Zukunft gelangt sind. Hier gibt es eine ältere Version von Tyler – was erst mal stark gewöhnungsbedürftig ist - und irgendwie hat es das Ra'haam hier geschafft, die Herrschaft zu übernehmen.



Meinung:


Dieser Band, das sind die Leser von Jay Kristoff und Amie Kaufman vermutlich längst gewohnt, setzt die geheimnisvolle Geschichte um die Protagonisten nicht nur unterhaltsam und spannend fort, sondern weckt auch Interesse für die Philosophie hinter der Geschichte, ohne belehrend zu sein.

Nach der großen Schlacht am Ende des zweiten Bandes bestand nur noch wenig Hoffnung für das Squad 312. Im dritten Band müssen die Freunde feststellen, dass die hoffnungslose Situation, in der sie sich befanden, nicht besser geworden ist. Verbunden mit dem ungläubigen Staunen über das Phänomen, noch am Leben zu sein.

Denn nur einer der Gruppe ist – zumindest mit einer Version seiner selbst – in der Gegenwart verblieben. Nämlich Tyler. Er befindet sich jedoch in Gefangenschaft einer Gruppe Syldrathi, die unter der Führung der Tochter des Sternentöters, Saedii, stehen. Und die ist, das wissen Leser der Reihe, herrschsüchtig, brutal und autoritär. Ein falsches Wort, ja, eigentlich nur ein falscher Blick genügen, damit sie ihre Aggressionen auslebt.
Und wäre das nicht alles schon schwierig genug, so muss Tyler der Tatsache ins Auge blicken, dass seine geliebte Aurora Academy kurz davor ist, dem Ra'haam zum Opfer zu fallen.

Der Rest des Squads wurde in der Zeit verstreut. So befinden sich Scarlett, Finian und Zila in der Zukunft. Der verkleinerte Trupp muss schon bald feststellen, dass er mitten in einer Zeitschleife gefangen ist. Eine Zeitschleife, an deren Ende stets der Tod steht. Ihre Aufgabe besteht also zum einen darin zu überleben und gleichzeitig nicht die Wirklichkeit zu verändern, um keine neue Realität herzustellen.

Aurora und Kal haben es derweil mit einer dystopischen Zukunft zu tun. Nicht nur, dass die Waffe, die das Ra'haam hätte besiegen können, verschollen ist. Auch bekommen sie es bald schon mit dem verschollen geglaubten Despoten Caersan (dem Sternentöter) zu tun.

Der Anfang des Buches focussiert auf Zila, Scarlett und Finian. Die sich hierbei wiederholende Zeitschleife zeigt den Weg zur Meisterschaft schwarzhumoriger Erzählkunst.



Fazit:


Wer das Team des Squad 312 in den Vorbänden ins Herz geschlossen hat, weiß spannende, unterhaltsame und interessante Charaktere zu schätzen. Hinzu kommen im jüngsten Band vor allem die Schauwerte des Romans: Imposante Zerstörungsorgien, komplexe Helden und ein unüberschaubares Katastrophenszenario. Geschickt und routiniert baut das Autorenduo auch im dritten Band die Spannung auf und entwickelt mit großem Gespür für die Psychodynamik der Figuren das Tableau einer extrem komplexen Welt.

„Aurora erleuchtet“ reiht sich in den Kontext einer außergewöhnlichen Buchreihe ein, die ich jedem ans Herz legen kann.




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