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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2023

Wohltuende Leseerfahrung

Der Liebende
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„Deine Liebe geht ja nicht, sie bleibt bei mir.“

Ich bin absolut hingerissen von dieser kleinen Geschichte über einen pensionierten Priester in Brüssel, der sein Leben im Zölibat gelebt hat und sich ...

„Deine Liebe geht ja nicht, sie bleibt bei mir.“

Ich bin absolut hingerissen von dieser kleinen Geschichte über einen pensionierten Priester in Brüssel, der sein Leben im Zölibat gelebt hat und sich nun zu seiner Nachbarin hingezogen fühlt.

So, wie sich Monsieur Haslinger um herrenlose Pflanzen kümmert, hat er sich in seiner Berufung als Seelsorger auch um Menschen gekümmert. Seit einer flüchtigen Begegnung auf dem Balkon geht ihm seine Nachbarin Madame Janssen nicht mehr aus dem Kopf. Sie ist eine humorvolle Frau, die gelassene Gewandtheit und Lebenslust ausstrahlt. Sie lernen sich schließlich näher kennen, trinken Tee, machen Spaziergänge, bis schließlich aus Verlegenheit eine liebevolle Nähe entsteht.

Ich mochte vor allem ihre feinsinnigen Gespräche; höflich, klug und charmant in ihrer Klarheit, indem die Figuren respektvoll zum Ausdruck bringen, was sie bewegt. Diese aufkeimende Beziehung und die schönen und schweren Themen fließen in ausgewogener Balance durch die Seiten, während man die Schönheit des Lebens spürt. Martin Ehrenhauser schreibt achtvoll und mit feiner Beobachtungsgabe. Durch die klaren, kurzen Sätze und die angenehme Stimme von Hans Jürgen Stockerl, der das Hörbuch liest, entsteht eine ruhige Atmosphäre, die zum Träumen und Verweilen einlädt.

Es ist eine sehr schöne und berührende Geschichte, die, mit ein bisschen stillvoller Erotik, von der Liebe erzählt, dem Sterben und der Einsamkeit im Alter. Es war eine wohltuende Leseerfahrung, die ich jedem nur empfehlen kann, der den hektischen Alltag hinter sich lassen will. Sowohl das Buch als auch das atmosphärisch eingelesene Hörbuch sind sehr lesens- bzw. hörenswert.

Veröffentlicht am 24.07.2023

Berührendes Leseerlebnis

October, October
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Sie lebt mitten im Wald, und sie ist wild und frei… “October, October" erzählt von einem elfjährigen Mädchen, das bei ihrem Vater in der Wildnis aufgewachsen ist, nie eine Schule besucht hat und fortan ...

Sie lebt mitten im Wald, und sie ist wild und frei… “October, October" erzählt von einem elfjährigen Mädchen, das bei ihrem Vater in der Wildnis aufgewachsen ist, nie eine Schule besucht hat und fortan in London bei ihrer Mutter leben soll. Alles fühlt sich verkehrt an. Zu viele Geräuschen, zu viele Menschen und all die neuen Eindrücke machen October zu schaffen. Ob sich je alles wieder gut anfühlen wird?

Bereits in einer der ersten Szenen, in der October mit ihrem Vater in das nächste Städtchen fährt, wird deutlich, wie zurückgezogen sie leben und welche Ängste in October entstehen, wenn sie ihre vertraute Umgebung verlassen muss. Jeder kennt das Gefühl, dass man sich wünscht, alles wäre so wie vorher, weil unvorhergesehene Schicksalsschläge Veränderungen erzwungen haben, denen man sich nicht gewachsen fühlt.

October ist ein ungewöhnlicher Name für ein Mädchen und wie es der Name schon erahnen lässt, liebt sie den herbstlichen Oktobermonat, in dem sie geboren wurde. Sie mag es, sich Geschichten auszudenken, mit ihrer Fantasie durch den Wald zu streifen und kleine Schätze zu finden. Eine besondere Rolle kommt der kleinen Schleiereule Stig zu, die October im Wald findet, denn ihre Schicksale ähneln sich und Stig bedeutet ihr viel, als letzte Verbindung zu ihrer wilden Seite. Ihre Mutter nennt October nur, „die Frau, die meine Mutter ist“. Diese Distanz hat seinen Grund, denn während ihr Vater sich im Wald heimisch fühlte, sehnte sich ihre Mutter nach Trubel und Komfort und ging in die Stadt zurück. October fühlt sich von ihr verlassen und tut sich schwer, ihr zu vertrauen.

Octobers Einzigartigkeit findet sich auch im Schreibstil wieder. Katja Balen erzählt diese aufwühlende Reise sehr eindringlich und konsequent aus Octobers kindlicher Perspektive, voller bildhafter Vergleiche und dem Versuch, Gefühle durch Worte greifbar zu machen. Dabei gibt es kaum wörtliche Rede. Einige Zeilen im Buch sind fettgedruckt hervorgehoben, ganz ohne Satzzeichen sprudelt der Text überschwänglich hervor, um zu verdeutlichen wie verwirrend und beängstigend die Situationen für October ist. Dadurch gelingt es besser, ihre einzigartige Gedanken- und Gefühlswelt zu verstehen und ihr Handeln nachzuvollziehen.

Ich mochte die Idee, Worte aufsteigen zu lassen und das Geschichten, Freundschaft und Verständnis, aber vor allem ihre eigene Kraft October helfen, sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden. Katja Balen zeigt, wie wertvoll es ist, für Veränderungen offen zu sein, ohne sich selbst zu verlieren, die Hoffnung nicht aufzugeben und mit den Herausforderungen des Lebens zu wachsen. Das macht diese Geschichte so wertvoll und October zu einer starken Protagonistin mit Stärken und Schwächen. Ein persönliches Highlight war für mich das atmosphärische London und die kleine Schleiereule Stig. Große Empfehlung für alle ab 11 Jahren, die sich wild im Herzen fühlen und Lust auf ein ganz besonderes Leseerlebnis haben.

Veröffentlicht am 13.07.2023

Macht Spaß! Ideenreich, lustig und spannend

Tritt ein, wenn du dich traust! (Tritt ein!, Bd. 1)
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"Tritt ein, wenn du dich traust!“ ist eine Einladung für alle, die Bücher suchen, die aktiv das Lesen fördern und mit vielen Illustrationen, Humor und rasant spannender Handlung die Lesemotivation aufrecht ...

"Tritt ein, wenn du dich traust!“ ist eine Einladung für alle, die Bücher suchen, die aktiv das Lesen fördern und mit vielen Illustrationen, Humor und rasant spannender Handlung die Lesemotivation aufrecht erhalten. Es geht um Freundschaft, Mut, Kreativität, aber auch um die Gefahren der medialen Unterhaltung.

Hauptfigur ist Bente, der, vom Unglück begleitet, ganz durchschnittlich durchs Leben schlittert und dabei so gerne zu den Coolen gehören würde. Mit seinen beiden Schwestern und seinen Eltern ist er gerade erst umgezogen und erlebt bereits an seinem ersten Schultag etwas völlig Verrücktes, als eine Tür vor ihm auftaucht, die seinen Mut herausfordert.

Bente ist sehr nahbar und sympathisch, denn er muss einige Pannen und Pleiten über sich ergehen lassen, die natürlich auch für viele lustige Situationen sorgen. Als Held wider Willen fiebert man natürlich mit und verliert nicht den Glauben an Bente.

Der comichafte Illustrationstil und die große Schrift gestalten kindgerecht die Seiten. Kurze Hauptsätze erleichtern das Lesen, die unterschiedlichen Schriftarten und -größen bringen Dynamik in die Seiten, können aber herausfordernd sein. Auf jeder Seite finden sich Zeichnungen, die den Humor noch hervorheben und es sind u.a. Steckbriefe und andere kreative Ideen, die für Abwechslung sorgen. Absolut außergewöhnlich ist dabei, dass man das Buch wenden muss, sobald Bente durch die Tür tritt.

Fazit: Ein amüsantes, spannendes, kreatives und aufwendig gestaltet Abenteuerbuch. Perfekt für die Ferien und alle, die ein bisschen mehr Lesemotivation brauchen.

Veröffentlicht am 13.07.2023

Auftakt einer dystopischen Mäuse-Trilogie

Scurry 1
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Die Lage scheint aussichtslos. Die Welt ist düster geworden, die Nahrung knapp. Die Menschen sind fort und das Leben für die Tiere hat sich auf herausfordernde Weise geändert. Die Maus Wix und sein Freund ...

Die Lage scheint aussichtslos. Die Welt ist düster geworden, die Nahrung knapp. Die Menschen sind fort und das Leben für die Tiere hat sich auf herausfordernde Weise geändert. Die Maus Wix und sein Freund Umf kundschaften die verlassenen Häuser aus, um nach Futter zu suchen. Die Mäusekolonie kämpft um das Überleben. Die junge Pict und ihr Vater Orim versuchen an einer diplomatischen Lösung mitzuwirken, in der es darum geht, einen Lastwagen mit Vorräten zu finden, anstatt in die Stadt umzusiedeln. Werte und gemeinschaftliche Interessen lassen sich jedoch schwer vereinbaren, weshalb sich Intrigen androhen. Zudem lauern draußen gefrässige Fressfeine, die ebenso viel Hunger haben, wie sie.

Die Illustrationen sind einfach fantastisch. Beindruckend, atmosphärisch und detailreich erinnern diese an aufwendig produzierte Animationsfilme, die einen zum Staunen bringen. Die schwarze Umrandung setzt jedes Bild gekonnt in Szene. Die Figuren kommen dabei gut zur Geltung und es wird sich Zeit genommen, ihnen passende Eigenschaften zu verleihen. Dialogreiche Szenen wechseln sich mit Action und Spannung ab. Dabei wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wodurch man erfährt, was in der Kolonie geschieht und draußen in der dystopischen Welt, für Gefahren lauern. Es gibt einige Andeutungen, die große Lust auf die die Fortsetzung macht. Zwischen den Zeilen und in in Details der Zeichnungen findet man zudem einige Hinweise dafür, was mit den Menschen passiert sein könnte. Insgesamt geht es aber darum, die Geschichte aus der Sicht der Tiere zu erzählen. Die Charaktervorstellung hätte ich mir auf den ersten Seiten gewünscht und nicht am Ende.

Fazit: eine mitreißende Story und sehr empfehlenswert für alle Comicfans und alle, die welche werden wollen.

Veröffentlicht am 13.07.2023

Absolute Empfehlung!

Meck und Schneck. Ein Löwe ist kein Kuscheltier
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In dieser Bilderbuchgeschichte geht es um eine Schnecke, die sich auf eine abenteuerliche Reise macht, um einen Löwen zu fangen. Dabei muss sie immer wieder ihre Angst überwinden und lernt, mutig zu sein. ...

In dieser Bilderbuchgeschichte geht es um eine Schnecke, die sich auf eine abenteuerliche Reise macht, um einen Löwen zu fangen. Dabei muss sie immer wieder ihre Angst überwinden und lernt, mutig zu sein.

Verunsichert nach all den negativen Glaubenssätzen der anderen Tiere, traut sich Schneck nichts mehr zu. Das beeinflusst das Selbstbild und schürt Ängste. Löwen stehen für Mut und Stärke und deshalb liegt es nahe, dass Schneck einen Löwen fangen muss, um mutig zu werden - und, weil das Löwenfangen zu Zweit viel lustiger ist, wird Schneck von Meck begleitet, der sich als toller Freund erweist. Sie erleben viele kleine Abenteuer und Meck ermuntert Schneck, scheinbar unlösbare Aufgaben zu bewältigen. Dabei wächst Schnecke über sich hinaus, bis er schließlich bereit ist, einen Löwen zu fangen. Wie das dann aussieht, wird euch überraschen.

Eine tiefgründige und wertvolle Buchidee, sehr einfach und kindgerecht dargestellt, die zeigt, dass andere dabei helfen können, den eigenen Mut zu finden und Neues auszuprobieren. Diese Botschaft spendet kleinen Angsthasen Hoffnung, dass es nicht auf die Größe ankommt und es ganz normal ist, Angst zu haben. Schneck setzt sich ein Ziel und arbeitet zielstrebig darauf hin, wobei sich am Ende zeigt, der Weg war das Ziel. Eine wertvolle Botschaft, die zu Gesprächen einlädt und das Buch auch für Ältere interessant macht.

Fazit: Ein tolles Bilderbuch, das nachwirkt und vermittelt, glaub nicht, was andere dir über dich sagen, probiere es trotzdem aus. Mit großzügigen Illustrationen, die unaufgeregt die Story ergänzen, ohne mit zu vielen Details vom Text abzulenken. Für alle, die ein Wohlfühl-Vorlesebuch suchen, mit einer schönen Geschichte über Mut und Freundschaft und ganz viel Tiefgang.