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Veröffentlicht am 13.07.2023

Der Kampf um Gerechtigkeit

Bodenloser Fall
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„Bodenloser Fall“ von Georg Brun ist der Auftakt zur Trilogie rund um die Strafverteidigerin Olga Swatschuk. Ein unblutiger Wohlfühlkrimi, aber thematisch interessant und nachdenklich stimmend.

Worum ...

„Bodenloser Fall“ von Georg Brun ist der Auftakt zur Trilogie rund um die Strafverteidigerin Olga Swatschuk. Ein unblutiger Wohlfühlkrimi, aber thematisch interessant und nachdenklich stimmend.

Worum geht es?
Olgas Mandant wird der Veruntreuung beschuldigt. Mit Hilfe eines befreundeten Privatdetektivs und ihrer Freundin Sonja, einer IT-Spezialistin, stellt sie Ermittlungen an. Sie stoßen auf einen Zusammenhang mit einem namhaften Bauvorhaben, der Sanierung des Europäischen Theaters in München, und auf eine heimtückische Intrige.

Der Schreibstil ist teils flüssig, teils liebt der Autor auch lange, verschachtelte Sätze. Die Kapitel sind kurz, lediglich nummeriert, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Das Buch erschien 2021. Die Handlung spielt in der nicht näher beschriebenen Gegenwart, anhand einiger erwähnter Daten vermute ich 2019. Der Fall spielt in München, was durch ein bisschen Dialekt und etwas Lokalkolorit verdeutlicht wird.

Ich bin seinerzeit bei einer Leserunde zu Band 2 „Gewissenlose Wege“ in die Reihe eingestiegen. Da mittlerweile bereits Band 3 erschienen ist, wollte ich nun endlich auch Band 1 nachholen. Für mich war es somit eine Wiederbegegnung mit Bekannten und eine gute Auffrischung hinsichtlich der Background-Informationen zu den Protagonisten.

Denn wie beim Start von Reihen üblich, sind die ersten Seiten primär dem Kennenlernen der Figuren gewidmet. Erst so nach und nach, im Zuge der Ermittlungen, steigt man in den sehr komplexen Wirtschaftskriminalfall ein. Es ist nicht einfach, den verwickelten Beziehungen und Meuscheleien zu folgen. Ebenso sind die computerbezogenen Aktionen für einen Laien undurchschaubar. Es gibt bei diesem Fall keine Option zum Mitraten. Man verfolgt einerseits die Erkenntnisse, die Olga, Alex und Sonja bei ihren Recherchen gewinnen, andererseits auch die Sicht eines der „Opfer“ der Intrigen, und man möchte wie die Protagonisten, dass alle Schuldigen - und wirklich nur die Schuldigen - bestraft werden. Doch Recht und Gerechtigkeit ist nicht dasselbe …

Abgesehen vom Fall empfand ich vor allem die Charakterdarstellungen als sehr eindrucksvoll und in die Tiefe gehend. Es sind nicht nur die Vorgeschichten, die die jeweilige Persönlichkeit der Protagonisten abrunden, sondern ihr Privatleben, ihre Beziehungen, Hobbies, Gedanken und Emotionen machen sie zu lebendigen Wesen. Allerdings muss ich einräumen, dass dadurch der Kriminalfall etwas in den Hintergrund gedrängt wird. Man fühlt sich mit den Glücksmomenten, die Olga und Alex mit ihren neuen Lieben erleben, zwar unsagbar wohl, die romantischen Szenen frischen den eher trockenen Fall auf, doch das geht auf Kosten der Spannung, die eigentlich Hauptkriterium eines Krimis sein sollte. Auch die zwar informativen, aber für den Kriminalfall keineswegs relevanten detaillierten Klettertour-Beschreibungen sind zu ausführlich.

„Bodenloser Fall“ ist ein etwas anderer Krimi, ohne Blut und Action und nicht prickelnd spannend, aber realitätsnah (die Handlung beruht auf einem wahren Fall) und letztlich nachdenklich stimmend im Hinblick auf die Divergenz von Recht und Gerechtigkeit sowie inwieweit die Computertechnologie Segen oder Bedrohung darstellt. Das eher offene Ende und die Andeutung zum nächsten Fall weckt Neugierde auf die Fortsetzung, im Übrigen auch das Interesse, wie sich das Leben der Protagonisten weiterentwickelt. Mir hat das Buch gefallen, doch da es für mich für das Genre Krimi zu wenig fesselnd war, vergebe ich nur 4 von 5 Punkten.

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Veröffentlicht am 07.06.2023

Ein gelungenes Debut

Stallblut
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„Stallblut“ stellt quasi ein Debut dar. Zwar hat die Autorin Gabriele Grausgruber bereits durchwegs schriftstellerische Erfahrung – sie veröffentlichte u.a. Kurzkrimis in Anthologien, etliche Kinderbücher ...

„Stallblut“ stellt quasi ein Debut dar. Zwar hat die Autorin Gabriele Grausgruber bereits durchwegs schriftstellerische Erfahrung – sie veröffentlichte u.a. Kurzkrimis in Anthologien, etliche Kinderbücher und auch Mundartbücher – doch dies ist ihr erster Krimi. Dem Genre nach ist es ein Regionalkrimi mit Wohlfühlfaktor.

Worum geht es?
Ein Bauer wird nachts brutal niedergeschlagen und verstirbt schließlich an den schweren Verletzungen. Im Zuge der Mord-Ermittlungen stößt Gruppen-Inspektor Gerber, der Leiter der Polizeistation des fiktiven Dorfes Tutzenbach im Innviertel, auf mehr kriminelle Energie als erwartet.

Das in nebulösem Grau-in-Grau gehaltene Cover passt sehr stimmungsvoll zu der düsteren Szenerie, die den Bauernhof des Mordopfers umgibt. Die Kapitel sind kurz, jeweils mit genauen Datums- und Zeitangaben versehen, was ich sehr schätze, weil man den chronologischen Ablauf, speziell im Hinblick auf diverse Rückblenden, gut verfolgen kann. Die Handlung spielt in der jahresmäßig nicht genau festgelegten Gegenwart; da der 4.6.2020 ein Donnerstag war, möglicherweise in diesem Jahr, allerdings ohne Hinweis auf Corona. Das Buch erschien 2023, gut leserlich mit relativ großer Druckschrift. Störend empfand ich die große Anzahl von Leerseiten. Das Buch enthält zu Beginn ein ausführliches Personenregister, das einem den Überblick über die doch recht zahlreiche Dorfgemeinschaft sehr erleichtert. Des Weiteren befindet sich am Ende ein kurzes, einige Dialektausdrücke erklärendes Glossar.

Die Personen, deren Umfeld und die Geschehnisse sind sehr bildhaft und detailliert beschrieben, wodurch man sehr gut in die dörfliche Atmosphäre hineingezogen wird, in die Schönheit und Weite der Landschaft ebenso wie in das dörfliche Alltagsleben. Olfaktorisch quillt vom Kuhdunggestank bis zum Rosenduft das gesamte ländliche Luftbukett zwischen den Zeilen hervor. Unterstrichen wird das Lokalkolorit nicht nur durch diverse im ländlichen Dialekt abgehaltene Dialoge, sondern auch durch zwischen den Kapiteln eingestreute sogenannte Gstanzln, im Übrigen ebenfalls von der Autorin selbst verfasst.

Bereits nach wenigen Seiten steckt man mitten in den Ermittlungen, tappt wie Gerber im Dunkeln. Die stetigen Perspektiven- und Ortswechsel, auch Rückblenden, halten die Spannung am Köcheln. Es gibt keine eindeutigen Verdächtigen, lange Zeit keine wirklich hilfreichen Spuren. Schließlich überschlagen sich am Hof des Ermordeten die Ereignisse, als ein unehelicher Sohn auftaucht und Erbansprüche stellt. Gerber weitet seinen Ermittlungsradius aus und stößt dabei auf diverse kriminelle Machenschaften, bis ihn letztlich ein entscheidender Hinweis zum wahren Mörder führt.

Abgesehen vom dörflichen Flair fand ich auch die Milieudarstellung sehr einprägsam, die Charakterisierungen der Menschen. Von der verhärmten, abgearbeiteten, vom Ehemann jahrelang drangsalierten und geschundenen Bäuerin, über den einsamen pensionierten Kriminalbeamten und einige klischeehaft dargestellte Bösewichte bis zu jenen tratschsüchtigen, oberflächlichen Frauen, die anstatt einer betrogenen Freundin zur Seite zu stehen, diese fallen lassen. Leider konnte ausgerechnet der Protagonist sich bei mir nicht als Hauptsympathieträger profilieren. Gerber wirkt zwar sympathisch, doch zur Abrundung seines Charakters fehlen ein lebendiges Privatleben, private Aktionen und damit verbundene Emotionen, Kontakte zu Freunden, eine Beziehung. Man erfährt zwar seine Vorgeschichte, dass und warum er noch immer Single ist, wie er über Frauen denkt, dennoch war er mir zu wenig lebendig, zu wenig facettenreich für eine Zentralfigur.

Mit „Stallblut“ ist meiner Ansicht nach der Autorin ein respektables Erstlingswerk gelungen. Der Fall ist zwar nicht sonderlich komplex, doch ist er gut aufgebaut, mit Neben-Handlungssträngen, mit kleinen Hinweisen und nach und nach hinzukommenden Informationen. Ich nehme an, dass es sich um den ersten Band einer Reihe handelt, sich insbesondere die Protagonisten weiterentwickeln werden – vielleicht wird ja auch aus Gerber und Rosa ein Paar?

Grundsätzlich hat mir der Krimi recht gut gefallen, aber es gibt noch etwas Luft nach oben – daher vergebe ich 4 von 5 Punkten.

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Veröffentlicht am 28.04.2023

Der Teufel trägt Soutane

Teufelskreuz
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„Teufelskreuz“ von Joesi Prokopetz ist kein Krimi im langläufigen Sinn, wo die Mörderjagd bzw. die Ermittlungsarbeit im Vordergrund stehen, sondern eine mit Leichen gepflasterte Milieustudie, abgründig, ...

„Teufelskreuz“ von Joesi Prokopetz ist kein Krimi im langläufigen Sinn, wo die Mörderjagd bzw. die Ermittlungsarbeit im Vordergrund stehen, sondern eine mit Leichen gepflasterte Milieustudie, abgründig, schräg und auf eine makabere Art und Weise sowohl spannend als auch unterhaltsam.

Klappentext:
Der Teufel ruft und wen er einmal gerufen hat, den holt er sich auch, der Teufel. Das weiß Pater Mano Urian genau – schließlich kennt er sich aus mit den Kräften zwischen Himmel und Hölle. Daher wenden sich seine Schäfchen der Katastralgemeinde Ursprung auch vertrauensvoll in allen Belangen an den „Gottesmann“. Dass dieser ein seltsam anderes Verständnis von Seelenheil an den Tag legt, stört dabei niemanden. Mit ungeahnten Konsequenzen für das verschlafene Dorf im Dunkelsteinerwald …

Rein optisch ist das Buch sehr ansprechend gestaltet. Das Cover wirkt hell und freundlich. Ein kleines Kirchlein, von Bäumen umgeben, der Pfarrer steht rauchend davor. Doch es lodert auch ein rotes Feuer, aus dem ein Teufel hervor lugt, und ein schwarzer heulender Wolf mit glühendroten Augen stört die Idylle, nicht zu übersehen das Pentagramm, auch Drudenstern genannt, das Symbol des Teufels, das der Lektüre quasi den Stempel aufdrückt. Wie auch der Titel deutlich darauf hinweist. Das auf den Kopf gestellte Kreuz, das Antikreuz bzw. Teufelskreuz, gilt als Zeichen der Satanisten. Schlägt man die beiden Klappen des Umschlags gleichzeitig auf, reitet der Pater hinein ins Buch, ins Dorf, am Ende wieder hinaus.

Der Roman ist – möglicherweise ebenfalls ans Pentagramm angelehnt - in fünf Teile unterteilt, die Titelblätter jeweils mit einer der schon vom Cover bekannten Zeichnungen versehen. Zwischen den einzelnen Szenen und bei Fußnoten wird stets ein verkehrtes Kreuz verwendet.
Das Buch erschien 2023 und spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart in dem fiktiven niederösterreichischen Dörfchen Ursprung.

Joesi Prokopetz‘ Schreibstil ist sprachlich facettenreich, ironisch, witzig, bildhaft. Er beschreibt sehr anschaulich Menschen wie Szenerie, teils authentisch, teils skurril; natürlich ist da auch manches wie aus dem Leben gegriffen politisch inkorrekt, gruselig oder ekelig, derb und ordinär. Das Amüsement liegt oft im Detail, z.B. welche Musikstücke bei den jeweiligen Begräbnissen gespielt werden. Was ich besonders mag, sind die zahlreichen typisch österreichischen Ausdrücke. Für Nicht-Österreicher wäre wohl ein Glossar recht hilfreich. Recht herausfordernd fand ich diverse kryptische Fremdworte bzw. Fachausdrücke, die in die Kabbala, die jüdische Geheimlehre und Mystik hineinspielen.

In die Geschichte kommt man grundsätzlich leicht hinein. Nach und nach werden die handelnden Personen vorgestellt, wobei der Vielzahl wegen wohl ein Personenverzeichnis angebracht wäre. Die diversen Szenen- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung zwar abwechslungsreich, doch verliert man manchmal die Übersicht über den Personenkreis, die genaue Zusammengehörigkeit. Die Atmosphäre im Ort ist generell trist, freud- und lieblos, die Menschen sind in unglücklichen Beziehungen gefangen. Es scheint, als wüsste jeder alles über jeden, dennoch haben alle so ihre Geheimnisse, die sie dem Pater beichten. Statt sie zu mahnen, animiert der Pater sie, ihre sündigen Gedanken in die Tat umzusetzen, wodurch die Katastrophe ihren Lauf nimmt.

Da es keine übliche Krimihandlung gibt, kreiert sich auch die Spannung auf andere Art und Weise. Man ahnt das kommende Unheil, weiß aber nicht, wie und wann es wen ereilen wird. Und der Variantenreichtum, wie man in diesem Buch zu Tode kommen kann, ist faszinierend. Es häufen sich natürliche Tode, Unfälle, Selbstmorde und Morde. Von dem Moment an, wo jener teuflisch anmutende Pater im Ort eintrifft, sind die Totengräber beinahe im Dauereinsatz. Von Abschnitt zu Abschnitt steigert sich die Dramatik, werden immer mehr Dorfbewohner Opfer ihrer Verfehlungen bzw. der Manipulationen des Paters. Er ist wie ein Trojaner im PC, seit er ins Dorfleben eingeschleust wurde, herrscht das Chaos – Yalbaoth, wie Hildegard ihn nennt, die einzige, die ihn durchschaut, aber nichts gegen ihn ausrichten kann. Es ist letztlich, als hätte ein Hurrikan eine Schneise durch den Ort gezogen, dem eben einige zum Opfer fielen, vor allem die Haute•volee von Ursprung. Sobald der Pater verschwunden ist, nimmt das Leben, der eintönige Alltag wieder seinen Lauf, allerdings trostloser als zuvor, Infrastruktur und Personal ist verloren gegangen. Ein Ende, das mich persönlich ein wenig verloren zurückgelassen hat. Cui bono?
Die Charaktere sind wunderbar detailliert gezeichnet, nicht nur äußerlich markant, sondern es wird jeweils eine Vorgeschichte präsentiert, ein Werdegang, wie diese Menschen so wurden wie sie nun sind, wie sie in die teils ziemlich verfahrene Situation kamen. Die Figuren wirken dadurch lebendig und exzellent vorstellbar. Im Fokus stehen allerdings primär die negativen Angewohnheiten und Eigenschaften. Daher fand ich eigentlich keinen Sympathieträger, niemanden, mit dem ich mich irgendwie verbunden fühlte. Am unheimlichsten ist die Gestalt des Mano Urian, der rein äußerlich modern und weltaufgeschlossen erscheint, in Jeans und mit teurer Markenuhr, sich auf Du und Du mit der Bevölkerung fraternisiert, sie mit scheinbarer Freundlichkeit einlullt und manipuliert; die Männer vertrauen sich ihm an, suchen Rat, und die Frauen verfallen ihm sowieso, weil sie ihn als Mann attraktiv finden; beides nutzt er in bösartiger Weise aus.

Ich mag grundsätzlich den Stil bzw. Humor von Joesi Prokopetz, ob in seinen Liedern, Kabarettabenden oder in seinen Büchern. Daher hatte auch „Teufelskreuz“ so seinen Reiz für mich, sprachlich sowieso, inhaltlich auch weitgehend. Ich habe das Buch letztlich nicht als Krimi betrachtet, sondern als eine mit spitzer Feder verfasste Satire auf die Kirche, ihre Bedeutung gerade in kleinen Dorfgemeinschaften, aber auch als ein Spiegel-Vorhalten, was die Moral der Menschen anbelangt. Und der Teufel steckt, wie man so sagt, im Detail. Er erscheint nicht so offensichtlich als falscher Pfarrer. Und die Menschen verfallen ihm in vieler Hinsicht. Der Stoff kann somit auch nachdenklich machen. Wenn man sich auf dieses Buch einlassen kann, wird man es genießen wie ich.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Serienmorde in Ferlach

Kärntner Finale
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„Kärntner Finale“ von Andreas Pittler ist nach zahlreichen historischen Wien-Krimis der erste Kärnten-Krimi des Autors.

Klappentext:
In einem Wald bei Ferlach wird ein Stadtrat tot aufgefunden. Fiel er ...

„Kärntner Finale“ von Andreas Pittler ist nach zahlreichen historischen Wien-Krimis der erste Kärnten-Krimi des Autors.

Klappentext:
In einem Wald bei Ferlach wird ein Stadtrat tot aufgefunden. Fiel er einem Jagdunfall zum Opfer? Oder wurde ihm sein Ruf als Casanova zum Verhängnis? Hat sein Tod vielleicht gar einen politischen Hintergrund? Die beiden Ortspolizisten Obiltschnig und Popatnig haben eben erst mit ihren Ermittlungen begonnen, als ein zweiter Stadtrat das Zeitliche segnet. Führt jemand einen Privatkrieg gegen die Lokalpolitik? Doch warum muss dann auch noch eine dritte Person sterben, die mit dem Rathaus gar nichts zu tun hat? Die beiden Ermittler stehen vor einem Rätsel.

Das Cover mit der Wald-Gebirgslandschaft unterstreicht farbenfroh den Titel des Krimis. Das Buch erschien 2023. Die Handlung spielt in der nicht konkret festgelegten Gegenwart. Die einzelnen Kapitel sind angenehm kurz, sind weder mit Orts- noch Zeitangaben versehen. Dadurch ist nicht ohne Weiteres nachvollziehbar, über welchen Zeitraum sich die Ermittlungen erstrecken. Der Schreibstil ist flüssig, die humorvollen Dialoge sind unterhaltsam und Landschaft bzw. die Örtlichkeiten in und um Ferlach sind ausführlich und bildhaft beschrieben. Letzteres animiert zu einem Urlaubsaufenthalt im südlichen Kärnten. Wenn auch weniger authentisch, aber dafür besser verständlich sprechen die Protagonisten nicht den typischen Kärntner Dialekt, sondern österreichisch gefärbtes Hochdeutsch.

Bereits auf den ersten Seiten wird man in die Handlung hineingesogen, ist man doch Zeuge des ersten Mordes. Die Perspektivenwechsel zwischen den Ermittlern und dem Täter steigern die Spannung. Man fühlt sich mittendrin bei den Nachforschungen und Befragungen, die die beiden Ortspolizisten betreiben. Zwar hat man als LeserIn einen gewissen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei, jedoch nur im Hinblick auf den Tathergang. Die Motivation bleibt lange im Dunkeln, erst gegen Ende ahnte ich, wer dahinter stecken könnte. Das Buch endet nicht nur mit einer spannenden Verfolgungsjagd und Festnahme des Täters, sondern – was selten vorkommt bei Krimis – mit einer sehr humorvollen Abschlussszene.

Die Personen sind, angefangen von den Ortspolizisten, über den Täter bis zu den die Opfern und diversen Nebenfiguren, äußerlich sowie durch gewisse markante Merkmale ganz gut vorstellbar. Obiltschnig und Popatnig wirken sympathisch und bilden ein harmonisches Team, aber mir fehlten noch charakterliche Facetten, spürbare Emotionen, auch waren die Einblicke in ihr Privatleben noch zu spärlich.

„Kärntner Finale“ ist ein solider Regionalkrimi mit anschaulichem Lokalkolorit, einem engagierten Ermittler-Duo, das sich im Laufe der Serie wohl weiter entwickeln und profilieren wird. Ich bin auf jeden Fall schon neugierig auf den nächsten Fall.

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Veröffentlicht am 20.03.2023

Die ohnmächtige Wut des Verlassenseins

Abgelehnt
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„Abgelehnt“ von Dorothea Seckler ist ein spannender Roman, eher ein Krimi als ein Thriller, fokussiert auf die polizeilichen Ermittlungen, mit dem sehr interessanten Kernthema Adoptionen.

Klappentext:
Die ...

„Abgelehnt“ von Dorothea Seckler ist ein spannender Roman, eher ein Krimi als ein Thriller, fokussiert auf die polizeilichen Ermittlungen, mit dem sehr interessanten Kernthema Adoptionen.

Klappentext:
Die Leiterin der Adoptionsbehörde wurde brutal erschlagen. Jemand muss sie ungeheuer gehasst haben. Ihr Ex-Ehemann? Ihr Liebhaber, mit dem sie krumme Dinger drehte? Gescheiterte Adoptions-Kandidaten? Schlecht vermittelte Adoptierte? Kommissarin Patrizia Hölderlin kommt bei den Ermittlungen an ihre Grenzen – vor allem, weil sie selbst adoptiert ist …

Der Schreibstil ist flüssig. Die Kapitel angenehm kurz gehalten, ohne Orts- oder Zeitangaben, wodurch man chronologisch nicht ohne weiteres nachvollziehen kann, über wie viele Tage sich die Ermittlungen hinziehen. Das Buch erschien 2019, die Handlung ist in der nicht näher bestimmten Gegenwart angesiedelt. Es ist nach „Hubers Ende“ der 2. Band dieser Reihe. Jeder Fall steht aber für sich alleine. Man kommt problemlos in die Geschichte hinein, fühlt sich nach wenigen Seiten mitten in den Ermittlungen und überblickt auch den Personenkreis ohne Weiteres. Der hie und da eingeflochtene schwäbische Dialekt bringt eine humorvolle Note in die doch sehr ernste und zum Teil auch bedrückende Thematik.

Die drei Kommissare Patrizia Hölderlin, Hugo Wimmer und Markus Pfeile sehen sich einem umfangreichen Kreis von Verdächtigen gegenüber, der nicht nur aus persönlichen Beziehungen und Kollegen des Opfers besteht, sondern auch aus den Beteiligten der von ihr bearbeiteten Adoptionsfälle. Diese recht detailliert geschilderten Geschichten sind nicht nur interessant, sondern die mit Adoptionen verbundenen Schicksale sind bewegend und stimmen nachdenklich. Denn es wird verdeutlicht, dass sowohl auf Seiten der Menschen, die Kinder adoptieren möchten, als auch auf Seiten der Behörden, wenn sie zu wenig empathisch entscheiden, vieles falsch laufen kann, dass vor allem Kinder, die ins Ausland vermittelt werden, oft von Geschwistern getrennt werden, ihrer Identität beraubt werden. Auch für abgewiesene Adoptionswillige bricht oft die Welt zusammen.

Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel, auch wenn es dadurch, dass die langwierige und mühevolle Ermittlungsarbeit sehr realistisch dargestellt wird, einige Längen gibt. Umso überraschender kommt das abrupte Ende. Patrizia löst nicht wirklich nachvollziehbar den Fall. Das offene Ende lässt vermuten, dass es einen Folgeband geben wird.

Das Ermittlerteam wirkt sympathisch, arbeitet trotz Divergenzen harmonisch und wertschätzend zusammen. Die sehr verschiedenen Charaktere sind anschaulich dargestellt, wirken lebendig und authentisch, sie zeigen markante Wesenszüge, Emotionen, Stärken und Schwächen. Patrizia zeigt dadurch, dass sie selbst adoptiert wurde und unter diesem Umstand leidet, besonderes Einfühlungsvermögen in die Situation der Betroffenen.

„Abgelehnt“ hat mich vor allem ob seiner Thematik, all dieser tragischen Schicksale gepackt. Ich fand das Buch spannend, muss jedoch einräumen, dass es nicht jene Dramatik und prickelnde Spannung bietet, die man sich von einem Thriller erwartet.

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