Nach diesem Band bin ich ein noch größerer Bridgerton-Fan
Bridgerton – Wie bezaubert man einen Viscount?Seitdem die erste Staffel auf Netflix erschien, bin ich Fan von Bridgerton. Natürlich habe ich längst alle verfügbaren Folgen (mehrfach) geschaut, aber leider wird es bis zur dritten Staffel noch eine ...
Seitdem die erste Staffel auf Netflix erschien, bin ich Fan von Bridgerton. Natürlich habe ich längst alle verfügbaren Folgen (mehrfach) geschaut, aber leider wird es bis zur dritten Staffel noch eine Weile dauern. Und wie verkürzt man sich die Wartezeit am besten? Genau, mit den Bridgerton-Büchern! Trotzdem habe ich eine Weile gezögert, bevor ich WIE BEZAUBERT MAN EINEN VISCOUNT zu lesen begonnen habe. Der erste Band der Reihe konnte mich nämlich nicht so überzeugen wie die Serie (was mich als Bücherwurm enorm überrascht hat). Und dann hat mir auch noch die zweite Staffel der Serie nicht ganz so gut gefallen wie die erste. Doch wie schon der erste Band gezeigt hat, weichen Buch und Serie an ein paar Stellen auseinander, und so erzählt auch WIE BEZAUBERT MAN EINEN VISCOUNT eine etwas andere Geschichte als Staffel zwei.
Die Voraussetzungen sind aber in etwa dieselben:
Anthony Bridgerton ist seit dem verfrühten Tod seines geliebten Vaters Oberhaupt der Familie. Es ist seine Aufgabe, einen Erben zu zeugen, um den Titel weiterzuvererben. Dennoch hat er vor dieser Aufgabe lange gedrückt – schließlich braucht es für einen Erben eine Ehefrau. Und eine Ehefrau bringt zu viele Turbulenzen mit sich. Wie etwa das Risiko, sich zu verlieben. Und Liebe ist das Letzte, was Anthony sucht. Davon weiß jedoch Edwina Sheffield – die Frau, die Anthony als Ehefrau haben will – nichts. Nur ihre Schwester Kate durchschaut Anthony und versucht ihn von ihrer Schwester fernzuhalten. Doch Anthony liebt nichts mehr als eine kleine Herausforderung. Und bald schon liebt er nichts mehr als Debatten mit Kate.
Wer die Serie gesehen hat, erinnert sich sicherlich an einige Nebenhandlungen und die Thematik rund um People of Colour. Beim Roman, fehlen diese Erzählstränge komplett, was schonmal zeigt, dass die Bücher anders aufgebaut sind. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass mir beim Lesen etwas fehlte. Schließlich haben wir so die Chance, Anthony und Kate besser kennenzulernen. Einige Problematiken aus der Serie sind in der Buchfassung nicht enthalten. Dafür enthält das Buch zusätzliche, andere Thematiken, welche die innere Entwicklung der Charaktere betreffen. Dadurch empfand ich die Figuren als tiefgründig, wenngleich die Thematiken in Regency-Romances nicht allzu ernst oder weltbewegend sind. Man merkt einfach, dass es in einer ganz anderen Zeit und Welt spielt als wir kennen. Aber das macht das Genre für mich aus.
Außerdem bin ich immer wieder beeindruckt vom Schreibstil des Genres. Die Wortwahl ist sehr altertümlich, die Satzstellung oft „anders“. Auch die Erzählung durch einen allwissenden Erzähler in der dritten Person ist etwas, das ich so in keinen anderen Büchern gelesen habe. Und was Bridgerton einfach besonders macht: Lady Whistledown. Jedes Kapiteln beginnt mit ein paar amüsierten Worten dieser noch gesichtslosen Frau.
Aber Lady Whistledown ist nicht das einzig Humorvolle, was die Geschichte zu bieten hat. Schließlich wären da noch die hitzigen Diskussionen zwischen Kate und Anthony, die einen köstlich unterhalten. Die Dynamik zwischen den beiden ist insgesamt wirklich faszinierend. Sie sind das perfekte Pärchen, obwohl das den Lesenden deutlich früher auffallen wird als den lieben Charakteren selbst. Aber das macht die Sache umso witziger.
Eine einzige Sache könnte man kritisieren: Das Verhalten der männlichen Hauptfigur der weiblichen gegenüber. Ja, es gab Stellen, da fand ich Anthony zu übergriffig/aufdringlich. Und ja, ich habe manchmal diese respektvolle Ader an Anthony (die im Buch beschrieben wird) in seinem Handeln vermisst. Aber dieser Aspekt hat mich nicht gestört oder meinen Eindruck des Buches verschlechtert. Wäre es keine Regency-Romance, hätte ich dieses Thema deutlich bedenklicher gefunden. Aber wenn man die gesellschaftlichen Umstände zu der Zeit berücksichtigt, dann waren Anthonys Charakterzüge einfach nur realistisch.
Mein Fazit:
WIE BEZAUBERT MAN EINEN VISCOUNT war ein richtiger Pageturner für mich und hat mich wundervoll unterhalten. Die Mischung aus Spice und Humor, zusammen mit etwas Tiefgang, konnte mich überzeugen. Insgesamt sind die Storyline in Buch und Serie etwas unterschiedlich, wobei ich sagen muss, dass mir dieses Mal der Roman deutlich mehr zugesagt hat. Besonders loben möchte ich außerdem das herrliche Ende und den großartigen zweiten Epilog. Ein rundum gelungenes Leseerlebnis, das ich mit vier von fünf Sternen bewerte. Eine große Leseempfehlung geht deshalb raus – natürlich an alle Bridgerton-Fans. Wer weder Serie noch Band 1 kennt, kann meiner Meinung nach das Buch ebenfalls problemlos lesen. Wer sich für den ersten Band nicht interessiert, wird keine Verständnisprobleme haben, wenn man diesen auslässt.