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Veröffentlicht am 14.07.2023

Gruseliges und mystisches Abenteuer

Schatten – Der Pakt (Schatten 1)
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Mit "Der Schatten (1) - Der Pakt" erscheint der erste Band der Schatten-Trilogie des renommierten finnischen Kinderbuchautors Timo Parvela. Da mein Sohn bereits seit Jahren die Ella-Bücher von Parvela ...

Mit "Der Schatten (1) - Der Pakt" erscheint der erste Band der Schatten-Trilogie des renommierten finnischen Kinderbuchautors Timo Parvela. Da mein Sohn bereits seit Jahren die Ella-Bücher von Parvela liebt, war dieses Buch ein Muss.

Als erstes sticht das unglaublich schöne, herrlich gruselige Cover ins Auge, und auch Pasi Pitkänens aufwendige und durchgehend farbigen Illustrationen im Buch sind einfach der Hammer.

INHALT:
Petes beste Freundin Sara ist sehr krank und muss bald sterben. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als dass Sara wieder gesund wird, und erzählt einem Weihnachtsmann im Kaufhaus davon. In der darauffolgenden Nacht erhält Pete Besuch von dem merkwürdigen Wichtel Elpiö, der Pete einen Pakt vorschlägt: Sara wird wieder gesund, wenn Pete hierfür auf seinen Schatten verzichtet. Pete ist einverstanden, denn wofür braucht man schon einen Schatten? Doch bald wird ihm klar, dass er mit dem Schatten auch einen Teil seines Selbst, seiner Seele, verloren hat. Er empfindet keine Zuneigung und kein Glück mehr,  nur noch Haß, Leere und Wut. Er möchte daher seinen Schatten unbedingt zurückbekommen, und gerät hierbei in ein gefährliches Abenteuer.

Neben Petes Geschichte gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang um die Schattenflickerin Uudit, die in der Wichtelwelt lebt.

MEINE GEDANKEN ZUM BUCH MIT BEWERTUNG:
Über die Bedeutung der Schatten widmet sich Parvela der Frage, was einen Menschen ausmacht, das Gute, Mitfühlende, seine Fähigkeit zu lieben.

Parvela greift im Buch auch die Themen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit auf. So wettert Petes verbittert Vater gegen Asylsuchende, und einige Politiker, bei denen Pete auffällt, dass sie auch keinen Schatten haben, äußern sich ebenfalls xenophob. In der Wichtelwelt wird Uudit aufgrund ihres Aussehens von Wichteln diskriminiert, da man ihr ansieht, dass ihr Vater ein Gnom ist.

Das Buch ist der Auftakt einer Trilogie und enthält keine in sich abgeschlossene Geschichte. Vielmehr erfährt man im 1. Band schrittweise mehr über die Schatten und was es bedeutet, diese zu verlieren, und über die Wichtelwelt, die mit der Menschenwelt durch Portale verbunden ist. Viele Fragen bleiben offen und werden wohl erst in den nächsten Bänden geklärt. Das Buch endet mit einem Cliffhanger, enthält im Anhang jedoch die ersten drei Kapitel des 2. Bandes, so dass man einen kleinen Vorgeschmack davon bekommt, wie es weitergeht (Band 2 erscheint bereits im Oktober 23).

Die Geschichte richtet sich an Kinder ab ca. 10 Jahren und ist schon richtig düster und unheimlich. Es gibt sehr dunkle Mächte, mystische Figuren und gruselige Szenen, wobei ich eine Szene, in der eine Scheinhinrichtung vollzogen wird, als etwas grenzwertig empfand. Insgesamt hat das Buch einen sehr düsteren Tenor, und keine der Figuren ausser Pete ist ein echter Sympathieträger, und auch Pete zeigt nach dem Verlust des Schattens seine dunkle Seite.

Da mein Sohn gerade geheimnisvolle Geschichten mit viel Nervenkitzel liebt, kam das Buch bei ihm richtig gut an, und er ist schon richtig gespannt darauf,  wie es weitergeht.
Im Gegensatz zu ihm konnte mich die Geschichte noch nicht zu 100 Prozent überzeugen. Manches wirkt auf mich unrund, und wenn man mit dem Wissen vom Ende des 1. Bandes Sara Verhalten gegenüber Pete überdenkt, ist dieses rückblickend nicht logisch. Die Figuren haben bisher alle wenig Tiefe und wirken recht eindimensional. Was die Schatten angeht, ist die Begriffsverwendung verwirrend: Wer seinen Schatten verliert, verliert seine Seele und eine leere Hülle bleibt zurück. Diese Hülle wird aber immer wieder ebenfalls als Schatten bezeichnet. Das ist widersprüchlich, da an einigen Stellen im Buch klar zwischen der Hülle und dem Schatten unterschieden wird (etwa am Anfang von Kapitel 26), an anderen beide Begriffe für dasselbe verwendet werden (Ende von Kapitel 25, die Wesen in Kapitel 35, die den Schattenring bilden, u.v.a).

FAZIT:
Insgesamt eine sehr spannende, gruselige Geschichte mit fantastischen Illustrationen für Kids ab ca. 10 Jahren, die Lust auf die Fortsetzung im nächsten Band macht.

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Veröffentlicht am 21.06.2023

Nette Lektüre für zwischendurch

Die Uckermark ist ausverkauft
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Rosa und Richard leben in Berlin und träumen von einer Wochenendoase in der Uckermark. Nach jahrelanger Suche finden die beiden ein bezahlbares, jedoch stark sanierungsbedürftiges Objekt in traumhafter ...

Rosa und Richard leben in Berlin und träumen von einer Wochenendoase in der Uckermark. Nach jahrelanger Suche finden die beiden ein bezahlbares, jedoch stark sanierungsbedürftiges Objekt in traumhafter Lage, und sie greifen zu. Nun beginnt ein nervenaufreibendes Abenteuer, das unliebsame Überraschungen mit Handwerkern, Schädlingen, Behörden und explodierenden Kosten bereithält.

Aus eigener Bauerfahrung heraus hatte ich Lust,  Rosas und Richards Geschichte zu lesen. Einige Erlebnisse kamen mir sehr bekannt vor, die meisten blieben mir in der Realität glücklicherweise erspart. Ich fühlte mit Rosa und Richard mit, wunderte mich aber auch des öfteren, wie blauäugig die beiden an ihr Vorhaben herangingen. Einen Altbau zu kaufen, ohne vor Vertragsabschluss einen Sachverständigen hinzuziehen und Gutachten über etwaige Mängel und Bauschadstoffe erstellen zu lassen, ist mir völlig unverständlich. Rosas Faible für exquisite Innenausstattung blieb mir fremd, und dass sie sich mehr Gedanken über Design und Vintagestyle machte, als über fehlendes Trinkwasser, ließ sie mir stellenweise unsympathisch werden. Richards zum Teil machohafte Züge hätten mich an Rosas Stelle sehr verärgert, und es war bewundernswert, wie sie das Baustellenmanagement quasi im Alleingang stemmte.

Sehr gut gefielen mir die Schilderungen von Land und Leuten, so dass ich mir die Atmosphäre im Ort sehr gut vorstellen konnte. Insgesamt hat mich der Roman sehr gut unterhalten, und für zukünftige "Häuslesanierer" ist er sicher lehrreich, um den ein oder anderen Fehler zu vermeiden. Eine kurzweilige, durchaus realitätsnahe Geschichte, die sich wunderbar für laue Sommerabende eignet.

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Veröffentlicht am 04.06.2023

Unterhaltsame Bahngeschichten

Und sie bewegt sich doch!
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"Und sie bewegt sich doch" enthält Geschichten rund ums Bahnfahren, die von den jeweiligen Autorinnen  eingelesen werden. Diese sind Horst Evers, Cordula Stratmann, Dietmar Wischmeyer,  Christine Prayon, ...

"Und sie bewegt sich doch" enthält Geschichten rund ums Bahnfahren, die von den jeweiligen Autorinnen  eingelesen werden. Diese sind Horst Evers, Cordula Stratmann, Dietmar Wischmeyer,  Christine Prayon, Lea Streisand, Helene Bockhorst, Stefan Schwarz, Johann König, Renate Bergmann und Dennis Gastmann.

Die einzelnen Episoden erzählen mal mehr, mal weniger humorvolle, unterhaltsame, teils skurrile Geschichten vom Reisen im Kleinkindabteil, Bahnfahrten durch Usbekistan, redseligen Mitreisenden, Tücken der Ticketbuchung, den Folgen umgekehrter Wagenreihung und dem ganz normalen Wahnsinn des Zugreisens. Viele Autor
innen sind etwa aus der heute show oder anderen Comedyformaten bekannt. Wer jedoch ein lockeres Gagfeuerwerk auf Kosten der Bahn erwartet, wird eher enttäuscht sein, aber wer sich auf die fein beobachteten und durchaus komischen Geschichten einlässt, wird zweieinhalb Stunden lang sehr gut unterhalten werden. Perfekt für eine Bahnfahrt!



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Veröffentlicht am 30.05.2023

Eindringlicher Klimappell

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
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"Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen" war mein erstes Buch von John Ironmonger, und ich war aufgrund einiger Vorbesprechungen sehr gespannt darauf.

Ironmongers Buch startet im Jetzt und bewegt sich ...

"Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen" war mein erstes Buch von John Ironmonger, und ich war aufgrund einiger Vorbesprechungen sehr gespannt darauf.

Ironmongers Buch startet im Jetzt und bewegt sich mit den Protagonisten in mehreren Zeitsprüngen 80 Jahre in die Zukunft.

Ironmongers Schreibstil ist speziell, und ich wurde nicht richtig warm damit. Teilweise wirkte dieser sehr distanziert und auch etwas oberlehrerhaft. Hierdurch fiel es mir auch relativ schwer, eine emotionale Nähe zu den Protagonisten aufzubauen. Die Hauptfiguren Tom und Monty sind auf ihre sehr eigene Art interessante Charaktere, die mich im Laufe des Buches immer wieder überraschen konnten.

Die Klimaproblematik steht im Buch klar im Vordergrund, und Ironmonger bezieht deutlich Position. Gletscherschmelze, das Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten, Fleisch- und Fischkonsum und der Stratocumulus-Kipppunkt werden immer wieder thematisiert und deren Folgen rigoros vor Augen geführt. Allein hierfür ist das Buch bereits lesenswert, da wir immer noch die Augen verschließen und nicht wahrhaben wollen, wie ernst es um den Planeten steht.

Fazit: Ein empfehlenswertes, sehr düsteres Buch zur Klimathematik mit einer etwas gewöhnungsbedürftigen Erzählweise, die nicht ganz meinen Geschmack traf.

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Veröffentlicht am 25.05.2023

Ein Gesellschaftsroman, der Mut macht, Veränderungen anzugehen

Morgenluft
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"Morgenluft" von Ulla Mothes

AUSSTATTUNG:
Auch wenn ich mich eigentlich nicht von Covern zum Lesen verleiten lasse, hat mich dieses sofort angesprochen, da es gleichzeitig schlicht, zart und außergewöhnlich ...

"Morgenluft" von Ulla Mothes

AUSSTATTUNG:
Auch wenn ich mich eigentlich nicht von Covern zum Lesen verleiten lasse, hat mich dieses sofort angesprochen, da es gleichzeitig schlicht, zart und außergewöhnlich ist. Vor dem ersten Kapitel befindet sich ein Lageplan der Kolonie "Flußeck". Ich freue mich immer sehr über Karten im Buch, da ich mir dann alles viel besser vorstellen kann. Die Unterabschnitte der Kapitel, die abwechselnd aus Sicht der verschiedenen Pächter erzählt werden, beginnen jeweils mit einem Piktogramm der Kolonie, in der die Parzelle der aktuellen Perspektive markiert ist - eine nette Idee!

INHALT:
Die kleine idyllische Schrebergartenkolonie "Flusseck" mit sechs Parzellen soll für ein lukratives Mehrfamilienhaus platt gemacht werden. Die Pächter und Pächterinnen kämpfen um den Erhalt ihrer Oase, doch die Entpachtung ist quasi nicht mehr zu vermeiden. Die Gemeinschaft ist bunt gemischt - ein kiffender Althippie, ein Renterehepaar mit üppigen Gemüsebeeten, eine bio-vegane Hipsterfamilie, ein Ehepaar mit türkischen Wurzeln und ein junges lesbisches Paar. In die letzte Parzelle, die seit einer Weile leersteht, nistet sich eines Nachts die geheimnisvolle Architektin Lu ein, die etwas zu verbergen scheint...

In der Kolonie treffen unterschiedliche Lebensentwürfe aufeinander, und durch den  drohenden Abriss ist die Anspannung groß.  Konflikte treten zu Tage, innere und äußere,  und jeder muss sich auf seine Art lange Verdrängtem stellen.

BEWERTUNG:
Die Situation in einer Schrebergartenkolonie wurde im Buch sehr gut getroffen und hat mich oft an den Garten meiner Großeltern erinnert. Jeder beobachtet das Tun des anderen, immer wieder gibt es Reibereien, und man muss diese Nähe und die mangelnde Privatsphäre aushalten können.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen den einzelnen Pächtern der Parzellen und Lu, und man lernt so jeden Charakter mit seinen verborgenen Problemen, Ängsten und Zweifeln kennen. Jeder wird im Laufe des Buches dazu gezwungen, sich diesen zu stellen, sein bisheriges Leben zu hinterfragen und grundlegende Entscheidungen zu treffen. Die einzelnen Figuren machen alle eine wichtige Entwicklung durch. Das ein oder andere Problem kennt man aus eigener Erfahrung, und ich habe mich immer wieder gefragt, wie ich mich in einer entsprechenden Situation verhalten würde. Der didaktische Ansatz der Autorin ist hier vor allem im letzten Drittel deutlich spürbar, und manches ist mir zu glatt und harmonisch. Da ich nicht spoilern möchte, kann ich hier nicht näher darauf eingehen.

Vor allem die ersten beiden Drittel des Buches haben mir sehr gut gefallen, das letzte Drittel war etwas vorhersehbar. Insgesamt eine interessante und unterhaltsame Geschichte mit psychologischen Aspekten, die Mut macht, neue Wege zu gehen, sich selbst zu hinterfragen und wichtige Entscheidungen nicht aufzuschieben, sondern anzupacken.

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