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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2023

Ein Weihnachtsroman wie er sein sollte

Das Weihnachtswunder von Haus 7
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Luisa wohnt mit ihren beiden Kindern Matti und Lilli in einem Haus, das bald abgerissen werden soll. Es ist schwierig eine neue Wohnung zu finden, zumal sie alleinerziehend ist, halbtags arbeitet und die ...

Luisa wohnt mit ihren beiden Kindern Matti und Lilli in einem Haus, das bald abgerissen werden soll. Es ist schwierig eine neue Wohnung zu finden, zumal sie alleinerziehend ist, halbtags arbeitet und die Adventszeit begonnen hat. Die letzten Bewohner es Hauses beratschlagen was man machen kann. Um ihr Heim vor dem Abriss zu retten sucht Luisa den alten Eigentümer in seiner Villa auf. Die Begegnung verläuft nicht so wie sie erwartet, der alte Griesgram hält sie für seine verschollene Tochter. Luisa lässt sich überreden, in die Villa mit ihren Kindern einzuziehen.
So nimmt das Schicksal seinen Lauf. Der Autorin ist es gelungen eine herrliche Atmosphäre zu schaffen. Wir fühlen mit Luisa, ihren Kindern und Nachbarn mit. Und dann ist da noch der besondere Hausmeister Tomte, der immer dann auftaucht, wenn etwas repariert werden muss, der aber auch viel über das Haus weiß, dass abgerissen werden soll und Ratschläge für das Leben bereithält. Ich habe es genossen in diese Weihnachts- und Liebesgeschichte einzutauchen.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Was oder wer ist Familie

Schwestern wie Ebbe und Flut
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Mira kehrt nach langer Zeit auf die Insel Amrum zurück. Auf der Insel hat sie mit ihrer Schwester bei ihrem Onkel Ocko sämtliche Ferien verbracht und sich immer wohl und geborgen gefühlt. Jetzt lebt ihr ...

Mira kehrt nach langer Zeit auf die Insel Amrum zurück. Auf der Insel hat sie mit ihrer Schwester bei ihrem Onkel Ocko sämtliche Ferien verbracht und sich immer wohl und geborgen gefühlt. Jetzt lebt ihr Onkel nicht mehr und sie hat das alte Kapitänshaus geerbt. Das Haus ist zwar nicht unbedingt in einem guten Zustand, aber für sie voller Erinnerungen. Bei dem jetzigen Besuch auf der Insel soll die Tauffeier ihres Patenkindes stattfinden. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange und Mira ist eingebunden, aber trotzdem spürt sie eine Distanz zu ihrer Familie, sie fühlt sich nicht vollständig dazugehörig. Ocko hat den Mädchen bei den Ferienaufenthalten immer Geschichten erzählt und ist mit ihnen oft zum Strand gegangen um Treibgut zu sammeln. Mira fand Ockos Geschichten immer spannend, ihre Schwester Anke dagegen fand sie oft gruselig. Je älter die beiden Schwestern wurden, je mehr veränderte sich auch ihr Verhältnis zueinander. Jetzt ist Mira 37 Jahre und spürt immer deutlicher, dass es da etwas gibt, was geklärt werden muss. Diesen Prozess begleiten wir als Leser. Wir tauchen tief in die Gefühlswelt von Mira ein, Thesche Wulff gelingt es sehr gut die widersprüchlichen Empfindungen zu beschreiben.
Auf einer zweiten Zeitebene ab 1948 lernen wir Josefine kennen, die in Süddeutschland wohnt. Josefines Mutter lässt das Mädchen bei ihrer Mutter um nach dem Vater des Kindes zu suchen. Damit beginnt für Josefine eine traumatische Zeit. Die Mutter kehrt nie zurück und sie wird bei der Oma und der Familie ihrer Mutter groß. Es ist ein schweres Leben, sie muss viel arbeiten und erhält keine Liebe und Anerkennung. Nach dem Tod der Oma verlässt sie ihre Heimat und begibt sich auf die Reise. Sie arbeitet in der Gastronomie und gelangt so nach einigen Jahren auf die Insel Amrum. Mit der Zeit verweben sich diese beiden Geschichten.
Über die einzelnen Kapitel ist jeweils vermerkt in welchem Zeitraum es spielt. Außerdem sind die beiden Zeitebenen durch die Schreibstile gut zu unterscheiden. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es zeigt uns deutlich, wie wichtig es ist, zu wissen wo seine Wurzeln liegen.

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Veröffentlicht am 15.07.2023

E 1027, Designkunst: Die Lebensgeschichte einer starken Frau

Das Haus am Meeresufer
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Eileen Gray lebt in den 1920er-Jahren in Paris. Sie ist Interieurkünstlerin und hat ein außerordentliches Gespür für die Formensprache der Zeit. Inspirationen erhält sie in den literarischen Salons von ...

Eileen Gray lebt in den 1920er-Jahren in Paris. Sie ist Interieurkünstlerin und hat ein außerordentliches Gespür für die Formensprache der Zeit. Inspirationen erhält sie in den literarischen Salons von Natalie Barney und Gertrude Stein. Mit ihren 43 Jahren taucht sie tief in das außergewöhnliche Leben der Künstler und Literaten in Paris ein. Dann begegnet Eileen dem 15 Jahre jüngeren Jean Badovici und lernt durch ihn Bewegungen wie das Bauhaus kennen. Fasziniert saugt sie alles auf und wendet sich der Architektur zu. So entsteht ab 1926 nahe Monaco die Villa E.1027, ein Gesamtkunstwerk.
Die Sprache des Romans ist sehr nuanciert, teilweise poetisch. Gray wird von der Autorin sehr gut beschrieben, sie war klug und feinfühlig. Aber nicht nur die Hauptprotagonistin entsteht lebendig vor unseren Augen, auch ihre Freunde, Bekannten und Rivalen. Joséphine Nicolas entführt uns gekonnt in das pulsierende Leben der damaligen Zeit und dem Suchen nach neuen Wegen in vielen Bereichen, hier besonders in der Architektur und Innenarchitektur. Gray hat sich in die Männerdomäne der Architektur gewagt und dadurch heftige Diskussionen ausgelöst. Viele bekannte Personen werden hier wieder lebendig.
Durch diesen Roman ist es der Autorin gelungen, uns das Leben und Werk von Eileen Gray auf besondere Weise näher zu bringen. Empfehlens- und lesenswert für alle, besonders für Freunde von Architektur und Design. Ich hatte beim Lesen immer den verstellbaren Tisch E 1027 vor Augen.

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Frankfurt als Umschlagplatz für Schmuggler

Die Spur der Aale
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Lars Mathissen ist Zollfahnder am Flughafen Frankfurt und einem international tätigen Schmugglerring auf der Spur. Eines Morgens wird er tot am Main gefunden. Die Staatsanwältin Greta Vogelsang hat Bereitschaftsdienst ...

Lars Mathissen ist Zollfahnder am Flughafen Frankfurt und einem international tätigen Schmugglerring auf der Spur. Eines Morgens wird er tot am Main gefunden. Die Staatsanwältin Greta Vogelsang hat Bereitschaftsdienst und übergibt den Fall an die Abteilung für Kapitalverbrechen, die glaubt das es ein Unfall war. Doch der Fall lässt sie nicht los, Mathissen hatte ihr noch kurz vor einem Tod eine Mail geschickt, in der er sie um einen persönlichen Termin bat. Auch die Tochter des Toten ist davon überzeugt, dass ihr Vater ermordet wurde.

Florian Wacker bringt uns den Fall in einer klaren Sprache näher. Stück für Stück wird klar, dass es hier um Schmuggel von Aalen im Jungstadion geht. Es handelt sich um Glasaale, sie gelten in Asien als Delikatesse, daher ist ein lukrativer illegaler Handel zwischen Europa und Asien entstanden. Greta Vogelsang ist eine eigenwillige Staatsanwältin die nicht immer unbedingt den vorgeschriebenen Weg geht. Damit eckt sie natürlich im Kollegium an, sie fühlt sich oft nicht dazugehörig, da sie aus anderen Verhältnissen kommt als ihre Kollegen.

Dem Autor gelingt es Spannung zu erzeugen, ohne dass es hektisch wird. Die beschriebenen Charaktere gefallen wir gut, besonders Greta Vogelsang. Diese Staatsanwältin ist anscheinend persönlich auch nicht immer den geraden Weg gegangen. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, ich bin schon gespannt auf den nächsten Fall und die Weiterentwicklung der Protagonisten.

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Veröffentlicht am 11.06.2023

Ein hartes Lieben im Nachkriegs-Berlin

Die Kinder der Luftbrücke
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Wir schreiben das Jahr 1948: Nora lebt mit zwei Kindern, ihrer Mutter und Schwester im Westsektor von Berlin. Ihr Mann ist aus dem Krieg nicht zurückgenommen, er gilt als vermisst. Es ist ein ständiger ...

Wir schreiben das Jahr 1948: Nora lebt mit zwei Kindern, ihrer Mutter und Schwester im Westsektor von Berlin. Ihr Mann ist aus dem Krieg nicht zurückgenommen, er gilt als vermisst. Es ist ein ständiger Kampf ums Überleben und vor allem um Lebensmittel. Sie selbst sucht Arbeit, ihre Schwester arbeitet als Krankenschwester. Dann hat Nora Glück und findet eine Arbeitsstelle als Übersetzerin bei den US-Alliierten am Flughafen Tempelhof. Endlich geht es ihnen etwas besser. Doch dann wird Westberlin durch die Sowjetunion abgeriegelt. Erneut beginnt der Kampf um Lebensmittel. In der schweren Zeit lernt Nora Matthew kennen, einen amerikanischen Piloten und verliebt sich in ihn.
Julia Weinberg bringt uns die Geschichte um Nora, ihren Kindern und ihrer Familie näher. Wir erfahren wie mühsam es ist in dieser Stadt zu der Zeit genug Lebensmittel zu bekommen um zu überleben. Aber es geht nicht nur um Lebensmittel, auch darum eine Arbeit zu finden um Geld zu verdienen, es wird mit harten Bandagen gekämpft. Doch auch der Zusammenhalt innerhalb der Familie und Freunden wird großgeschrieben. So kümmert sich Noras Schwester um eine kranke Nachbarin die auf keinen Fall in ein Krankenhaus bzw. zu einem Arzt will. Das alles, ebenso die Liebesgeschichte zwischen Nora und Matthew, erzählt uns die Autorin in einem sehr flüssigen und gut zu lesendem Schreibstil. Wir leiden und fühlen mit den hervorragend beschriebenen Protagonisten.
Ich habe den Roman, in dem uns ein Stück Zeitgeschichte nähergebracht wird, sehr gern gelesen und kann ihn empfehlen.

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