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LindaRabbit

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Veröffentlicht am 28.07.2023

liebevolle Gute Nacht-Geschichten

Toto und der Mann im Mond
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Toto heißt Kind auf Swahili und so stehen Kinder im Mittelpunkt des schönen Bildbandes. Niedliche Zeichnungen auf den Seiten ergänzen die Gute - Nacht - Geschichten, die unterschiedliche Längen haben. ...

Toto heißt Kind auf Swahili und so stehen Kinder im Mittelpunkt des schönen Bildbandes. Niedliche Zeichnungen auf den Seiten ergänzen die Gute - Nacht - Geschichten, die unterschiedliche Längen haben.

Toto träumt also vom 'Mann auf dem Mond' (der Mond war schon immer fantasieanregend). Dank des Verzeichnisses am Anfang lernen wir den 'Mann im Mond' kennen, natürlich auch alle weiteren Mitwirkenden: Toto, Mimi, Frau Belatrix, Glühwürmchen Glow, Kuscheltier Luna, und natürlich Mama und Papa. Nicht zu vergessen auch - das allsehende Fernrohr.

Vorgesehen ist das tolle Bilderbuch für Kinder ab vier Jahren und beinhaltet nette Texte für Kinder, zum Selberlesen oder Vorlesen lassen! Auf dem bunten Umschlagsbild sind die Helden und Heldinnen im Buch bereits dargestellt. Gutes Titelbild, schön gezeichnet mit einem großen Herz. Einfach liebevoll. Großes Kompliment an den Zeichner Matthias Derenbach.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

der arme kleine Axolotl

Mein Leben als einsamer Axolotl
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So ein wunderschönes, reichhaltig bebildertes Büchlein, das von dem armen kleine Axolotl, der letzte seiner Art, berichtet. So schön gezeichnet, aber es macht auch zutiefst traurig...

Natürlich war ...

So ein wunderschönes, reichhaltig bebildertes Büchlein, das von dem armen kleine Axolotl, der letzte seiner Art, berichtet. So schön gezeichnet, aber es macht auch zutiefst traurig...

Natürlich war mir dieses großartige Axolotl Wesen ein Begriff, eine Lurchart, die wirklich stark gefährdet ist. Auch weil es viele Freßfeinde gibt, selbst der Mensch gehört dazu. Aber die Umweltbedingungen sind schlimm geworden für den schönen seltsamen Lurch. Der Name ist Programm, da weiß man gleich woher er stammt...

Das Büchlein ist gut zum Selberlesen, aber natürlich auch zum Vorlesen. Auf jeden Fall eignet es sich gut zum Nachdenken (über die Eingriffe in der Natur) und zum eigenständigen Weiterforschen.
Schön und wichtig, dass es nun so ein wunderschönes Kinderbuch darüber gibt...Damit hat Linda Bondestam ein tolles Werk geschaffen. Bitte mehr davon!

Auf jeden Fall eine dicke Empfehlung!

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Veröffentlicht am 15.07.2023

Der Erste Mai 1953, eine Nacht am Bodensee

Der Frühling ist in den Bäumen
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Schon die ersten Seiten und Einstieg in das Buch (Aufbau Verlag, "Der Frühling ist in den Bäumen" von Jana Revedin) kommen sehr stark:
Renina wacht auf, neben ihr liegen zwei nackte Menschen, die sie am ...

Schon die ersten Seiten und Einstieg in das Buch (Aufbau Verlag, "Der Frühling ist in den Bäumen" von Jana Revedin) kommen sehr stark:
Renina wacht auf, neben ihr liegen zwei nackte Menschen, die sie am Abend zuvor kennenlernte. Schmerzhaft muss sie erkennen, dass ihr drogensüchtiger Mann (ein Atomphysiker der Nazizeit) sie betäubt hat und sie in diesem Zustand Teil einer Orgie wurde. Als sie ihren Mann Fred zur Rede stellt, vergewaltigt er sie nochmals. Daraufhin offenbart sie ihrem Gatten von einem Jahr, dass sie die Scheidung will.
Mit Rückenschmerzen steht sie am Ufer des Bodensees, sieht Frühlingsanzeichen (1. Mai 1953) und trifft auf eine bemerkenswerte Frau. Trotz ihrer seelischer Pein und ihren dunklen Gedanken zur Scheidung von ihrem berühmten Mann bewältigt sie einen Tag voller Erlebnisse (die Frau Traut und das bevorstehende Konzert einer jungen Japanerin, ihre Eltern, ihr Freund Basil, ihre plötzlich ankommende Freundin und eine Bekannte von ihr, der Leitartikel zur ersten Ausgabe eines Frauenmagazins und der Abend). Irgendwann bricht sie zusammen und fällt im Pferdestall in einen Erschöpfungsschlaf. Doch dieser erlebnisreiche Tag ist noch nicht zu Ende, das schlimme Ende folgt noch...

Dieses Mal schreibt die Autorin zum Leben ihrer Mutter Renina. Sie hat es mit Themen, die sehr eigen sind, aber die sich unglaublich spannend lesen! Was für eine Schreibe! Renina, die morgens auf den See schaut (sehr poetisch beschrieben) und darüber nachdenkt, was sie erlebt hat und was sie fühlt.
Dieser Erste Mai hat es in sich. So viele Ereignisse auf einmal (ich wäre schon bei einem Drittel völlig fertig). Das mag an ‚Bloomsday‘, an den Roman von James Joyce ‚Ulysees‘ erinnern, dessen voluminöser Roman sich auch an einem Tag vor den Augen der Leserschaft entrollt. Zum Glück hat der Roman von Jana Revedin nur 250 Seiten.
Renina ist jedoch, für diese Zeit, acht Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und der schlimmen Nazi Zeit, eine selbstbewusste und selbstbestimmte Frau, die sich von dem narzisstischen Ehemann lossagen kann. Erschreckend ist, dass das Thema Missbrauch, Betäubung, häusliche Gewalt und Frauenfeindlichkeit damals aktuell war und bis heute leider immer noch.
Die Erzählweise ist nicht einfach, zu viele Querverweise, machen den Verlauf etwas holprig. Die Autorin liebt das ‚name dropping‘ (ist mir bereits bei ihrem Roman zu ‚Flucht nach Patagonien‘ aufgefallen, mir manchmal zu viel).
Das Umschlagsbild erinnert an die 60er, die Zeichnung orientiert sich wohl tatsächlich an Revedins Mutter, wie ein Bild von ihr (mit natürlich Berühmtheiten ihrer Zeit) des Aufbau Verlages zeigt. Klappentext sprechen von "Martin Heidegger" und seiner jüngsten Assistentin (name dropping!), denn Heidegger kommt im Text nicht besonders vor.

Der Ort Konstanz spielt natürlich auch eine Rolle, doch eher eine schöne Nebenrolle, der See, die Landschaft, der Zufluchtsort vor den Nazis, der Wiederaufbau (Konstanz die Unzerstörte).
Alles in allem, ein lesenswertes Buch, mit den oben erwähnten Abschlägen, zu einer außergewöhnlichen Frau.

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Veröffentlicht am 11.06.2023

Die Stadt, die unter Vulkanasche begraben liegt

Die Wölfe von Pompeji
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Eigentlich müsste der Titel eher 'Die Wölfinnen von Pompeji' heißen. Denn so werden sie genannt, die Liebesdienerinnen aus der Wolfshöhle, dem bekannten Stadtbordell. Dies ist die Geschichte der griechischen ...

Eigentlich müsste der Titel eher 'Die Wölfinnen von Pompeji' heißen. Denn so werden sie genannt, die Liebesdienerinnen aus der Wolfshöhle, dem bekannten Stadtbordell. Dies ist die Geschichte der griechischen Sklavin Amara, die an ein Bordell verkauft wurde. Sie ist als freie Tochter eines Arztes geboren und wurde aus Armut von ihrer Mutter an einen Haushalt verkauft.

Ihre Lebensbeschreibung wirft einen weiblichen Blick auf das Geschehen im antiken Pompeji. Aus Amaras Sicht lernen wir die damalige Zeit kennen - einer brutalen Gesellschaft, in der nur wenige Begüterte glücklich leben können, in einem dekadenten Luxus, während die Mehrheit der Bevölkerung arm und verbittert dahin vegetiert. Kann die Griechin Amara ihrem Schicksal entkommen?

Diese – sehr spannend – geschriebene fiktive Geschichte spielt fünf Jahre vor dem Vulkanausbruch, der die Stadt Pompeji unsterblich machte.
Unter schlimmen Bedingungen müssen junge Frauen, als Huren bezeichnet, erniedrigt und misshandelt, für Felix in der Wolfshöhle anschaffen. Es ist kein leichter Lesestoff. Denn es gilt das Überleben des Stärkeren...Doch zeitgenössische Menschen wie Plinius der Ältere spielen eine Rolle, Original Graffiti aus Pompeji werden zitiert und es spielen sich wilde Tatsachen an damals vorhandenen und nun unter der Vulkanasche erstarrten Orten ab.

Jede:r, der/die in Pompeji war, wurde dort darüber informiert, dass es Prostituierte in Pompeji gab. Doch, so wie die Autorin in ihrem Roman schreibt, ist es eine übersexualisierte Stadt der Gewalt. An den Häusern wurden Penisse angemalt. Es hört sich so an, als ob es eine freiere Gesellschaft gewesen wäre. Doch jede:r weiß, dass es eine Sklavengesellschaft war mit steilen Hierarchien. Frauen waren bedeutungslos, Sklaven waren bedeutungslos. Weibliche Sklaven waren das Letzte, dienten nur der Lusterfüllung. Die Wölfinnen müssen Männer aufreißen, 'fischen gehen', wie das genannt wurde, Kunden gewinnen... bekommen kein Essen, sind Eigentum, werden geschlagen und so gut wie nicht beschützt. Sind sie schwanger, dann nimmt man ihnen die Kinder weg und verkauft diese.

Wer sich mit den Hunden hinlegt, wird mit Flöhen aufwachen, Seneca. So lautet eine der Zwischenüberschriften.
Dieses Buch sollte allen Frauen dieser Welt gewidmet sein, nicht nur den beiden feministischen Autorinnen (im Klappentext erwähnt).

Auch ich war in Pompeji, habe die Zeichnungen gesehen und den Penis, der den Weg zum Bordell zeigt… Was hat sich seit dieser Zeit für Frauen weltweit verändert? Immer noch, auch bei uns in Deutschland, werden tagtäglich Frauen ermordet und vergewaltigt, nur aufgrund dessen, weil sie weiblich sind… Immer noch sind Frauen die 'Letzte Kolonie' dieses Planeten. Auch heute noch gibt es Sklavenhaltergesellschaften (Sudan, z.B.), wo Frauen ihren Familien entrissen werden...Man mag sich an die tapferen Frauen in Iran erinnern… und an viele anderen, die tagtäglich um Überleben kämpfen…

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Ein Boyle, der neue!

Blue Skies
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„Das Anthropozän lag in den letzten Zügen...Er schnupperte an seinen Achsenhöhlen...eine Dusche angebracht (...). Doch zum Duschen brauchte man Wasser, und das war knapp. Stinken war ehrbar. Stinken war ...

„Das Anthropozän lag in den letzten Zügen...Er schnupperte an seinen Achsenhöhlen...eine Dusche angebracht (...). Doch zum Duschen brauchte man Wasser, und das war knapp. Stinken war ehrbar. Stinken war umsonst...“
Es sind solche Sätze, die mehr ins Grübeln bringen als Wassersparappelle. Der erste Satz stimmt. Aber dann haben wir alle unsere menschlichen Bedürfnisse. Die Quintessenz ist gut, Stinken ist umsonst. Werden wir alle...

Cooper, der sich mit Monarchfalter beschäftigt. Doch die werden rar. Seine Freundin, die Zecken sammelt. Und dann die andere, die mit der tätowierten Kusswanze zwischen den Brüsten... Er lebt, studiert, forscht in Kalifornien. Kalifornien brennt, Waldbrände überall.
Cat (eigentlich Catherine) lebt mit ihrem Mann in Florida. Direkt an der Küste, das Wasser steigt und Überschwemmungen machen das Leben schwer. Cat trinkt, wartet nur bis ihr Mann nach Hause kommt, weil sie guten Sex liebt. Und weil sie Influencerin werden will, fotografiert sie alles, stellt sich dar und legt sie sich aus Sensationsgier eine Tigerphyton zu, Willie I. Doch Willie verschwindet, so legt sich die etwas ältere Schlange Willie II zu (die den wieder aufgefunden Willie I auffrißt, aber das merkt Cat nicht, nur dass Willie I wieder verschwunden ist). Für sie sind die Schlangen Spielzeuge bis es ernst wird... 'Phyton Mom'.
Ottilie, die Mutter von Cooper und Cat, stellt die Ernährung auf Grillen um, züchtet sie sogar. Aus Liebe zu ihrem Sohn. Der Nachbar kotzt die halbe Nacht nach ihrem Grillenmenü. Denn erst am Ende des Abends erzählt der betrunkene Ehemann Frank, dass das alles Grillen waren, die sie zu sich genommen haben...

Schon allein der Klappentext macht neugierig: Die Waldbrände, Überschwemmungen, frittierte Heuschrecken und eine Phyton am Hals. Das Titelbild dazu - schreiend bunt und auffällig, eine brennende Sonne über einer Palme!
Es wird im Buch viel zum Klimawandel gesagt, übertriebener als es tatsächlich schon ist, aber genauso könnte es kommen. Es macht Angst beim Lesen, weil es die Wahrheit ist. Und doch lässt der Autor auch eine gute Portion Humor einfließen, die das Dystopische wieder erträglich macht und sogar zum Lachen anregt (lachend in den Abgrund stürzen...). 'Schwimmt ein Baumstamm im Wasser kurz vor Cats Haus, die wieder mal betrunken durch das Hochwasser stapft. Nur der Baumstamm schwimmt in ihre Richtung – ein Alligator...' Herrlich, wie er das beschreibt und eigentlich wartet man darauf, dass die ständig betrunkene Cat von dem Baumstamm mal eben aufgefressen wird...

Cooper erregt Mitleid, ist aber oft ziemlich aggressiv, aber gleichzeitig sympathisch, weil er will ja die Welt retten. Er sucht nach seinen Insekten. Seine Mutter will es ihm nachmachen, eine gute Mutter sein, die auf ihre Kinder hört. Cat dagegen ist der 'loser', die Lebensfrau, die das Leben nicht auf die Reihe kriegt und schon gar nicht kapiert, was um sie herum passiert, die schlimme Fehler macht in ihrem Alkoholwahn und nichts auf die Beine stellt.

Er kann schreiben, Boyle. Das merkt man gleich vom ersten Wort an, wie wenn ich daneben stehe, wenn die Propagandisten miteinander reden. Das Buch reißt in einen dystopischen Strudel. Aber da es das wichtigste Thema der Zeit behandelt - was wird aus unserem Planeten, überleben wir acht Milliarden Menschen das Chaos was wir angerichtet haben? Boyle hält der Gesellschaft den Spiegel vor, auf seine Weise!

Lesen!

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