Cover-Bild Verschickungskinder
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: E-Books im Verlag Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Ersterscheinung: 06.07.2023
  • ISBN: 9783462304343
Lena Gilhaus

Verschickungskinder

Eine verdrängte Geschichte
Über 15 Millionen Mal wurden Kinder in der BRD und der DDR seit 1945 zur Kur geschickt. Für viele von ihnen waren diese Wochen prägend – und doch haben sie kaum darüber geredet. Dieses Buch erzählt die wenig bekannte Geschichte der deutschen Verschickungskinder.
Als die Journalistin Lena Gilhaus durch Zufall davon hört, dass ihr Vater als Kind in Kur geschickt wurde, beginnt sie zu recherchieren. Sie veröffentlicht eine erste Recherche über Kinderkuren und löst damit eine Lawine aus: Menschen von überall melden sich und erzählen von eigenen Erfahrungen.
Lena Gilhaus folgt den Spuren weiter und stößt auf ein verdrängtes Kapitel der Nachkriegsgeschichte. Millionen Kinder aus der BRD und der DDR verbrachten einen Teil ihrer Kindheit in Heimen, an der Nord- und Ostsee, in den Bergen und auch im Ausland. Sie sollten dort zu Kräften kommen und gesund werden – viele erlebten diese Zeit aber als Grauen. Erst in den 70er- und 80er-Jahren änderten sich die Kurkonzepte langsam.
Wo liegen die historischen Wurzeln der Kinderverschickung? Hat der Nationalsozialismus Spuren hinterlassen? Wie waren die Kuren organisiert, wer finanzierte sie – und wer profitierte davon? Wie war der Alltag, was erlebten die Kinder dort – und welche Tiefenwirkungen hatte das für die Gesellschaft der Nachkriegszeit? Spannend, anschaulich und erschütternd: Lena Gilhaus erzählt anhand unveröffentlichter Dokumente und vieler Erlebnisberichte die verdrängte Geschichte der Kinderkuren.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2024

Früher war nicht alles besser

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Ich war auf Borkum im Urlaub, als mir ein großes weißes Gebäude auffiel. Zuerst dachte ich, dass es sich auch gut als Drehort für einen Horrorfilm eignen könnte.
Ich habe mich ein bisschen belesen und ...

Ich war auf Borkum im Urlaub, als mir ein großes weißes Gebäude auffiel. Zuerst dachte ich, dass es sich auch gut als Drehort für einen Horrorfilm eignen könnte.
Ich habe mich ein bisschen belesen und herausgefunden, dass das heutige Mutter-Kind-Fachklinik Sancta Maria früher ein Heim der sogenannten "Verschickungskinder" war.
So bin ich auf dieses Hörbuch gestoßen und war bzw bin immer noch sehr entsetzt.

Autorin Lena Gilhaus geht dem in ihrem Buch "Verschickungskinder - Eine verdrängte Geschichte" gemeinsam mit ihrem Vater und aussagen weiterer Geschädigten auf dem Grund.
Dieser wurde, wie sehr viele weitere Kinder in den 70er und 80er Jahren von Ärzten und Ärztinnen auf Kur "Erholungs- oder Fürsorgemaßnahmen” geschickt. Gründe waren unter anderen: zu dick, zu dünn oder andere gesundheitliche Probleme. Durch die frische See oder Bergluft, sollen gerade städtische Kinder eine Zeit der Führsorge und Erholung genießen.

Was diese teilweise noch sehr jungen Kindern (ab 4 Jahre) 6 Wochen ohne Kontakt zu den Eltern erlebt haben, ist kein leichter Tobak. Gewalt, ob seelisch oder körperlich war an der Tagesordnung.
Denn beschweren konnte sich niemand. Keines der Kinder wurde ernst genommen, Beschwerdebriefe, die die Kinder zu ihren Eltern schicken konnten wurden gefälscht und solange das dünne Kind am Ende der Zeit zugenommen hatte (auch wenn es täglich nur mit Brei zwangsernährt wurde) wurde die Kur als erfolgreich verbucht.

Auch Bekannte von mir waren auf solchen Kuren. Auch wenn diese es nicht ganz so schlimm in Erinnerung hatten (Ob es am älteren Alter von 8 Jahren oder an der persönlichen Wahrnehmung liegt konnte mir niemand sagen) scheint es der Mehrheit ja doch noch nahe zugehen und sind froh, es sich nun von der Seele reden zu können.

Ich finde es sehr wichtig, dass das Thema, welches mir vorher so unbekannt war, nicht in Vergessenheit gerät. Auch wenn es eine sehr schwere Kost ist, hat es mehr Aufmerksamkeit verdient.
Ich bin froh, dass diese Erholungskuren abgeschafft wurden, denn früher war nun mal nicht alles besser.



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Veröffentlicht am 16.07.2023

Keine leichte Kost

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Als Autorin und Journalistin Lena Gilhaus von ihrem Vater erfährt, dass er als Kind mit seiner kleinen Schwester auf Kur geschickt worden ist, erwacht ihr Interesse und sie beginnt zu recherchieren. Auf ...

Als Autorin und Journalistin Lena Gilhaus von ihrem Vater erfährt, dass er als Kind mit seiner kleinen Schwester auf Kur geschickt worden ist, erwacht ihr Interesse und sie beginnt zu recherchieren. Auf ihren Aufruf, Kinder, die in Kurheimen zur Erholung waren, mögen sich bei ihr melden, ereilte sie eine wahre Lawine an Rückmeldungen.

Was ursprünglich als „gute Sache“ gedacht war, entwickelte sich recht bald zum Albtraum zahlreicher Kinder. Lena Gilhaus hat mit zahlreichen ehemaligen Verschickungskindern gesprochen. Das Ergebnis ist dieses Sachbuch, das unglaubliche Ereignisse zum Vorschein brachte.

„Kinderverschickung“ ist bei den meisten Menschen mit den Evakuierungen von Kindern während des Zweiten Weltkriegs konnotiert. Doch dieses Buch zeigt, dass die Anfänge dieser Praxis, die bis in die 1980er-Jahre üblich war, ganz woanders liegen, nämlich in der Weimarer Republik.

Lena Gilhaus Recherchen habe ergeben, dass in den Jahren nach 1945 rund 15 Millionen Kinder aus der BRD und DDR zur Kur geschockt worden sind.

Gemeinsam mit ihrem Vater unternimmt sie die Reise in seine Vergangenheit als Verschickungskind. Behutsam, Schritt für Schritt, wie es für ihn angemessen ist, tasten sie sich in seinen Erinnerungen vor, besuchen die Orte des Schreckens und finden den einen oder anderen nur wenig verändert vor.

»Auch wenn der Besuch das Schlimme, Dunkle und Böse nicht wegmacht, bin ich froh, dass ich mit euch hier bin.« Rührungstränen blitzen in seinen Augen. »Für mich war dabei auch unsere Geschwisterlichkeit so schön, um die wir in der Kur betrogen wurden.«


In sechs großen Kapiteln die Autorin allen jenen Kindern eine Stimme, die in diesen Aufenthalten, die ihnen eigentlich Erholung und unbeschwerte Wochen bescheren sollten, missbraucht, verprügelt und gedemütigt worden sind.

Die eigentliche Sauerei ist, dass niemand, weder damals noch heute, die Verantwortung für diese Ereignisse übernehmen will.

„Die Verschickungskinder bleiben auf Bundesebene seit Jahren ungehört. Erst Anfang 2023 erklärt sich das Bundesfamilienministerium plötzlich bereit, »mit den Ländern und Kommunen in einen Austausch über die Verantwortung für das erlittene Leid und Unrecht der ›Verschickungskinder‹« zu treten.“


Fazit:

Das Buch ist keine leichte Kost. Kann es auch nicht sein, deckt es doch Machtmissbrauch an Kindern auf. Gerne gebe ich diesem wichtigen Buch 5 Sterne.