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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.08.2023

Heftig

Tödliche Wandlung
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Merkwürdige, rachsüchtige Morde hat das Team um Rafael aufzuklären. Dem stehen folgende Tatsachen entgegen: Die Getöteten sind alle Schwerverbrecher, die bisher aber der Justiz entkommen konnten. Der erste ...

Merkwürdige, rachsüchtige Morde hat das Team um Rafael aufzuklären. Dem stehen folgende Tatsachen entgegen: Die Getöteten sind alle Schwerverbrecher, die bisher aber der Justiz entkommen konnten. Der erste dieser Morde bringt die Ermittler in Mafiakreise, die wiederum ihre Macht spielen lassen, woraufhin weitere Todesfälle in eben diesem Umfeld erfolgen. Rafael selbst verfolgt - zusammen mit zwei Freunden - ganz eigene Pläne, Verbrecher, die ungeschoren davonkommen, doch noch zur Verantwortung zu ziehen, was natürlich nicht herauskommen darf. Eine merkwürdige Tätersuche beginnt, in der auch die Freundschaft der drei „Rächer“ auf eine unvorstellbare Belastungsprobe gestellt wird. Die Geschichte schwankt zwischen den Taten des offenbar psychisch schwer Gestörten, der „normalen“ Ermittlungsarbeit und der Verschleierungstaktik von Rafael und Kumpanen hin und her, wobei den Taten und Beweggründen der Freunde zu wenig Raum gegeben wird. Das Ende dann ernüchternd, wenn auch folgerichtig. Eine heftige Lektüre, die die Spannung bis zum Schluss bewahrt.

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Veröffentlicht am 20.08.2023

Tragische Spannung

Eine glückliche Familie
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Eine tragische Geschichte um eine heute vermeintlich glückliche Frau, zwar geschieden, allein erziehend, den nach einem Schlaganfall im Heim lebenden Vater „betreuend“ und als Kind von der Mutter von heute ...

Eine tragische Geschichte um eine heute vermeintlich glückliche Frau, zwar geschieden, allein erziehend, den nach einem Schlaganfall im Heim lebenden Vater „betreuend“ und als Kind von der Mutter von heute auf Morgen verlassen worden. Sie hat das Trauma zwar nie verarbeitet, hat aber Freundinnen, Kolleginnen und einen erfüllenden Beruf, versteht sich sogar mit ihrem Ex-Mann und dessen neuen Lebensgefährtin gut. Alles im grünen Bereich also? Bis die Mutter nach 30 Jahren plötzlich vor ihrer Tür steht. Die sie - trotz der damals vorherrschenden Wut - liebend gern, herzlich und bedingungslos bei sich aufnimmt. Von diesem Zeitpunkt an triftet ihr Leben auseinander. Und ein anderes Trauma aus ihrer Kinder-/Jugendzeit holt sie ein. Psychologisch dicht gewebt, die Spannung vorantreibend. Die Personen allerdings in ihren Reaktionen teils fragwürdig. Beth erstaunlich naiv. Alles etwas überzogen. Beth selbst, an ihre Grenzen gedrängt, verhält sich zunehmend paranoid. Die Leserschaft leidet mit ihr, möchte ihr allerdings ab und an zurufen: Weniger saufen, logischer denken, den Freunden vertrauen, nicht „Dahergelaufenen“. Hält die Leserschaft bei der Stange.

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Veröffentlicht am 16.07.2023

Erfrischend

Leichenblass im Fass
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Da geht es ab im beschaulichen Sünnum, das noch nicht einmal bei Google Maps zu finden ist. Nach der Teilnahme am und dem Gewinn des Brauwettbewerbs wird das Dorf von Touris und Saufwilligen überschwemmt. ...

Da geht es ab im beschaulichen Sünnum, das noch nicht einmal bei Google Maps zu finden ist. Nach der Teilnahme am und dem Gewinn des Brauwettbewerbs wird das Dorf von Touris und Saufwilligen überschwemmt. Tage-, wochenlang geht das so, bis nach einem Schützenfest ein Toter in einem Bierfass gefunden wird. Die Gewinnerin des Brauwettbewerbs wird beschuldigt, ihren Konkurrenten auf diese Weise ausgeschaltet zu haben. Ein Bild, das zeigt, wie sie den in das Fass drückt, geht viral. Und sie taucht unter. Die Tochter, bei der Polizei, aber wegen Befangenheit vom Fall abgezogen, will ihre Mutter finden und ihre Unschuld beweisen. Dabei steht ihr das Dorf und ihr Freund zur Seite. Nur weiß sie nicht, wem sie trauen kann. Irgendwer spielt falsch. Ein ziemliches Hin und Her beginnt. Beschaulich, dennoch spannend erzählt, und mit norddüdschem Witz unterlegt, ergibt sich daraus eine erfrischende Urlaubslektüre. Das Ende kommt ein bisschen arg holprig daher und nicht alle Handlungen sind ganz schlüssig oder nachvollziehbar. Und ein Lektorat, das Fehler erkennt und eliminiert, wäre hilfreich gewesen. Aber, wie vermerkt, erfrischend.

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Veröffentlicht am 03.07.2023

Erschütternd

Vergangen - Flamme des Bösen
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Vordergründig ist eine ältere Frau gestürzt und daran gestorben. Oder wurde sie gestoßen? Ein Verdächtiger ist spurlos verschwunden. Getürmt? Oder wurde er beseitigt? Eine Krankenpflegerin ist ebenfalls ...

Vordergründig ist eine ältere Frau gestürzt und daran gestorben. Oder wurde sie gestoßen? Ein Verdächtiger ist spurlos verschwunden. Getürmt? Oder wurde er beseitigt? Eine Krankenpflegerin ist ebenfalls verschwunden. Einfach nur nach Hause, Rumänien, gefahren? Oder steckt sie irgendwie in den Vorkommnissen drin? Ein älterer Mann, schwerer Alkoholiker, glaubt sich bedroht. Verfolgungswahn? Delirium? Eine schwierige Gemengelage, der sich die Ermittler gegenüber sehen. Es entwickelt sich in vielen Rückschauen, kurzen Kapiteln, schnellen Szenen- und Perspektivwechseln eine spannende und unglaublich tragische Geschichte, die die Frage danach aufwirft, ob man seinen Genen und seelischen Vorbelastungen nie entkommen kann, wieso einen die Vergangenheit immer wieder einholt und ob man mehr Verständnis für Opfer oder Täter aufbringen sollte. Gut gestrickt und verwoben.

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Veröffentlicht am 21.06.2023

Gelungen

Der Feind
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Ein Kriminalroman, der sehr viele Themen aufgreift und zur Diskussion stellt. Der Prolog fängt mit einer Vergewaltigung an, die sich auf spätere Geschehnisse auswirken wird. Dann, im Hier und Jetzt, überschlagen ...

Ein Kriminalroman, der sehr viele Themen aufgreift und zur Diskussion stellt. Der Prolog fängt mit einer Vergewaltigung an, die sich auf spätere Geschehnisse auswirken wird. Dann, im Hier und Jetzt, überschlagen sich die Ereignisse. Einerseits ein Amoklauf/Terroranschlag auf eine Frauendisco, zeitgleich das Auffinden eines Ermordeten, der auf bizzare Weise drapiert wurde. Dem folgen dann noch weitere Leichen. Das Team um Ermittler Sandro kommt sehr rasch an seine Grenzen, zumal Bettina, die eigentlich einen Teil der Ermittlungen leiten soll, unrund läuft, denn ihre Lebensgefährtin gehört zu den Opfern des Anschlags und liegt im Koma. Journalistin Milla indes, die über den Anschlag berichten soll und nebenbei auch über die Besonderheiten des Falles der ermordeten Männer stolpert, bringt sich und Freund Nathaniel in Gefahr, weil sie in der undurchsichtigen, aber offenbar brandgefährlichen Szene der Incel recherchiert. Im Zuge der Ermittlungen dringen immer mehr sehr verstörende Details und Zusammenhänge ans Licht und offenbaren einige sehr bedrückende Schicksale. Die Leserschaft kommt kaum hinterher, die vielen Themen zu verarbeiten, die hier nicht nur angeschnitten werden, sondern sehr deutlich ins Bewusstsein dringen. Von Vergewaltigung bis zum speziellen Frauenhass der Incel-Szene, von Männerhass und der Diskussion darüber, warum Vergewaltiger fast immer frei kommen, weil die Beweislast bei den Opfern liegt, bis Transsexualität und Selbstjustiz. Hier sind sehr viele Wendungen eingearbeitet und viele Schicksale thematisiert. Man könnte denken, man muss nicht eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte erzählen - was genau hier passiert. Aber die Umsetzung ist geschickt gelöst, so dass der Leser nicht der Menge an neuen Aspekten überdrüssig wird. Die Art und Fülle dessen, was einigen Protagonisten hier passiert, macht betroffen. Die Lektüre insgesamt gelungen.

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