Von allem zu viel und doch viel zu wenig Logik und Thrill
Es ist ein Bild des Grauens, was sich mitten in der Silberbachkolonie bietet - ein grausamer Mord erschüttert nicht nur die Bewohner:innen der Klinik für psychisch Erkrankte. Es ist eine von ihnen, die ...
Es ist ein Bild des Grauens, was sich mitten in der Silberbachkolonie bietet - ein grausamer Mord erschüttert nicht nur die Bewohner:innen der Klinik für psychisch Erkrankte. Es ist eine von ihnen, die sich nicht aus den Fängen des Täters befreien konnte. Das ruft Polizeipsychologin Caro Löwenstein auf den Plan, denn sie soll, dank ihrer Ausbildung, das Vertrauen der Patient:innen gewinnen und so Licht ins Dunkel bringen. Aber der Wald am Silberbach ist alles andere als idyllisch und je mehr Einblicke Caro in den Alltag auf dem Klinikgelände erhält, desto düsterer werden die Geheimnisse....
Mit dem ersten Kapitel hat mich Nikolas Stoltz an und für sich schon fest an die Seiten gekettet und die unterschwellige Bedrohung, das abgrundtief Böse hält Einzug. Ein wenig erinnert die beschriebene Situation an das Buch "Schmerzwinter", denn dort werden die Opfer auf gleiche Weise "zur Schau" gestellt.
Aber schon nach wenigen Seiten kehrt sich das Bild komplett und der anfängliche Nervenkitzel weicht absolutem Unverständnis. Wie kann ein Vorgesetzter wirklich das Leben seiner Angestellten aufs Spiel setzen, in dem er sie schutzlos und völlig auf sich allein gestellt in dieser Kolonie ermitteln lässt ? Zudem ist Caros Handeln mitunter sehr suspekt und nicht nachvollziehbar, was vollkommen gegen ihre Ausbildung als Psychologin spricht.
Das ist aber längst noch nicht alles, denn der Autor scheut sich nicht, absurd aufgeblähte Gewaltszenarien auf seine Leser.innen loszulassen. Es fließt literweise Blut, Folter und Misshandlungen seelischer und körperlicher Art, sowie durch die Bank weg unsympathische Charaktere belagern die Handlung, die dadurch nicht besser wird, sondern sich ins Gegenteil kehrt. Dem Puzzle der Abneigung und Langeweile wird mit jeder Seite noch ein Stück hinzugefügt, sodass die Logik vollkommen auf Eis liegt (Caro stößt einen entsetzten Schrei aus, obwohl sie geknebelt ist) und von Spannung nichts zu spüren ist.
Normalerweise finde ich viele Handlungsstränge in einem Buch interessant, denn sie halten die Spannung hoch und die Neugier auf den Fortgang der Handlung wird befeuert. Hier ist aber von allem zu viel ( Sugardaddy, BDSM und sonstige Gewaltfantasien, Ritualmorde etc. pp) vorhanden und es wirkt so, als habe der Schreibende alle seine Einfälle, die er auf einem Konzeptpapier aufgeschrieben hat, unbedingt in diesem Buch unterbringen müssen. Weniger ist manchmal mehr...eine Straffung an Themen hätte dem Buch mehr als gut getan, dafür hätte es ruhig etwas mehr an Logik und Thrill sein dürfen.
Auf die Fortführung dieser Reihe werde ich verzichten.