Profilbild von Lesehummel

Lesehummel

Lesejury Profi
offline

Lesehummel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lesehummel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.05.2021

Nicht mein Fall

Enriettas Vermächtnis
0

Der Tod einer weltbekannten Autorin, die ihre Familie in Argentinien vor langer Zeit verlassen hat, lässt zwei Erben in Zürich aufeinandertreffen. Die Beteiligten: ein plastischer Chirurg aus Argentinien ...

Der Tod einer weltbekannten Autorin, die ihre Familie in Argentinien vor langer Zeit verlassen hat, lässt zwei Erben in Zürich aufeinandertreffen. Die Beteiligten: ein plastischer Chirurg aus Argentinien und eine Zürcher Schauspielerin - die Ziehtochter der Verstorbenen. Es geht um eine ansehnliche Summe Geld, doch die Erbschaft verkompliziert sich, als plötzlich Enriettas totgeschwiegener Sohn in Zürich aufkreuzt. Die Fronten sind verschärft. Was ist also damals in Argentinien vorgefallen, dass Enriettas leiblicher Sohn nicht im Testament aufgeführt wird?

Ach ja, das Problem mit dem Erbe. Der Klappentext verspricht ein "dunkles Geheimnis" und lässt ein spannendes Buch in Richtung Krimi vermuten, aber der flache Spannungsbogen hat mich irgendwie nicht gepackt. Dunkle Geheimnisse lassen etwas böseres erahnen, als es im Nachhinein wirklich ist. Die Charaktere sind mir allesamt recht fern geblieben, recht schwach porträtiert und dazu neigen sie leider alle eher in Richtung unsympathisches Klientel. Ganz langsam entwickelt sich die Geschichte um die Familiengeschichte Enriettas, und einige Längen machten das Buch zu einem eher spärlichen Lesegenuss. Obwohl die Geschichte enorm viel Konfliktpotenzial in sich birgt, bedarf es der Vermittlung durch die Ziehtochter. Heißt: der Erbstreit wird nur nebensächlich durch Janas Gespräche mit den anderen Erben ausgetragen, sie erzählt dem einen, was der andere ihr erzählt. Sie wird zum Sprachrohr der Männer, immer hin und her, lässt sich dabei oft lenken und verunsichern, sodass sie ständig zwischen beiden Männern schwankt und mal dem Einen, mal dem Anderen misstraut. Die sämtlichen Liebesgeschichten und Liebeleien dürfen daher natürlich nicht fehlen, welche die Geschichte im Endeffekt mehr ausmachen, als das tatsächliche Geheimnis um Enriettas Vermächtnis.
Hier wird sich leider viel in Nebensächlichkeiten verzettelt, die das Buch nur unnötig strapazieren. Der Fokus wird zu sehr auf Irrelevantes gelenkt. Einiges ist dabei in sich widersprüchlich, anderes kann ich nicht ganz nachzuvollziehen. Es gibt ein zu schnulziges, kitschiges, triviales Happy End, das ich dem Buch irgendwie nicht ganz abkaufe. Hat mir leider nicht so zugesagt und etwas enttäuscht zurück gelassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.07.2023

Es scheitert am unkonventionellen Schreibstil

Zwischen Himmel und Erde
0

Die brasilianische Doktorandin Catarina entstammt einer politisch einflussreichen Familie und zieht zwecks ihres Studiums nach London. Hier kommt sie in einer WG unter, in welcher sie auf ihre Mitbewohnerin ...

Die brasilianische Doktorandin Catarina entstammt einer politisch einflussreichen Familie und zieht zwecks ihres Studiums nach London. Hier kommt sie in einer WG unter, in welcher sie auf ihre Mitbewohnerin Melissa stößt. Diese widerum ist in einer sozial schwachen Gegend Londons aufgewachsen, doch merken beide schnell, dass vor allem ihre Wurzeln sie verbinden. Denn auch Melissas Vorfahren mütterlicherseits stammen aus Brasilien, nur sie selbst hat ihre britische Heimat nie verlassen und weiß auch nicht viel vom Leben ihrer früh verstorbenen Mutter in Brasilien. Es ist 2016, beide Länder befinden in Zeiten politischer Umbrüche sowie gesellschaftlicher Spannungen. Im Vereinigten Königreich löst das Votum zum Brexit eine Welle politischer Erdbeben aus, und auch Brasilien kommt aufgrund andauernder Proteste gegen die politische Führung nicht zur Ruhe. Melissa und Catarina sind selbst beide politisch interessiert und aktivistisch unterwegs, darin bestrebt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Der Klappentext klingt so vielversprechend und auch das vielfältige Themenpotpourri, in das die Geschichte eingebettet ist, ist sehr spannend. Man erfährt einiges über die britische sowie vor allem über die brasilianische Zeitgeschichte: politische Unruhen, Putschversuche, Kolonialismus. Aber der Schreibstil hat leider alles verhagelt. Fowler verliert sich in ihrer Geschichte häufig in Belanglosikeiten. Die Art des Schreibens ist sehr artifiziell, experimentierfreudig und zeichnet sich durch einen überwiegend fragmentarischen Charakter aus. Eine sehr gewundene, ausufernde und unstringente Erzählweise, die irgendwie auf kein Ergebnis kommt - kann man mögen, aber ich hab einfach nicht verstanden, wie dieses Buch funktioniert und worauf es hinauslaufen soll.
Nicht jedes Buch muss Spaß machen, aber dieses war leider überhaupt nichts für mich. Ich habe das Buch in seiner Quintessenz schlichtweg nicht verstanden, weshalb ich irgendwann den Faden komplett verloren habe und es nach der Hälfte erleichtert abgebrochen habe. Ein Buch, das keinen Spaß gemacht hat und eher einer formalen Achterbahnfahrt glich, keine Empfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.02.2023

Enttäuschend

Malvenflug
0

Malvenflug ist ein Roman, der von einer österreichischen (Groß-)Familie zur Zeit des 2. Weltkriegs und einigen Jahren danach erzählt. Doch die Familiengeschichte hat mich leider gar nicht erreicht und ...

Malvenflug ist ein Roman, der von einer österreichischen (Groß-)Familie zur Zeit des 2. Weltkriegs und einigen Jahren danach erzählt. Doch die Familiengeschichte hat mich leider gar nicht erreicht und auch überhaupt keinen Lesefluss bei mir geweckt. Positiv hervorzuheben ist zwar das Personenverzeichnis ganz am Anfang, aber meistens, wenn ich eine Person nachschlagen wollte, stand sie noch nicht einmal drin. Im ersten Teil waren es kurze, sehr spartanische Episoden aus den Leben verschiedenster Familienangehöriger, aber irgendwie waren diese komplett ohne roten Faden aneinandergereiht und wirkten wie wahllos durcheinandergewürfelt. Die zweite Hälfte des Romans wollte ich eigentlich nur noch so schnell wie möglich hinter mich bringen, aber nach 200 durchgekämpften Seiten habe ich das Buch dann 20 Seiten vor Schluss doch noch ziemlich enttäuscht abgebrochen.

Ich bin überhaupt nicht warm geworden mit dem Buch, habe weder in die Handlung reingefunden, noch haben mich die Charaktere in irgendeiner Weise interessiert. Die ständigen Perspektivwechsel fand ich enorm verwirrend, es ging die ganze Zeit kreuz und quer durch alle möglichen Familienangehörigen, und dabei wurde meist nur ein Jahr auf zwei oder drei Seiten abgehandelt. Ich hab irgendwie nichts verstanden und mich deswegen auch durchweg gelangweilt, was vor allem mit an einer sehr abgehackten, stakkatoartigen Erzählweise lag. Total schade, aber das war leider gar nichts für mich, auch wenn der Klappentext und die Leseprobe vielversprechend waren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2022

Klischee und Kitsch

Offene See
0

Ort: ein altes, uriges Cottage mit Blick auf die raue See, umgeben von blumigduftenden, wildromantischen Wiesen, dazu ein halbverfallenes Atelier im Garten.

Stimmung: laue Sommerabende mit Wein, erstklassigen ...

Ort: ein altes, uriges Cottage mit Blick auf die raue See, umgeben von blumigduftenden, wildromantischen Wiesen, dazu ein halbverfallenes Atelier im Garten.

Stimmung: laue Sommerabende mit Wein, erstklassigen Speisen und tiefgründigen Gesprächen über Literatur, insbesondere über Poesie.

Protagonisten:
Robert - ein armer Arbeiterjunge auf Wanderschaft, der seinem Schicksal im Bergwerk entfliehen möchte und der das Meer sehen will. Irgendwo in den Hügeln Nordenglands trifft er auf:
Dulcie - eine Lebefrau und Genießerin, unglaublich poetisch und ach so klug, predigt dem jungen Robert ununterlassen ihr Motto vor: Carpe Diem.

Handlung: Robert findet beim Restaurieren des Ateliers unter Dielen einen gutversteckten Gedichtsband, und gemeinsam begeben er und Dulcie sich auf eine literarische Reise in die Vergangenheit.

Puh, ich mochte echt gar nichts an dem Buch. Dulcie war für mich einfach eine überhebliche Besserwisserin, altklug und einfach nur unsympathisch, nervig. Robert blieb mir komplett fremd, spielt eine ziemlich devote und komplett unnahbare Rolle für einen Protagonisten.
Sprachlich hat es mich besonders genervt. Auch, wenn es zwischendurch mal nette Umschreibungen gab: es war mir von allem zu viel, zu gewollt schön, zu perfekt ausformuliert, zu ausgeknobelt, zu ausschweifend. Ich weiß, very unpopular opinion, aber für mich ein komplett zu Unrecht gelobtes Buch, das in einer perfekten Welt angesiedelt ist (natürlich mit Happy End, wie könnte es auch anders sein?) und das hauptsächlich unter dem folgendem Motto spielt: "lebe dein Leben, denn zum Leben ist es ja da".

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.03.2022

Komplett an mir vorbeigezogen

Sechzehn Pferde
0

Ein Buch, das mich sehr verwirrt und enttäuscht zurücklässt. Alles hat relativ gut begonnen, aber ab der zweiten Hälfte hat mein Interesse zum Weiterlesen rasant abgenommen. Die Handlung blieb bis zum ...

Ein Buch, das mich sehr verwirrt und enttäuscht zurücklässt. Alles hat relativ gut begonnen, aber ab der zweiten Hälfte hat mein Interesse zum Weiterlesen rasant abgenommen. Die Handlung blieb bis zum Schluss leider recht oberflächlich, wurde zunehmend immer unschlüssiger und letztendlich kann ich echt nur noch vage sagen, was überhaupt auf rund 450 Seiten passiert ist. Womöglich hätten längere Kapitel der Handlung sehr gut getan, denn die insgesamt 103 Kapitel hackten die Handlung ständig ab, ohne dabei große Spannungsbögen zu ermöglichen. Man springt also insgesamt eher zwischen verschiedenen Zeitebenen und Handlungssträngen hin und her, das fand ich sehr konfus. Die vielen Kapitel sind schnell an mir vorbeigezogen, die teilnehmenden Personen blieben blass und haben mich wenig (bis gar nicht) berührt. Die Grundidee ist nett, aber letztendlich zu verzweigt und hat sich damit selbst ein Bein gestellt. Irgendwie wirkt das Buch sehr konstruiert, aber nicht ganz zu Ende erzählt, und so konnte ich leider keine Bindung zum Buch aufbauen. Hab's dennoch bis zum Ende gelesen, weil ich dachte alles würde sich komplementieren, aber Pustekuchen. Vielleicht sind Krimis einfach nicht mein Genre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere