Am Bodensee zieht ein Sturm auf...
Der Frühling ist in den BäumenIn „Der Frühling ist in den Bäumen“ erzählt Jana Revedin über Renina, ihre Mutter. Vor der malerischen Kulisse des Steigenberger Inselhotels in Konstanz braut sich ein Sturm im Leben ihrer Mutter zusammen. ...
In „Der Frühling ist in den Bäumen“ erzählt Jana Revedin über Renina, ihre Mutter. Vor der malerischen Kulisse des Steigenberger Inselhotels in Konstanz braut sich ein Sturm im Leben ihrer Mutter zusammen. Renina ist vierundzwanzig Jahre alt und die jüngste Assistentin Martin Heideggers, als sie beschließt, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen und das erste Frauenmagazin Deutschlands, die Lady, herauszugeben. Ihr Mann Fred, ein Atomphysiker und wahres Scheusal, macht ihr das Leben jedoch mehr als schwer.
Erzählt werden die Geschehnisse eines Tages, des 1. Mai 1953. Wirklich schön beschrieben war Konstanz. Da ich - wie die Autorin auch - aus Konstanz stamme, konnte ich mich direkt in alle Orte hineinversetzen und hatte diese bildlich vor Augen. Das Gefühl, das die jeweiligen Orte im Buch vermitteln, wurde perfekt eingefangen. Seien es die Beschreibungen vom Inneren des Inselhotels, die Spaziergänge über die Rheinbrücke und die Seestraße bis hin zur Mozartstraße oder die Ausritte mit ihrem Pferd in den Sonnenbühl und nach Staad – exakt so sieht Konstanz aus!
Zum Teil gab es jedoch einige Passagen, die der Geschichte nicht zuträglich waren, sondern eher Nebenschauplätze beleuchteten. So zog sich die Passage, in der Renina und Basil ausreiten sind, für mich wie Kaugummi. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich mit dem Dressurreiten absolut nichts am Hut habe und mir die ganzen Begrifflichkeiten daher einfach fremd sind. Denjenigen, denen Begriffe aus dem Dressursport oder allgemein aus dem Reitsport bekannt sind, dürfte diese Passage auch nicht so zäh vorkommen. Das Ende nimmt jedoch noch einmal an Fahrt auf, es kommt zum großen Knall.
Auch hätte ich mir gewünscht, dass sich das Geschehen eher in der Redaktion der Lady bzw. im Verlag abspielt. Es wird zwar klar, dass sich Renina mit ihrer Zeitschrift für ein neues Rollenbild der Frau einsetzen möchte, jedoch kam mir ihre Zeitschrift fast schon als Nebensache zwischen endlosen Gesprächen vor. Nichtsdestotrotz zeigt die Autorin sehr realistisch das Leben der Frauen in den 50er-Jahren auf und wie schwer es damals war, sich von Männern loszueisen, um ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen.