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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2023

Perfekte Unterhaltung

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
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Roisins Beziehung mit ihrem langjährigen Freund Joe steht auf der Kippe. Dabei startet Joe beruflich gerade durch: Seine Ambitionen als Drehbuchautor haben Früchte getragen und seine Ideen laufen bereits ...

Roisins Beziehung mit ihrem langjährigen Freund Joe steht auf der Kippe. Dabei startet Joe beruflich gerade durch: Seine Ambitionen als Drehbuchautor haben Früchte getragen und seine Ideen laufen bereits als Serie im Fernsehen. Als Roisin Teile ihres Lebens in Joes Serie wiedererkennt, ist sie geschockt. Sie beginnt, Joe und ihre Beziehung in Frage zu stellen und erkennt dabei viele Ungereimtheiten. Nun will Roisin die Wahrheit wissen und gräbt tief. Was sie dabei entdeckt, stellt letztlich ihr Leben auf den Kopf.

Mhairi McFarlane ist schon eine ganze Weile eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen! Jedes ihrer Bücher war für mich bisher ein absoluter Pageturner und begeisterte mich vollkommen. In dieser Weise reiht sich auch „Between Us“ ein, worin die Autorin wieder einmal Schicksalsmomente ins Licht rückte, die unwahrscheinlich authentisch und nahbar wirkten.

Der Roman überraschte mit einem Bruch im Alltag, den jeder von uns wohl schon einmal erleben musste, und verfolgte die Verwirrung und Neuordnung danach. Es ist dieser schreckliche Moment des Zweifels am Vertrauten, die Erkenntnis, dass man schon seit geraumer Zeit getäuscht wurde. Die Autorin konnte diesen Moment fantastisch einfangen und mit ihrem unwiderstehlich ungekünstelten Schreibstil eine tiefe Verbundenheit mit der Protagonistin schaffen, während diese später immer klarer und mutiger ihren Weg ging. Glücklicherweise wurden Roisin wundervolle Freunde zur Seite gestellt, die für sie da waren und sie in den richtigen Momenten mit all ihren Macken unterstützten, wobei sie mit ihren Meinungen achtsam umgingen. Diese Dynamik hat mir sehr gefallen und war meines Erachtens auch eine wichtige Kraftquelle im Laufe der Handlung.

Interessanterweise empfand ich diese Geschichte etwas ernster, als die Erzählungen, die ich bisher von Mhairi McFarlane kenne. Das hat mich allerdings überhaupt nicht gestört, denn die Stimmung passte einfach zum Thema, wobei es aber genügend amüsante Momente gab, die mich zum Schmunzeln brachten und somit die Atmosphäre auflockerten. Am liebsten mochte ich allerdings die Botschaft, dass sich die Liebe manchmal dort findet, wo man sie nicht vermutet. Man muss nur genau hinsehen.

Für „Between Us“ spreche ich daher eine deutliche Leseempfehlung aus! Ach was, lest alle Bücher der Autorin! Ihr bekommt hier authentische Geschichten, echte Gefühle ohne Kitsch, mit einer ordentlichen Portion britischem Humor. Ich warte in der Zwischenzeit sehnsüchtig auf das nächste Werk der Autorin.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Erstklassige Idee

Die letzte Nacht
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Eines Nachts, als die Ärztin Sara Linton in der Notaufnahme arbeitet, wird eine junge, schwerverletzte Frau eingeliefert, deren Leben allerdings nicht mehr zu retten ist. Im Todeskampf berichtet die Verletzte ...

Eines Nachts, als die Ärztin Sara Linton in der Notaufnahme arbeitet, wird eine junge, schwerverletzte Frau eingeliefert, deren Leben allerdings nicht mehr zu retten ist. Im Todeskampf berichtet die Verletzte der Ärztin Sara, dass sie vergewaltigt wurde, sich aber an kaum etwas erinnern kann. Die darauf folgenden polizeilichen Untersuchungen halten jedoch Überraschungen bereit. Die Ermittler Will Trent und Faith Mitchell haben eindeutige Hinweise, dass der Übergriff mit einem weiteren Überfall zusammenhängt – nämlich mit der vor 15 Jahren begangenen Vergewaltigung an Sara Linton selbst.

Karin Slaughters Werke faszinieren mich schon seit vielen Jahren, und die „Die letzte Nacht“ bildet dabei keine Ausnahme. Von der ersten bis zur letzten Zeile waberte unterschwellig eine bedrückende, bedrohliche Atmosphäre mit, allerdings meist nur sehr subtil. Doch genau damit lockte mich die Autorin meisterhaft von Kapitel zu Kapitel, um die Lösung des Falls zu entdecken und dieses Gefühl der Ungewissheit zu klären.

Ich bin immer wieder erstaunt über die vielen aufwändig recherchierten medizinischen Details und Möglichkeiten, die in die Szenen der Sara Linton eingebaut werden. Im aktuellen Buch waren Saras Fachkenntnisse sogar entscheidend für die Lösung des Falls. Die Ärztin glänzte allerdings auch in der Opferrolle, denn die Momente ihrer damaligen Vergewaltigung, und alle dazugehörigen Umstände, wurden schonungslos auf den Tisch gebracht. Dabei grub Slaughter tief: Die Konfrontation ließ Sara ihr Trauma in aller Härte aufleben, wobei mich die entsetzlichen Einzelheiten des Überfalls und die damit verbundenen Emotionen und Gefühle völlig erschütterten. Meiner Ansicht nach hat die Autorin dadurch aber auch fantastische Aufklärungsarbeit geleistet, denn die problematischen Nachwehen eines solch schrecklichen Verbrechens werden in der Regel gesellschaftlich wohl eher wenig thematisiert. Zudem wirkten die Ermittlungen außerordentlich fundiert, denn das Team um Will Trent agierte sehr authentisch, wägte Risiken ab und bezog auch rechtliche Hintergründe mit ein.

Erstklassig empfand ich auch die Idee des Falls an sich, der sich für mich durchaus glaubhaft darstellte. Hier wurde nicht überdramatisiert oder Effekthascherei betrieben, sondern die Möglichkeiten und Tricks in der Ermittlungsarbeit, inklusive der Stolpersteine und Risiken, demonstriert. Für mich war dies tatsächlich aufregend genug, da in diesem Zusammenhang auch private Ängste und Unsicherheiten der Teammitglieder bearbeitet wurden. Zudem schien mir, dass die Autorin grundsätzlich einen durchaus unaufgeregten, realistischen Blick auf die Welt hatte, was ich aus verschiedenen Passagen herauslesen konnte. Währenddessen durfte ich wunderbar eigene Vermutungen über den Täter anstellen, die ich dann – dank einiger spannender Wendungen - allerdings mehrmals überdenken musste.

Wer die Charaktere aus Karin Slaughters Thriller-Reihen noch nicht kennt, dem sei gesagt, dass jeder davon interessant, und ein echtes Unikat ist, wobei deren jeweilige Lebenswege im Laufe der Serie ziemlich ausführlich enthüllt werden. Es lohnt sich also doppelt die Serie von Anfang an zu verfolgen. In diesem aktuellen Thriller, der übrigens unabhängig gelesen werden kann, habe ich jedoch etwas mit Wills Partnerin Faith gehadert, die mir mit ihrer Kontrollsucht etwas auf den Zeiger ging. Allerdings machte die resolute Vorgesetzte Amanda diesen Umstand wieder wett. Diese Frau ist immer für Überraschungen gut und lässt mich aufgrund ihrer Art regelmäßig schmunzeln.

Kurzum, „Die letzte Nacht“ war eine Lektüre ganz nach meinem Geschmack, mit großer Authentizität und einer aufregenden Ermittlung. Ehrlich gesagt würde ich gerne umgehend den nächsten Teil der Reihe lesen – aber man kann ja nicht alles haben. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Großer Lesespaß

Eine Lady hat die Wahl
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Die junge Eliza Balfour muss sich mit ihrem Witwen-Dasein arrangieren, welches ihr ein beträchtliches Vermögen eingebracht hat. Allzu sehr trauert Eliza jedoch nicht, denn ihre Ehe war lediglich der Wunsch ...

Die junge Eliza Balfour muss sich mit ihrem Witwen-Dasein arrangieren, welches ihr ein beträchtliches Vermögen eingebracht hat. Allzu sehr trauert Eliza jedoch nicht, denn ihre Ehe war lediglich der Wunsch ihrer Familie. Tragischerweise wurde im Testament eine Klausel festgesetzt, die besagt, dass ihr das Vermögen nur zusteht, solange sie einen tadellosen Lebenswandel vorweisen kann. Eigentlich sollte diese Forderung für Eliza problemlos zu schaffen sein, doch dann begegnet sie ihrer ersten großen Liebe Oliver und fast zeitgleich dem höchst charmanten Schriftsteller Lord Melville, der sich sehr um Eliza bemüht.

Als ich Sophie Irwins neuestes Buch entdeckte, hatte ich sofort wieder Laune auf einen Ausflug in die Regency-Zeit, denn ihr Roman „Wie man sich einen Lord angelt“ ist mir in überaus guter Erinnerung geblieben.

Wie erhofft, wurde ich auch dieses Mal nicht enttäuscht - ich hatte richtig viel Spaß an der Geschichte. So wurden die damaligen strengen Konventionen der höheren Gesellschaftsschicht, und die damit verbundenen Nöte, unterhaltsam und mit einer Prise Humor in Szene gesetzt, und obwohl die Protagonistin Eliza so sehr in den Gepflogenheiten der Epoche gefangen war, fasste sie mit der Zeit Mut, arbeitete an ihrer Unabhängigkeit, und war sich darüber hinaus nicht zu schade, Rat und Hilfe von Freunden anzunehmen. Die charmanten Figuren und Elizas Entwicklung standen nämlich in engem Kontakt, denn nur durch die unkonventionellen Verhaltens- und Denkweisen der Melville-Geschwister war es der Protagonistin möglich, aus ihrem bisherigen Lebensentwurf auszubrechen und Neues zu wagen. Ich fand diesen Aspekt sehr realistisch und bodenständig.

Lord Melville, der sich so ärgerlich nervtötend, aber auch wundervoll hartnäckig hinsichtlich Elizas Entwicklung gab, entpuppte sich schnell als einer meiner Lieblingscharaktere. Er trug viel Schwung und Lebendigkeit in die Geschichte, zeigte Humor, und hielt Eliza auf verschiedenen Ebenen ganz schön auf Trab. Aber auch die übrigen Charaktere hatten meine volle Sympathie; sogar die zänkischen, mit denen die Autorin viel Bewegung in die Handlung bringen konnte. Für spannende Momente in Sachen Liebe wurde natürlich auch gesorgt – in einer angenehm subtilen, zurückhaltenden Art und Weise.

Mir gefiel es, wie Sophie Irwin die zurückhaltende Eleganz des damaligen Zeitgeistes in Szene gesetzt hat. Die Figuren gingen respektvoll miteinander um, wobei selbst so manch ausgeteilte Spitzen noch höflich wirkten, was ich außerordentlich witzig fand. Auch die Botschaft, dass man sein privates Glück nicht unter jenes der Gesellschaft stellen sollte, fand ich bewegend, und durch Elizas Entfaltung ausgezeichnet verkörpert. Das Ganze fand erfreulicherweise im authentischen Rahmen der Epoche statt, erzählt im passenden Stil und ohne überzogenes Emanzipations-Gehabe.

„Eine Lady hat die Wahl“ sorgte bei mir für einige amüsante Lesestunden. Gefühlvoll geschrieben, mit einer sympathischen, starken Protagonistin und einer herzerwärmenden Romanze, kommt diese Geschichte ohne Kitsch und Erotik aus. Hier geht es um mehr als um die Liebe, darum punktet dieser Roman bei mir sogar doppelt. Klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.07.2023

Unsagbar spannend - auf allen Ebenen

Refugium
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Als die Schriftstellerin Julia Malmros Insider-Informationen für ihren neuen Krimi benötigt, tritt der Hacker Kim Ribbing in ihr Leben. Zufällig sind die beiden in der Nähe, als ein grausames Verbrechen ...

Als die Schriftstellerin Julia Malmros Insider-Informationen für ihren neuen Krimi benötigt, tritt der Hacker Kim Ribbing in ihr Leben. Zufällig sind die beiden in der Nähe, als ein grausames Verbrechen auf einer Schäreninsel geschieht. Als ehemalige Polizistin handelt Julia routiniert und geht der Sache später sogar privat nach. Unterstützung bekommt sie in dem Fall von Kim, der die Täter über das Internet verfolgt. Immer wieder stellt sich Julia die Frage, ob Kim etwas zu verbergen hat, da er seine Nachforschungen ausschließlich alleine erledigt. Und wer sind eigentlich die Drahtzieher der schrecklichen Morde?

Nachdem ich John Ajvide Lindqvists fantastischen Erzählstil erst kürzlich in dessen Werk „Unwesen“ entdecken durfte, stand ich freiwillig in vorderster Reihe, als die ersten Leseexemplare für „Refugium“ vergeben wurden. Während des Lesens entwickelte sich der Auftakt dieser neuen Spannungstrilogie für mich sogar als absoluter Pageturner, dessen umfassende Idee mich so vereinnahmte, wie einst die Millenium-Reihe von Stieg Larsson, auf die im Verlauf der Geschichte sogar eingegangen wurde.

Es war beeindruckend, wie sich Lindqvist den Protagonisten in jedem Moment annahm, dabei innere und äußere Konflikte schilderte, die Vergangenheit ins Licht rückte und eine andauernde Ungewissheit im Status quo über die Handlung wabern ließ, ohne unnötig ausschweifend zu werden. Von Langweile oder Effekthascherei keine Spur! Gleichzeitig zog er das Geschehen rund um die Fahndung kontinuierlich an, wobei es nicht nur einen Hotspot gab, sondern meine Aufmerksamkeit immer wieder auf die Erkenntnisse und Recherchen verschiedener Ermittler und Helfer gerichtet wurde. Die ehemalige Polizistin Julia zeigte sich in diesem Zusammenhang als Kontaktperson immer wieder sehr hilfreich, wobei mich aber auch die Dynamik ihrer seltsamen Beziehung zu Kim faszinierte.

So machte ich mein persönliches Highlight schnell in der Figur des Kim Ribbing aus, der mich immer wieder überraschen konnte, indem er nach und nach seinen Charakter offenbarte. Unfassbar, welch stiller Sturm in dem jungen Mann tobte, während er zielgerichtet seiner eigenen, geheimen Agenda folgte, aber auch entschlossen die Zügel in die Hand nahm, um die Verantwortlichen des perfiden Massakers in den Schären aus dem Verkehr zu ziehen. Obwohl Kim mir mit seiner zurückhaltenden, empathischen Art, seiner Klugheit, und seinem Gerechtigkeitssinn unwahrscheinlich sympathisch war, konnte mich der Autor zum Schluss mit einer unerwarteten, perfekten Cliffhanger-Situation ziemlich verunsichern – denn plötzlich wusste ich nicht mehr, ob Kim wirklich der war, für den ich ihn bisher gehalten hatte. Fantastisch!

Fakt ist, diese Geschichte wurde für mich von Kapitel zu Kapitel interessanter. Die beachtlichen Fähigkeiten und die Kontakte des jungen Hackers entfalteten sich zunehmend, während tröpfchenweise neue Spieler auf dem Feld auftauchten und im Geschehen mitmischten. Hervorragend und zeitgemäß fand ich auch die Themen, die der Autor mal laut, mal leise in diesen Thriller einfließen ließ. Wirtschaftskriminalität, Korruption, Spionage, aber auch sehr persönliche, menschliche Probleme, wie Missbrauch, Vereinsamung, Armut oder Vernachlässigung durften hier ihr Gesicht zeigen und ihren Finger in die Missstände der Welt legen. Ich empfand diese Geschichte nicht nur als spannungsgeladen, sondern sie sprach auch deutlich meine emotionale Seite an; dabei oftmals sehr subtil. Die ideale Mischung für großartige, wertvolle Unterhaltung. Ein Jammer, dass dieser Autor erst jetzt in meine persönliche Buchwelt getreten ist.

Letztlich nimmt „Refugium“ eindeutig einen Platz auf meiner Lieblingsbuchliste des Jahres ein! Origineller Plot, interessante Handlungsschauplätze, ein Sammelsurium an thematisch nachdrücklichen Momenten, und ein außergewöhnlicher Protagonist machten diesen Thriller für mich zu einem erstklassigen Leseerlebnis. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Unheimlich kurzweilig

Ernteopfer
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In der Vorderpfalz ist Erntezeit und auf den Feldern somit allerhand los. Als ein polnischer Erntehelfer tot aufgefunden wird, ist Sense mit Reiner Palzkis Wochenendplänen. Der Schifferstadter Hauptkommissar ...

In der Vorderpfalz ist Erntezeit und auf den Feldern somit allerhand los. Als ein polnischer Erntehelfer tot aufgefunden wird, ist Sense mit Reiner Palzkis Wochenendplänen. Der Schifferstadter Hauptkommissar wollte eigentlich Zeit mit seinen Kindern verbringen, doch nun befindet er sich mitten in den Ermittlungen, und dementsprechend im Organisationsstress. Seine Nachforschungen führen ihn zu einem Gemüsegroßmarkt in Limburgerhof, dessen Inhaber sich äußerst verdächtig verhält. Als ein zweiter Mord im benachbarten Rheingönheim geschieht, wird Palzki klar, dass der Fall wohl nicht so einfach ist, wie anfangs vermutet.

Mit diesem Kommissar werden sich wohl viele Leser schnell anfreunden können. Reiner Palzki verkörperte meiner Meinung nach den pfälzischen Geist sehr treffend, ermittelte ein wenig unkonventionell und war sich auch nicht zu schade, Hilfe von Außen anzunehmen. Eine sehr nahbare Figur, die im Grunde eine etwas gestresste Frohnatur zu sein schien, der ein sicheres, kriminalistisches Gespür für Situationen und Menschen innewohnte, die es aber auch faustdick hinter den Ohren hatte. Als echten „Pälzer Spitzbu“ hat Harald Schneider seinen Kommissar in die Buchwelt gebracht, und mir damit großartige Unterhaltung verschafft.

Mit Palzki die Vorderpfalz erkunden: Funktioniert ebenfalls wunderbar! Nicht nur kleine Kostproben des pfälzischen Dialekts, sondern auch die wichtigsten Orte, Sehenswürdigkeiten und kulturellen Werte hat der Autor hier unkompliziert aufs Papier gebracht, während das in der Region kontrovers diskutierte Thema der ausländischen Erntehelfer in den Fokus gerückt wurde. Die kriminalistische Sicht wurde also keinesfalls vernachlässigt. So wirkte Palzki, während er sich auf der Spur des Mörders befand, durchaus kompetent auf seinem Gebiet, wobei ihm im Verlauf der Ermittlung auch einige originelle Charaktere zur Seite gestellt wurden. Beispielsweise kam ein Rechtsmediziner zum Zuge, dessen Arbeit recht detailliert, und dessen spezielle Persönlichkeit eigenwillig einen Platz in der Geschichte eroberte; ebenso wie ein zweifelhafter Arzt, der ständig im Zank mit Palzki stand, und deren Wortgefechte mich unwahrscheinlich amüsierten. Darüber hinaus überraschte mich die Offensive eines Studenten, die den Kommissar anfangs ziemlich verunsicherte, mit der er dann aber auf erfrischende Art umzugehen wusste. Schließlich gingen richtig dunkle Machenschaften und komplizierte Geschäftsverbindungen Hand die Hand, die für eine unerwartete Wendung und ein brenzliges Finale sorgten!

Insgesamt hielten sich Spannung und Humor ausgezeichnet die Waage, so dass ich viel Spaß mit der Lektüre hatte. „Ernteopfer“ glänzte meines Erachtens aber vor allem durch den bodenständigen Reiner Palzki, der seinen chaotischen Alltag vor dem Leser ausbreitete, und dessen Gedankenzüge und Beobachtungen mir so herrlich lebendig erschienen und mich regelmäßig zum Schmunzeln brachten. Daher werde ich diese Krimireihe auf jeden Fall weiterverfolgen. Ich bin gespannt, was mich in Band 2 erwartet.

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