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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.07.2023

Das Auf und Ab des Lebens

Weil der Mut die Angst besiegt (Hardcover-Ausgabe)
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„...Ich war nicht eingeplant, bin sozusagen ein Verkehrsunfall. Aber zu der Zeit war es nicht üblich, eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen. Mein Glück. Ebenso wenig trennt man sich, wenn die Ehe ...

„...Ich war nicht eingeplant, bin sozusagen ein Verkehrsunfall. Aber zu der Zeit war es nicht üblich, eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen. Mein Glück. Ebenso wenig trennt man sich, wenn die Ehe nicht mehr harmonisch verläuft...“

Diese Zeilen stehen im ernsten Kapitel und deuten schon an, dass die Kindheit nicht so ganz einfach war.
Die Autorin hat ihre Biografie geschrieben: ehrlich, schonungslos, manchmal mit Augenzwinkern und Humor, obwohl es oft nicht viel zu lachen gab. Der Schriftstil lässt sich flott lesen.
Das Buch beginnt und endet jeweils mit einem selbstgeschriebenen Gedicht. Beide geben die innere Befindlichkeit sehr gut wieder.
Die Kindheit ist geprägt vom Erziehungsstil der damaligen Zeit. Das Kind hat zu gehorchen. Wenn nicht, folgt die Strafe auf den Fuß. Anfangs ließ sich mit Sabine Staat machen. Sie war ihrem Alter weit voraus. Doch schnell zeigte sich, dass sie auch ihren eigenen Kopf hatte.
Das Besondere des Buches ist es, dass regelmäßig ein Resümee in kursiver Schrift gezogen wird. Dadurch lässt mich die Autorin an ihren Gedanken teilnehmen. Ich weiß also nicht nur, was passiert ist, sondern auch, was sie darüber denkt.
Als ihr der Vater endlich mehr zutraut, liest sich das kursiv so:

„...Wieder ein Sieg, wenn auch ein mühsamer. Es ist schon manchmal erstaunlich, wie langsam Erwachsene lernen...“

Sabine ist hochbegabt. Es sollte noch viele Jahre dauern, bis das jemand erkennt. Daraus resultieren auch die schwierigen Beziehungen zu den Eltern.
Sabine weiß, was sie will und setzt das auf die ihr eigene Art durch. Sobald sie volljährig ist, heiratet sie ihre große Liebe. Ihr Mann ist etliche Jahre älter als sie. Gemeinsam gehen die beiden durch Dick und Dünn. Sabine bringt immer wieder zum Ausdruck, dass sie sich durch ihren Glauben getragen fühlt. Es gibt viele Situationen, wo sie Bewahrung gespürt hat.
Das Leben hält trotzdem manche Schicksalsschläge bereit. Doch sie steht immer wieder auf und macht weiter. Durch ihre freundliche Art findet sie sich in neuen Situationen gut zurecht. Das zeigt sich insbesondere, als sie mit der Schafzucht nach der Wende nach Mecklenburg wechseln.

„...Von der Ladeninhaberin lerne ich viel über das frühere Leben in der ehemaligen DDR. Meist halten wir einen ausgiebigen Plausch während des Einkaufs...“

Das Buch endet mit der ausführlichen Beschreibung ihrer Wanderung nach Santiago de Compostela nach ihrem fünfzigsten Geburtstag. Sie hatte ihr Leben nochmals komplett umgekrempelt und brauchte eine Pause.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Geschichte wird spannend erzählt und immer mit einer Prise Optimismus gewürzt, wie tief es gerade auch nach unten geht.

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Veröffentlicht am 20.07.2023

Spannender historischer Roman

Der Verrat der Kaufmannswitwe
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„...Der Vogt war heute unten im Dorf. Ich habe mit ihm abgemacht, dass du von morgen an auf der Burg arbeitest. Die Grafen wollen in den nächsten Jahren dort häufiger residieren und sie suchen händeringend ...

„...Der Vogt war heute unten im Dorf. Ich habe mit ihm abgemacht, dass du von morgen an auf der Burg arbeitest. Die Grafen wollen in den nächsten Jahren dort häufiger residieren und sie suchen händeringend nach Dienstleuten...“

Anfangs ist Beleke, Tochter eines Bauern, davon nicht begeistert. Doch sie lebt sich schnell ein und besucht ihre Familie nur noch n den Wochenenden.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet und gibt die Zeitverhältnisse sehr real wieder. Das betrifft sowohl das Leben auf der Burg als auch die Geschehnisse in Dortmund.
Wir schreiben das Jahr 1376. In Dortmund lebt die Kaufmannsfamilie Sudermann. Hildebrand Sudermann ist Fernhändler. Eine Nachricht aber wird das Leben seiner Frau Neyse grundlegend ändern. Ihr Sohn Arndt formuliert sie so:

„...Es geht um Vater. In der Nacht zu St. Martin hat ihn der Schlag getroffen. Er war auf der Stelle tot...“

Arnold, Neyses Schwager, will nun das Geschäft allein führen. Er unterbricht auch die Ausbildung seines Neffen Arndt.
Währenddessen lässt sich Beleke auf der Burg von dem Ritter Rotger verführen. Als der ohne ein Wort mit seinem Dienstherrn weiterreist, erkennt Beleke, dass sie schwanger ist. Sie folgt ihm ud schließt sich unterwegs dem Spielmann Tide und seinem Sohn Lambert an. In Dortmund müssen sie die Reise unterbrechen. Neyse nimmt Beleke als Magd bei sich auf und beschafft Lambert eine Stelle beim Fleischhauer.
Die weiteren Geschehnisse in Dortmund beruhen auf historischen Tatsachen. Dortmund war eine reichsfreie Stadt. Das war den Grafen ein Dorn im Auge. Deshalb versuchten sie sich an einer Belagerung. Doch die Stadt hatte vorgesorgt. Dicke Mauern waren kaum zu überwinden. Die Lager waren mit Lebensmitteln voll. Dietrich von Dinslaken plant eine List, um die Start zu überwältigen. Wird es gelingen?
Deutlich wird auch, dass das Leben der Ritter, die sich bei Kriegsherren verdingen mussten, keinesfalls leicht war. Kamen sie zu Schaden, sei es an der Rüstung oder mit dem Pferd, konnten sie kaum auf Ersatz rechnen.
Mit Beleke hatte ich anfangs meine Probleme. Die junge Frau wirkt reichlich naiv und realitätsfremd. Doch das Leben lehrt sie, dass Träume nicht immer in Erfüllung gehen und sich trotzdem gangbare Wege finden.
Eine Karte, ein Personenregister und ein inhaltsreiches Nachwort schließen das Buch ab.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie zeugt von ausführlicher Recherche der Autorin, ist spannend und abwechslungsreich.

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Humorvolles Kinderbuch

Grimm und Möhrchen machen Pause von zu Hause
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„..Eines Tages erwachte Möhrchen vom Regen, der auf das Dachfenster prasselte, und hatte auf der Stelle schlechte Laune….“

So beginnt das dritte Buch, das die Erlebnisse des Buchhändlers mit Möhrchen, ...

„..Eines Tages erwachte Möhrchen vom Regen, der auf das Dachfenster prasselte, und hatte auf der Stelle schlechte Laune….“

So beginnt das dritte Buch, das die Erlebnisse des Buchhändlers mit Möhrchen, einem Zesel schildert. Obwohl ich die ersten beiden Bände nicht kenne, war ich schnell in der Geschichte drin.
Die Autorin hat eine humorvolle Erzählung mit vielen ungewöhnlichen Ideen geschrieben. Der Schriftstil ist kindgerecht und eignet sich gut zum Vorlesen.
Grimm und Zesel entscheiden sich, auf eine Reise zu gehen. Ihr Ziel ist das Meer. Unterwegs machen sie in einer Stadt halt. In der Menschenmenge verlieren sich Grimm und Zesel. Dabei entdeckt Zesel einen Buchladen.

„...Ein Buchladen, pflegt Grimm zu sagen, hilft gegen Langeweile, Bauchschmerzen und Liebeskummer...“

Ob er dort Grimm wiederfindet? Ob die beiden noch am Meer landen?
Sehr gut gefällt mir das wiederholt in Text auftauchende Gedicht. Es ist einprägsam und humorvoll.
Das Buch ist sehr schön farbenfroh illustriert. Die Zeichnungen passen zum Text und eignen sich auch zum Beschreiben.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Erstens kommt es anders ...

Highland Happiness - Das Herrenhaus von Kirkby
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„...Ainslee lächelte und schaute sich in ihrem Atelier um. Sie lebte nun seit gut drei Monaten in Kirkby. Manchmal kam es ihr viel länger vor, weil sie sich in so kurzer Zeit schon so gut eingelebt und ...

„...Ainslee lächelte und schaute sich in ihrem Atelier um. Sie lebte nun seit gut drei Monaten in Kirkby. Manchmal kam es ihr viel länger vor, weil sie sich in so kurzer Zeit schon so gut eingelebt und viele neue Freunde gefunden hat...“

So langsam ist Ainslee auf den Weg, zu sich zu finden. Sie geht in ihrem Beruf auf. Dann aber prallt sie mit Paul zusammen, als sie ihrem Pudel hinterher rennt.
Die Autorin hat erneut eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte in den schottischen Highlands geschrieben.
Ausgangspunkt ist ein ungewöhnlicher Fund. Jon findet bei Umbauarbeiten eine Kassette mit alten Dokumenten. Plötzlich steht die Frage im Raum, ob die Besitzer des Herrenhauses das rechtmäßig sind.
Deshalb wendet sich Marlin an seinen Sohn Paul. Der ist Historiker und beschäftigt sich mit den schottischen Clans. Er soll die historische Spur der Dokumente verfolgen. Natürlich wird ihm untergejubelt, wie das Ergebnis auszufallen habe. Das aber geht bei Paul gar nicht. Eine Forschungen sind neutral.
Natürlich weiß der Dorfklatsch schon mehr. Im Pub wird heftig diskutiert.

„...Aber im Ernst, Betty, du wärst eine formidable Schlossherrin. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Angeblich haben auch Prinzessin Kate und Daniel Craig beste Chancen...“

Paul und Ainslee werden ebenfalls gut beobachtet. Anfangs sträubt sich Ainslee gegen eine Beziehung. Sie hat zu viele schlechte Erfahrungen hinter sich. Doch Hailey kontert:

„...Aus nagelneuer Erfahrung kann ich dir jedoch sagen, dass auch gebrannte Kinder einen Feuerlöscher finden, wenn sie offen dafür sind...“

Wie schon in den vorhergehenden Bänden werden gekonnt schottische Feste, Feiern und Traditionen in das Geschehen integriert. Gleichzeitig werden historische Entwicklungen kurz angerissen.
Nicht vergessen werden dürfen die Tiere im Ort. Dieses Mal stehen die Pudel von Ainslee und Paul im Mittelpunkt. Welpen sind allerdings nicht vorgesehen. Doch ob sich das Leben danach richtet?
Es werden auch aktuelle Themen angesprochen. Das aber möge der zukünftige Leser selbst herausfinden.
Ein Personenregistern, einige Rezepte und Informationen über Herrenhäuser ergänzen das Buch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es transportiert Lebensfreude und Einsatzbereitschaft und ist für manche Überraschung gut.

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Veröffentlicht am 17.07.2023

Ein Buch mit philosophischer Tiefe

Ninive
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„...Jonathan hatte es immer als dummes Zeug abgetan, wenn jemand seinem Geburtstag eine besondere Bedeutung zuschrieb. Ein Geburtstag war ein Tag wie jeder andere...“

Doch an seinem Fünfzigsten wird er ...

„...Jonathan hatte es immer als dummes Zeug abgetan, wenn jemand seinem Geburtstag eine besondere Bedeutung zuschrieb. Ein Geburtstag war ein Tag wie jeder andere...“

Doch an seinem Fünfzigsten wird er leicht melancholisch. Seinen Fachbereich an der Uni hatte man gerade abgewickelt. Sollte er über den vorzeitigen Ruhestand nachdenken? Dann hat er einen Traum. Der endet mit der Aufforderung, das letzte Buch in den nächsten 100 Tagen zu schreiben.
Der Autor hat eine nachdenkliche Geschichte geschrieben, die durchaus in der nahen Zukunft spielen könnte. Der Schriftstil ist ausgereift. Gekonnt spielt der Autor dabei mit Parallelen zur biblischen Geschichte und Jona, den Fisch und Ninive.
Am nächsten Morgen wird Jonathan aufgefordert, alle seine Bücher abzugeben. Sie werden nicht mehr gebraucht und eingestampft.

„...Sein Bücher waren sein Leben gewesen. Und jetzt sollte es nur noch das Eine geben, das allen andern einen Sinn gab. Aber wo war dieser Sinn?...“

Da Jonathan nicht eine einzige Zeile einfällt, macht er sich auf die Reise, Unterwegs trifft er Francesca und Emilio. Er nimmt die beiden jungen Leute mit. Der Weg führt nach Italien. Unterwegs erleben sie, wie wichtige Kulturgüter dem Verfall preisgegeben und gezielt zerstört werden. Das sind in erster Linie Kirchen. In Florenz trifft er auf Pater Jünger. Der versucht, eine Erklärung für die Entwicklung zu geben.

„...Es ist natürlich leicht, mit den Mitteln der Vernunft den Glauben zu zerstören. Aber erreichen wir damit auch das dahinter liegende Geheimnis? Mitnichten...“

Das Buch führt stellenweise in philosophische Tiefen. Jonathan erkennt, dass es schon lange Anzeichen für die Entwicklung gab. Doch sie wurden ignoriert. Eine Aussage trifft den Kern:

„...Was haben wir nicht alles zerstört, um frei zu sein...“

Der Weg führt sie weiter nach Rom. Dort sammeln junge Leute in den Katakomben die Scherben der Kultur. Doch was einmal zerstört ist, kann nur schwer wieder hergestellt werden. Allein aus Orgelpfeifen entsteht kein neues Instrument. Jünger legt einen weiteren Finger in die Wunde:

„...Sprache ist Kultur! Eltern geben Kultur weiter, in dem sie mit ihren Kindern sprechen. Von einer Generation zur andern wird Kultur über das Sprechen vermittelt...“

Jonathan und der Pater brechen zu einer Kreuzfahrt rund um Afrika auf. Ist es mehr als Ablenkung. Flieht Jonathan wie Jonas vor seiner Aufgabe?
Das Buch lässt mich nachdenklich zurück. Der Blick in die Zukunft ist erschreckend, und doch sind die Anzeichen heute schon sichtbar. Wehret den Anfängen, könnte man als Resümee ziehen.

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