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Veröffentlicht am 23.10.2017

Poetische Suche nach dem Freund und sich selbst

Arthurs Entführung
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Frisch aus dem Studium ins Leben entlassen, staunen die vier Freunde Eric, Falk, Jannifer und Lance nicht schlecht, als sie statt ihres Freundes Arthur lediglich einen Brief seines vermeintlichen Entführers ...

Frisch aus dem Studium ins Leben entlassen, staunen die vier Freunde Eric, Falk, Jannifer und Lance nicht schlecht, als sie statt ihres Freundes Arthur lediglich einen Brief seines vermeintlichen Entführers vorfinden mit der Aufgabe, ihren Freund zu suchen. Vorgegeben sind vier grobe Richtungen der Suche sowie eine große Menge finanzieller Mittel. Das Einschalten der Polizei bekäme dem verschwundenen Freund natürlich gesundheitlich nicht gut. Und so schwärmen die Freunde aus in unterschiedliche Himmelsrichtungen, ohne ein genaues Ziel vor Augen zu haben...
Dies ist der Beginn der teils poetisch, teils surreal angehauchten Suche nach Arthur, dem fünften Freund der Runde. Getrennt bereisen die Fechtkünstler dabei Länder wie Norwegen, Spanien, Deutschland und die USA, begegnen mysteriösen Menschen, Fabelwesen und einer sprechenden Echse, wie sie das Cover des liebevoll gestalteten Romans ziert. Neben den Protagonisten sind vor allem die Landschaften und deren Eigenarten wunderschön beschrieben, insbesondere in Norwegen und Deutschland.
Statt einer Suche nach dem verschwundenen Freund gestaltet sich diese bei jedem der vier nach und nach eher als Suche nach dem eigenen Ich. Dies wirkt befremdlich, da die Sorge um Arthur in den Hintergrund zu rücken scheint. Doch wenn man bedenkt, dass die Freunde alle an einer Art Wendepunkt ihres Lebens stehen, ergibt deren Handeln durchaus Sinn, unterstreicht die Ziellosigkeit ihrer Suche die Ziellosigkeit ihrer eigenen Leben.
Leider ist dies sowohl Stärke als auch zugleich Schwäche des Romans. Weiß man als Leser nicht, was einen als nächstes erwartet, irren leider auch die Protagonisten manchmal eher planlos durch die Gegend, wodurch die Spannung beizeiten dem Gefühl eines Reiseberichts weicht. Aufgelockert wird das Buch jedoch durch den ein oder anderen surrealen Moment, welche die Freunde erleben und einem kleinen Showdown zum Ende des Romans, welcher die Freunde wieder eint und an ihre eigentliche Aufgabe der Suche erinnert.
Obwohl mir teils die Spannung fehlte und die Protagonisten in einigen Situationen für meinen Geschmack recht unreif handelten, mochte ich das Buch dennoch nicht aus der Hand legen. Der Schreibstil ist wunderschön poetisch und die Idee, die Freunde völlig planlos auf die Suche nach ihrem Freund zu schicken, einfach zu schön. Leider waren die vier mehr oder minder häufig mit sich selbst statt mit der Sorge um Arthur beschäftigt, was sich zum Glück zum Ende hin etwas legte und die vier hoffentlich wieder zu einem Team für die Folgebände zusammenwachsen lässt.
Mein Fazit: Eine angenehm poetische, teils surreale Suche mit einigen Längen, welche auf jeden Fall Potential für die beiden Folgebände liefert.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Fantastische Idee mit zuwenig Highlights

Palast der Finsternis
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Von einer dir unbekannten Gesellschaft erhälst du eine exklusive Einladung, als Mitglied einer Gruppe begabter junger Leute einen unterirdischen französischen Palast aus der Zeit der französischen Revolution ...

Von einer dir unbekannten Gesellschaft erhälst du eine exklusive Einladung, als Mitglied einer Gruppe begabter junger Leute einen unterirdischen französischen Palast aus der Zeit der französischen Revolution zu erkunden. Nimmst du diese mysteriöse Einladung an?
Die junge, misanthrope Anouk muss nicht lange überlegen und nutzt die Chance, um von ihrer Familie fortzukommen. Doch im Palais überkommen sie und ihre Teammitglieder erste Zweifel an der geplanten Expedition...
Zur Aufmachung: Das Cover selbst ziert ein metallisch schimmerndes, mysteriös wirkendes Bild, auf welchem kupferfarbene Falter, das Symbol des Palais du Papillon, zu erkennen sind. Der Klappentext ist die Einladung an Anouk, an der Expedition teilzunehmen.
Zum Inhalt: Aufgeteilt ist der Roman in zwei sich abwechselnde, einander ergänzende Erzählstränge: Aurélie du Bessancourt, älteste Tochter des Marquis du Bessancourt, dem Erbauer des Palais du Papillon, berichtet aus der Zeit der beginnenden Französichen Revolution und der Flucht vor dem rebellierenden Volk in den unterirdischen Palast. Vom gegenwärtigen Abenteuer erzählt die 17-jährige Anouk: Sie ist intelligent, misanthrop und äußerst sarkastisch, wodurch ihre Kommentare manchmal erfrischend bissig ausfallen.
Schnell wird klar, dass es im Palais du Papillon nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Allein schon aufgrund der Zusammenstellung des Erkundungsteams, welches aus fünf amerikanischen Jugendlichen besteht, jedoch keinerlei archäologische Unterstützung erhält. Als es zu ersten mysteriösen Vorkommnissen kommt, stellt sich sowohl dem Team wie auch dem Leser die Frage: Sind es Drogen, Halluzinationen, selektive Wahrnehmung - oder doch etwas komplett anderes?
Die Idee, dass eine bunte Gruppe von Personen bzw. jungen Erwachsenen unerwarteten Gefahren trotzen muss, ist nicht neu. Das Erkunden immer neuer Räume des Palais verliert somit schnell an Spannung. Leider verlor sich der Autor für meinen Geschmack zu häufig im Beschreiben einzelner Räume. Wichtiger wäre es hier gewesen, sein Hauptaugenmerk auf das Rätsel an sich zu verlegen, welches hinter dem Palais steckt, sowie den psychischen Stress und die Ängste der Expeditionsgruppe stärker zu verdeutlichen, vielleicht auch durch das Bewältigen weiterer, schwieriger Aufgaben. So lebte der Roman leider zu sehr davon, das Rätsel aufzulösen, welches sich hinter dem mysteriösen Palais verbirgt, und weniger von der Spannung und dem Schrecken.
Für meinen Geschmack ist der Roman eine sehr gute Idee, welchem jedoch ein paar weitere Highlights gut getan hätten. Die Möglichkeit, den Schrecken auszuarbeiten, hätte weiter ausgereizt werden müssen. Wettgemacht wird das Ganze jedoch durch einen wirklich angenehm zu lesenden Schreibstil, welcher besonders durch Anouks bissige Art das ein oder andere Mal angenehm aufgelockert wurde.

Veröffentlicht am 27.08.2017

Angenehmer Alpenkrimi

Schwarze Piste
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Polizeiobermeister Kreuthner erfüllt den letzten Wunsch seines verstorbenen Onkels und verstreut dessen Asche auf dem Wallberg. Dass er dabei versehentlich eine junge Frau mit seinem Onkel bestreut kann ...

Polizeiobermeister Kreuthner erfüllt den letzten Wunsch seines verstorbenen Onkels und verstreut dessen Asche auf dem Wallberg. Dass er dabei versehentlich eine junge Frau mit seinem Onkel bestreut kann ja mal passieren. Als die beiden kurz darauf die von Schnee gepuderte Leiche einer Frau auf einer Bank sitzend entdecken, weckt dies jedoch den Spürhund in dem etwas ruppig-frechen Ermittler. Zumal dies nicht die einzige Leiche bleiben wird.
Der Fall des ungleichen Ermittlerduos Wallner und Kreuthner gestaltet sich ausreichend komplex und verleitet zum Miträtseln. Leider beginnt der Krimi mit einer Rückblende, welche auf den ersten Blick erstmal nichts mit dem Fall zu tun zu haben scheint und mir etwas zu albern ausfiel. Für einen Start in den Roman war dies keine gute Wahl.
Das Hörbuch wird gelesen von Michael Schwarzmaier, welcher der Story nicht nur Dank seines gekonnten Dialekts einen mörderisch guten Charme verleiht. Auch für Norddeutsche ist das Hörbuch hervorragend verständlich.

Veröffentlicht am 27.08.2017

Blutige Spannung

Der Näher
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Nach "Blutsommer" und "Blutdämmerung" ist "Der Näher" der dritte Teil um den Fallanalytiker Martin Abel, welcher jedoch auch ohne Kenntnis der ersten Bände gut verständlich ist.
Nachdem mehrere schwangere ...

Nach "Blutsommer" und "Blutdämmerung" ist "Der Näher" der dritte Teil um den Fallanalytiker Martin Abel, welcher jedoch auch ohne Kenntnis der ersten Bände gut verständlich ist.
Nachdem mehrere schwangere Frauen spurlos verschwanden, darf Martin Abel diesmal in Gummersbach sein Können unter Beweis stellen. Zusätzlich zum rätselhaften Fall darf sich Abel hierbei mit Kollegen abplagen, denen der erfolgreiche Ermittler wenig willkommen ist, was der Story ein wenig zusätzliche Abwechslung verleiht. Doch auch diesmal löst er den teils recht brutalen und blutigen Fall, welcher wieder einmal spannend inszeniert und nichts für schwache Nerven ist. Einzig der Schluss kam mir ein wenig zu holprig daher, weswegen der Roman in der Bewertung bei mir einen Stern einbüßt. Dennoch ein klasse Thriller, der sich nicht zu verstecken braucht!

Veröffentlicht am 27.08.2017

Lyrebird oder Liarbird?

So klingt dein Herz
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Die 26-jährige Laura lebt versteckt in einer kleinen Waldhütte im Westen Irlands, inmitten der Natur. Niemand außerhalb ihrer Familie hat sie je zu Gesicht bekommen - bis sie sich eines Tages dem Tontechniker ...

Die 26-jährige Laura lebt versteckt in einer kleinen Waldhütte im Westen Irlands, inmitten der Natur. Niemand außerhalb ihrer Familie hat sie je zu Gesicht bekommen - bis sie sich eines Tages dem Tontechniker Solomon zu erkennen gibt. Dieser ist sofort von der wunderschönen Laura fasziniert, hat sie doch eine ganz besondere Gabe: Sie kann sämtliche Stimmen und Geräusche perfekt imitieren. Solomons Freundin und Dokumentarfilmerin wittert ihre große Chance: Sie möchte einen Film über diese außergewöhnliche Frau drehen. Und ehe Laura sich versieht, befindet sie sich plötzlich in der modernen, für sie fremden Welt wieder.

"Verändere dich mit der Veränderung" (Zitat S. 59)

Für mich waren die Bücher Cecelia Aherns bisher stets ein Garant für herzerwärmende Bücher mit leicht magischem Touch. Mit dieser Erwartung ging ich nun auch an ihr neuestes Buch heran. In diesem wird Laura mit dem australischen Lyrebird verglichen, einem scheuen Vogel, welcher Geräusche auf perfekte Art imitieren kann. Entsprehend ist auch der Originaltitel des Buches, welcher deutlich besser zur Story passt als der etwas kitschige deutsche Titel.
Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt sehr angenehm und gibt die Situationen jeweils so wieder, dass man den Roman nicht nur lesen, sondern auch fühlen kann. Und genau hier liegt das Problem: Versprochen wird ein "verzaubernder, berührender Roman", unterstrichen durch romantischen Titel und Cover. Doch nimmt der Roman nach einem anfänglich verzaubernden Start eine unerwartete Wendung, welcher in meinen Augen wirklich erschreckend realistisch dargestellt wird, mit verzaubernder Fantasie jedoch nur noch wenig zu tun hat. Hierauf sollte man sich einstellen, um beim Lessen nicht allzu sehr in seinen Erwartungen enttäuscht zu werden.

"Namen können sich im Laufe des Lebens verändern, genau wie die Menschen selbst. Sie glauben, dass Spitznamen nicht nur etwas über den Benannten sagen, sondern auch etwas über die, die ihn so nennen. So werden Menschen zu einem Prisma statt einem Einwegspiegel." (Zitat S. 141f.)

Die plötzlich im Licht der Presse stehende Laura wird aufgrund ihrer Fähigkeit, Geräusche zu imitieren, von allen recht schnell nur noch "Lyrebird" genannt. Eine Welt prasselt auf Laura ein, welche ihr fremd ist und ihre Seele innerhalb kurzer Zeit zu erdrücken scheint. Lärm, Neid und Missgunst setzen der jungen Frau ebenso zu wie fehlendes Vertrauen. Dies alles hat die Autorin erschreckend realitisch und ein wenig überspitzt in meinen Augen wunderbar beschrieben und ging mir doch recht nahe. Die zudem in die Handlung eingeflochtene Liebesgeschichte gefiel mir hingegen weniger, doch ist dies Geschmackssache einer jeden Leserin.

"Worte werden oft überbewertet" (Zitat S. 104)

Laura zeigt den Menschen auf herzerwärmende Weise die Welt, die sie verlernt haben wahrzunehmen - und erlebt im Gegenzug, wie die Welt um sie herum geworden ist: hektisch und oberflächlich.