Ein Sommer im Rosenhaus
ist eine wunderschöne, gefühlvolle Geschichte die mich zu Tränen gerührt hat.
Sandra managt das Familienleben, lebt glücklich mit der Familie in Hamburg und schmiedet mit ihrem Mann Pläne für die Zukunft, einer Zeit wenn die Kinder das Elternhaus verlassen haben. Alles kommt anders, Tobias stirbt unerwartet und sie bleibt mit den Kindern alleine zurück. Das Leben geht weiter, die Lücke die Tobias hinterlassen hat ist noch nicht geschlossen, Schmerz und Trauer sind noch da. Als die Tochter zum Studieren nach Boston geht, kommen Sandra die Pläne die sie mit ihrem Mann geschmiedet hat wieder in den Kopf, sie merkt das sie an einem Wendepunkt angelangt ist, aber auch das sie eine neue Aufgabe braucht. Sie stöbert im Internet und entdeckt dabei ein altes baufälliges Gärtnerhäuschen mit einem riesigen Rosengarten. Beides zieht sie sofort in den Bann, sie hadert eine Zeitlang mit sich, gibt dann spontan ein Gebot ab und überlässt die Entscheidung letztendlich dem Zufall. Sie erhält den Zuschlag und der Weg in ein neues Leben kann beginnen.
Mir hat das Buch richtig gut gefallen, es hat mich bewegt und von der ersten Seite an mitgenommen. Der Schreibstil war flüssig, locker und sehr anschaulich d.h. ich hatte immer ein Bild vor Augen.
Die Charaktere sind der Autorin gut gelungen, man konnte sie sich bildlich vorstellen, sich in sie reinversetzen und mit ihnen fühlen.
Sandra mochte ich von der ersten Minute an, man spürte wie sehr sie der Abschied von der Tochter mitnimmt, aber auch wie sehr sie ihren Tobias vermisst und wie sie ihn durch die vertraute Umgebung immer vor Augen hat. Die Entscheidung für den Neuanfang ist ihr nicht leicht gefallen, aber als sie das Häuschen dann endlich in Augenschein nehmen konnte ist etwas von ihr abgefallen. Man spürt das sie nach wie vor mit sich hadert, auch in Anbetracht dessen was sie sich da aufgehalst hat, aber all das schöne, die vielen einzigartigen (noch verkümmerten) Rosen und das baufällige Häuschen - gaben ihr neuen Lebensmut und Lebensfreude. Es machte Spaß sie in ihrem neuen Revier zu erleben. An ihrer Seite Uli, die beste Freundin. Ein ganz anderes Kaliber, sie sagt offen und ehrlich was sie denkt, nicht immer sind es nette Worte, aber sie spürt auch sofort wenn Sandra Aufmunterung braucht und weckt immer wieder Sandras Kampfgeister wenn diese mal wieder aufgeben will. Ich mochte Uli vom ersten Moment an, gerade weil sie so ganz anders war wie Sandra.
Neben Sandra spielt auch Julian eine große Rolle in dem Buch. Auch er wollte das Häuschen sein eigenen nennen. Er kommt aus England und ist ein Profi in Sachen Rosen. Er hat aber nicht nur wegen der vielen schönen, teilweise auch alten und einzigartigen Rosen einen Blick auf das Häuschen geworfen - für ihn hängt noch mehr daran. Sandra hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht und er ist "not amused". Am Anfang mochte ich ihn gar nicht, aber je mehr ich mit ihm zu tun hatte um so mehr wuchs er mir ans Herz. Es gab immer wieder Momente wo ich ihn am liebsten auf den Mond geschossen hätte, aber im Grunde seines Herzens war auch er ein ganz lieber, mit dem man fühlen konnte.
Sandras und Julians erstes aufeinander treffen war einfach nur köstlich, ich konnte mir das Lachen nicht verbeissen und vom ersten Moment an war klar das es einige Wortgefechte und Diskussionen zu überstehen gab. So unterschiedlich die beiden auch waren, nicht nur die Liebe zu den Rosen, sondern auch eine spezielle Leere in ihrem Leben verbindet sie. Gemeinsam wollten sie den verkümmerten Rosengarten wieder zum Leben erwecken, nichtsahnend das sie dabei auch ein lang gehütetes Geheimnis aufdecken würden.
Auch die Nebencharaktere sind der Autorin gut gelungen. Total unterschiedliche, aber authentische Charaktere die unheimlich wichtig für die Geschichte waren und alles rund machten.
Mich hat das Buch von Anfang an gepackt und es war als wäre ich stets an Sandras Seite gewesen. Ich habe all ihre Eindrücke verinnerlicht, sah alles mit ihren Augen und lebte ihr neues Leben mit ihr. Ich spürte den Wind, hörte das Rauschen des Meeres, roch die Rosen - ja ich hatte alles direkt vor meinen Augen und fühlte wie sie. Eine wunderschöne Achterbahnfahrt der Gefühle liegt hinter mir, das Buch war spannend, fesselnd und romantisch zugleich. Ich hätte noch stundenlang weiterlesen können. Dadurch das ich immerzu an Sandras Seite war konnte ich auch viel über das Thema Rosen mitnehmen - ich habe alles wie ein Schwamm aufgesogen.
Nele Jacobsens Debütroman "Unser Haus am Meer" hat bei mir schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen und meine Erwartungen an dieses Buch wurden sogar noch übertroffen.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und fünf Sterne.