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Veröffentlicht am 12.11.2017

Ein Fantasy-Roman voller Fragen und Geschichten

Ein Reif von Eisen
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Mit den Königschroniken - ein Reif von Eisen eröffnet Stephan M. Rother uns eine Welt voller Machtkämpfe, Prophezeiungen, Intrigen und tiefer Verbundenheit. Die detailreiche und sehr bildlich, historische ...

Mit den Königschroniken - ein Reif von Eisen eröffnet Stephan M. Rother uns eine Welt voller Machtkämpfe, Prophezeiungen, Intrigen und tiefer Verbundenheit. Die detailreiche und sehr bildlich, historische Sprache macht dieses Buch zu etwas Besonderem. Und...

"Was die Rabenstadt aber tatsächlich uneinnehmbar machte, war nichts von alledem. Was sie von allen anderen Städten und Burgen der bekannten Welt unterschied, war die heilige Esche. Die Stadt war wenige um den Baum herumgewachsen. Der Baum war die Stadt."

Die Blätter des heiligen Baumes beginnen jedoch zu welken und Schädlinge machen sich breit. Die Götter zürnen und ein Machtwechsel steht kurz bevor, doch Stammesfürst Morwa der seine ganze Kraft dafür einsetzt den Norden zu einen, steht vor einer großen Entscheidung. Welcher seiner Söhne soll den Reif aus Eisen bekommen?
Auf der Suche nach ihrer Schwester fällt Leyken in die Hände von Söldnern. Sie wird gefangen genommen und muss nun im Kerker um ihr Leben fürchten. Doch nicht nur das, sie erhält eine ganz besondere Mission und lernt Rabenstadt auf eine ganz andere Weise kennen. Kann sie helfen die heilige Esche und das Volk zu beschützen?

"Der Zorn der Vergessenen Götter ließ sich nicht länger beschwichtigen, und die Häuser der Reichen haben die Hütten der Armen unter sich zermalmt. Die gesamte Stadt bezahlt nun den Preis, den einige wenige ausgehandelt haben."

Dieser Roman ist von einer sehr vielschichtigen Natur, so springen wir von Geschichten und Handlungen zwischen Sölva, Leyken, Morwa und Pol etwas hin und her. Eigentlich war ich vom Klappentext mehr als begeistert, doch die Geschichte kann für mich nicht richtig Fahrt aufnehmen und am Ende zielt dieses Buch einfach zu sehr auf einen nachfolgenden Teil ab. Es bleiben viele Fragen und Möglichkeiten offen. Pols Weg fand ich von allen Protagonisten mit unter am spannendsten, doch grade dieser bleibt offen. Die Geschichte als solches greift verschiedene Themen von Mystik, Altertum, Machtkämpfen der einzelnen Völker und Stämme, Gottheiten auf. Sobald sich alles um ein Schachspiel drehte, erinnerte mich die Geschichte etwas zu stark an Harry Potter. Obwohl ich solche Romane gerne zwischendurch lese, fand ich diesen sehr unruhig und unrund. Mein Lesefluss kam häufig ins Stocken, sodass das Lesen teilweise auch gar keinen Spaß mehr machte. Vielleicht kann der im Januar erscheinende zweite Teil helfen das Gesamtbild zu vervollständigen, dennoch bin ich mir eher unsicher, ob ich diesen lesen werde.

"Deine Vaterstadt braucht dich. In der Stunde höchster Not erhälst du Gelegenheit, ihr einen Dienst zu erweisen, und dein eigener, stolzer Ziehvater legt dir ans Herz, die Reise zu wagen. Wer wird da noch zögern?"

Veröffentlicht am 28.08.2017

Von Schregeln und Glücksziplinen

Lebe nach deinen eigenen Regeln
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"Lebe nach deinen eigenen Regeln" oder lerne Vishen Lakhianis Gesetze und Anregungen kennen. Von Ratgebern kann man ja immer halten, was man mag - entweder passt es zu einem und seiner Lebensansicht oder ...

"Lebe nach deinen eigenen Regeln" oder lerne Vishen Lakhianis Gesetze und Anregungen kennen. Von Ratgebern kann man ja immer halten, was man mag - entweder passt es zu einem und seiner Lebensansicht oder eben nicht. Dieses Buch war für mich allerdings eine große Herausforderung. Den Autor würde ich schon als eine Art Guru betrachten, der weiß, worüber er spricht und was er vermitteln möchte. Allerdings eckt er mit seiner Einstellung häufig bei mir an, sodass es zunächst eher eine Art Hassliebe wird. So ist auch seine Einstellung gegenüber Religion für mich etwas kontrovers zu sehen. So werden in Kapiteln wie "Die Lügen, die wir glauben wollen", "Die Merkwürdigkeiten der Kultur" oder "Wie sich unsere Überzeugungen auf Aussehen und Gesundheit auswirken" Behauptungen und Zusammenhänge aufgestellt, denen ich überhaupt nicht folgen kann und auch nich als richtig erachte. Vieles kann man in verschiedenen Richtungen deuten und hier versucht der Autor ganz klar uns von seiner, doch etwas fraglichen, zu überzeugen.


Das Buch ist in 4 grobe Abschnitte geteilt, von denen für mich gerade mal zwei entscheidend sind und mit denen man auch arbeiten kann. Es ist großteils leider ein 'in den nächsten Kapiteln werden wir folgendes betrachten'-Verweis oder eine Art Selbstdarstellung mit Eigenwerbung für das, was Lakhiani in seinem Leben bisher aufgebaut hat. Teilweise schildert er sehr überspitzt seine Ansichten, welches zum Denken und Aufregen einlädt. Es ist dadurch auch kein klassischer 'ich erarbeite mit Dir etwas'-Ratgeber wie man ihn hier erwarten würde.


Ich bin ein großer Freund seines Glücksziplinsystems, welches den Ursprung in Dankbarkeit, Vergebung und Geben sieht. Seine Unterscheidung zwischen Zweckzielen und Bestimmungszielen sowie sein 3-teiliger Bauplan der Seele sind durchaus gut durchdacht und greifbar. Das Wesentliche dieses Buch bildet für mich jedoch erst der Anhang mit seinen "Tools für die Reise" - Zusammenfassung und Anwendungen.


Insgesamt komme ich so zu dem Schluss, dass man dieses recht mächtige Werk sehr stark auf nur einzelne Kapitel reduzieren kann, die dann auch recht hilfreich daherkommen. Was man daraus macht und wie man damit umgeht und ob man bestehende Regeln durch seine vorgeschlagenen Gesetze und Worterfindungen ersetzt, ist dann wiederum jedem selbst überlassen.

Veröffentlicht am 06.03.2023

Ein Segeltörn, der einem wirklich vieles abverlangt.

In blaukalter Tiefe
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Caroline und Andreas Kepler sind nach außen hin ein erfolgreiches Paar, das wahrlich jede Hürde meistert, doch zwischen ihnen kriselt es schon seit Ewigkeiten. Ein lang ersehnter Traum und Urlaub soll ...

Caroline und Andreas Kepler sind nach außen hin ein erfolgreiches Paar, das wahrlich jede Hürde meistert, doch zwischen ihnen kriselt es schon seit Ewigkeiten. Ein lang ersehnter Traum und Urlaub soll ihrer Beziehung nun endlich wieder Aufwind verleihen und anfangs sieht es tatsächlich so aus, denn "Als er ihr verriet, dass er ein Segelschiff gechartert hatte und sie in die schwedischen Schären segeln würden, hatte Caroline mit ihm geschlafen, das erste Mal seit Monaten.", aber da gab es noch eine kleine Kleinigkeit. Sie würden nicht alleine fahren. Andreas hatte seinen Kollegen aus der Kanzlei Daniel Schmidt und dessen Freundin Tanja eingeladen sie neben dem Skipper und dessen Freundin zu begleiten. Doch während Daniel es als Chance sieht, seinen Chef zu beeindrucken, fragt sich Tanja bereits zu dem Zeitpunkt, ob es wirklich eine gute Idee war, die Einladung anzunehmen. Auch an Bord wird sie dieses Gefühl nicht los, denn irgendwie scheint alles anders zu laufen als geplant und sie fühlt sich nur noch verkrampft und fehl am Platz, gar ihre Beziehung stellt sie zu dem Zeitpunkt in Frage. "Ich bin nicht naiv. Es passt wohl kaum. Der Topanwalt und die Altenpflegerin, was soll denn daraus werden?". Auch dass die Freundin des Skippers sie dann doch nicht begleiten würde, macht die Situation zwischen den beiden Paaren und auch untereinander nicht angenehmer. Weitere Probleme, Gedanken und die stete Verbindung zur Kanzlei sollen sie die nächsten zehn Tage nicht loslassen und ihnen sehr viele Nerven rauben. Aber nicht nur das - Risse in ihren Beziehungen werden sichtbar, fragliche Charakterzüge und Geheimnisse werden auf engstem Raum zur Qual und auch der Skipper scheint ihnen so einiges verschwiegen zu haben. Die Wetterverhältnisse tun ihr übriges, ein Sturm bringt sie in größte Seenot und damit tun sich Gräben auf, die wirklich niemand vorher erahnt hat.

"Andreas nickte, um sich selbst Mut zu machen. Er war naiv gewesen. Hatte wirklich gedacht, er könne sich für zehn Tage von allem frei machen. Zehn lächerliche Tage. Die Zukunft der Kanzlei, die Krankheit ihrer Tochter. Isabelle in der neuen Wohnung, ihr neuer Freund. Caroline und er hatten sich eingeredet, Isas Zustand sei stabil. Vielleicht war sein Wunsch, Caroline auf diesem Boot wieder näherzukommen, ebenso naiv gewesen. Die Dinge änderten sich eben nicht von allein. Er fühlte sich von ihr nicht wahrgenommen, auch hier nicht, an Bord. Aber darüber konnte er nicht mit ihr reden. Caroline hasste Selbstzweifel."

Puh, so viel Unausgesprochenes, Versuche den anderen eifersüchtig zu machen, Übergriffe... ich glaube, ich bin für solche Romane einfach nicht gemacht. Ich habe mich auch lange gefragt, ob ich dieses Buch ohne das erste Kapitel vielleicht schöner gefunden hätte oder nicht, denn bereits nach den ersten fünf Seiten hatte ich das Gefühl, den weiteren Verlauf und den Ausgang des Buches bereits zu kennen und so war es dann tatsächlich auch. Das machte es mir neben den immer unsympathischer werdenden Protagonist*innen mit ihren fragwürdigen, unausgesprochenen Problemen immer schwieriger an diesem Buch überhaupt noch Gefallen zu finden. Abwechselnd berichten sie von ihren Ansichten, den Geschehnissen an Bord und ihren Zwischenaufenthalten an Land. Und was irgendwie als eine Art Pärchen-Segelausflugs- und Beziehungs-Rettungsaktions-Geschichte startete wurde für mich mehr und mehr zu einer schlechten Soap voller künstlicher Dramatik, Abhängigkeiten und natürlich auch neu aufflammender Liebe. Kristina Hauff alias Susanne Kliem hat mit "In blaukalter Tiefe" einen Roman geschrieben, in dem sie sehr viele Themen und Probleme, die in Partnerschaften auftauchen, gemeinsam mit fünf grundsätzlich verschiedenen Charakteren auf den begrenzten Raum eines Bootes packt und dieses 'Sozialexperiment' mit einem auf die Spitze getriebenen Spannungsroman kombiniert... als Unterhaltung ist dies sicherlich lesenswert - etwas übertrieben, mit einem steten flauen Gefühl im Magen und sehr viel Pärchendynamik, aber sobald man mehr erwartet, würde ich dann doch eher zu einem anderen Buch raten.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Ein vermeintlich traumhafter Sommer mit Polly Samsons neusten Roman

Sommer der Träumer
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Eine sommerliche Auszeit wäre wahrscheinlich gerade für jeden von uns eine willkommene Abwechslung. Einmal allem entfliehen können, sich treiben lassen und neue Leute kennenlernen. Ach, das wäre ein Traum...

So ...


Eine sommerliche Auszeit wäre wahrscheinlich gerade für jeden von uns eine willkommene Abwechslung. Einmal allem entfliehen können, sich treiben lassen und neue Leute kennenlernen. Ach, das wäre ein Traum...

So ähnlich dachte sich das wahrscheinlich auch die 18jährige Erica Hart in Polly Samsons Roman "Sommer der Träumer". Als ihre Mutter stirbt und zuhause zwischen ihr und ihrem Vater eine ständige Spannung herrscht, kommt die Einladung von Charmian Clift, Buchautorin und Freundin ihrer Mutter, mehr als gelegen. Gemeinsam mit ihrem Freund Jimmy Jones und ihrem Bruder Bobby macht sie sich auf den Weg nach Griechenland. Die griechische Insel Hydra ist Rückzugort für viele Künstler, Musiker, Maler und Freiheitssuchende. Dort angekommen, treffen sie neben dem kanadischen Musiker Leonard Cohen auf zahlreiche bekannte Persönlichkeiten und werden Teil der dort ansässigen Künstlergemeinschaft. Erica lernt zum ersten Mal die Unbeschwertheit des Lebens kennen, genießt die Freiheit und Gesellschaft - sie lässt sich treiben. Laue Sommernächte, Musik, Gespräche bei Mondlicht, bewundernswerte, 'neue' Freunde. Alles wirkt gerade bei dieser Kulisse traumhaft, doch der anfängliche, schillernde Schein trügt, denn Geldnöte, Gewaltausbrüche, Polygamie, Alkoholexzesse und menschliche Abgründe machen auch vor der Insel nicht Halt.

"Wir waren wie berauscht von unseren Idealen, tänzelten verträumt und hoffnungstrunken einer Zukunft entgegen, die aus ihrer Vergangenheit gelernt hatte. Als ich die Tür von Leonards Haus erreiche, ist mir ein wenig schwindelig, und ein Stöhnen entweicht mit bei dem Gedanken an den Mann im Weißen Haus, an diese Welt, die sich rückwärts dreht."

Eigentlich eine sehr spannende Ausgangslage, die gerade das Leben der Bohemians in den 60er Jahren beleuchten und 'begleiten' soll. Auch wenn es sich hierbei um einen fiktiven Roman handelt, so könnten sich einzelne Situationen auf der Insel Hydra tatsächlich ereignet haben, denn viele der erwähnten Künstler haben einen Bezug zu eben jener griechischen Insel, lebten in den 60ern dort oder gehörten der Künstlergemeinschaft an. Doch so faszinierend und gut recherchiert das vielleicht klingt, genauso überfordernd war dieser Roman für mich. Die Geschichte enthält viel, 'redet' wie ein Wasserfall ohne wirklich voran zu kommen oder Bilder entstehen zu lassen und liefert ein buntes Potpourri aus Gesprächen, Gedanken und kurzen Landschaftsbetrachtungen. Alles zieht vorbei und so hatte ich dann beim Lesen auch ständig das Gefühl, ich würde den Protagonisten nur hinterherlaufen, nur einzelne Fragmente aufschnappen, teilweise Dinge nicht verstanden oder bereits nach wenigen Zeilen wieder vergessen haben. Unter einem "Sommer der Träumer" stelle ich mir dann doch eher etwas anderes, zum Verweilen einladenderes und inspirierenderes vor. Gerade dieses wohlige Sommergefühl wurde durch die zahlreichen Dialoge, Probleme und Aufregungen unterdrückt und ich fühlte mich sehr schnell verloren. Auch sprachlich konnte Polly Samson bzw. ihr Übersetzer Bernhard Robben mich nicht begeistern, eine Frau, die sich nicht gerne als "Kleine", dafür aber gerne als "Puppe" ansprechen lässt, "Darling" hier und da, Sätze wie "Charmian weiß bestimmt, wie sehr ich sie anhimmle, trotzdem scheint sie sich jedes Mal zu freuen, wenn sie mich sieht. Ich gehe ihr mit den Kleinen zur Hand, gebe ein gutes Beispiel, indem ich mein Geschirr abräume oder den Tisch decke..." oder "Sie zieht die Augenbrauen hoch, macht auf teuflisch sexy und tippt an die Spritze." Ach, puh... vielleicht ist es für die 60er passend, aber nein es ist nichts mehr für mich. So habe ich dieses Buch dann auch recht schnell abgebrochen und der unvergessliche Sommer, durfte ohne mich hektisch, aufregend im sommerlichen Griechenland voranschreiten.

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Veröffentlicht am 20.08.2019

Das winkende Eichhörnchen aus der Koma-Comedy-Show

Wir von der anderen Seite
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Von Anika Deckers Buch "Wir von der anderen Seite" habe ich ehrlich gesagt sehr viel erwartet. Aufgrund zahlreicher prominenter Vorschusslorbeeren und ihrer eigenen Geschichte, die im wesentlichen mit ...

Von Anika Deckers Buch "Wir von der anderen Seite" habe ich ehrlich gesagt sehr viel erwartet. Aufgrund zahlreicher prominenter Vorschusslorbeeren und ihrer eigenen Geschichte, die im wesentlichen mit der, der Protagonistin des Buches übereinstimmt, sollte dies nun also ein vielseitig bewegender Roman sein... doch dem ist leider ganz und gar nicht so.
Aber zunächst: Worum geht's?

Rahel Wald ist eine recht bekannte Drehbuchautorin für Komödien aller Art. Doch von heute auf morgen sollte schlagartig alles anders sein und ihr Leben einem Drama gleichen. Sie ist im Krankenhaus. Intensivstation. Rahel erwacht aus dem Koma, umringt von Schläuchen und ihrer schrägen Familie. Seit Weihnachten liegt sie nun da, halb lebend, atmend und doch innerlich beinahe tot. Organversagen nach verklemmten Nierenstein. Und nun kämpft sie sich zurück. Schritt für Schritt ins Leben und erzählt von Hirngespinsten, winkenden Eichhörnchen, skurrilen Begegnungen, ganz viel Trauer und doch irgendwie auch Glück.

So oder so ähnlich könnte man es jetzt zumindest erzählen ohne ins Fragwürdige abzudriften, denn was sich dem Leser hier bietet ist wirklich eine mehr als fragliche Krankengeschichte. Dieses Buch gleicht einem simplen Samstagabend-Spielfilm, der kaum in die Tiefe geht. Die durchdringende Angst und Besorgnis, die die Protagonistin umtreibt, wird auf ein Minimum reduziert oder gleitet stets in äußerlich komisch unterhaltende Situationen ab. Rahel bepinkelt sich dabei nicht nur einmal. Dies scheint ihr peinlich, doch einen Blick auf ihr Innerstes lässt Decker nicht wirklich zu. Generell wechseln zahlreiche komische Situationen einander ab, es scheint, als ob krank sein eine reine Unterhaltungsshow wäre. Vielleicht stellt man sich als Nichtbetroffener die Genesung eines schwerstkranken Menschen so vor oder die Komödienvariante ist eben besonders unterhaltend, denn Selbstzweifel und Co. sind eben nicht sonderlich 'sexy'... Und das zieht dann für mich den ganzen Roman ins Lächerliche. Decker lag selbst im Koma und versucht nun anscheinend besonders witzig ihre Erlebnisse aufzuarbeiten, aber von wirklicher menschlicher Authentizität kann hier einfach keine Rede sein. Leicht und locker flockig schreiben, kann Decker und wahrscheinlich wäre es eine klasse Drehbuchgrundlage, aber inhaltlich fehlt einfach eine Menge. Meine einzigen Highlights waren tatsächlich Zitate aus Sibylle Bergs Romanen, aber ansonsten konnte ich, bis auf ein paar allgemeine Erkenntnisse kaum etwas Begeisterndes entdecken. So habe ich ihren Roman zwischenzeitlich zwei mal abgebrochen, weil ich einfach viel zu genervt war, um überhaupt noch Freude daran zu empfinden. Vielleicht ist es ein super Buch, für Menschen, die viel um die Ohren haben und etwas rein Unterhaltendes suchen, aber wer wirklich Anspruch hat, wäre hier jedenfalls äußerst schlecht beraten.