Behutsam erzählt, bestens recherchiert
Zwischen den SommernDer zweite Band der Heimkehr-Trilogie hallt noch nach. Schon „Die karierten Mädchen“ haben mich innehalten lassen, „Zwischen den Sommern“ hat mich zurückversetzt in eine dunkle Zeit, in der der Größenwahn ...
Der zweite Band der Heimkehr-Trilogie hallt noch nach. Schon „Die karierten Mädchen“ haben mich innehalten lassen, „Zwischen den Sommern“ hat mich zurückversetzt in eine dunkle Zeit, in der der Größenwahn eines Mannes zu spüren war. Einer, der von der Weltherrschaft geträumt und dabei so viel Leid und Elend angerichtet hat. Nicht nur einmal ist mir schwer ums Herz geworden. Die Verzweiflung, die Hilflosigkeit angesichts der Grausamkeiten des Regimes und des Krieges war nur zu deutlich spürbar.
Alexa Hennig von Lange hat nach dem Tod ihrer Großmutter, die in ihren letzten Jahren mehr als 130 Tonbandkassetten besprochen hat, diese gehört und aus deren Erinnerungen vieles in ihre Heimkehr-Trilogie einfließen lassen. Das zweite Buch erzählt vom Nationalsozialismus und den Schrecken des Zweiten Weltkrieges aus der Sicht von Klara. In diese fiktive Figur hat sie viel von ihrer Großmutter mit einfließen lassen, sie hat viel recherchiert, hat die Dramatik der damaligen Zeit mit den Schilderungen auf den Kassetten verwoben, hat Fiktion und Wirklichkeit zu einem homogenen Ganzen vermengt.
Klara leitet das Frauenbildungsheim, das ab 1939 eine nationalsozialistische Erziehungsanstalt war, in der junge Mädchen nach den Richtlinien des Regimes erzogen und ausgebildet wurden. Sie schliddert wie so viele in diese Ideologie, es war zunehmend ein Spagat zwischen der eigenen Überzeugung und den vorgegebenen Zielen. Nicht alle waren überzeugte Nationalsozialisten. Um überleben zu können, waren sie gezwungen, über vieles hinwegzusehen, sie mussten sich stets im Griff haben. Als der Krieg ausbricht, ist sie verheiratet und auch ihr Ehemann wird eingezogen.
Das Schicksal der Mädchen im Heim und deren Angehöriger wird anschaulich geschildert, für so manchen bricht ihre kleine Welt entzwei. Klaras Geschichte hat mich innehalten lassen, die menschlichen Tragödien überschatten immer wieder das Leben so vieler unschuldiger Menschen. Trotz der ganzen Dramatik ist es der Autorin mit ihrem behutsamen, ihrem so fesselnden Erzählstil gelungen, nicht anzuklagen und doch all diese Grausamkeiten deutlich zu machen.
Und nun hoffe ich, dass der finale dritte Band nicht allzu lange auf sich warten lässt. "Zwischen den Sommern" empfehle ich uneingeschränkt weiter, das Buch gibt einen tiefen Einblick in unsere allzu schreckliche Vergangenheit, die wir und unsere Nachfahren so hoffentlich nie mehr erleben müssen.