Die Idee hinter dem Buch hat mich absolut fasziniert und begeistert, denn so etwas habe ich echt noch nie gelesen. Die Welt, die Nichola Reilly erschaffen hat, war für mich völlig neu und einzigartig. Und dazu zwar fantastisch, aber durchaus authentisch konstruiert. Ich fand es regelrecht krass, zu lesen, wie sich die Gemeinschaft, in der die weibliche Hauptperson und Ich-Erzählerin Coe nur ein kleiner Teil ist, ihr Leben nach den Gezeiten ausrichtet. Bei Ebbe werden die nötigen Arbeiten ausgeführt, um das Überleben auf der Insel zu sichern, bei Flut versammeln sich alle am höchsten Punkt der Insel auf einer Plattform, auf der sich dann alle dicht an dicht drängen, sortiert nach ihrer Wichtigkeit. In der Mitte der Plattform, und somit am weitesten von den Fluten entfernt, stehen die Kinder und die Menschen mit den wichtigsten Aufgaben. Am äußersten Rand der Plattform stehen die ältesten Menschen mit den unwichtigsten Aufgaben. Hin und wieder kommt es vor - vor allem bei einer Springflut -, dass der eine oder andere durch eine Welle von der Plattform gespült wird oder ihn eines der Wesen, die in den Tiefen des Meeres lauern, verschlingt.
Mit diesen Einführungen in Coes Welt beginnt das Buch eher ruhig, hinterlässt aber direkt einen sehr intensiven Eindruck bei mir, da es einfach nur krass ist, wie die Menschen auf der Insel leben. Coe selbst mochte ich sofort, im Gegensatz zu den anderen Bewohnern der Insel. Was man jetzt tatsächlich so oder so verstehen kann, denn zum einen mochte ich tatsächlich kaum jemanden abseits von Coe, zum anderen wird Coe auch kaum von den anderen Insulanern gemocht. Was an der Arbeit liegt, die sie ausführen muss: das Toilettenhaus sauber halten. Sie wird deswegen verspottet und teilweise auch tätlich angegriffen. Nur einer hält immer zu ihr: Tiam - ihr bester Freund und heimlicher Schwarm. Tiam fand ich ebenso wie Coe ganz großartig gezeichnet und auch ihn habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Das ging einfach nicht anders, denn er wird als sehr liebenswert beschrieben und ich mochte es, von ihm und Coe zu lesen.
Die Handlung des Buches wird abwechslungsreicher und auch temporeicher, als die Inselbewohner erfahren, dass ihr König im Sterben liegt und ein neuer König gewählt werden soll. Gleichzeitig wird Coe als Zofe der Prinzessin eingestellt und schnell erfährt sie die Geheimnisse, die die königliche Familie hütet. Dadurch nimmt das Buch eine starke Wendung, gleichzeitig hat meine Begeisterung nachgelassen. Die Autorin konnte mich nicht mehr mitreißen, mein Interesse an dem Schicksal der Charaktere hat enorm nachgelassen und ich glaube auch nicht, dass ich die Fortsetzung, sollte sie irgendwann übersetzt werden, noch lesen werde. Das Buch entwickelt extreme Längen, was eigentlich fast nicht möglich ist, da so viel mehr als am Anfang passiert. Aber Nichola Reilly schafft es einfach nicht mehr, mich für die Story zu begeistern. Während es zu Beginn des Buches das unfassbare Szenario war, das mich an die Geschichte gefesselt hat, ist die Handlung in der zweiten Hälfte des Buches kaum noch interessant für mich gewesen.
Mein Fazit
Mein Fazit fällt dadurch eher durchwachsen aus. Die Grundidee hinter dem Buch fand ich absolut genial, leider nimmt die zweite Hälfte des Buches viel von meiner ursprünglichen Begeisterung.