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Veröffentlicht am 11.08.2023

Umweltverbrechen – brisant & spannend

Die Spur der Aale
1

„Die Spur der Aale: Ein Fall für Greta Vogelsang“ ist der erste Fall der Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang von dem in Frankfurt am Main lebenden Autor Florian Wacker.

Ein Angler ist im Main ertrunken. ...

„Die Spur der Aale: Ein Fall für Greta Vogelsang“ ist der erste Fall der Frankfurter Staatsanwältin Greta Vogelsang von dem in Frankfurt am Main lebenden Autor Florian Wacker.

Ein Angler ist im Main ertrunken. Die Staatsanwältin Greta Vogelsang vom Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte wird gerufen. Bei dem Toten handelt es sich um einen Kollegen aus der Zollfahndung. Da er Greta erst kürzlich eine Mail über den Schmuggel mit Glasaalen gesendet hat, glaubt sie im Gegensatz zu ihren Kollegen nicht an einen Unglücksfall.

Mit Greta Vogelsang hat der Autor eine interessante Protagonistin erschaffen. Sie stammt aus einem einfachen Arbeiterhaushalt. Ihr Vater war Straßenbahnfahrer und ihre Mutter Verkäuferin in einem Kaufhaus. In ihrer Vergangenheit hat sie sich aktiv bei linken Randgruppen betätigt und nun arbeitet sie als Staatsanwältin im Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte. Ihre innere Einstellung ist ihr aber erhalten geblieben, wodurch sie in den eigenen Reihen auf Widerstände stößt, gleichzeitig aber auch einen offenen Blick für die Ereignisse hat. Mir war Greta durch ihre Vorgehensweise - bei der sie gerne ihrem Bauchgefühl folgt - und vor allem ihre Zielstrebigkeit sehr sympathisch. Gut gefallen haben mir auch die Einblicke in ihr Privatleben, das auch nicht immer so ganz einfach ist.

Zu Beginn werden erst einmal die Charaktere ausführlich eingeführt. Dadurch dauert es ein wenig bis die Handlung Fahrt aufnimmt.

Der Fall selbst ist brisant und spannend. Der Hintergrund basiert aus einem echten Fall, bei dem es um den Schmuggel von Jungaalen in Frankfurt ging.
Was Greta im Verlauf der Handlung über den Handel mit Jungaalen (auch Glasaale genannt) herausfindet, liest sich durchaus interessant. Ich habe viel Neues - z.B. über den richtigen Transport der Tiere und den Aufbau eines Schmugglernetzwerkes - erfahren. So werden die Tiere aus Spanien und Frankreich von Frankfurt aus nach Asien geschmuggelt. Bei diesem illegalen Handel geht es um eine Menge Geld.

Das Buch liest sich angenehm flüssig und leicht. Es sind einfache Sätze. Dennoch wirkt der Schreibstil keineswegs platt und die Kapitel sind kurz und gut strukturiert.

Die Verbrechen, die permanent an unserer Umwelt begangen werden, sind erschreckend. Ich finde es richtig und wichtig, dass diese thematisiert werden. Mit dem ersten Fall von Greta Vogelsang ist dies dem Autor gut gelungen.

Mich hat das Buch gefesselt und unterhalten, ich habe neue Informationen erhalten und eine sympathische Protagonistin - sowohl von ihrer privaten als auch ihrer beruflichen Seite - kennengelernt. Nun bin ich gespannt auf weitere Fälle aus dem Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte und empfehle das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 01.08.2023

Ein nervenaufreibendes Familiendrama

Die Fremde in meinem Haus
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„Die Fremde in meinem Haus“ ist ein nervenaufreibender Thriller des Autors JP Delaney, der beim Lesen unter die Haut geht und fesselt.

Es ist nur eine kurze Nachricht, die Susies Leben auf den Kopf stellt. ...

„Die Fremde in meinem Haus“ ist ein nervenaufreibender Thriller des Autors JP Delaney, der beim Lesen unter die Haut geht und fesselt.

Es ist nur eine kurze Nachricht, die Susies Leben auf den Kopf stellt. Ihre 15-jährige Tochter Anna - geboren als Sky - die sie mit gerade einmal 20 Jahren zur Adoption frei gegeben hat, meldet sich bei ihr und braucht Hilfe. Da sie das Gefühl hat, etwas wieder gut machen zu müssen, nehmen sie und ihr Ehemann Gabe Anna/Sky bei sich auf.

Der Schreibstil von JP Delany lässt sich sehr leicht lesen und ich war von Anfang an gefesselt. Durch 107 kurze Kapitel und stetige Perspektivwechsel zwischen Susie, Sky und Gabe kam beim Lesen ein richtiger Sog auf.
Die Charaktere wirken authentisch, waren mir allerdings nicht alle sympathisch. Am liebsten mochte ich Gabe, da er mir mit seiner hilfsbereiten und empathischen Art einfach gut gefiel. Susie konnte ich nur schwer greifen. Ihr Verhalten war für mich nicht immer nachvollziehbar, aber irgendwie passt es dann doch. Über Anna/Sky war ich regelrecht entsetzt, sie ist eine Tochter über die man wirklich nur den Kopfschütteln kann. Ich fand sie schon beim Lesen anstrengend und nervig.

Obwohl ich den Verlauf der Handlung nicht immer als realistisch empfunden habe, konnte ich nicht aufhören zu lesen und wollte unbedingt erfahren, worauf die Story hinausläuft.

Thematisch hat der Thriller einiges zu bieten. Es geht um Adoption, Missbrauch, Lügen, Familie, physische und psychische Gewalt, Social Media, Drogen und vieles mehr.
Das Ende war in sich stimmig, allerdings nicht so spektakulär wie es mir erhofft hatte.
Mich hat das Buch gefesselt, allerdings war es meiner Meinung nach mehr ein Familiendrama als ein Thriller. Wer einen solchen erwartet, könnte enttäuscht werden, aber wer unblutige Dramen und schwierige Teenager mag, ist hier gut bedient.

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Analyse eines Verbrechens – erschütternd & erschreckend

Die Stadt der Lebenden
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„Die Stadt der Lebenden“ ist ein gut recherchiertes Buch des in Rom lebenden Autors Nicola Lagioia.

Die Ereignisse basieren auf einem Kriminalfall aus dem Jahr 2016. Manuel Foffo und Marco Prato - zwei ...

„Die Stadt der Lebenden“ ist ein gut recherchiertes Buch des in Rom lebenden Autors Nicola Lagioia.

Die Ereignisse basieren auf einem Kriminalfall aus dem Jahr 2016. Manuel Foffo und Marco Prato - zwei junge Männer aus guten Verhältnissen – massakrieren den 23-jährigen Luca Varani zu Tode. Der Fall geht durch die Presse und das Land ist geschockt.
Hier versucht der Autor diesen Fall zu analysieren. Er sucht nach Antworten. Manuel und Marco konsumieren Drogen und haben keinen Halt im Leben. Neben dem Fall gibt es Einblicke in das Leben der Stadt Rom und das ist nicht das malerische Rom, das ich als Tourist vor Augen habe, sondern eine Großstadt voller Dreck, Kriminalität und mit vielen dunklen Seiten.

Ich fand das Buch aus mehrerlei Gründen nicht leicht zu lesen. Da ist die Hohe Anzahl der Charaktere, die es mir schwer gemacht haben den Überblick zu behalten, die vielen Details, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte, als zu abschweifend empfunden habe und auch weil ich die hier dargestellte unnötige Brutalität des Falls einfach erschütternd fand. Dennoch hat mich die Analyse des Falls gefesselt und mich hat es beeindruckt wie ausgiebig Nicola Lagioia hier recherchiert haben muss, um über so viele Details zu berichten. Sicherlich sollen seine ausschweifenden Erläuterungen auch zum Verständnis der gesamten Umstände beitragen.

Leichter Stoff ist dies nicht, aber dennoch finde ich das Buch durchaus lesenswert.

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Veröffentlicht am 16.07.2023

Ein Stück deutsche Zeitgeschichte

Der Frühling ist in den Bäumen
1

In ihrem Roman „Der Frühling ist in den Bäumen“ schreibt die Autorin Jana Revedin über das Leben ihrer Mutter Renina.

Die 24-jährige Renina leidet physisch und psychisch unter ihrem Mann Fred. Fred ist ...

In ihrem Roman „Der Frühling ist in den Bäumen“ schreibt die Autorin Jana Revedin über das Leben ihrer Mutter Renina.

Die 24-jährige Renina leidet physisch und psychisch unter ihrem Mann Fred. Fred ist Physiker und gleichzeitig auch der Neffe von Marlene Dietrich. Obwohl sich Renina mit ihrer Heirat in eine gefährliche Abhängigkeit begeben hat, ist sie eine Frau, die weiß, was sie will. Mit der Gründung der ersten Frauenzeitschrift Deutschlands möchte sie ein neues Rollenverständnis für die Frauen erwirken.

Nicht alles in diesem Buch liest sich leicht. Die geschilderte Gewalt, die Renina erlebt, fand ich schon beim Lesen nur schwer zu ertragen und abstoßend. Umso drastischer und erschreckender ist das Ganze, da es in einer Gesellschaftsschicht stattfindet, in der man nicht damit rechnet. Für mich kam das unerwartet, da ich durch den Klappentext etwas anderes erwartet hatte.

Mir gefiel es wie die Autorin die Nachkriegszeit mit ihren positiven und negativen Aspekten zum Leben erweckt hat. Durch bekannte historische Persönlichkeiten, die zu dieser Zeit gelebt haben, wird die Handlung authentisch und lebendig.
Die Autorin schildert in ihrem Roman eine starke Frau, die sich für ihresgleichen einsetzt und eine neue Rolle für die Frauen in unserer Gesellschaft erwirken möchte.

Dies ist kein Buch, das sich nebenbei lesen lässt, sondern eines, das zum Nachdenken anregt und in dem ein Stück deutsche Geschichte lebendig wird.

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Das Leben, das uns bleibt
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„Das Leben, das uns bleibt – Die Goldschmiedin“ ist ein historischer Roman der Autorin Tanja Steinlechner, den sie mit Blick auf das Leben ihrer Großmutter geschrieben hat.

Die Handlung umfasst die Jahre ...

„Das Leben, das uns bleibt – Die Goldschmiedin“ ist ein historischer Roman der Autorin Tanja Steinlechner, den sie mit Blick auf das Leben ihrer Großmutter geschrieben hat.

Die Handlung umfasst die Jahre von 1945 bis 1951.
Ruth und ihre Familie – ihre Schwester Gili, ihr Bruder Jo und ihre Eltern - müssen ihre Heimatstadt Breslau mit gefälschten Pässen verlassen, um ihre jüdischer Herkunft zu verschleiern. Ihr Bruder Harry ist im Krieg und die Großmutter bleibt zurück. Ruth lässt aber nicht nur ihre Großmutter, sondern auch ihre große Liebe Ilan zurück. Während Gili der Neustart gut gelingt und sie das Leben genießt, Jo Rachegefühle für das, was Hitler den Juden angetan hat, hegt, ist Ruth still und in sich gekehrt. Sie hängt ihrer Liebe zu Ilan nach. Dennoch lässt sie sich auf Juweliersohn Albert ein und heiratet diesen.

Der Schreibstil von Tanja Steinlechner liest sich angenehm leicht und flüssig. Sie beschreibt ihre Charaktere sehr detailliert und ich habe mit großem Interesse die unterschiedlichen Entwicklungen der drei Geschwister verfolgt. Jeder von ihnen hatte seinen eigenen Weg, mit dem Erlebten umzugehen.

Das Schicksal der Familie ist eines, dass so oder in ähnlicher Weise viele Menschen nach dem Krieg erleben mussten. Der Autorin ist es gut gelungen die Gefühle der einzelnen Charaktere authentisch zu vermitteln. Da ist die unbändige Wut von Jo über alles, was den Juden im Krieg angetan wurde. Die Angst der Mutter, die weiterhin leugnet jüdische Wurzeln zu haben. Gili, die einfach nur noch leben, tanzen, feiern und vergessen möchte. Ruth, die ihrer Liebe zu Ilan nachhängt und trotzdem eine Ehe mit einem anderen Mann eingeht und viele andere Charaktere, die alle unter den Nachwehen des Krieges leiden oder auch Vorteile daraus gezogen haben.

Der Zeitgeist, die Atmosphäre in der Gesellschaft werden hier in den verschiedensten Gesellschaftsschichten gelungen eingefangen.

Leider leitet der Klappentext ein wenig in die Irre und wer ihn noch nicht gelesen hat, dem möchte ich davon abraten, da er zu viel von der Handlung verrät und falsche Erwartungen weckt. Ich habe das Buch gerne gelesen, hatte aber durch die Kurzbeschreibung etwas Anderes erwartet.

Mit ihrem Nachwort rundet die Autorin ihr Werk gelungen ab. Ihr Roman ist fiktiv, aber sie hat viele Details aus dem Leben ihrer jüdischen Großmutter entnommen, wodurch die Handlung sicherlich noch an Authentizität gewonnen hat.

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