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Veröffentlicht am 23.07.2023

Der weiße Hof

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Weiße Nächte
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In Chicago erfährt der Magier Harry Dresden von unerklärlichen Selbstmorden. Da sich die Fälle häufen, bezweifelt er so langsam, dass die durchweg weiblichen Opfer alle selbst Hand an sich gelegt haben. ...

In Chicago erfährt der Magier Harry Dresden von unerklärlichen Selbstmorden. Da sich die Fälle häufen, bezweifelt er so langsam, dass die durchweg weiblichen Opfer alle selbst Hand an sich gelegt haben. Karrin Murphy ermittelt gemeinsam mit Harry und tatsächlich finden sie eine Gemeinsamkeit, die weitere Todesfälle erwarten lässt. Sie müssen eine Möglichkeit finden, mögliche Opfer zu warnen. Das jedoch erweist sich als nicht so einfach, da die magische Gemeinde die Hüter des weißen Rates, zu denen auch Harry gehört, mit großem Misstrauen betrachtet.

Dies ist der neunte Fall, von dem Harry Dresden berichtet. Es deutet sich an, dass es eine kniffelige Sache werden kann. Nichts für sein Lehrmädchen Molly, die dass Innerste ihrer Fähigkeiten noch nicht begriffen hat. Als neunzehnjährige will sie aber auch nicht sehen, dass Harrys Warnungen vielleicht berechtigt sein könnten. Auch Thomas, der im weiteren Sinn zum weißen Hof gehört, bringt Dresden ins Grübeln. Er hat sich rar gemacht und ist nicht zu erreichen. Harry will in Thomas Wohnung eine persönliche Nachricht hinterlegen. Doch was er dort vorfindet, stimmt ihn sehr bedenklich. Und so hat Harry Dresden, einziger Magier Chicagos, mal wieder etliche Baustellen. Sein wichtigstes Zeil bleibt, so viele Menschen vor Schaden zu bewahren.

Auch bei dem neunten Fall gibt es Rückbezüge auf ältere Berichte. Dass die Neuveröffentlichungen der eigentlich schon älteren Reihe in monatlichem Abstand erfolgen, erleichtert es wirklich der verschachtelten Handlung zu folgen. Toll, wie der Autor offensichtlich immer alles im Blick hat und die Fälle nie langweilig werden. Auch hier geht es wieder turbulent zu. Harry als Lehrmeister, das hätte er sich bis vor kurzem auch nicht vorstellen können. Die Leserschaft wohl auch nicht, aber er macht seine Sache echt gut. Und dem Rätsel um die vermeintlichen Selbstmorde wird er auch auf die Spur kommen. Nachdem es erst nicht so richtig vorangeht, wird es bald richtig interessant, wegen des Gesamtblicks auf Harry Dresden und seine Welt und auch, weil der Fall einfach gut geschrieben ist und einige Wendungen eingebaut sind, mit denen man nicht gerechnet hat. Auch wenn man sie neu kennenlernt, bei dieser Reihe möchte man am Ball bleiben.

Veröffentlicht am 19.07.2023

Eine neue Herausforderung

Die Hausboot-Detektei – Tödlicher Genuss
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Der ehemalige Polizist Arie hat alles verloren, seine Familie, seine Arbeit, sein Haus, alles eben. Nur sein Hausboot ist ihm geblieben. Irgendeine Beschäftigung muss her. Im Gerichtssaal trifft er Maddie, ...

Der ehemalige Polizist Arie hat alles verloren, seine Familie, seine Arbeit, sein Haus, alles eben. Nur sein Hausboot ist ihm geblieben. Irgendeine Beschäftigung muss her. Im Gerichtssaal trifft er Maddie, die ihre etwas eingeschränkte Schwester handfest verteidigt hat. Und schnell kommen noch Jan, Jack und Elin zu der Truppe. Sie wollen Rätsel lösen und so entsteht die Hausboot-Detektei. Nur Auftrage gibt es zunächst nicht. Dann sollen zwei Köche gegeneinander antreten, um einen großen Auftrag zu ergattern. Einer der Kontrahenten beauftrag die Berufseinsteiger das Menü des anderen Kochs auszuspionieren, um seine eigenen Chancen zu verbessern.

In ihren ersten Fall müssen die Hausboot-Detektive feststellen, dass Köche nicht nur kulinarische Spitzenleistungen bringen, sondern auch sich gegenseitig auch nicht den kleinsten Erfolg gönnen. Besonders dann nicht, wenn ihre private oder finanzielle Situation angespannt ist. Aber Geld muss verdient werden, deshalb nehmen die fünf Detektive den Auftrag an. Tatsächlich schaffen sie es, den Auftrag zu erfüllen. Doch damit ist das Ende nicht erreicht. Es gibt weitere Entwicklungen, die die Nutzung des gemeinsamen Gehirnschmalzes der Fünf erfordern, die inzwischen Freunde geworden sind. Da wird die Zeit für die Pflege des jungen Eichhörnchens, dass sie unter ihre Fittiche genommen haben, beinahe knapp.

Dies ist ein Serienstart, der beim Zuhören Spaß macht. Obwohl sich nicht ganz erschließt, wieso zwei Sprecher gewählt wurden, machen Ulrike Kapfer und Oliver Erwin Schönfeld ihre Sache sehr gut und sorgen für spannende Unterhaltung und gute Stimmung.

Ein Fall im Milieu der Meisterköche, die durchaus auch einiges zu verbregen haben, ist sehr interessant. Obwohl es mit dem Ausspionieren des Rezeptes recht harmlos anfängt, was durchaus eine erfreuliche Abwechslung ist, entwickelt sich die Tätigkeit bald zu echter Detektivarbeit. Nur manchmal muss eine Kellnereinlage dazwischen geschoben werden. Die Balance zwischen dem Lösen des Falles und den privaten Belangen der fünf Detektive ist gut ausgewogen. Ihre Charaktere sind sehr unterschiedlich und alle irgendwie liebenswert, da wird jeder einen oder mehrere Sympathieträger finden. Ein gelungener Reihenstart, weitere Bände sind angekündigt.

Veröffentlicht am 17.07.2023

Harte Zeiten

Alligatoren
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In den Südstaaten der USA herrschen harte Zeiten. Anfang der 1920er hat eine Käferplage Teile der Baumwollernte vernichtet. Menschen werden arbeitslos und unter dem Teil der Bevölkerung, der vorher gerade ...

In den Südstaaten der USA herrschen harte Zeiten. Anfang der 1920er hat eine Käferplage Teile der Baumwollernte vernichtet. Menschen werden arbeitslos und unter dem Teil der Bevölkerung, der vorher gerade so zurecht kam, hungern die Menschen. Gertrud gehört zu diesen Weißen in ärmlichen Verhältnissen. Ihr Mann ist Alkoholiker und prügelt. Retta dagegen ist glücklich verheiratet, aber ihre Ehe ist kinderlos. Ihre Arbeitgeberin Annie gehört zu wohlhabenden Familien des Ortes. Sie allerdings trauert immer noch um ihren jüngsten Sohn, der schon verstorben ist. Als G ertrud mit ihren beiden jüngeren Töchtern in die Stadt kommt, um einen Arbeitsplatz zu suchen, bittet sie Retta sich ein paar Tage um ihre jüngste Tochter zu kümmern.

Drei sehr unterschiedliche Frauen treffen hier aufeinander, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Gertrud kämpft um und für ihre Kinder. Ihr Mann ist dabei keine Hilfe. Retta arbeitet als Haushälterin bei Annie. Mit Rat und Tat zur Seite steht sie auch anderen aus dem Ort. Und als sie wegen der kleinen Mary um Hilfe gebeten wird, kann sie nicht nein sagen. Das Kind ist krank und braucht dringend Betreuung. Annie hat eigentlich alles, was man sich wünschen kann. Doch der Verlust ihres Jüngsten wiegt schwer und der Kontakt zu ihren Töchtern ist schon seit Jahren abgebrochen.

Ein reiches Südstaaten-Epos, in dem es mal nicht so sehr um die Liebe zwischen Mann und Frau geht, sondern um das Beziehungsgeflecht, das sich ausbildet, seit die drei Frauen Kontakt geknüpft haben. Die Schwierigkeiten, es ihren Lieben schön zu machen und sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren, bilden einen großen Teil der Handlung. Leicht Vertrauen fassen sie nicht, doch Retta wirkt wie ein ruhender Pol. Sie versteht es auszugleichen und Wogen zu glätten. Doch manchmal ist auch sie machtlos. Nicht immer ist man mit jeder Handlung der drei Frauen einverstanden. Ihre Geheimnisse und die Zusammenhänge, die sich ergeben, wecken Reaktionen und Gefühle beim Lesen. Von einem guten und spannenden Roman kann man genau das erwarten.

Veröffentlicht am 15.07.2023

Die Dozentin

Komplizin
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Sarah Lai ist nicht die erste in der Familie, die studiert hat. Nein, ihre Eltern, die ein chinesisches Restaurant führen, haben allen ihren Kindern eine gute Ausbildung ermöglicht. Doch Sarah ist seit ...

Sarah Lai ist nicht die erste in der Familie, die studiert hat. Nein, ihre Eltern, die ein chinesisches Restaurant führen, haben allen ihren Kindern eine gute Ausbildung ermöglicht. Doch Sarah ist seit ihrer Kindheit liebt sie das Kino und den Film. Deshalb hat sie an der Columbia in diesem Bereich studiert. Mit ihrer asiatischen Herkunft ist es nicht so leicht, eine Stelle zu finden. Mit Glück findet Sarah einen Praktikumsplatz bei einer Filmproduktionsfirma. Es läuft alles ganz gut bis ein aufwendiger Film produziert werden soll und ein Geldgeber gebraucht wird. Zehn Jahre später ist Sarah schon lange raus. Sie arbeitet als Dozentin, um ihren Studenten das Drehbuchschreiben beizubringen.

Sarahs Geschichte beginnt ungefähr 2006. Eine Zeit, in der noch die alten Regeln herrschen. Film hat Glamour, ist aber auch ein hartes Geschäft. Manchmal geht es nicht nach dem künstlerischen Anspruch, sondern nachdem, was der Geldgeber bestimmt oder vielleicht noch, was dem Massenpublikum gefallen könnte. Für Idealismus bleibt keine Zeit. Und Sarah will mit dem Strom schwimmen. Sie lässt sich sämtliche Arbeiten aufdrängen und sieht über unangenehme Situationen hinweg. Sie lässt sich locken, denn sie hat Ziele. Vielleicht will sie selbst einmal verantwortliche Produzentin sein. Verschließt sie ihre Augen zu viel?

Spannend ist, dass Sarah in der Rückschau berichtet. Ihre Karriere ist dahin, als einfache Dozentin mit desinteressierten Studenten ist sie in der Bedeutungslosigkeit versunken. Gebannt folgt man Sarahs Gesprächen mit einem jungen Journalisten der New York Times. Die MeToo-Debatte ist in vollem Gange. Was hat Sarah zu dem Thema zu sagen. Sie hat eine gewisse Distanz und eine etwas überraschende Sicht auf die Dinge. Ihr innerer Kampf um die Frage, wie offen sie dem Reporter gegenüber sein kann, ist gut nachvollziehbar geschildert. Ob man das Filmgeschäft nach der Lektüre noch mag, kann bezweifelt werden. Hoffentlich hat sich heute etwas geändert. Die Debatte ist wahrscheinlich noch längst nicht abgeschlossen, doch niemand sollte sich subtil zu irgendetwas gezwungen sehen, nur weil negative Folgen im Beruf gefürchtet werden müssen. Ein interessanter Roman mit einer ungewöhnlichen Sichtweise auf ein drängendes Thema unserer Zeit.

Veröffentlicht am 09.07.2023

Das Schwert

Wattenmeergrab
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Mal wieder hat Tamme Hansen ein glückliches Händchen. Im Watt bei der Insel Pellworm findet er ein antikes Schwert. Was das wohl wert ist? Aber wie es sich gehört, gibt er es bei den Behörden ab. Kurz ...

Mal wieder hat Tamme Hansen ein glückliches Händchen. Im Watt bei der Insel Pellworm findet er ein antikes Schwert. Was das wohl wert ist? Aber wie es sich gehört, gibt er es bei den Behörden ab. Kurz darauf wird garnicht so weit von der Fundstelle des Schwertes eine tote Frau entdeckt. Inselpolizist Jan Benden eilt mit Bauer Claas Hamkens und seinem Friesen Knut los, um die Leiche zu bergen. Benden ist froh, dass sein selbst ernannter Assistent Tamme zu einer Familienfeier auf dem Festland ist. Bald stellt sich heraus, dass die Tote die Ehefrau eines bekannten Immobilienmoguls ist.

In diesem dritten Band der Reihe um Inselpolizist Jan Benden und seinen krimiverrückten Kumpel Tamme Hansen gekommen es die beiden mit einem verzwickten Fall zu tun. Eigentlich gehört die Verstorbene zu den Reichen und Schönen. Wer sollte ein Motiv haben? Natürlich gerät der Ehemann unter Verdacht, der allerdings hat ein wasserdichtes Alibi. Tamme, der, nachdem er von dem Leichenfund erfahren hat, sofort nach Pellworm zurückgekehrt ist, phantasiert von einem Auftragskiller. Und er hat auch schon einen Verdächtigen. Jan, der aus anderen Gründen wirklich ein Hühnchen mit Tamme zu rupfen hat, findet das dann doch ein wenig sehr abwegig.

Wie nach zwei Vorgängerbänden schon gewohnt ist dies ein richtiger gute Laune Krimi. Tamme Hansen ist ein liebenswertes Original. Seine kriminalistischen Fähigkeiten schätzt er selbst recht hoch ein, was Jan nicht immer nachvollziehen kann. Doch auch Jan muss seine Kompetenzen manchmal etwas dehnen, meist ist er aber so schlau, dies mit seiner Vorgesetzten und der Kripo in Flensburg abzusprechen. Die Kabbeleien zwischen Jan und Tamme machen einen großen Teil des Charmes dieser Reihe aus. Doch auch der Fall ist spannend und es ist nicht alles so offensichtlich wie man zu Beginn vielleicht meint. Der Roman ist gerade richtig, um sich gedanklich den Nordseewind um die Nase wehen zu lassen.