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Veröffentlicht am 28.08.2017

"Ameisen tanzen. Tango!"

Katzentango
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Allgemeines:

Titel: Katzentango
Autor: Oliver Peetz
Verlag: Books on Demand (29. November 2016)
Genre: Psychothriller
ASIN: B01MQV9O85
ISBN-10: 3741241695
ISBN-13: 978-3741241697
Seitenzahl: 216 Seiten
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Katzentango
Autor: Oliver Peetz
Verlag: Books on Demand (29. November 2016)
Genre: Psychothriller
ASIN: B01MQV9O85
ISBN-10: 3741241695
ISBN-13: 978-3741241697
Seitenzahl: 216 Seiten
Preis: 8,49€ (Kindle-Edition)
12,80€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Katzenpolka;
Katzenwalzer



Inhalt:

"...Schlafe ich etwa? Eine Katze...eine lachende Stimme...ein Mädchen...ich fliege...die Katze auch...es ist dunkel und ich höre Musik. Tango."

Der junge Iho wächst im sozialen Brennpunkt einer Großstadt auf. Jugendkriminalität, Gewalt und Drogen bestimmen in diesem Ghetto den Alltag.
In einem Keller begegnet der ängstliche Junge einer Gruppe verwahrloster Jugendlicher, die sich bei einem Ritual in einen ohnmachtsähnlichen Trancezustand versetzen. Iho, der sich auf das seltsame Ritual einlässt, verliert dabei das Bewusstsein und liegt mehrere Stunden ohnmächtig auf dem kalten Boden des Kellers. Alleingelassen von der Gruppe. Als er zu sich kommt, hat sich etwas verändert. Er hat sich verändert. Er folgt der Stimme in seinem Kopf und beginnt zu morden.
Als Ihos geliebte Mutter an seinem fünfzehnten Geburtstag stirbt, verbringt er noch mehrere Tage mit der Toten in der Wohnung. Der aufkommende Druck der Öffentlichkeit zwingt ihn schließlich, das Viertel zu verlassen. Zu Fuß und ohne Ziel.
Nach Tagen und Nächten der Entbehrungen kommt es durch eine geheimnisvolle Katze zu einer schicksalhaften Begegnung mit einem alten Mann, der allein in einem abgelegenen Waldgebiet wohnt.


Bewertung:

Die Kinder im Keller - ein Ritual?
Der jugendliche Iho - ein Mörder?
Das jüdische Mädchen - ein Engel?
Der Alte im Wald - ein Nazi?
Die geheimnisvolle Katze - der Schlüssel?
Ein Tanz zwischen Wahn und Wirklichkeit!
-Katzentango-

Diese interesseweckenden Fragen zieren den Buchdeckel und umschreiben die abstruse und grausame Handlung sehr gut. Eine Geschichte voller Wahnsinn und Leid, die aber auch von der grausamen Realität einer schrecklichen Kindheit im sozialen Brennpunkt erzählt. Am Schluss bleibt die Frage, wie es zu all dem kommen konnte, nicht offen. Denn mehr als deutlich wird der Grundstein der Geschichte in Ihos Kindheit gelegt. Denn Iho, eigentlich Ignaz Horst Otto, bekommt von seinen Eltern nicht viel Liebe. Der Vater ein Säufer, die Mutter, mehr oder weniger, auf sich alleine gestellt wird er von Beginn seines Lebens mit Alkohol, Drogen, Brutalität, Mobbing, Armut und Gewalt konfrontiert. Schlüssel zu seinem Wahnsinn ist jedoch ein Ritual im Keller seines Hauses. Denn während des Rituals, durch das er einen Einblick in die Welt der Toten erhalten soll, geht etwas schief und als er aufwacht ist nichts mehr, wie es zuvor war. Die Ameisen in seinem Kopf beginnen Tango zu tanzen und er geht auf seinen ersten Beutezug...


Erster Satz: "Bei der Befreiung Nazideutschlands durch alliierte Streitkräfte im Frühjahr 1945 entdeckte ein amerikanischer Soldat in einer der zahlreichen Baracken eines Konzentrationslagers eine Blechschachtel."

Dieses Buch ist das dritte einer bisher dreiteiligen Reihe an Psychothrillern, in denen alle eine Katze eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Die Bücher lassen sich aber unabhängig voneinander lesen, ich kenne die anderen Bände auch nicht. Und das wird denke ich auch so bleiben. Ich fand das Buch wirklich nicht schlecht und lese gerne ab und zu mal einen Psychothriller, da sie eine dunkle Faszination auf mich ausüben. Doch irgendwie hat es mir am Ende gereicht. Denn wie bei jedem abstrusen Psychothriller, und das war dieses Buch durchaus, muss ich mir am Anfang meiner Rezension die Frage stellen: "Was bitte muss man genommen haben um sich solch eine Geschichte ausmalen zu können?!?"

Abscheu, tiefe Traurigkeit, Ekel, Unverständnis und ein wenig Mitleid, das sind die Emotionen die bei mir während dem Lesen dieses grauenvollen Thrillers hängen geblieben sind. Dabei bezieht sich dieses Adjektiv gar nicht auf die Qualität des Buches, sondern mehr auf die Atmosphäre des Inhalts. In 10 kurzen Kapiteln wird die brutale Geschichte von Iho erzählt, der gedemütigte Junge, der nach einem gruseligen Ritual zum unerkannten Serienmörder wird. Anders als in anderen Psychothrillern ist man hier mit Iho unterwegs, erfährt aus der Ich-Perspektive, wie es sich anfühlt zu morden, man riecht was er riecht, man sieht was er sieht und man wird mit seinen tiefsten Gefühlen konfrontiert.


"Mein Leid soll denn nun ihres sein, auf dass sie spüren, welche Qual ich leide. War mein Anspruch denn zu hoch, als ich nach nichts Geringerem als der Liebe bat? Aber jetzt bin ich ohne Seele und ihr, ihr werdet den Schmerz spüren, den ich spüre. Ihr alle. Und weinet ja nicht. Dazu ist es längst zu spät.
Iho"



Das gruselige ist dabei nicht nur, was sich dieser Autor für den armen Jungen ausgedacht hat, sondern auch, dass mich die dunkle Handlung - von seiner seltsamen, aus dem Ruder gelaufenen Liebe zu seiner Mutter, seinen mörderischen Beutezügen, in denen er sich wie ein Tier fühlt, sowie seine Flucht durch die eiskalte Winterlandschaft nach dem Selbstmord seiner Mutter über die eigenwillige Begegnung mit dem alten Nazi - in seinen Bann gezogen und auf seltsame Weise berührt hat. Insgesamt erschien mir die Handlung für einen Psychothriller überraschend nachvollziehbar. Kritisieren muss ich aber noch, dass mir die einzelnen Elemente nicht klar genug miteinander verbunden waren. Was genau nun die Katze, der alte Mann und das jüdische Mädchen mit Ihos Leiden zu tun haben, wurde mir bis zum Ende hin nicht ganz klar. Klar die beiden Prologe geben ein wenig Aufschluss, ein paar gezogene Verbindungen hätte ich aber schon noch erwartet!

Doch erstmal noch zum Cover: Ganz in Schwarz gehalten lenkt es die Aufmerksamkeit des Betrachters sofort auf die graue Katze, welche recht mittig platziert auf etwas außerhalb unseres Blickfeldes starren zu scheint. Ihre Augen sind von einem hellen Grün, welche mit dem Titel die einzigen Farbflecke auf dem Cover bilden. Der Titel hebt sich durch ein sehr grelles Rot super vom Hintergrund ab und wirkt etwas verschmiert und fleckig. Auch die Buchrückseite wird von der Katze in Nahaufnahme geziert. Das passt natürlich, da die Katze mit den grünen Augen eines der Hauptmotive des Buches ist. Sie ist nur leider weiß und nicht grau, was aber auch an dem dunklen Licht des Covers liegen könnte. Sehr seltsam und doch eingängig spiegelt es die Grundstimmung des Buches wieder und motiviert sofort zum Lesen. Nicht so gut gefallen hat mir die auffallend große Schrift innerhalb des Buches gepaart mit den kleinen Kapitelbezeichnungen, die ich oft übersehen habe. Außerdem habe ich trotz der zwei Lektorinnen noch relativ viele Tippfehler gefunden - vor allem auf den ersten 20 Seiten. Ansonsten sind die 214 Seiten insgesamt stilvoll verpackt worden. Das Cover ist sehr hübsch anzusehen und hinterlässt gleich ein beklemmendes Gefühl und einen Hauch der Atmosphäre, die dieses Buch beherrscht.


"Ich nahm es mit jeder Faser meines Körpers auf. Inhalierte es. Trank und aß dieses Gefühl.(...)Gleich. Noch zwei Meter. Sprungbereit. Noch nicht. Noch nicht! Ein Meter. Jetzt! Überraschungsmoment nutzen. Das Kleine fällt. Mit mir. Ameisen tanzen.
Tango!"


Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig und hebt sich mit den vielen, sehr kurzen, oft auch 1-Wort-Sätzen von der großen Masse ab. Kalte, klare, prägnante Sätze, die einem beim Lesen, die Luft nehmen und Gänsehaut erzeugen, schnörkellos und direkt - die Dinge werden direkt beim Namen genannt und nicht lange um den heißen Brei herum geredet. Durch das schnelle Stakkato wird dir Handlung immer weiter vorangetrieben und zu der düsteren Atmosphäre mischt sich ein wenig Eile. Gefühle und Gedanken erhalten ihren Platz genau wie einige faktische Erläuterungen. Das Geschehen wird dabei nicht streng stringent erzählt sondern holt immer wieder in die Vergangenheit aus und springt dann etwas nach vorne. Das passt sehr gut zu dem sprunghaften Stil zu erzählen und den vielen überraschenden Wendungen in der Handlung.

Auch der Hauptcharakter Iho ist interessant gezeichnet. Er leidet viel, muss einiges erdulden und einstecken, bis er schließlich seinen eigenen Rachefeldzug unternimmt. Wirklich sympathisch war er mir nicht, die Beziehung zum Leser wird eher geprägt durch eine Mischung aus Abscheu und Mitleid. Nach dem Beenden des Buches kann ich sagen, dass er ein wirklich gut gelungener Charakter ist, zwar nicht sonderlich schön zum lesen, aber definitiv authentisch, glaubwürdig und berührend.


"So war das. Rad weg. Prügel bekommen. Auge dicht. Denunziert vom Vater. Meine Kindheit eben. Nicht sehr schön, aber ich dachte daran, dass irgendwo auf dieser Welt andere Kinder lebten, denen es noch schlechter ging als mir. Das half ein wenig. Ich kannte es nicht anders. Ich war so aufgewachsen."


Dann ist das Buch irgendwann zu Ende und ein absolutes Scheiß-Ende folgt. Dabei meine ich noch nicht einmal die Qualität der letzten Seiten, die ich als sehr spannend und auch realistisch empfunden habe, nein, mir hat einfach der Ausgang absolut nicht gefallen. Man fragt sich durchgehend, wie Iho aus der ganzen Sache eigentlich wieder rauskommen soll und das Ende macht es sich dann sehr leicht. Gar nicht.


Fazit:

Schwer zu bewerten! Auf der einen Seite voll Schrecken und Wahnsinn, auf der anderen fast sensibel und einfühlsam. Ein interessanter Psychothriller mit Schwächen und Stärken, den man als Fan des Genres aber nicht verpassen sollte!

Veröffentlicht am 03.08.2017

Spannender und nachdenklicher Roman

Feuerprüfung
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Allgemeines:

Titel: Feuerprüfung - Wenn Freundschaft keine Regeln kennt
Autor: Brigitte Blobel
Genre: Roman
ISBN-10: 3401508539
ISBN-13: 978-3401508535
Preis: 6,99€ (Taschenbuch und Kindle-Edition) ...

Allgemeines:

Titel: Feuerprüfung - Wenn Freundschaft keine Regeln kennt
Autor: Brigitte Blobel
Genre: Roman
ISBN-10: 3401508539
ISBN-13: 978-3401508535
Preis: 6,99€ (Taschenbuch und Kindle-Edition)



Inhalt:

Früher waren Coco und Nelly ein Herz und eine Seele. Doch seit Cocos Unfall dreht sich alles nur noch um die ältere Schwester. Da kommt Nelly die neue Aufmerksamkeit von Mädchenschwarm Tomke gerade recht. Voller Hoffnung schließt sie sich seiner Clique an und gerät dabei nach und nach in einen Strudel aus Mutproben, Erpressung und Gewalt, aus dem nur Coco sie befreien kann.


Bewertung:

Dieses Buch habe ich durch Zufall gelesen, als ich gerade nichts anderes hatte. Ich hatte noch nie etwas von dem Roman oder der Autorin gelesen, doch der Klapptext klang spannend....
...und er hielt, was er versprochen hat.

Erster Satz: "Obwohl Coco es längst raushat, wie sie mit dem Fahrrad die meisten roten Ampeln umfahren kann, klappt es nicht immer."

So beginnt das Buch aus Cocos Sicht mit einem kurzen Prolog, der zeigt, was vor dem Unfall geschah. Dann geht die Geschichte wirklich los und Coco erwacht aus dem Koma. Unmenschlicher Schmerz empfängt sie – und die Gewissheit, dass sie ihre große Liebe Tomke verloren hat. Das Letzte, woran sich Coco erinnern kann, ist die hässliche Szene vor dem Lagerfeuer, als sie die Clique zur Rede gestellt hat.
Seit ein paar Stunden hatte sie gewusst, dass die Clique systematisch jüngere Schüler drangsalierte, sie beklaute und um Bargeld erpresste. Sie wollte weg, die Clique verlassen. Da flippte Tomke aus. Coco landete im Feuer und später mit schwersten Verbrennungen im Krankenhaus. Es dauert eine ganze Weile, bis Coco weiß, was anschließend mit der Clique passiert ist und erst mal aufatmet. Tomke wird künftig eine andere Schule besuchen, Coco muss ihm nicht mehr täglich begegnen. Wenn sie denn erst überhaupt wieder in die Schule gehen kann. Vorläufig muss sie im Krankenhaus bleiben und Operation um Operation über sich ergehen lassen. Die Eltern machen sich große Sorgen um sie. So große, dass sich die jüngere Schwester Nelly zurückgesetzt fühlt. Nelly kann damit nicht recht umgehen. Da ist es für sie wie eine Offenbarung, dass Tomke, für den sie schon immer heimlich geschwärmt hat, sich für sie interessiert.
Nelly ist noch nicht so reif, wie es Coco war. Sie will nicht sehen, dass die Clique um Tomke sie mit in den Abgrund reißt. Je länger Nelly mit ihr verkehrt, desto stärker verstrickt sie sich in den Machenschaften der Jugendlichen. Gewalt beginnt, Nellys Leben zu beherrschen. Coco ist die Einzige, die die Gefahr, in der Nelly steckt, richtig einordnen kann. Sie muss versuchen, ihre Schwester aus den Fängen von Tomke und seiner Clique zu befreien.

Das Buch beinhaltet insgesamt drei Teile, das jeweils aus verschiedenen Sichten geschrieben ist. Der erste und der letzte stellt Coco in den Mittelpunkt, im zweiten geht es um ihre 14jährige Schwester Nelly. Ich muss zugeben, dass das Buch wirklich hart zu lesen war. Nicht nur, weil man mit den Charakteren mitleidet und zusehen muss, wie die beiden Mädchen immer wieder ins offene Messer laufen, sondern auch weil die Typen am Schluss alle davon kommen (Tschuldigung für den Spoiler). Man fühlt sich einfach unglaublich hilflos gegenüber der übermächtigen Clique und kann gut nachvollziehen, wie es Coco und Nelly gehen muss. Dabei passiert während der Geschichte nicht unendlich viel, doch da die Gefühle und Gedanken der Mädchen im Vordergrund stehen, bleibt es immer spannend und ich habe die 240 Seiten in wenigen Stunden durch.

Coco steht ein kleines bisschen mehr im Vordergrund wie ihre kleine Schwester Nelly und mit ihr konnte ich mich auch besser identifizieren. Ich mochte sie grundsätzlich sehr, auch wenn sie am Anfang sehr unreif und naiv wirkte. Wie sie sich nüchtern und konsequent der ganzen Clique entgegen stellt und viel Mut aufbringt, um ihre kleine Schwester zu verteidigen, hat mir sehr gut gefallen. Sie macht sich selbst zur Außenseiterin, zum potentiellen Opfer und das nach alles, was sie über die Clique weiß - sie schrecken vor nichts zurück - weshalb es umso erstaunlicher ist, dass sie sich freiwillig in die Schussbahn begibt. Gut nachvollziehbar und wirklich ergreifen fand ich auch die Ängste von Coco, die durch ihre Verbrennungen verunstaltet ist und sich davor fürchtet, nie wieder anziehend zu sein. Während die Ärzte und Schwestern versuchen, dem Mädchen Mut zu machen, sich mit ihrem Körper auseinander zu setzen, blockt sie ab und sieht hinter jeder Geste ein mögliches Indiz dafür, dass ihr die Heilungschancen viel zu rosig geschildert werden.

Auch Nelly ist verständlich und begründet aufgebaut. Auch wenn ich ihre Entscheidungen oft nicht nachvollziehen konnte, da sie 14 und sehr unreif und naiv ist, war es spannend, ihre Gedanken zu verfolgen. Denn den Drang dazuzugehören, anerkannt zu werden, kennt wohl jeder Jugendliche, auch wenn vielleicht nicht jeder soweit gehen würde, wie Nelly.

Besonders auch die Beziehung zwischen den beiden Schwestern war hervorstechend gut beschrieben. Die beiden sind zwar oft nicht einer Meinung, meinen sich zwischenzeitlich sogar etwas zu hassen, doch dennoch verbindet sie etwas ganz besonderes, das auch bis zum Ende überlebt und den Roman zu einer schönen Geschwistergeschichte macht.

Als großen Logikkritikpunkt muss ich aber anführen, dass die Story viel zu sehr auf die beiden Schwestern polarisiert ist. Warum bemerken Eltern und Lehrer keine Veränderungen und greifen ein? Muss das wirklich in der Verantwortung einer jungen Schwester liegen? Manchmal treten ganze Löcher in der Erzählung auf, in die eine andere Person gepasst hätte. Meiner Meinung nach ist der Fokus nicht ganz richtig gewählt.

Kurz vor Schluss noch einige Worte zur äußerlichen Gestaltung. Das Cover ist ganz in Schwarz-weiß gehalten und zeigt ein Mädchen in einem Top mit einem Flammen - Tattoo. Eigentlich passt das Cover sehr gut, auch durch die Flammen, was eine Anspielung auf den Titel und den Inhalt ist, ist mir aber doch etwas zu trist und langweilig. Vielleicht hätte man es etwas spektakulärer gestalten und auch den Titel mehr hervorheben können. Denn dieser passt wirklich perfekt!

Die Autorin verwendet einen ganz einfachen, dennoch angenehmen Schreibstil, der gut zu den Jugendlichen passt. Mit Feuerprüfung wendet sich Autorin Brigitte Blobel ganz klar an die Gesellschaft. Sie erzählt auf eine sehr eingängige Art, wie sich Gruppendruck aufbaut und wie schwer es ist, dem entgegen zu treten. In diesem Roman katapultiert es Coco von einem Moment auf den anderen aus der Gruppe hinaus in die Position der Gegnerin. Dies, obwohl sie sich lediglich distanzieren wollte, also die Gruppe selber (noch) nicht unter Druck setzte, um die gestohlenen Dinge zurück zu geben.
Es geht um Manipulation, Gruppenzugehörigkeit, Freundschaft und Mobbing, Themen, die hochaktuell sind.


Fazit:

Ein spannender und nachdenklicher Roman, der definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient!

Veröffentlicht am 03.08.2017

Ein schöner aber recht flacher Romantasy-Roman

Wenn du mich siehst
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Allgemeines:

Titel: Wenn du mich siehst
Autor: Tara Hudson
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453267230
ISBN-13: 978-3453267237
Originaltitel: Hereafter
Preis: 11,99€ (Kindle-Edition)
14,95€ (gebundene Ausgabe) ...

Allgemeines:

Titel: Wenn du mich siehst
Autor: Tara Hudson
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453267230
ISBN-13: 978-3453267237
Originaltitel: Hereafter
Preis: 11,99€ (Kindle-Edition)
14,95€ (gebundene Ausgabe)



Inhalt:

Eine Liebe, die selbst den Tod besiegt

Amelia ist 18 – zum Zeitpunkt ihres Todes. Seitdem streift sie als ruheloser Geist durch die Kleinstadt, in der sie einst zur Schule ging, mit Freunden die Nachmittag verbrachte, lernte, lachte, liebte: All dies scheint ihr unwiderruflich verloren. Doch dann lernt sie Joshua kennen, der mit seinem Wagen über die Böschung schießt und beinahe ertrinkt – in jenem Fluss, in dem Amelia ihren Tod fand. In letzter Minute wird er gerettet. Tief in den dunklen Fluten aber erblickt er für einen Sekundenbruchteil Amelia, die ihm in dem verzweifelten Versuch zu helfen hinterhergesprungen ist. Und das Wunder geschieht: Die Gabe, Amelia sehen, hören und sogar berühren zu können, bleibt Joshua erhalten. Er trifft sich mit ihr und die anfängliche Beklommenheit beider weicht bald einer zarten Liebe. An seiner Seite kann Amelia das unheimliche Zwischenreich, in dem sie einer Gefangenen gleich orientierungslos umherirrte, verlassen und ein Stück weit ins Leben zurückkehren. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer: Denn da ist noch jemand, der Amelia sehen kann, jemand, der Böses im Sinn hat und sie endgültig ins Jenseits befördern will …



Bewertung:

"Zugleich kam ich mir ein wenig töricht vor, weil ich Angst gehabt hatte. Schließlich kann man nicht zweimal sterben.
Und ich war längst tot, so viel stand fest."

Dieses Buch habe ich auf eine sehr positive Rezension hin gelesen und wurde insgesamt gesehen nicht enttäuscht!
Denn "Wenn du mich siehst" ist nicht nur ein zauberhafter Fantasy-Roman, sondern auch eine wunderbare Liebesgeschichte, die das Herz eines jeden Romantikfans höher schlagen lässt. Zwar hat das Buch einige Schwächen, bietet aber dennoch viel gute Unterhaltung!
"Wenn du mich siehst" lockt zuerst mit einem schön ausgestalteten Cover. Zwar ist es nicht besonders ungewöhnlich mit dem zarten Mädchengesicht und den vielen Wirbeln, mit den Nebelschwaden, die sich auf einer Wasseroberfläche spiegeln, passt es aber wunderbar zur Geschichte: zart, geisterhaft verschleiert und magisch. Auch der Titel passt perfekt, meiner Meinung nach sogar noch besser als der englische Titel "Hereafter".


"Er lächelte und streckte unvermittelt die Hand aus, um sie mir auf die Wange zu legen. Ich spürte seine Haut warm auf der meinen. Unwillkürlich legte ich meine Hand auf die seine. Sein Lächeln wurde breiter, als ich ihn berührte.
Er sah mich!
Er sah mich, er sah mich, er sah mich.
Mein regloses, nicht schlagendes Herz tat einen Sprung. Und dann tat seines das Gleiche."


Seit ihrem grauenvollen Tod streift Amelia als ruheloser Geist durch die Stadt, in der sie einst gelebt hat, und deren Umgebung. Wann sie gestorben oder wie genau sie in den Fluss gelangt ist, in dem sie schließlich ertrank, weiß sie nicht mehr. Das einzige, woran sie sich noch erinnern kann, sind ihr Name und dass sie zum Zeitpunkt ihres Todes achtzehn Jahre alt war.
Das alles ändert sich jedoch als sie Joshua begegnet, der nach einem Autounfall im gleichen Fluss zu ertrinken droht, in dem Amelia ihren Tod fand. Obwohl sie ihn nicht berühren oder gar aus dem Wasser ziehen kann, versucht sie voller Verzweiflung ihn zu retten, damit er nicht das gleiche Schicksal erleidet Und nachdem sein Herzschlag unter Wasser für einen kurzen Moment ausgesetzt hat, kann er Amelia plötzlich sehen als er wieder die Augen aufschlägt.
Nach seiner Rettung macht er sich auf die Suche nach dem Mädchen, das mit ihm im Wasser war - und er findet sie. Denn im Gegensatz zu anderen Menschen, kann er Amelia nun sehen, mit ihr sprechen und sie sogar berühren...


"Dieser Junge darf nicht sterben. Ich konnte nicht mit ansehen, wie er starb. Nicht hier, nicht so."


Die Handlung ist von Beginn an fesselnd. Man befindet sich gleich mitten im Geschehen, da die Autorin sich nicht lange mit der Beschreibung von Amelias Leben als Geist aufhält. Schon nach wenigen Seiten kommt das erste Mal Spannung auf als Amelia Joshua begegnet. Seit ihrem Tod ist er die erste Person, mit der sie kommunizieren kann und schon bald verändert er Amelias Dasein von Grund auf. Plötzlich kann sie wieder etwas empfinden, tatsächlich spüren, vor allem, wenn sie Joshua berührt, und auch ein paar kostbare Erinnerungen kehren nach und nach zu ihr zurück. Die "Geist-verliebt-sich-in-einen-Mensch-oder-andersrum-Geschichte" ist zwar nicht wirklich eine neue Idee, hier aber wirklich herzergreifend umgesetzt. In den ersten 100 Seiten dachte ich wirklich durchgängig und voller Hoffnung "OMG das kann ein neues Lieblingsbuch werden, OMG".
Doch dann ließ die Qualität des Buches leider irgendwie nach und ich hatte eine wahre Leseflaute. Amelia verwandelte sich von der geheimnisvollen Schönen mit dem düsteren Geheimnis zu einer verliebten und etwas schmalzigen Jugendlichen. Die geheimnisvolle und ergreifende Atmosphäre verblasste immer mehr, als die Liebesgeschichte etwas übertrieben in den Vordergrund trat, was ich etwas schade fand. Nachdem man sich gefühlte hundert Male durchgelesen hat, welch großes Feuer ihre innige Liebe entfacht und wie glücklich Amelia und Joshua darüber sind, sich gefunden zu haben, geht es dann auch endlich mit der Haupthandlung weiter. Und als ich schon fast all meine Hoffnung aufgegeben hatte, nimmt die Handlung wieder Fahrt auf.

Danach bleibt das Buch spannend eigentlich recht konstant und die Handlung wird stetig durch weitere Aspekte aus dem Fantasy Bereich ergänzt. Als düstere Gestalten auftauchen, die Amelias endgültigen Tod fordern, ein herrischer Geist sein Unwesen treibt, der versucht, Amelia zu besitzen und eine durchgedrehte Oma mit einer Art Hexenzirkel aufkreuzt, bekam der Plot wieder etwas mehr Pepp, wenn auch aus einer ganz anderen Richtung, als ich angenommen hatte.


"Ich würde immer das Leben nach dem Tod wählen, wenn es sich um ein Leben nach dem Tod handelte, das ich mit ihm verbrachte."


Die Charaktere haben mir im Großen und Ganzen durchschnittloch gut gefallen. Die Geschichte wird aus Amelias Sicht erzählt, was ich zu Beginn wirklich gefeiert habe. Hallo ein Geist, dessen Gedanken man folgen, Ängsten lauschen und sich von der gesamten melancholischen Atmosphäre mitreißen lassen konnte? Her damit! Ich konnte ihre Einsamkeit und Ratlosigkeit sehr gut nachvollziehen und man erhält auch einen guten Einblick in ihr trostloses Leben. Doch immer mehr verwandelt sie sich in ein verliebtes perfektes Püppchen, das mich zwischenzeitlich wirklich genervt hat. Natürlich ist sie wunderhübsch, intelligent und sowieso fehlerfrei genervt seufz .

Mit Joshua hat die Autorin einen noch perfekteren Traumprinz - Charakter erschaffen. Er nimmt die Sache mit Amelias Geisterleben sehr gelassen und kaum verwundert auf, lässt sich davon nicht abhalten und tut alles für Amelia großer genervter Seufzer.

Nebencharaktere gibt es in "Wenn du mich siehst" nur sehr wenige, da die Handlung wirklich sehr auf Joshua und Amelia fokussiert ist. Da wäre zum Beispiel Eli, ein weiterer Geist und Möchtegern Rockstar, dann Ruth, Joshuas Großmutter, die ebenfalls Geister sehen kann. Doch die beiden sind die einzigen nennenswerten Rollen neben den Protagonisten. Mit ihnen habe ich durch ihre authentische Art viel mehr anfangen können und sie somit zu meinen heimlichen Stars des Romans erklärt. Ich fand die beiden eigentlich sehr interessant, da sie einfach ein bisschen schräg waren und die Geschichte aufgelockert haben. Leider ist für beiden nur sehr wenig Platz bestimmt gewesen und sie gehen komplett unter.


"Als ich noch einmal darüber nachdachte, wurde mir klar, dass ich mich, vor die Wahl gestellt, immer für die Dinge entscheiden würde, die ich hier und heute besaß. Binnen eines Augenblicks. Binnen eines Herzschlags."


Der Schreibstil ist für eine Debutautorin wirklich gut. Durch detaillierte und emotionsbetonte Beschreibungen wird es niemals langweilig und eine lockere Atmosphäre erzeugt. Tara Hudson wählt ihre Wörter und Formulierungen sehr abwechslungsreich und passend. So kann man das Buch schnell durchlesen.

Ein weiterer Punkt, der mir nicht so zugesagt hat, war das Ende! Nicht das mein Leserherz sich nicht über das Happy End gefreut hätte (elender Verräter XD), doch für mich hat dieses typisch amerikanische Happy-happy-End einfach nicht in die sonst recht gut ausgearbeiteten Geschichte gepasst. Doch das Buch ist ja der Auftakt einer Trilogie, also können die folge Bände ja noch alles halten, was die ersten Kapitel dieses Buches versprochen, aber später nicht geliefert hatten.

Nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht: Trotz der vielen negativen Punkte, die ich genannt habe, muss ich doch klar sagen, dass ich das Buch wirklich genossen und gerne gelesen habe. Es war eine wirklich positive Überraschung, bei der ich anfangs etwas zu optimistisch war und dann etwas enttäuscht war. Das ruhige unkomplizierte Buch ist super für Zwischendurch und super als leichte Lektüre. Die Geschichte bietet einige sehr berührende Szenen, leider aber auch unlogische Handlungsstränge und einige Flauten. Hier kann ich wirklich nur sagen: bildet euch selber eine Meinung, denn das ist ein Buch, an dem die Meinungen sich spalten können!


"Die lebenden Menschen, die in meine Nähe gerieten, gingen nicht durch meinen Körper hindurch, sondern schienen stattdessen achtlos um mich herumzugehen, als sei ich bloß ein Hindernis in ihrem Weg."


Fazit:

Ein schöner aber recht flacher Romantasy-Roman mit einem vielversprechenden Anfang, einem enttäuschenden Mittelteil und einem durchschnittlichen Abschluss.
Definitiv Weiterverfolgungsbedarf der Reihe!

Veröffentlicht am 03.08.2017

Spannendes Buch für Zwischendurch

Das Ende der Lügen
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Allgemeines:

Inhalt: Das Ende der Lügen
Autor: Laura Summers
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (1. Mai 2014)
Genre: Roman
ISBN-10: 3423782773
ISBN-13: 978-3423782777
Seitenzahl: 336 Seiten
Originaltitel: ...

Allgemeines:

Inhalt: Das Ende der Lügen
Autor: Laura Summers
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (1. Mai 2014)
Genre: Roman
ISBN-10: 3423782773
ISBN-13: 978-3423782777
Seitenzahl: 336 Seiten
Originaltitel: The Summer of Telling Tales
Preis: 6,99€ (Kindle-Edition)
8,99€ (Taschenbuch)




Inhalt:

Zwei Schwestern – Zwei Blickwinkel – Zwei neue Lebensentwürfe

Die Schwestern Ellie und Grace verlassen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit ihrer Mutter das gemeinsame Zuhause und entfliehen so dem gewalttätigen Vater. In einem Ferienort an der Küste versuchen sie, sich Schritt für Schritt eine neue Existenz aufzubauen, Freunde zu finden, zu sich zu finden. Doch dann passiert das, wovor sie sich die ganze Zeit gefürchtet haben: der Vater steht vor der Tür.


Bewertung:

Ein Buch, zu dem ich durch eine Rezension motiviert wurde, lange bevor ich den Blog hatte und das zu lesen ich nicht bereut habe!

Das Cover finde ich wunderbar passend mit dem Mädchen, dass etwas verloren am Strand sitzt und aufs Meer hinaus blickt. Die tristen Farben weisen schon gleich auf die ernste Thematik hin, wobei ich bei der eher hoffnungsvollen und positiven Atmosphäre ein etwas bunteres Cover erwartet hätte, wie es zum Beispiel die Originalausgabe hat (auch wenn ich jenes Cover einfach schrecklich finde). Der Titel jedoch passt wunderbar und ist nah am englischen gehalten. Gut gefallen haben mir auch die kurzen Kapitel, die einen das Buch schnell lesen ließen.


Erster Satz: "Versprecht mir nur, dass ihr keinem ein Wort sagt", flüstert Mum, als wir zur Schule aufbrechen, Grace und ich."


Nur weg! Das wollen Ellie, Grace und ihre Mutter, die von ihrem Vater misshandelt werden.
Das Buch "Das Ende der Lügen" beginnt mit ersten Fluchtplanungen. Schon auf den ersten Seiten wird klar, wie sehr auch die beiden Mädchen unter der Situation und dem gewalttätigen Vater leiden. Sie müssen nicht nur ihn fürchten, die extreme Angst um ihre Mutter, die immer wieder misshandelt wird, ertragen, sondern leiden auch unter sozialen Anschlussproblemen. Den Mädchen wurde von ihrem Vater früh eingebläut, dass sie in keinem Fall über die Situation sprechen dürfen, so flüchten sich die beiden Schwestern in Schweigen und Einsamkeit. In der Flucht sehen die drei die Chance auf ein neues Leben, doch damit sind das Verstecken und die Lügen nicht vorbei...

Nach der nächtlichen Flucht in einen Ferienort an der Küste, scheint erst einmal alles perfekt: Grace und Ellies Mutter gewinnt nach und nach immer mehr an Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein und nimmt einen Job in einem Imbiss an, die stumme Grace verliebt sich zum ersten Mal und lernt anderen Menschen wieder mehr zu vertrauen, was ihr nach einiger Zeit auch ihre Sprache wiederbringt. Die jüngste, Ellie, genießt es, dass sie in der Schule Freundinnen findet, aber leider schämt sie sich für ihre Lebensumstände und verstrickt sich immer mehr in Lügen, die sie bald wieder einholen. Es beginnt ganz harmlos, ihr Vater sei ein nicht ganz so bekannter Schauspieler, der zurzeit in Amerika lebe, erzählt sie beispielsweise ihren neuen Freundinnen. Doch durch gezielte Lügen und kleine weggelassenen Fakten, lügt sie sich ihr komplettes neues Leben zusammen, erfindet sich völlig neu, bis sie feststellen muss, dass sie alle der Vergangenheit nicht davonlaufen können...


"Lauren wird schon bald mit der Fragerei aufhören", sagt sie. Und ich bin wütend und erleichtert und traurig, alles auf ein mal, weil ich weiß, dass sie recht hat. Nach einer Weile hören alle auf zu fragen..."

Von der Thematik und Problematik ist es "Und keiner wird dich kennen..." von Katja Brandis, sehr ähnlich, in dem eine Familie von einem Stalker verfolgt eine andere Identität annimmt und auf der Flucht ihr ganzes Leben zurücklassen muss. Häusliche Gewalt ist ein ernstes und für viele Familien leider auch sehr alltägliches Thema, über das trotzdem zu wenig gesprochen wird. Hier bleibt der kleinen Familie als letzte Konsequenz nur, völlig mit ihrem bisherigen Leben zu brechen und komplett neu anzufangen. Insbesondere für Teenager eine unglaublich schwierige Situation, sich in der Findungsphase komplett neu orientieren und weit weg von Zuhause ihr Trauma verarbeiten zu müssen. Neue Freunde finden ist kompliziert, denn wenn man niemandem zu viel von sich erzählen darf, an eine Zukunft zu denken sehr schwer, wenn man versucht die Vergangenheit zu verdrängen, ein anderes Leben zu beginnen fast unmöglich, wenn das alte einen noch verfolgt und immer näherkommt...

Umso gelungener erscheinen Ellie, Grace und ihre Mum als realistische Figuren mit Ecken und Kanten, die mit dem Mut, ein neues Leben zu beginnen, die eigentlich gedrückte Atmosphäre trotz des ernsten Themas in eine positive und hoffnungsvolle Richtung zu lenken.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den zwei verschiedenen Perspektiven der beiden Schwestern Ellie und Grace erzählt. Diese unterschiedlichen Sicht- und Erzählweisen sind sehr spannend, denn die beiden Schwestern sind grundlegend verschieden, in Aussehen, Auftreten und Zielen, werden jedoch von denselben Problemen geplagt. Ellie ist erschreckenderweise erst 13 Jahre alt, weshalb sie ganz anders mit der Situation umgeht, als Grace. Sie ist aufgeweckt, sprüht vor Lebenslust und hat eine blühende Fantasie. Bei ihr gehen öfter Sachen daneben, weil sie manchmal erst handelt und dann nachdenkt. Sie möchte beliebt sein, Freunde finden und einfach ein ganz normaler Teenager sein, wohingegen Grace Ruhe und Einsamkeit bevorzugt. Die in sich gekehrte ältere Schwester hat durch jahrelange Konditionierung ein Problem damit, mit anderen zu sprechen, als mit ihrer Mutter oder ihrer Schwester. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als mit ihrer Geige in Ruhe gelassen und von niemandem beachtet zu werden. Blöd nur, dass Ryan Baxter aus ihrer neuen Klasse ganz andere Pläne hat und sie nicht nur für seine Band zu erobern versucht.
Vor allem die ganz besondere Beziehung, die die beiden haben - zusammengeschweißt von ihrer schrecklichen Situation - ist einfach wunderbar.


"Grace, fragst du dich jemals, wie es wäre wenn die Situation anders wäre?" Ellies Stimme bebte.
"Bringt doch nichts." (...) "Aber wäre es nicht unglaublich, wenn wir andere Leute wären und ein anderes Leben führen würden?", bohrte sie weiter. Warum andere Leute? Andere Leute sind doch das Problem!"


Die Mutter bleibt dagegen etwas blass, genau wie der Vater, der das gewalttätige Monster bleibt und relativ wenig Tiefe erkennen lässt.

Die Handlung an sich ist eigentlich relativ simpel und von alltäglichen Handlungen und Problemen geprägt, weshalb man von wirklicher Spannung nicht reden kann. Doch durch den Hintergrund der Figuren versteht man ihre Handlungsweisen viel besser und muss einfach immer weiterlesen, um zu wissen, was ihnen noch zustößt und ob sie endlich ihr Happy End finden. In der Mitte des Buches gab es eine kurze Durststrecke, bei der ich irgendwie nicht so gut vorangekommen bin, doch das dramatische Ende, wiegt das wieder auf.


Fazit:

Nicht wirklich etwas Besonderes, aber durch das interessante und sehr gut umgesetzte Thema ein spannendes Buch für Zwischendurch, das berührt, mahnt und mitleiden lässt, aber trotzdem nie die Hoffnung verliert!

Veröffentlicht am 03.08.2017

Ein solides Ende einer wunderbaren Reihe

Sonnentochter - Die Nacht der Elemente 4
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Allgemeines:

Titel: Sonnentochter - Die Nacht der Elemente
Autor: Lia Haycraft
Verlag: Bookshouse
Genre: Fantasy
ISBN-13: 978-9963-53-388-6
ISBN-10: 978-9963-53-390-9 (Epub)
978-9963-53-391-6 (Mobi) ...

Allgemeines:

Titel: Sonnentochter - Die Nacht der Elemente
Autor: Lia Haycraft
Verlag: Bookshouse
Genre: Fantasy
ISBN-13: 978-9963-53-388-6
ISBN-10: 978-9963-53-390-9 (Epub)
978-9963-53-391-6 (Mobi)
Seitenzahl: 292 Seiten
Preis: 4,99€ (Kindle-Edition)
12,99€ (Taschenbuch)
Weitere Bände: Mondtochter - Die Nacht der Elemente;
Mondschwinge - Die Nacht der Elemente;
Sonnenschwinge - Die Nacht der Elemente



Inhalt:

Vor neunzehn Jahren wurde Aidan jäh aus seiner Welt gerissen. Seither lebt er in der sagenumwobenen Welt Axikon, dem Land der ewigen Monde. Nun steht die ersehnte Nacht der Elemente bevor, die Tore werden sich öffnen, und Aidan kann endlich nach Hause.
Nayara, die für ihn wie eine Schwester ist, möchte ihn begleiten. Im Land des ewigen Mondes kann jeder etwas Besonderes: fliegen oder sich in Feuer oder Wind verwandeln – nur nicht Nayara. Gefangen in einem Vulkan, dessen Wärme sie am Leben erhält, wartet sie sehnsüchtig auf den Tag, an dem sich die Tore zur Erde öffnen, damit sie die Sonne sehen kann. Man nennt sie die Sonnentochter, doch nie hat solch ein Wesen lange genug überlebt, um sich zu verwandeln. Nun begleitet sie Aidan auf die Erde. Doch ist das wirklich eine gute Idee? Kann Aidan, der das Feuer beherrscht, sie auf ihrem Weg beschützen? Wird das Licht der Sonne sie verwandeln oder verbrennen? Auf ihrer Reise löst Nayara völlig neue Gefühle in Aidan aus und er sorgt sich mehr denn je um ihre Sicherheit. Als immer mehr Schatten durch das Tor strömen, wird klar: Es ist nicht nur Nayara, die er beschützen muss, es sind die Tore selbst – die Verbindung zwischen den Welten. Denn jemand will sie zerstören:
ein mächtiger Mann mit einer ganzen Armee aus Schatten ...



Bewertung:

Erster Satz: "Seit neunzehn Jahren wollte Nayara ihre Welt verlassen."

Das ist der erste Satz des letzten Bandes der "Die Nacht der Elemente" - Reihe von Lia Haycraft. Nach "Mondtochter", dem zweiten Teil, "Mondschwinge" und dem dritten Teil "Sonnenschwinge" handelt dieses Buch auch wieder von zwei anderen Charakteren, welche aber die Kinder der Protagonisten aus Band 1 und 3 sind. Ich muss gleich zu Beginn sagen, dass ich diese Reihe super finde, den vorletzten Teil aber einfach am besten finde! Bevor ich mit der Rezension beginne, möchte ich noch zwei Dinge loswerden. Erstens: vielen vielen Dank an Lia Haycraft und den Bookshouse Verlag, dass wir auch diesen vierten Teil der Reihe wieder lesen durften!!! Und Zweitens: Wer die Reihe nicht kennt, beginnt am besten mit meiner ersten Rezension, da hier definitiv Spoiler über den Inhalt der ersten Teile vorkommen.

Aber beginnen wir doch mal wieder mit dem Cover, was sich sehr hübsch in den Stil der Reihe einreiht. Wieder ist ein Mädchen zu sehen, welches meinen Vorstellungen zu Nayara recht nahe kommt, mich aber trotzdem etwas verärgert hat, da ich Models auf Cover recht ablehnend gegenüberstehe, was ihr bestimmt so langsam wisst. Dieses Mal ist sie ganz in goldenen und schwarzen Tönen gehalten und wird von aufregenden hellen Effekten umhüllt. Die Farben sind sehr passend gewählt, lehnen an Nayaras Herkunft, ihr Sonnenblut an und schaffen so eine feurige Atmosphäre. Super finde ich auch, dass man jetzt im Nachhinein feststellen kann, dass Titel und Cover der Reihe super zusammen passen. So ähneln sich Band 1 und dieser sehr im Fokus des Covers, wo es jeweils um Mondtochter und Sonnentochter geht. Die jeweiligen Himmelskörper werden durch die Farbgebung und Effekte verdeutlicht. Die zwei mittleren Bände um die Mondschwinge und die Sonnenschwinge haben beide etwas Schwungvolles und zeigen einen größeren Bildausschnitt, was auch super zusammen passt. So harmoniert die Reihe auch äußerlich miteinander, was ein süßer Zusatz zu den Verbindungen der Geschichte ist.


"Sie sah keine Lichter, kein Feuer, nur das blasse Licht zweier Monde durch das Blätterdach. Es half nichts, sie musste sich bewegen. Mühsam stemmte sich Nayara hoch und spürte die Kälte noch deutlicher, überall stach sie der Wind in die Haut, sie hatte kaum noch Gefühl in den Fingern. Mit letzter Kraft stieß Nayara einen Pfiff aus, obwohl sie sich nicht sicher war, ob es hier Ignazien gab oder sie überhaupt irgendwer würde hören können. Ihre Knie knickten ein und sie fiel auf den Boden, wo die Schwärze lauerte. "


Mal wieder sind 19 Jahre seid dem letzten Band vergangen und unsere lieben Protagonisten sind nun erwachsen. Ruben und Sotai haben selbst ein Kind: die Sonnentochter Nayara, die es gerne warm hat und deshalb gut behütet in einem Vulkan aufwächst. Doch Sotai, die wir als stürmische und abenteuerlustige junge Frau kennengelernt hatten, ist nun zur Helikoptermutter geworden, die ihre Tochter um jeden Preis beschützen will. Denn außer ihr hat noch nie eine Sonnentochter überlebt...

Auch Aidan, den wir im letzten Band schon als Freund von Raja kennengelernt hatten, treffen wir wieder. In den 19 Jahren hat er sich von Raja getrennt und wartet nun sehnlichst darauf, wieder auf die Erde zu seinen Eltern Lucija und Sander zurückkehren zu können, um endlich die Sonne wieder sehen zu können. Tja und so kommt es, dass die beiden zusammen den Weg zur Erde auf sich nehmen und sich dabei etwas näher kommen. Doch nicht nur ihre Gefühle spielen plötzlich verrückt, sondern auch die Tore, die Verbindung zwischen Axikon und der Erde, ohne die alle Arantai aufgeschmissen wären. Denn Raoul, der Liebhaber von Umbra Jones, hat zwar seinen Platz im Spiegelrat geräumt, jedoch nie vergeben und vergessen. Als die Arantai am unaufmerksamsten sind, schlägt er zu...


"Ein Ruck ging durch seinen Körper, und der Vogel hörte auf zu picken und flog auf. Stattdessen kam er zu Elfrun und setzte sich neben sie auf den Ast. Gemeinsam beobachteten sie, wie sich Raoul langsam hochrappelte. Sein Blick irrte umher, dann fand er Elfruns. In seine Augen loderte etwas, was Elfrun nicht einordnen konnte.
Wut?
Nein.
Wahnsinn!"


Dieser vierte Teil verwebt viele neue aber auch bekannte Gesichter kunstvoll zu einer einzigen Geschichte, ist dabei aber ein wenig anders als die anderen Bände. Dadurch, dass Aidans und Nayaras Eltern beide eine große Rolle in der Handlung gespielt hatten, kamen mir beide etwas weniger selbstständig und irgendwie jünger vor, wie ich die anderen Charaktere empfunden hatte. So herrscht eine andere Atmosphäre vor, irgendwie unschuldiger. Das wurde dadurch bestärkt, dass hier mehr auf die Sonne, ihr Licht und ihre Wärme eingegangen wird, anstatt auf den Mond, wie es in den anderen Teilen Großteils der Fall war. So ist die mysteriöse, dunkle Spannung, die ich mit der Reihe verbunden habe, nicht mehr so ganz vorhanden und wird stattdessen von einem eher feurigen Temperament abgelöst. Das fand ich definitiv nicht schlecht, es trat für mich aber ein bisschen aus der Reihe hinaus.

Noch einige weitere Worte zu unseren Protagonisten Nayara und Aidan.
Nayara ist ein lebendiges, wärmeliebendes junges Mädchen, das im Laufe des Buches immer mehr als Frau erscheint. Sie ist sich ihrer selbst nicht so ganz sicher und würde sich gerne verwandeln können, wie andere Arantai auch. Dass sie nicht genau weiß, was sie ist und was aus ihr werden wird, verunsichert sie sehr, wie auch ihre Mutter Sotai. So wurde sie immer sehr in Watte gepackt und isoliert und wuchs eher auf sich selbst gestellt unter vielen Feuergeistern auf. Sie ist impulsiv, mutig und sehr liebenswert.

Auch Aidan hat mir gut gefallen. Man lernt ihn ja schon vorher kennen, doch durch dieses Buch bekommt man einen ganz anderen Blick auf ihn. Ebenso wie unser Blick auf ihn, verändert sich auch sein Blickwinkel auf Nayara. Er kannte sie schon, seit sie noch ein kleines Kind war, war immer der große Bruder für sie, bis sie nun plötzlich äußerlich gleich alt sind und er beginnt das zu bemerken. Diese Altersverhältnisse haben mich schon immer verwirrt und auch hier war ich mir nicht sicher, ob man sich wirklich in jemanden verlieben kann, der so alt ist, wie die eigenen Eltern. Aber bei "Twillight" hat´s ja auch geklappt und da war Edward schon ein uralter Opi
Doch auch er bleibt (wie Ruben in "Sonnenschwinge") klar hinter Nayara zurück, auch wenn die Perspektiven wechseln und er auch zum Zug kommt.


"Ja, Nayara war tatsächlich eine Frau geworden, und ihm war es überhaupt nicht aufgefallen. Vermutlich einfach, weil er nicht richtig hingesehen hatte, weil sie sich jede Woche sahen und manchmal sogar alle paar Tage. Für ihn war sie immer die kleine Nayara gewesen, die Tochter von Sotai und Ruben. Die Sonnentochter. Und jetzt hatte sich alles verändert, in einer Nacht, durch eine einzige Frage. Es war verrückt."


Die Geschichte war nicht mega originell - ich hätte für den finalen Band etwas Spektakuläreres erwartet. Doch die Vielfalt dieses Romans macht die Atmosphäre: Neben Nayara und Aidan spielen auch Are und Elfrun eine große Rolle, die hier auch endlich zusammenfinden dürfen. Ebenso lernen wir den Vogelmann Artur ein wenig näher kenne und besuchen die Sommerinsel, was ich wirklich super fand. Dass Raoul noch mal auftaucht, hätte ich nicht erwartet, nachdem es fast schien, als hätte er Einsicht gehabt, als er abdankte und verbannt wurde. Was aber in Bezug auf ihn noch alles herauskommt, fand ich sehr schön gestaltet.

Zudem geht Lia Haycraft auch an diese Geschichte etwas ruhiger heran und lässt auch am Ende die Wogen nicht apokalyptisch hoch aufpeitschen. Das fand ich weder gut noch schlecht. Es gab eigentlich keine wirklich überraschende Wendungen oder einen wirklich spektakulären Showdown, nichtsdestotrotz, hat mich diese Geschichte gefesselt und mich bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen. Das hinzubekommen, ohne total viele Actionszenen, ist schon eine Leistung!


"Wabernde Dunkelheit hob Elfrun empor und trug sie in den Keller. Sie wollte schreien, aber einer der Schatten schob sich über ihr Gesicht. Nur noch ihre Nase und ihre Augen waren unverhüllt. Kalte Angst griff nach ihr."


Der Schreibstil ist locker-flockig, wie ich das auch schon gewohnt war, dieses Mal wieder mit vielen tollen Beschreibungen und in angenehmem Tempo.
Wie ich schon einige Male in vorherigen Rezensionen betont hatte, hat die Autorin die einmalige Gabe, mit ihren Worten ein Bild zu gestalten, schillernd, glänzend und geheimnisvoll wie die Welt, die sie erschaffen hat. Mit dem malerischen Stil, der sehr beschreibend und treffend das Geschehende umschreibt, ist es sehr angenehm und einfach zu lesen und die Seiten rauschten wieder nur so vorbei. Auch wenn die Handlung hier fast nur auf die Erde beschränkt ist, gibt es viele Ortswechsel und fantastische Elemente, die magisch unterhalten.


In ihrer Danksagung schreibt die Autorin, sie würde eventuell irgendwann noch einen weiteren Teil der "Nacht der Elemente - Reihe" schreiben, was mich sehr freuen würde. Ich finde es total schade, dass die Reihe jetzt wirklich zu Ende sein soll! Zu sehr liebgewonnen habe ich Axikon, die Spiegelinsel, die Portale und die ganzen Charaktere. Aber... alles Schöne endet ja irgendwann und wenn mich die Sehnsucht mal wieder packt, fange ich einfach wieder von vorne an


Fazit:

Ein solides Ende einer wunderbaren Reihe, das sich für mich ein kleines bisschen von seinen Vorgängerbüchern abhebt, aber leider hinter dem dritten Teil zurückbleibt.

Trotzdem vergebe ich wieder einmal gute 4 Sterne für diese wunderschöne Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe.