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Veröffentlicht am 19.08.2023

Loslassen ist gar nicht so einfach

Nachts erzähle ich dir alles
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Das alte Familienanwesen in Frankreich soll Léa Zuflucht bieten. Sie liebt ihr kleines Café, aber eine zerbrochene Beziehung hat sie doch sehr aus dem Tritt gebracht. Am Abend ihrer Ankunft begegnet sie ...

Das alte Familienanwesen in Frankreich soll Léa Zuflucht bieten. Sie liebt ihr kleines Café, aber eine zerbrochene Beziehung hat sie doch sehr aus dem Tritt gebracht. Am Abend ihrer Ankunft begegnet sie Alice und sie verbringen ein paar schöne Stunden miteinander, bis die junge Frau mit den Worten geht, sie hätte noch eine Verabredung. Am nächsten Tag erfährt Léa, dass Alice noch in der Nacht ums Leben kam. Ihr Bruder Émile meldet sich bei Léa, weil er hofft, sie könne ihm seine Fragen beantworten. In vielen Gesprächen legen beide ihre Seelen offen und heilen aneinander. Doch es tauchen Geheimnisse und Erkenntnisse auf, die beide vor noch mehr Fragen stellen.

In sanfter, ruhiger Sprache lässt Anika Landsteiner den Leser an der Geschichte teilhaben. Da ist Léa, die ihre eigenen Entscheidungen in Frage stellt und im Familienanwesen Klarheit finden möchte. Da ist Alice, die ihr an ihrem ersten Abend in Frankreich begegnet und in der Nacht in der Badewanne stirbt. Da ist Émile, der Bruder von Alice, der so viele Fragen hat. Und da sind Marianne, Léas Mutter, und Claire, deren beste Freundin und wohl eigentlich auch große Liebe. Alles ganz besondere Frauen. Kein Wunder, dass durch Émile, einer der wenigen Männer, die in diesem Buch eine Rolle spielen, ganz besonders hervorsticht, zumal er Influencer und Model ist.

Die Themen, die nach und nach in den Vordergrund rücken, sind alles andere als sanft und ruhig, werden aber durch diese besondere Erzählweise sehr einfühlsam und ohne den Drang, zu überzeugen, sehr sachlich und intensiv zugleich dargelegt. Schwangerschaft, die Entscheidung dafür oder dagegen, Liebe in all ihren Varianten und Beziehungen zwischen Müttern und Kindern, Freundinnen untereinander und Beratern zu Beratenden, hier werden all diese Themen vermeintlich locker und nebenbei eingewoben, doch am Ende des Buches merkt man, wie tief die Geschichte doch geht, wie sehr sie nachhallt und in einem arbeitet. Vor allem lehrt es, dass Dinge nie so sind, wie sie scheinen, und man miteinander reden muss, um die Wahrheit zu erkennen und sich nicht ein falsches Bild zu machen. Ich möchte sagen, die Reise von Léa nahm ein paar ungeplante Abstecher und führte sie an ein Ziel, das genau das ist, was sie wollte und dennoch komplett anders.

Mir hat das Buch sehr gefallen und obwohl mir Stil, Sprache und Figuren angenehm waren, reicht es nicht für fünf Sterne. Ich kann es gar nicht so richtig in Worte fassen. Es ist ein Gefühl. Obwohl ich mich an einigen Stellen mit der einen oder anderen Protagonistin identifizieren kann (und mein Mann tatsächlich zehn Jahre jünger ist als ich), fehlt mir noch etwas für den fünften Stern. Also gebe ich vier Sterne.

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Veröffentlicht am 12.08.2023

Vom großen Mut einer kleinen Katze

Nova – Aufbruch in die Wildnis
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Seit Nova zu Ma Millie gefunden hat, lebt sie bestens versorgt bei der alten Dame. Doch dann wird Millie krank und Nova weiß, dass nur sie Hilfe holen kann. Die kleine Katze macht sich auf den Weg durch ...

Seit Nova zu Ma Millie gefunden hat, lebt sie bestens versorgt bei der alten Dame. Doch dann wird Millie krank und Nova weiß, dass nur sie Hilfe holen kann. Die kleine Katze macht sich auf den Weg durch den Wald in die Stadt. Ihr Mut schwindet schnell, doch da lernt sie eine schlaue Füchsin kennen, die ihr den Weg zeigen will.

Die Geschichte ist in 38 Kapitel plus den Epilog unterteilt. Jedes Kapitel für sich ist überschaubar, nicht zu lang. Doch da viel in diesen kurzen Kapiteln geschieht, werden mehrere davon hintereinander weg gelesen. Die Schrift ist groß und der Zeilenabstand gut. Jedes Kapitel hat auch ein Bild, passend zu dem, was folgt. Allerdings sind es keine 38 unterschiedlichen Bilder, sondern eine Reihe von Bildern, die sich immer wiederholt. Mir persönlich gefallen diese Bilder nicht ganz so sehr. Ich weiß, alles was mal da war, kommt auch wieder, aber sie erinnern mich wirklich an die Bilder in Kinderbücher in meiner Kindheit – und die ist ein halbes Jahrhundert her!

Die Sprache ist einfach und die Sätze nicht zu lang. Das wäre also für Achtjährige genau richtig. Mir kommen aber viele Szenen für diese Altersgruppe zu verstörend und verängstigend vor. Es dauert meiner Meinung nach immer zu lang, bis sie aufgeklärt werden oder es sichere Punkte gibt. Auch wenn man Kinder nicht ewig vor den harten Seiten des Lebens schützen kann, finden sich hier doch für meinen Geschmack zu viele zu harte Momente.

Mir fällt es schwer, dieses Buch zu bewerten. Die Geschichte verläuft stimmig, aber in meinen Augen eben zu beängstigend für Kinder der Zielgruppe. Andererseits werden Themen angesprochen, über die Eltern mit Kindern früher oder später sprechen sollten und so kann das Buch, in Begleitung gelesen, der Einstieg dazu sein. Es vermittelt auch sehr gute Erkenntnisse: Auch unterschiedliche Tiere können Freunde werden und wenn man zusammenhält, ist man erfolgreicher.

Dennoch stören mich eben ein paar Details und deshalb gebe ich vier Sterne.

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Veröffentlicht am 29.07.2023

Der kleine Schlaue ist wieder da!

Idefix und die Unbeugsamen 04
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Kam der kleine Idefix in den Asterix-Comics gern mal als Randfigur zu kurz, hat er hier seine eigene Reihe. Wohl nicht zufällig ähnelt er Asterix von der Mimik her gewaltig und auch der Charakter in dieser ...

Kam der kleine Idefix in den Asterix-Comics gern mal als Randfigur zu kurz, hat er hier seine eigene Reihe. Wohl nicht zufällig ähnelt er Asterix von der Mimik her gewaltig und auch der Charakter in dieser Reihe erinnert stark an den kleinen Gallier.

Die Zeichnungen sind gewohnt hochwertig. Die Charaktere ergeben eine lustige Bande. Die bekannten Figuren aus der Asterix-Reihe (ich persönlich freue mich immer sehr über Minchen!) sind hier Nebenfiguren, dafür gibt es einige neue Figuren in jeder Geschichte. Die Namen finde ich teils nicht so wirklich gelungen. Vermutlich hat die Zielgruppe da allerdings eine andere Meinung. Diese Reihe ist „ab 8 Jahren“ empfohlen. Mehr oder weniger stimme ich dem auch zu. Allerdings denke ich, dass die Eltern dabei sein sollten, denn ich vermute, zu der einen oder anderen Szene und einigen Texten ist Erklärungsbedarf.

Die Geschichten handeln alle mehr oder weniger von Zusammenhalt, Gemeinschaft und Gerechtigkeit. Das Gute siegt über das Böse, die Helden strahlen, die Bösen machen sich lächerlich. Ein bisschen sehr stereotyp, aber sicher für die Zielgruppe stimmig. In den einzelnen Bildern sind oft witzige Details zu finden, wenn man genauer hinsieht.

Schwierig finde ich die Schrift. Sie ist sehr klein und dafür alles in Großbuchstaben. Ich denke, das ist für die Zielgruppe weniger einfach zu lesen und vor allem empfinde ich persönlich Dauergroßschrift als „schreien“ und das mag ich so gar nicht.

Für die echten Fans ist diese Reihe eine feine Sache, ganz gleich welchen Alters! Kleines Format, drei abgeschlossene Geschichten, viele Anspielungen in Bildern und Texten – ich gebe vier Sterne!

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Ein Engländer in Frankreich

Mord & Croissants
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Richard Ainsworth lebt in Frankreich, wo er ein kleines Bed & Breakfast führt, obwohl er eigentlich gerne lange schläft. Er hat seine Hühner nach Diven alter Filme benannt hat. Haustiere duldet er nicht ...

Richard Ainsworth lebt in Frankreich, wo er ein kleines Bed & Breakfast führt, obwohl er eigentlich gerne lange schläft. Er hat seine Hühner nach Diven alter Filme benannt hat. Haustiere duldet er nicht in seiner Pension, doch dann steigt Valerie d’Orçay mit ihrem „Taschenwolf“ Passepartout bei ihm ab, ein Gast verschwindet spurlos und Ava Gardner (die Henne, nicht die Schauspielerin) wird ermordet. Das ist zu viel für Richard, aber er ist gezwungen, auf eigene Faust zu recherchieren. Valerie ist sofort mit dabei und die beiden so unterschiedlichen Individuen finden Erstaunliches heraus!

Dies ist ein Cozy Crime, der so cozy ist, dass man fast schon zu sehr entspannt. Es gibt eine Menge lustiger Szenen, die an Klamauk grenzen. Auch sind die Figuren sehr stark überzeichnet. Natürlich ist das gewollt, wirkt aber insgesamt dann doch etwas bemüht. Hier merkt man dann, dass der Autor Ian Moore ein Comedian ist.

Viele der Figuren sind extrem klischeehaft gezeichnet, aber auch hier erkennt man insgesamt die Absicht dahinter. Das ist dann mehr Humor als Krimi und sollte dann auch so deklariert werden, um Enttäuschungen zu vermeiden. Spannung ist vorhanden, aber nicht sehr hoch gehalten. Kleine und feine Wendungen wiegen hier mehr und machen den Charme des Buches aus.

Insgesamt ist dies kein echter Pageturner und auch nicht unbedingt ein hitverdächtiges Buch, aber für die nette Auszeit vom Alltag mit ein bisschen Seele baumeln lassen und humorvoller Lektüre ist es genau richtig. Ich gehe zudem davon aus, dass sich die Reihe im Laufe der Zeit insgesamt steigern wird und dieser Auftakt nicht alles Potenzial verbraucht hat, das darin steckt. So einige lose Fädchen wollen doch weitergesponnen werden, allen voran die Sache mit dem Buch, das Richard schreiben möchte und seiner Ehefrau, die in England geblieben ist. Daher gebe ich vier Sterne, zu denen auch Johannes Steck mit seiner Art, das Hörbuch einzulesen, stark mit beiträgt.

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Veröffentlicht am 15.07.2023

Erst zu gemächlich, dann fesselnd und rasant

Abgrund
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Clementine, genannt Clemmie, kommt seit dem Selbstmord ihrer kleinen Schwester nicht mehr in die Spur. Es sieht für sie so aus, als hätte sie ihre Schwester retten können, wäre sie nicht bei deren Anruf ...

Clementine, genannt Clemmie, kommt seit dem Selbstmord ihrer kleinen Schwester nicht mehr in die Spur. Es sieht für sie so aus, als hätte sie ihre Schwester retten können, wäre sie nicht bei deren Anruf durch ihr Date abgelenkt gewesen. Sie hat ihr Studium auf Eis gelegt und jobbt in einer Helpline. Darüber lernt sie Daniel kennen, der seit zwei Jahren vergeblich versucht, die Polizei davon zu überzeugen, dass seine Schwester ermordet wurde und sich eben nicht selbst das Leben nahm. Daniel gibt Clemmie Grund zur Annahme, dass auch deren Schwester nicht freiwillig in den Tod ging. Gemeinsam gehen sie auf Spurensuche und entdecken Zusammenhänge, die ihnen den Atem rauben.

Die Story ist sehr gut aufgebaut, auch wenn sie sich am Anfang ein wenig zieht, bis sie in die Gänge kommt. Clemmie erscheint mir da etwas zu sehr in Selbstmitleid und Selbstvorwürfen versunken. Dadurch war sie mir erst relativ spät sympathisch. Als sie endlich aufwachte und in Fahrt kam, mit Enthusiasmus nach der Wahrheit suchte, verlor sie viel ihrer Naivität und gewann mächtig Punkte. Die eingebauten Twists und Sackgassen, Spuren und falsche Fährten haben mir weitgehend sehr gut gefallen. Gegen Ende hat es die Autorin doch etwas übertrieben und das Motiv fand ich für all die Mühe und den Aufwand dann doch etwas platt und unbefriedigend. Vom langsamen Anfang zum turbulenten Ende hat sowohl die Story, als auch Clemmie eine erstaunliche Wandlung vollzogen. Dennoch ist genau dies stimmig und realistisch.

Der Stil insgesamt ist gut und vor allem für ein Debut gelungen. Potenzial ist vorhanden und ich denke, hier ist eine Steigerung nicht nur möglich, sondern garantiert. Ich wurde gut unterhalten –nicht zuletzt durch die sehr gute Leistung von Rebecca Veil - und gebe vier Sterne.

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