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Veröffentlicht am 05.03.2024

Das Leben im Westen kann nur gut sein... oder etwa nicht?

Das Jahr ohne Sommer
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Danke an Vorablesen und den Ullstein Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Das Jahr ohne Sommer ist ein Buch, das keinem ähnelt, was ...

Danke an Vorablesen und den Ullstein Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Das Jahr ohne Sommer ist ein Buch, das keinem ähnelt, was ich je gelesen habe. Es erzählt die Geschichte von einem namenlosen Kind, das in der DDR geboren wird und nach einer gescheiterten Flucht in einem Kinderheim und bei seiner Oma lebt, bis die Eltern es in den Westen nachholen können. Die Geschichte begleitet die Familie in ihrem Alltag zwischen dem verheißungsvollen, goldenen Westen und dem einengenden, grauen Osten, bis 1989 schließlich die Mauer fällt. Dabei stellt das Buch aber genau diese Dualität und Gegensätze von BRD und DDR in Frage, und stellt die Suche nach Heimat in den Mittelpunkt.

„Unser Leben musste gut sein, es konnte gar nicht anders als gut sein, hier im äußersten Westen des Landes, nach allem, was uns passiert war.“ (S. 154)

Da ich erst nach dem Mauerfall geboren bin, sind solche Geschichten für mich immer wie ein Blick in eine andere Realität, fast dystopisch kommen mir die Geschehnisse rund um die DDR vor. Und dabei sind sie alle war. Genau wie diese Geschichte, die autobiographisch von der Autorin geprägt ist (was mir beim Lesen erst nicht so klar war).

Die kurzen Kapitel sind leicht und zugänglich zu lesen trotz den teils sehr langen Sätzen, haben aber auch etwas Episodenhaftes an sich, sodass es sich mehr wie eine Aneinanderreihung von Begebenheiten liest als eine richtige Geschichte. Ich bin zwar durch die Seiten geflogen (es ist auch ein kurzes Buch), aber richtig in die Tiefe ist die Geschichte für mich leider nicht gegangen.

Inhaltlich hat es mir gut gefallen. Es fällt mir auch schwer, hier etwas Schlechtes zu sagen, weil es sich ja um echte Lebensrealitäten von der Autorin und ihrer Familie handelt. Der Kontrast zwischen Ost und West, genauer gesagt Leipzig und Aachen, wird in Anekdoten sichtbar. Familienurlaube und Alltag dominieren die Erzählung, und immer wieder auch die Musik, da die Eltern beide Musiker sind. Die Mutter wird arbeitsunfähig, depressiv, während der Vater in Aachen aufzublühen scheint. Auch hier wird wieder ein spannender Kontrast geschaffen, der zeigt, wie unterschiedlich Personen auf die gleichen Umstände reagieren.

„Die Dur-Welt meines Vaters, seine Heiterkeit und Lautheit waren eine Zumutung. […] Die Moll-Welt meiner Mutter war mir vertrauter, ich fühlte mich zu Hause in ihr.“ (S. 155)

Es ist ein teils sehr melancholisches Buch, weil wie erwartet doch nicht alles im Westen perfekt ist, die Familie immer noch von Problemen verfolgt wird und die depressive Traurigkeit der Mutter auch auf die Tochter überschwappt. Diese authentischen Einblicke in die Konflikte von Menschen aus der DDR haben mir gut gefallen.

Leider ist die emotionale Distanz bis zum Ende geblieben, und das Ende mochte ich irgendwie gar nicht. Dort ist mir erst bewusst geworden, dass hier die Autorin biographische Elemente eingebaut hat, weil sie plötzlich den kompletten weiteren Verlauf ihres Lebens beschrieben hat, inklusive ausführlicher Erzählungen zu ihrer Herzkrankheit und irgendwie hat mich das thematisch sehr rausgerissen, und ich habe den Zusammenhang zu dem vorherigen Teil nicht gesehen. Ich glaube, ich hätte es stimmiger gefunden, wenn die Autorin ihre Erzählungen kurz nach dem Mauerfall beendet, dann wäre das irgendwie ein guter natürlicher Abschluss gewesen, der einem noch Raum für Fantasie lässt.

Ich gebe insgesamt 3.5 ⭐️und fand die Einblicke in das Leben eines Kindes, das zwischen DDR und BRD aufwächst, wirklich sehr interessant, aber hätte mir mehr Nähe und Emotionalität gewünscht.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Über die Notwendigkeit von Liebe

Hallo, du Schöne
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Danke an Vorablesen und den Dumont Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Bei diesem Buch ist es mir sehr schwer gefallen, eine Meinung ...

Danke an Vorablesen und den Dumont Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Bei diesem Buch ist es mir sehr schwer gefallen, eine Meinung zu formulieren. Ich bin immer noch überzeugt, dass das Cover eins der schönsten ist, was ich je gesehen habe. Gleichzeitig hat das Buch von überall so viel Lob erhalten, dass meine Erwartungen vielleicht doch zu hoch waren. Aber von vorne…

Es geht um William Waters, der von seinen Eltern nicht die Liebe erhält, die er benötigt und sich deshalb dem Basketball spielen widmet. Auf dem College lernt er Julia kennen, die aus einer großen Familie samt drei Schwestern stammt und die Padanovas laden ihn ein, Teil ihrer Familie zu sein. Mehrere Schicksalsschläge und die dunklen Emotionen aus Williams Elternhaus stellen die Beziehungen und Loyalitäten der Schwestern auf eine harte Probe, und verändern das Leben der Charaktere über Generationen.

Das Buch setzt in den 70er Jahren in Chicago an und ist unglaublich atmosphärisch. Aus wechselnden Perspektiven von vor allem William und Julia, aber auch den anderen Schwestern, begleiten wir die Charaktere bis in die 2000er Jahre hinein. Schon da hat es für mich manchmal gehapert, weil die einzelnen Kapitel teilweise mehrere Jahre umfassen und der Erzählstil auf mich dadurch sprunghaft gewirkt hat, wenn ständig die Personen und der Zeitraum gewechselt haben. Andererseits wurden alle relevanten Szenen erwähnt, aber ich hätte mir den Übergang doch etwas flüssiger gewünscht.

Was ich schön fand, war die aufgebaute Parallele zu Little Women, die immer mal wieder erwähnt werden und bei der die Padanova-Schwestern sich nie fest einer March-Schwester zuordnen, sondern diese Entsprechungen im Laufe des Buches sich immer wieder verschieben. Nur als Hinweis: Solltet ihr Little Women unvoreingenommen lesen wollen, so werdet ihr hier für eine Schlüsselszene gespoilert. Das finde ich irgendwie schade, weil ja es ist ein Klassiker, aber man kann trotzdem nicht davon ausgehen, dass alle den Verlauf der Geschichte kennen. Aber gut.

Sympathisch sind die Charaktere nicht wirklich, sie sind alle die Ergebnisse ihrer Zeit und Erziehung, und deshalb finde ich es sehr realistisch, dass Julia sehr stur ist und auch ihre Mutter eher konservativ reagiert, als z.B. eine der Schwestern ein uneheliches Kind bekommt. Trotzdem fand ich es dadurch teilweise schwierig, mich zu motivieren weiterzulesen – für meine Verhältnisse habe ich doch relativ lang an dem Buch gelesen – weil es immer mal wieder Zeiten gab, in denen mich das Schicksal von niemandem interessiert hat. Besonders in der Mitte hat es für mich etwas nachgelassen, aber als es dann mehr um William aber auch Alice ging, wollte ich unbedingt weiterlesen.

Was ich an dem Buch gut fand, war dass man die Spuren der Erziehung der einzelnen Charaktere bis in die nächste Generation mitverfolgen konnte, was mich nachdrücklich bewegt hat. Familie ist mehr als DNA und die vererbten Informationen, Familie ist auch Sozialisation und manche Dinge kann man nicht ausblenden – genauso wie manche Dinge aber überhaupt nicht vererbt werden, und etwas sind, was sozial entstehen kann.

Insgesamt komme ich auf 3.5 Sterne, die ich auf 4 aufrunde. Es ist eine eher ruhige und vielschichtige Familiensaga, und manchmal hätte ich mir etwas Vielschichtigkeit und Detailreichtum gewünscht, statt den großen Zeitsprüngen. Die Atmosphäre und das Setting haben mir gut gefallen, ich fand Ort und Epoche ansprechend gewählt! Auch der Schreibstil hat mir größtenteils gefallen, wobei mir manchmal zu viel erklärt wurde und ich auch gerne manche Sachen einfach nur beschrieben bekommen hätte, um dann selber etwas dazu zu überlegen. Den ganz großen Hype um das Buch kann ich jetzt nicht nachvollziehen – ich weiß nicht, ob man es unbedingt lesen MUSS, aber ich bereue es nicht es gelesen zu haben und hatte insgesamt doch eine gute, wenn auch etwas stockende Lesezeit mit „Hallo, du Schöne“.

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Veröffentlicht am 11.02.2024

Wichtiges Thema, eher oberflächliche Umsetzung

Stars In Your Eyes
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Danke an Vorablesen und den Forever Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Felix Ever After und King and the Dragonflies von Kacen Callender ...

Danke an Vorablesen und den Forever Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Felix Ever After und King and the Dragonflies von Kacen Callender haben mich beide sehr berührt, während How do I tell them I love them? mich letzten Sommer etwas zwiegespalten zurückgelassen hat aufgrund der schwierigen Erzählperspektive.

Aber ich wollte unbedingt das New Adult Debüt desder Autorin lesen, und der Klappentext sowie das wunderschöne deutsche Cover haben mich neugierig gemacht. Fake Dating in Hollywood? Ist eigentlich immer ein Erfolgsgarant bei mir! Im Dezember erst hatte ich die Hollywood Dreams Reihe von Kathinka Engel beendet und geliebt, die in zwei Bänden ein relativ ähnliches Thema behandelt, nämlich auch eine Fake Dating Geschichte am Filmset zwischen Bad Boy und Newcomer. Inhaltlich gibt es sehr viele Unterschiede, also kann man alle Bücher getrost lesen, aber formal gibt es zwei Dinge, die ich hier hervorheben möchte:

Kathinka hat eine Dilogie geschrieben, während Stars in Your Eyes ein Einzelband ist
Stars in Your Eyes behandelt einen Zeitraum von mindestens drei Jahren, Hollywood Dreams geht über maximal zwei Jahre
Und ich glaube, da haben meine Probleme mit dem Buch angefangen.

Ich fand, es hat super stark angefangen. Mattie und Logan lernen sich kennen, mögen sich nicht und ihre Ablehnung ist nachvollziehbar, die folgende Annäherung langsam und authentisch. Beide sind vorbelastet – an dieser Stelle auch der Hinweis, dass ihr euch die Triggerwarnungen anschauen solltet; ich fand manche Szenen doch sehr heftig und explizit.

Aber in der 2. Hälfte geht alles super schnell, es gibt ständig Zeitsprünge von mehreren Monaten, deren zeitliche Einordnung man sich über den Fließtext erschließen muss. Die Emotionalität der Liebesgeschichte fehlt mir, und wenn ich ehrlich bin, hätte dieses Buch vom Verhalten der Protagonisten her auch Young Adult sein kann. Der einzige Aspekt, durch den das Buch definitiv kein Jugendbuch mehr ist, sind die doch sehr expliziten und auch harten Sexszenen (mir persönlich teilweise auch zu krass).

Im Buch sind mehrere mixed-media Elemente zu finden, also immer mal wieder Ausschnitte aus (verschriftlichen) YouTube Videos, Zeitungsartikeln, Matties Biografie etc., und auch Ausschnitte aus einer Fanfiction. Einerseits fand ich es cool, dass sowas mit eingebaut wurde, besonders wenn es Reflexionen der Charaktere waren, aber teilweise hat die Platzierung dieser Elemente den Lesefluss gestört, und war „im Weg“ von der eigentlichen Geschichte. Und diese Fanfiction war mega cringe, aber gut…

Außerdem hat mir dieses Buch eindeutig zu viel telling statt showing gemacht; es hat mir also eher erzählt, wie eine Person ist, anstatt mir Aktionen zu zeigen, die auch genau das ausdrücken.



Stars in Your Eyes lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Ich finde die Stimme von Kacen Callender unglaublich wichtig; es freut mich so sehr, dass eine queere Person of Color angekommen ist in den großen Verlagen der deutschen Buchwelt. In den Büchern von Kacen kommen auch genau diese Themen – Queer sein und/oder PoC sein – immer wieder vor, genau wie hier, und es ist so wichtig, die Own Voices Perspektive einfließen zu lassen. Und gleichzeitig fand ich dieses Buch einfach nicht gut ausgeführt, schlecht strukturiert bzw. schlechtes Tempo, und zu wenig on-page emotionale Entwicklung der Liebesgeschichte. Das Buch ist eine gute Geschichte, wenn es um Aufarbeitung von Trauma und den Druck in Hollywood als (Kinder-)Star sieht, aber verfehlt in meinen Augen etwas das Ziel, eine emotionale Liebesgeschichte zu sein. Und ja, das kann auch daran liegen, dass hier versucht wurde, sehr viel Zeit/Entwicklung in nicht ganz so viele Seiten zu packen – um wieder auf meinen Vergleich vom Anfang zurückzukommen: eventuell hätte es als Dilogie besser funktioniert, oder mit einem weniger ambitionierten Thema.

Ich gebe 3.5 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Vorletzter Band: Das Ende naht

Keeper of the Lost Cities – Sternenmond (Keeper of the Lost Cities 9)
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Danke an NetGalley und den arsEdition Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon jedoch unabhängig.

Band 9. Wir sind fast am Ende und ehrlicherweise muss ...

Danke an NetGalley und den arsEdition Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon jedoch unabhängig.

Band 9. Wir sind fast am Ende und ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich auch froh bin, wenn diese Reihe vorbei ist. Ich hatte eine gute Zeit, aber wir begleiten Sophie und Co. schon seit fast 7.000 Seiten und irgendwann ist halt alles erzählt. Und ich habe das Gefühl, dass ich eventuell auch zu alt bin für diese Reihe, da der erste Band im Original ja auch schon vor 11 Jahren erschienen ist.

Wie schon bei den vorherigen Büchern fällt mir auf, dass kaum etwas an Handlung passiert. Es gibt viele Szenen der Freundesgruppe, Rumalbern und Nachdenken, aber die bringen die Handlung halt auch nicht voran.

Es gibt einige wenige Enthüllungen über Personen mit geheimen Identitäten, Keefe ist verschwunden und muss irgendwie wieder gesucht werden, und bezüglich Sophies romantischem Interesse zeigt das Buch zum Ende hin eine ganz eindeutige Richtung an. Und ja, das Buch endet mit einem echt coolen Cliffhanger (das ich sowas mal sage…) und damit hätte ich nie gerechnet! Waren das die gut 700 Seiten wert? Ich weiß es nicht.

Ja, ich werde Band 10 (den wirklich aller, allerletzten Band, der in einem Jahr kommen soll) noch lesen. Ich bin schon soweit gekommen und will endlich Antworten auf meine Fragen (die nach Band 9 nur noch zahlreicher geworden sind). Seit Band 5 (!) merke ich aber auch immer wieder an, dass es sich zieht und man hingehalten wird. Es werden immer mehr Charaktere, die man sich kaum noch merken kann und das verlängert das Buch natürlich auch. Das finde ich einfach schade.

Ich gebe 3.5 Sterne, aber aufgerundet auf 4, und habe große Hoffnungen in den 10. Band, dass der das actionreiche, Antwort-gefüllte Finale ist, auf das wir schon so viele Jahre (und Seiten) warten.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Mehr Influencer-Reisetagebuch als Alltags-Ratgeber

Vom Glück, allein zu sein
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Danke an NetGalley und den Piper Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestelt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Auf „Vom Glück, alleine zu sein“ war ich sehr gespannt. Den Instagram-Account ...

Danke an NetGalley und den Piper Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestelt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Auf „Vom Glück, alleine zu sein“ war ich sehr gespannt. Den Instagram-Account der Autorin „@luiseliebt“ kannte ich schon länger, und da in diesem Juli die erste längere Reise allein anstand, klang das Buch nach der perfekten Reiselektüre.

Der Untertitel „Wie wir die Zeit mit uns selbst genießen können“ hat in mir den Eindruck erweckt, es handle sich u.a. um einen Ratgeber. In Wahrheit ist es ein Mix aus Reisetagebuch und Essay über das Leben der Autorin. Ich glaube, das ist oft so ein Problem mit mir und „Influencer“-Büchern: ich finde, dass das Leben der Personen zu sehr in den Mittelpunkt gestellt wird, als das es handfeste Tipps gibt. Und für mich war es okay, da ich wie gesagt die Beiträge der Autorin immer mal wieder gerne schaue, aber ich hätte es mir doch noch etwas allgemeiner wie einen Ratgeber vorgestellt. Außerdem geht es hier eigentlich nur ums (alleine) Reisen, was ich auch schade fand, weil ich gerne viel mehr über das Meistern des Alltags alleine erfahren hätte - denn der Alltag macht einfach den Großteil unseres Lebens aus und Reisen nur wenige Tage/Wochen im Jahr (zumindest bei den meisten Menschen).

Der Schreibstil ist so wie die Autorin auch auf Instagram schreibt: jugendlich-leicht und voller Anglizismen. Das Buch lässt sich sehr schnell durchlesen, es sind ja auch „nur“ 260 Seiten und ich hatte es an zwei Tagen durch.

Inhaltlich habe ich mir schon viele schöne Stellen markieren können, die mir schon Mut gemacht haben, mehr alleine zu machen, wie die folgenden:

„Das Leben ist kein Wartezimmer, in dem du rumsitzt, bis jemand da ist, der etwas mit dir erleben will.“

„Der Alltag und die vielen Eindrücke sind wie ein Wasserglas, welches mit Sand gefüllt ist und geschüttelt wird. Durch das Alleinsein setzt sich der Wand ab – wir sehen klarer.“ (Zitat von Psychologin Ursula Wagner)

„Allein losziehen kann heilsam und aufregend sein, gesellig oder einsam, langweilig oder abenteuerlich. Am Ende ist es das, was wir selbst daraus machen – oder machen wollen.“

„Vielleicht sind wir alle gar nie wirklich allein. Für den Moment sind wir vielleicht einfach nur «für uns».“

Insgesamt bleibt es mir aber doch etwas wuselig und wirr. Ich mochte die Anekdoten, auch über ihr Liebesleben und Dates, über Reise-Fails und Co., aber im Nachhinein habe ich wenig darüber gelernt, wie ich die Zeit mit mir selbst besonders im Alltag genießen kann. Um auf eine Bewertung zu kommen, habe ich mir mal angeschaut, welche Kriterien CAWPILE für ein Sachbuch vorschlägt – da sind u.a. die Punkte „Informationsgehalt“ und „persönlichen Einfluss“ (personal impact), und wenn ich ehrlich bin: da kann dieses Buch leider gar nicht punkten.

Ich gebe 3.5 von 5 Sternen und bin ehrlich: bei dem stolzen Preis von 17 Euro bei unter 300 Seiten ist das Buch wirklich eher für Fans von Luise, statt für Menschen wie mich, die sich (wissenschaftlich) über das Alleinsein und Strategien für dessen positives Framing informieren wollen.

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