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Veröffentlicht am 04.06.2024

Eine Amerikanerin in Paris

Die Muse von Dior
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In "Die Muse von Dior" geht es um Copper (eigentlich Oona), eine Amerikanerin, die mit ihrem Mann Amory in den Kriegsjahren nach Paris geht. Ihr Mann ist Kriegsreporter und Copper selbst ist Journalistin. ...

In "Die Muse von Dior" geht es um Copper (eigentlich Oona), eine Amerikanerin, die mit ihrem Mann Amory in den Kriegsjahren nach Paris geht. Ihr Mann ist Kriegsreporter und Copper selbst ist Journalistin. Eine Anstellung fand sie dank ihm. Ihr Kollege, ein Trunkenbold, ist oft nicht in der Lage seine Berichte und Texte rechtzeitig abzugeben, sodass sie diese verfasst und in der Redaktion einreicht.

Ihr Mann Amory ist ihr regelmäßig untreu. Er entschuldigt sich zwar dafür, tut es jedoch immer wieder. Irgendwann kann Copper es nicht mehr ertragen, da er auch in ihrem eigenen Zuhause keine Ausnahme macht. Als sie eines Abends mit ihm weggeht und Christian Dior begegnet, der liebevoll, aufmerksam und ehrlich ist, wendet sich das Blatt. Amory reißt selbst an diesem Abend wieder eine Frau auf, mit der er die Bar verlässt. Als Copper von Dior nach Hause gebracht wird, finden sie ihren toten Kollegen im Hausflur und alarmieren die Polizei. Am nächsten Tag als Amory heim kommt, beendet Copper ihre Beziehung und fordert die Scheidung. Christian Dior gibt ihr Unterschlupf in seiner Wohnung und besorgt ihr kurze Zeit später eine eigene Wohnung, die sogar möbiliert ist. Dank ihm gelangt sie in andere Kreise und bekommt Freunde, wie Suzy Solidor oder Bekannte wie Ernest Hemmingway.

Eines Tages steht Pearl vor ihrer Tür. Die Frau, die Amory an dem Abend aufgelesen hat, als ihr Kollege verstarb. Sie entschuldigt sich bei Copper und möchte ihre Mitbewohnerin werden. Die Unterhaltung zwischen den beiden ist sehr witzig, weil Pearl total dreist und Copper völlig entsetzt ist. Die Sprecherin hat das sehr gut umgesetzt. Man konnte stets raushören, wen der beiden Frauen sie spricht. Generell ist das Hörbuch sprachlich sehr zu empfehlen. Letztlich nimmt Copper sie tatsächlich auf und die zwei werden sogar Freundinnen, auch, wenn Pearl ein ganz anderes Kaliber ist. Sie ist dank ihres Freundes kokainsüchtig, will zwar clean werden, schafft es aber nicht.

Copper verkehrt indes in Diors Kreisen und bendelt mit Suzy an. Sie ist vernarrt in Copper und will sie unbedingt für sich haben. Kurzzeitig sah es so aus, als würde Copper darauf eingehen, aber dann lernt sie Henri kennen und entscheidet sich letztlich für ihn.

Dior hat ihr derweil schon das ein oder andere Kleid designt und dank ihr Inspiration gefunden.

Obwohl Henri 20 Jahre älter ist als sie, heiratet sie ihn letztlich, wenn auch mit vielen Komplikationen. Amory hingegen verkraftet die Bilder, die er im Krieg hautnah miterlebt sehr schlecht und versucht sogar sich das Leben zu nehmen.

Christian Dior wirkt während der ganzen Geschichte wie der netteste Mensch der Welt. Er ist immer aufrichtig, verständnisvoll und liebenswert. Und er leidet, weil er nicht weiß wo seine Schwester Cathrin ist und ob sie noch lebt. Er besucht regelmäßig eine Wahrsagerin, die tatsächlich mit allem was sie prophezeit letztlich recht hat. Irgendwann kommt Cathrin nach Hause und sie finden sich wieder, aber sie ist vom Krieg und der Gefangenschaft gezeichnet. Generell lernt man während dieser Geschichte, wie schlimm die Kriegsjahre auch für diejenigen waren, die überlebt haben, aber wenig besaßen, nicht wussten, ob ihre Angehörigen noch lebten und dass selbst Reporter nicht stark genug waren, die Bilder zu ertragen, die sich ihnen boten. Auch wird hier noch einmal erwähnt, dass zwar die Deutschen verachtet wurden, aber auch die eigenen Landsleute irgendwann zu schlimmen Taten fähig waren.

Als Dior widerwillig eines Tages nach langem Hin und Her endlich das Angebot annimmt, in ein Modehaus einzusteigen, seine eigene Kollektion zu entwerfen und finanzielle Mittel bekommt, verändert er sich. Er ist unhöflich, aufgekratzt, sehr kritisch mit sich selbst und ungehalten. Aber Copper steht ihm zu Seite, als Fotografin und Freundin. Dior genießt bei seiner ersten Kollektion einen bahnbrechenden Erfolg, aber auch dieser wurde zum Teil stark kritisiert.

Ich bitte jeden Leser/Hörer unbedingt dem Nachwort Beachtung zu schenken. Dort wird zu einzelnen Personen noch einiges berichtet, natürlich auch zu Dior selbst. Und ich bin jetzt sehr angeregt seine Biografie zu lesen. Denn der Roman war wirklich gut geschrieben und gesprochen. Ich mochte das Setting und den französischen Flair, aber das Hin und Her zwischen Copper und Suzy fand ich anstrengend und Dior selbst kam mir in der Geschichte auch zu kurz. Ohne den Titel hätte ich der Geschichte auch nicht unbedingt entnommen, dass Copper seine Muse war. Denn so kam es für mich nicht rüber und es wurde auch nicht so bestätigt. Dennoch ist es eine gelungene Geschichte, wenn man etwas über die französische Mode und über Paris in den Kriegsjahren lesen möchte. Ich hätte mir nur gewünscht, dass Dior mehr darin auftaucht.

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Veröffentlicht am 13.12.2023

Die Geheimnisse von Verity Crawford

Verity
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Dieses Buch wurde lange Zeit sehr gehyped und daher war ich neugierig was es damit auf sich hat. Zugegeben: Ich besitze das Buch schon eine Weile, habe es aber dennoch erst kürzlich gelesen. Ich musste ...

Dieses Buch wurde lange Zeit sehr gehyped und daher war ich neugierig was es damit auf sich hat. Zugegeben: Ich besitze das Buch schon eine Weile, habe es aber dennoch erst kürzlich gelesen. Ich musste auch erst einmal alles sacken lassen, bevor ich hierzu eine Rezension verfasse.

Ich fand das Buch unheimlich spannend geschrieben. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und wollte immer wissen wie es weitergeht. Es beginnt damit, dass die Hauptprotagonistin Lowen Augenzeugin eines tödlichen Unfalls wird und das gemeinsam mit Jeremy, den sie bis dato nicht kannte. Sie ist so nah am Geschehen, dass sie das Blut des Toten auf ihre Kleidung bekommt und kurzer Hand sich umziehen muss. Jeremy geht mit ihr zusammen in ein Tankstellenklo und leiht ihr sein Hemd (fragwürdig durchaus). Lowen ahnt nicht, dass sie ihn kurze Zeit später wiedersieht. Sie benötigt die frische Kleidung um zu einem Meeting mit ihrem Agenten zu gehen, dem auch Jeremy und einige Vertreter des Verlages seiner erkrankten Frau beiwohnen. Lowen wird das Angebot zuteil, die begonnene und berühmte Thriller-Reihe von Jeremys Frau fortzuführen, da sie aufgrund eines Unfalls nicht in der Lage sei, das selbst zu tun.

Lowen will den Auftrag erst ablehnen, benötigt aber dringend das Geld. So verhandelt sie eine gute Provision und erklärt sich bereit die Reihe fortzusetzen. Jeremy bietet ihr an, in seinem Haus - genauer gesagt im Arbeitszimmer seiner Frau - die Recherchen aufzunehmen, da sich dort die bisher erschienen Bände der Reihe sowie die dafür nötigen Recherchematerialien und Notizen zu finden sind. Lowen ist anfangs unwohl dabei, in einem fremden Haus in Kartons zu wühlen, aber da sie einen Räumungsbescheid für ihre Wohnung erhalten hat, weil sie mit ihren Zahlungen im Rückstand ist, bleibt ihr kaum eine Wahl.

An dieser Stelle muss ich sagen, dass es mich gewundert und auch gestört hat, dass Lowen keinerlei sozialen Kontakte hatte, bis auf die "Ex-Beziehung" zu ihrem Agenten. Sie konnte bei niemandem wohnen, hat bis zum Ableben ihrer Mutter diese gepflegt, die ihr wiederum nichts hinterlassen hat, aber abgesehen davon hat sie weder Freunde noch Familie - was sehr verwunderlich ist. Letztlich hält sich Lowen mehr als 2 Wochen im Haus der Crawfords auf, da sie zum einen auf eine erschreckende Entdeckung gestoßen ist und zum anderen nach wie vor kein Geld für eine eigene Bleibe hat.

SPOILER:

Jeremy hat seine Zwillingstöchter verloren: die eine ist ertrunken, die andere hatte einen allergischen Schock. Seine Frau ist pflegebedürftig. Dafür kam er mir sehr gefasst vor. Jeder andere hätte wahrscheinlich nicht länger auf der Welt weilen wollen. Er war etwas in sich gekehrt und natürlich nicht lebensfroh, aber auch nicht dem Leben abtrünnig, trotz der schmerzhaften Verluste. Ein gemeinsames Kind blieb: der kleine Crew.

Lowen entdeckt gleich zu Beginn ihres Aufenthalts im Haus der Crawfords ein Manuskript, das Verity als Autobiografie verfasst hat. Ich muss sagen, die Kapitel der Biografie sind dermaßen verstörend, schrecklich und zugegebenermaßen tierisch spannend, dass man als Leser immer wissen will wie es weitergeht. Verity ist in ihrer Biografie von Jeremy und besonders von seiner Liebe und Zuneigung zu ihr absolut besessen. Immer wieder erwähnt sie den phänomenalen Sex der beiden und dass sie so sehr um seine Liebe und Anerkennung buhlt. Sie wird ungeplant schwanger und ist eifersüchtig auf die Kinder, versucht sogar sie loszuwerden. Die Einzelheiten zu lesen, war sehr schlimm und hat mich gut beschäftigt. Sie wollte Jeremy für sich allein und nicht um seine Liebe mit ihren gemeinsamen Kindern konkurrieren. Es war psychotisch und verstörend, aber absolut spannend.

Irgendwann fallen Lowen merkwürdige Dinge auf. Ein Messer mit dem Crew sich schneidet, das plötzlich verschwindet; Verity, die sie durchs Fenster direkt anstarrt; Crew, der behauptet, seine Mom würde mit ihm sprechen, obwohl sie doch angeblich nicht ansprechbar ist; irgendwann steht Verity sogar auf der Treppe und beobachtet Lowen und Jeremy.

Da aber auch Lowen selbst mir merkwürdig vorkam, wusste ich die ganze Zeit über nicht was ich von den einzelnen Charakteren halten soll. Sie selbst ist Schlafwandlerin und wacht sogar einmal bei Verity im Bett neben ihr auf, nimmt starke Tabletten, hat wie gesagt keine sozialen Kontakte und vor allem: ist niemals aus diesem Haus geflüchtet. Bei allem was sie gelesen, beobachtet und miterlebt hat, hätte jede andere Frau das Weite gesucht, auch trotz der Gefühle zu dem verheirateten Jeremy, der diese Emotionen offenbar erwidert.

Ich denke, ich habe genug gespoilert. Fazit: Das Buch ist sauspannend geschrieben, insbesondere die Kapitel aus Veritys Biografie. Allein deshalb sollte man es ruhig lesen, wenn man Thriller oder auch Romance-Thrill gern liest. Was mich gestört hat, war wie gesagt Lowens Verhalten bzw. ihr Leben, das offenbar keinerlei soziale Kontakte beinhaltete, dass sie nie aus dem Haus geflüchtet ist und das Ende. Denn das Ende finde ich etwas fragwürdig und auch ziemlich drüber und ehrlich gesagt, ist Verity selbst Schuld. Vieles hätte anders laufen können, wenn die Datei der Autobiografie nicht so frei zugänglich gewesen wäre. Ich besitze das Buch ohne den Epilog. Den muss ich aber auch unbedingt noch lesen. Theoretisch könnte man auch eine kleine Buchreihe dazu entstehen lassen. Denn ich würde gern noch mehr über die Hintergründe und über Jeremy erfahren und auch was die Wahrheit über alles ist.

Ich empfehle: Lest es, es ist so dermaßen spannend geschrieben, dass man es nicht weglegen möchte.

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Veröffentlicht am 25.07.2023

Die etwas andere Geschichte über Medusa

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
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Ich muss sagen, ich habe eine Weile benötigt um mit dem Schreibstil bzw. den wechselnden Perspektiven der Götter/Sterblichen oder wem auch immer klarzukommen. Denn tatsächlich tauchen unwahrscheinlich ...

Ich muss sagen, ich habe eine Weile benötigt um mit dem Schreibstil bzw. den wechselnden Perspektiven der Götter/Sterblichen oder wem auch immer klarzukommen. Denn tatsächlich tauchen unwahrscheinlich viele Personen in der Geschichte auf, aber am Ende des Buches ist ein Glossar über die einzelnen Charaktere, in dem man immer mal wieder nachlesen kann, wer eigentlich wer ist und zu wem gehört.

Zu Beginn war es etwas verwirrend, aber es war auch mal abwechslungsreich so kurze Kapitel zu lesen.

Medusa wird zu den Gorgonen gebracht und von ihren dortigen Schwestern Euryale und Stheno wie ein eigenes Kind aufgezogen. Die Beziehung der drei hat mich sehr gerührt und bewegt. Im Hintergrund werden aber etliche Komplotte geschmiedet.

SPOILERALARM

Leider geht es in dem Buch weniger um Medusa als ich es erwartet habe. Dass sie zudem ein so schnelles Ende findet, fand ich doppelt enttäuschend. Was mir gut gefallen hat, ist die Recherche über die Gottheiten vorweg. Denn die einzelnen Charaktere und deren Eigenschaften kommen so zur Geltung wie man es bisher oft gelesen hat. So muss ich wieder sagen, dass Athene für mich die authentischste Person ist. Ob man sie mag oder nicht, sei irrelevant, aber sie hat auf jeden Fall Charakter, der auch in diesem Buch sehr gut rüber gebracht wurde. Dasselbe gilt für die Gleichgültigkeit des Zeus und seiner klugen Frau Hera. Poseidon ist hier wieder einmal ein Ekel, aber damit habe ich gerechnet.

Die Entwicklung und Darstellung von Athene sowie der schwesterliche Zusammenhalt der Gorgonen hat mir am besten gefallen. Wer für mich absolut unsympathisch war, war Perseus. Er war nervig, gierig und unausstehlich. Noch dazu glänzte sein Charakter leider nicht mit Intelligenz. Das hat mich zuweilen auch gestört Die Dialoge zwischen ihm und Athene oder auch in Zusammenhang mit Hermes waren sehr flach und Fragen wurden wiederholt gestellt und beantwortet. Da hatte ich schon manchmal das Gefühl, dass die Kapitel irgendwie gefüllt werden müssen. Auch hat mir das Ende nicht gefallen. Denn letztlich war Medusa in ihrer eigenen Geschichte eine Nebenfigur, Perseus wurde ab einem gewissen Punkt zur zentralen Figur und man hat nicht erfahren wie es für alle einzelnen Personen weiterging, beispielsweise für die Gorgonen, die um ihre Schwester trauerten. Und was ist letztlich aus Perseus und Andromeda geworden nachdem Athene ihm das Haupt der Medusa abgenommen hat?

FAZIT:

Ich denke, wenn man nicht darauf aus ist, die komplette Geschichte fokussierend auf Medusa zu lesen und mit den wechselnden Erzählperspektiven zurecht kommt, kann das schon mal ein Roman der anderen Art sein. Auf jeden Fall sind die Gottheiten sehr gut ausgearbeitet.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Die Geschichte eines Butlers

Was vom Tage übrig blieb
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In "Was vom Tage übrig blieb" geht es um den Butler Stevens, der in dem Landwesen Darlington Hall beschäftigt ist, Nachdem Lord Darlington verstarb, übernahm Lord Farraday das Anwesen. Inzwischen waren ...

In "Was vom Tage übrig blieb" geht es um den Butler Stevens, der in dem Landwesen Darlington Hall beschäftigt ist, Nachdem Lord Darlington verstarb, übernahm Lord Farraday das Anwesen. Inzwischen waren nur noch wenig Bedienstete in dem Landwesen tätig.

Lord Farraday möchte das gern ändern und als er seinem Butler Stevens vorschlägt ein paar Tage frei zu machen, fährt dieser im alten England umher und will seine einstige Kollegin, die ehemalige Haushälterin Mrs. Kenton besuchen und überreden, an dem Hof zurückzukehren. Da sie in einem Brief mitteilte, dass sie geschieden sei, nahm er an, sie würde dieses Angebot annehmen.

Hier beginnt die Geschichte. Der Butler erinnert sich auf seiner Reise an die vielen Ereignisse in Darlington Hall als der alte Lord dort noch wohnte und er sein Butler war. Stevens nimmt ebenso wie sein Vater seine berufliche Aufgabe sehr ernst - zu ernst. Sein Vater war zur selben Zeit im Landsitz beschäftigt wie Stevens unter der Führung des alten Lords. Aufgrund eines Schlaganfalls kam sein Vater bedauerlicherweise ums Leben. Doch selbst in dieser schlimmen Situation bewahrt Stevens die Fassung und kümmert sich um alle anwesenden Gäste, die an dem besagten Tag im Hause Darlington Hall geladen waren.

Das Szenario spielt außerdem zu Kriegszeiten, sodass auch der Konflikt zu jüdisch Gläubigen hier mit aufgeführt wird und auch die politische Haltung der höhren Gesellschaft hier thematisiert wird.

Zwischenzeitlich wird dem Leser auch klar, dass Mrs. Kenton sich zu dem Butler hingezogen fühlt und sich wünscht, er würde ihr entgegen kommen, den ersten Schritt wagen oder - um es flach auszudrücken - sein roboterhaftes Verhalten ablegen und irgendwie menschliche Gefühle äußern statt immer nur Höflichkeiten auszutauschen. Aber Stevens ist ein Profi in seinem Job und außerdem immer gefasst, kultiviert und ergeben. Denn trotz seiner eigenen Intelligenz hinterfragt er die Meinung seiner Lordschaft niemals und handelt immer nach dessen Willen. So kommt es, dass Mrs. Kenton privat jemanden kennenlernt, seine Frau wird und mit ihm wegzieht. Später nach der Scheidung, als sie und Stevens sich wiedersehen, erklärt sie, dass sie dennoch nicht an dem Landhof zurückkehren wird. Denn sie möchte leben. Sie möchte trotz allem mehr als nur einen Full-time-Job und stellt die Frage, was vom Tage und damit einhergehend von einem selbst noch übrig bleibt, wenn ein Arbeitstag in dem Haus rum ist, in dem man arbeitet und wohnt. Das gibt Stevens zu denken und er blickt auf sein Leben zurück und sieht ein, dass er mehr als das eigentlich nicht hatte. Er vertraut sich einem völlig Fremden auf einer Parkbank an und lässt sein Leben Revue passieren.

Es ist eine interessante Geschichte und ein guter Aspekt. Aber der Schreibstil war zuweilen oft anstrengend und die Handlung ist letztlich nie exponenziell gestiegen. Daher vergeben ich drei Sterne für das gute Thema, in dem ich mir mehr Emotionen gewünscht hätte und einen Schreibstil ohne Schachtelsätze und Wortwiederholungen.

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Zelda & Beckett

Be My Tomorrow
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Wieder einmal eiin schönes Buch aus der Feder von Emma Scott. Ihr Schreibstil und ihre Protagonisten sind stets einmalig und authentisch.

Ich glaube, Beckett ist der bisher schönste männliche Charakter, ...

Wieder einmal eiin schönes Buch aus der Feder von Emma Scott. Ihr Schreibstil und ihre Protagonisten sind stets einmalig und authentisch.

Ich glaube, Beckett ist der bisher schönste männliche Charakter, über den ich aus ihren Büchern lesen durfte :D

Wie immer sind die Kapitel aus den verschiedenen Perspektiven der beiden Hauptcharaktere geschrieben. Zelda ist eine Künstlerrin. Sie zeichnet eine Graphic Novel, weil sie Comics liebt und darin den Verlust und die Trauer um ihre Schwester verarbeitet. Beckett ist ein Straftäter, der seine Tat zutiefst bereut, hart und viel arbeitet um irgendwie über die Runden zu kommen und nicht daran glaubt, Zuneigung und Liebe zu verdienen.

Die Wege der beiden kreuzen sich zufällig und Zelda bietet ihm ein Wohnungsarrangement an, um beiden finanziell aus der Patsche zu helfen. Das klappt tatsächlich sehr gut. Dadurch freundet sich Zelda schnell mit Becketts bester Freundin an, die wie er einen Bewährungshelfer hat und versucht ihr Drogenproblem in den Griff zu bekommen.

Es ist eine schöne Geschichte mit starken Charakteren, aber es ist nicht die beste Geschichte von Emma Scott. Zum Einen sucht sich Zelda einen Job um Geld für Miete und Lebensunterhalt zu verdienen. Darlene, Becketts beste Freundin, hilft ihr dabei. Sie kennt jemanden, der ihr einen Gefallen schuldet und schwupdiwups: Zelda bekommt den Job und verdient dort auch richtig viel. Ansonsten erfährt man über ihre Arbeit im Café gar nichts. Sie hat den Job einfach und das läuft so im Hintergrund. Ihre Graphic Novel muss sie überarbeiten, weil der Verlag, der daran interessiert ist, bemängelt, dass es der Story an Herz fehlt. Also hilft Beckett ihr bei der Geschichte. Er schreibt die Texte zu ihren Zeichnungen und hilft ihr somit auch gleichzeitig bei der Trauerbewältigung um ihre Schwester.

Beckett schreibt Briefe an die Frau, in deren Wohnung er einst mit Freunden eingebrochen ist um Wertsachen und Geld zu stehlen. Er sucht Vergebung und kann mit seiner Tat schlichtweg nicht umgehen. Erst als sie ihm vergibt, kann Beckett nach vorn sehen und glücklich sein. Er und Zelda geben einander im Prinzip den Halt, den sie brauchen.

Es ist wieder einmal eine gute Geschichte, die sich prima lesen lässt. Die Charaktere sind sehr gut veranschaulicht und der Leser befindet sich inmitten der Story. Was mich allerdings gestört hat, war zum einen Darlene. Ihr Charakter war völlig überdreht und in meinen Augen nicht authentisch. Noch dazu finde ich sie mehr als fragwürdig und am Ende taucht sie auch gar nicht mehr auf. Die Tatsache, dass Zelda so leicht einen Job bekommen hat, der danach auch nur noch nebenbei erwähnt wird, fand ich auch etwas zu simpel. Was mich aber am meisten stört, sind die übertriebenen Happy Ends. In den letzten Büchern von Emma Scott ist mir bereits aufgefallen, dass zwingend alles perfekt ausgehen muss, aber es ist aus meiner Sicht zu viel des Guten. Es ist doch schön, wenn die beiden Protagonisten sich kriegen. Müssen sie jedes Mal heiraten, Kinder kriegen und bestbezahlte Jobs bekommen? Es ist aus meiner Sicht too much. Ich habe es schon bei "Between your words" etwas bemängelt, aber da war die Story so mega gut, dass man darüber hinwegsehen konnte. Am besten finde ich von Emma Scott im Übrigen die Dilogien. Da ist die Tragik größer und die Situationen etwas realistischer.

Aber alles in allem ist das Buch lesenswert und wer übertriebene Happy Ends liebt, kommt hier voll auf seine Kosten.

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