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Veröffentlicht am 26.07.2023

Hass-Liebe gesucht

Cleopatra und Frankenstein
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Mit "Cleopatra und Frankenstein" hat Coco Mellors es geschafft, ein Buch zu schreiben, dass zeitweise extrem unbefriedigend wirkt und dann die Leser:innen wieder einfängt und zeigt, dass nicht alles immer ...

Mit "Cleopatra und Frankenstein" hat Coco Mellors es geschafft, ein Buch zu schreiben, dass zeitweise extrem unbefriedigend wirkt und dann die Leser:innen wieder einfängt und zeigt, dass nicht alles immer perfekt sein muss um doch befriedigend zu sein.

Wir verfolgen Cleo und Frank, ein sehr ungleiches Paar über etwas mehr als ein Jahr hinweg und sehen ihnen und ihrem Umfeld zu, wie sie ihre Beziehung, ihr Alter und ihre inneren Dämonen navigieren. Dabei geht es weniger um sie als romantisches Paar, sondern mehr darum, was die beiden füreinander sind. Anfangs war ich etwas enttäuscht, dass man gerade in der frühen Phase ihrer Beziehung nicht wirklich an der Entwicklung als Paar beteiligt ist, sondern sie einfach passiert, aber je weiter man in ihre Köpfe abtaucht, desto klarer wird, warum Coco Mellors sich dafür entschieden hat und ich fand es genau richtig.

Die Charaktere in diesem Buch sind sehr fehlerhaft und zeitweise wirklich unsympathisch. Man darf in alle ihre Perspektiven kurz eintauchen und damit Vignetten ihrer Selbst und von New York mitverfolgen. Die meisten der Charaktere passen objektiv nicht zusammen, brauchen sich aber dennoch irgendwie gegenseitig um zu wachsen und das fand ich schön zu beobachten.

Der Schreibstil von Coco Mellors ist sehr interessant. Er ist roh, stellenweise derb und lässt sich super schnell weglesen. Ich verstehe den Vergleich zu Sally Rooney schon irgendwo.

Für mich war Cleopatra und Frankenstein eine Hass-Liebe an New York, an ihre Charaktere und an fehlerhafte Menschen, wie man sie überall trifft. Keine typsiche Liebesgeschichte sondern vielmehr ein Microkosmos von Menschen, die ihre Probleme gemeinsam bewältigen und einfach existieren.

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Veröffentlicht am 23.06.2023

Marcus is back!

Die Affäre Alaska Sanders
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Er ist wieder da und ermittelt: Schriftsteller Marcus Goldman kann es einfach nicht lassen. Und Joel Dicker auch nicht. Auch im dritten Teil der Reihe um MG hat er mich wieder in seinen Bann gezogen.

Ich ...

Er ist wieder da und ermittelt: Schriftsteller Marcus Goldman kann es einfach nicht lassen. Und Joel Dicker auch nicht. Auch im dritten Teil der Reihe um MG hat er mich wieder in seinen Bann gezogen.

Ich persönlich finde, man sollte die anderen beiden Bücher von Joel Dicker schon gelesen haben, um wirklich alles aus dem Leseerlebnis dieses Buches rauszuholen. Denn gerade am Anfang wird schon fast zu deutlich Harry Quebert und die Baltimores erwähnt, es wirkt am Anfang fast ein bisschen nervig, da dachte ich kurz er würde damit Leser:innen verschrecken, die die Geschichten nicht kennen. Am Ende fängt Joel Dicker es aber wieder gut ein und schafft schöne Synergien, die Leser:innen der anderen beiden Bücher wieder in diese Welt zurückholen und nostalgische Gefühle dalassen, die das Gefühl von Gemeinschaft vermitteln.

Die Charaktere haben mich anfangs auch nicht so abgeholt wie bei Harry Quebert, sie wirkten etwas hölzern und steif. Ebenso die Handlung, diese wirkte anfangs sehr konstruiert. Doch dann hat die Geschichte richtig Fahrt aufgenommen und Marcus ist wieder Marcus, wie man ihn kennt und liebt. Und dann zeigt sich wieder Joel Dickers Talent, ein feines Netz zu weben, in das er die Leser:innen einfängt und sie gleichzeitig mitnimmt auf eine Entdeckungsreise. Die Leser:innen werden nie bevormundet und bekommen Erkenntnisse nicht auf dem Silbertablett serviert sondern dürfen selbst darauf kommen und ermitteln. Man muss den Schreibstil von Joel Dicker einfach lieben - in Dialogen zeigt sich seine wahre Stärke. Und dadurch wirken auch alle Fäden, an denen er zieht total logisch und man verfolgt die verflochtene Handlung, ohne zu stutzen.

Wenn er mich auch nicht so umhauen konnte wie Harry Qubert ist der Fall Alaska doch einer, der mich lange nicht loslassen wird und den ich sehr geliebt habe. Ich freue mich schon auf mehr aus der Feder von Joel Dicker.

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Veröffentlicht am 11.04.2023

Blut ist dicker als Wasser

Malibu Rising
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Taylor Jenkins Reid hat einfach etwas an sich, das es unmöglich macht mit dem Lesen aufzuhören und so war es für mich auch bei Malibu Rising.

Wir begleiten die vier Geschwister Nina, Jay, Hud und Kit, ...

Taylor Jenkins Reid hat einfach etwas an sich, das es unmöglich macht mit dem Lesen aufzuhören und so war es für mich auch bei Malibu Rising.

Wir begleiten die vier Geschwister Nina, Jay, Hud und Kit, alles Kinder des berühmten Sängers Mick Riva bei den Vorbereitungen zu einer großen Party. Dabei kommen Geheimnisse ans Licht, die die Geschwister auf die Probe stellen. Gleichzeitig sehen wir sie jetzt, bei Planung der Party, aber auch ihre Vergangenheit, die sie alle geprägt hat. Das Spiel mit der Zeit ist sehr gut und nahtlos gelungen und man wusste immer, so man sich befindet.

Ich liebe es, wie TJR über ihre vier Romane ein Universum geschaffen hat, das alle Bücher miteinander verbindet, so macht das Lesen noch mehr Spaß, weil man immer wieder Parallelen entdeckt.

In diesem Roman liegt der Fokus eindeutig auf starker Familienbande. Was mir hier besonders gefallen hat, ist wie realistisch die Liebe der Geschwister war. TJR zeigt hier gut die verschiedenen Pole von Familie - von Liebe über Zeiten, in denen man sich nervt aber dennoch zusammenhält. Deswegen konnte ich auch mit allen vier Geschwistern sympathisieren und mitfühlen. Gleichzeitig zeigt sie sehr gut, wie sich Geschichte in Familien wiederholt, wenn man sich nicht traut auszubrechen.

Obwohl hier Familie im Mittelpunkt steht, lässt TJR den Glamour nicht vermissen, den man aus ihren anderen Büchern kennt. Am Ende wurde es mir fast etwas zu viel Namedropping aber das hat sich schnell wieder gelegt, weil doch alles gut zusammengefügt wurde.

Was mir allerdings nicht gefällt ist das deutsche Cover. Das sieht extrem tacky aus und passt meines Erachtens nach zu meiner der Geschwister. Da ist das amerikanische Cover deutlich passender.

Insgesamt ein wundervolles Buch, das man schnell lesen kann, das kurzweilig und trotzdem stellenweise tiefsinnig ist und sich perfekt für den Urlaub oder Sommer eignet.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Relevant und Erschreckend

Dieser Beitrag wurde entfernt
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'Dieser Beitrag wurde entfernt' ist erschreckend relevant. Wir begleiten Kayleigh, die für eine Social Media Plattform, die nie genannt wird, Beiträge bewerten muss, die möglicherweise gegen die Richtlinien ...

'Dieser Beitrag wurde entfernt' ist erschreckend relevant. Wir begleiten Kayleigh, die für eine Social Media Plattform, die nie genannt wird, Beiträge bewerten muss, die möglicherweise gegen die Richtlinien verstoßen und diese dann entsprechend löschen.

Das Buch ist fast wie ein Brief oder ein Geständnis aufgebaut, das die Protagonistin an einen Anwalt abgibt. Ein sehr interessanter Stil und hier finde ich extrem passend. Im Verlauf des wirklich kurzen Buches kann man beobachten, was diese Arbeit ihre Psyche beeinflusst, wie sie in ihre sozialen Beziehungen eingreift und ihr Urteilsvermögen trübt. Das alles passiert erschreckend nüchtern und losgelöst, das ist fast schon leicht gruselig.

Das Cover dazu ist wirklich wunderschön. Für mich zeigt es die bunte Welt der Social Beiträge, die aber im Endeffekt oft nur Rauch und Spiegel sind und gleichzeitig Kayleighs Kopf vernebeln.

Einen Stern würde ich abziehen weil ich finde das teilweise die Balance zwischen persönlichen Leben von Kayleigh und ihrem Beruf nicht wirklich getroffen wurde. Wir erfahren zwar schon was sie sieht, aber meiner Meinung (oder meiner Neugierde) nach etwas zu wenig. Diese Infos hätten der Handlung und ihrer Entwicklung nochmal viel geben können.

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Veröffentlicht am 01.07.2022

Alles was sie geben musste

Die Hennakünstlerin
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In "Die Hennakünstlerin" begleiten wir Lakshmi, eine starke Frau, die vieles auf sich genommen hat, um unabhängig Leben zu können. Ihre vermeintliche Unabhängigkeit und ihre Stärke ist die treibende Kraft ...

In "Die Hennakünstlerin" begleiten wir Lakshmi, eine starke Frau, die vieles auf sich genommen hat, um unabhängig Leben zu können. Ihre vermeintliche Unabhängigkeit und ihre Stärke ist die treibende Kraft hinter allen Entscheidungen und Wirrungen, durch die wir sie in dem Buch begleiten.

Erstmal finde ich es immer interessant, einen Blick in andere Kulturen zu werfen und ihre Lebensweisen kennenzulernen. Für die Zeit, in der das Buch spielt, ist Lakshmi sehr mutig und versucht selbstbestimmt zu leben. Sie lebt aber doch irgendwie im Käfig, in dem sie sich beeinflussen lässt und ihre eigenen Gefühle stilllegt. Ihre Figur ist sehr gut gezeichnet und auch wenn sie manchmal etwas unnahbar wirkt, trägt alles, was sie sagt zum Verständnis ihres Charakters mit und man fiebert mit ihr mit. Ihre Geschichte wurde auch auf eine gute Länge ausgeweitet, ich hatte an keinem Punkt das Gefühlt, gelangweilt zu sein oder Seiten überspringen zu wollen.

Viele Figuren sind sehr gut ausgearbeitet, ein paar bleiben allerdings im Dunkeln finde ich. So finde ich zum Beispiel Ravi wird viel zu wenig besprochen. Auch mit Rada konnte ich mich bis zum Schluss gar nicht anfreunden. klar, sie ist ein Teenager aber ihr Charakter hat mir wirklich gar nicht gefallen und sie wirkte weniger wie eine eigene Person, als mehr wie eine Treiberin der Handlung. Malik habe ich sofort ins Herz geschlossen.

Anfangs fand ich es etwas anstrengend immer wieder ins Glossar zu blättern um bestimmte Wörter nachzuschlagen. Deshalb bin ich irgendwann dazu übergegangen, mir die Wörter aus dem Kontext zu erschließen und nur noch vereinzelt nachzuschauen. Vielleicht hätte ein Glossar am Rand der Seite gut getan?

An sich hat mich das Buch aber gut unterhalten und ich finde, feministisch angehauchte Stimmen aus anderen Kulturen sollten öfter Gegenstand von Literatur werden. Gerade, um mit Vorurteilen aufzuräumen.

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