Erstaunlich kindgerechte Auseinandersetzung mit einem schwierigen Thema
Ich muss gestehen, ich hatte keine großen Erwartungen an das Buch. Das Thema und die Frage, wie der Autor es wohl umgesetzt hat, interessierten mich einfach. Deswegen war ich umso überraschter, dass es ...
Ich muss gestehen, ich hatte keine großen Erwartungen an das Buch. Das Thema und die Frage, wie der Autor es wohl umgesetzt hat, interessierten mich einfach. Deswegen war ich umso überraschter, dass es mich so sehr begeistern konnte.
Vor allem lag das an dem liebevoll gestalteten Hauptcharakter, der die gesamte Geschichte fast im Alleingang trägt. Conor ist für die Zielgruppe nachvollziehbar dargestellt, also nicht zu kompliziert in seinem Denken und Handeln. Und trotzdem können auch Erwachsene mit ihm mitfühlen, da er gleichzeitig nicht zu kindlich wirkt. Gemeinsam mit ihm durchlebt man alle Stadien der Wahrheitsfindung, so schmerzhaft sie auch sein mögen und so Schlimmes sie ans Licht bringen. Er hat mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen, sowohl zuhause als auch in der Schule und seine Reaktionen darauf sind mehr als verständlich, vor allem sobald man die Hintergründe erfährt.
Zur Seite steht ihm eines der ungewöhnlichsten und weisesten Monster, respekteinflößend und dennoch auf gewisse Weise einfühlsam, selbst wenn es das hinter seinem dunklen Humor versteckt. Seine Geschichten erzählen von der Ironie des Lebens, von unerwarteten Wendungen und versteckter Schuld und bringen jene so auch dem älteren Leser näher.
Das alles wird von einem Schreibstil getragen, der relativ einfach und unglaublich poetisch zugleich ist. In simplen, aber eindringlichen Bildern, sowohl in Worten als auch in wunderschönen Zeichnungen, werden einem die Handlung und deren Botschaft übermittelt. Die Atmosphäre dabei ist hauptsächlich düster, nachdenklich stimmend und teilweise auch sehr melancholisch. Allerdings passt das perfekt zur Thematik, ohne dass sie allzu aussichtslos erscheint.
Sterben und der Umgang damit ist niemals leicht, besonders für die davon betroffenen Kinder nicht. Verleugnung, Angst, Frustration, Wut und vor allem das Aufgeben, Loslassen, all das ist auch hier vertreten und schwingt deutlich zwischen den Zeilen mit, sodass man nicht zu viel spekulieren muss. Und gleichzeitig strotzt der Roman vor Leben und den Willen dazu, gerade in der Figur des Monsters, das einen zwingt, sich mit den Schattenseiten auseinanderzusetzen anstatt vor ihnen zu fliehen. Das verleiht der Story eine Tiefe, wie ich sie selten bei einem Jugendbuch erlebt habe.
Fazit
Patrick Ness’ Werk Sieben Minuten nach Mitternacht nach einer Idee und Vorlage von Siobhan Dowd hat mich tief berührt. Die beiden lebendigen und nachvollziehbaren Hauptcharaktere, die bildhafte, sehr poetische Sprache und die dazu passenden Zeichnungen von Jim Kay haben mich sofort für sich eingenommen. Zusätzlich konnten mich die Tiefgründigkeit der Geschichte und die besondere Art des Autors, die Schwierigkeit der Thematik sowohl Kindern als auch Erwachsenen zugleich näherzubringen, sehr begeistert.
Wer Jugendbücher liebt, die sich mit einer ernsten Problematik beschäftigten, eindringliche Figuren zu schätzen weiß und sich gerne in eine gefühlvolle Geschichte verliert, für den ist dieser Roman eine echte Kaufempfehlung!