Überraschungs-Highlight
NincshofWenn ich ganz ehrlich bin, hätte ich von mir aus zu diesem Buch wahrscheinlich nicht gegriffen. Die Grundidee klang zwar witzig, aber so richtig angesprochen hat mich das Thema irgendwie auch nicht. Zum ...
Wenn ich ganz ehrlich bin, hätte ich von mir aus zu diesem Buch wahrscheinlich nicht gegriffen. Die Grundidee klang zwar witzig, aber so richtig angesprochen hat mich das Thema irgendwie auch nicht. Zum Glück hat der Dumont Verlag mich damit überrascht, denn “Nincshof” war für mich ein absolutes Überraschungs-Highlight!
Der Schauort ist ein kleines österreichisches Dorf an der ungarischen Grenze, das sich laut einer Legende vor etlichen Jahren im Schilf versteckt und so ungestört von der Außenwelt existiert hat. Es findet sich eine vierköpfige Gruppe zusammen, die sich “die Oblivisten” nennen und in der Tradition ihrer Dorf-Legende die Geschichte wiederholen wollen: Nincshof soll vergessen werden! Blöd nur, dass sich eine bekannte Dokumentarfilmerin mit ihrem Mann, der mit seiner Irrziegen-Zucht Touristen in die Region locken möchte, im Dorf niederlassen.
Überzeugt hat mich sofort der feine Humor, der sich durch das gesamte Buch zieht und der mich oft zum schmunzeln gebracht hat. Angefangen beim Thema, über die Dialoge bis hin zu Details wie die Irrziegen. Dazu liebenswerte, etwas schrullige Charaktere, wie zum Beispiel die Rentnerin Erna Rohdiebl, die nachts in andere Gärten einbricht, um im Pool schwimmen zu können. Interessant fand ich auch, dass - entgegen der vermutlich meisten Dorf-Historien - in Nincshof einige ziemlich feministische Traditionen herrschen, wie das Weiterreichen des Nachnamens der Frau. Die philosophischen Fragen, die das Thema “Vergessen/Erinnern” mit sich bringt, haben dem Buch eine angenehme Tiefe gegeben - nicht zu seicht, aber auch nicht so tief, als dass es nicht mehr unterhaltend und leicht zu lesen gewesen wäre. Auch wenn ich es am Anfang wirkich nicht gedacht hätte, hat mich das Buch aus einer Leseflaute gezogen und ich habe es quasi gar nicht mehr aus der Hand legen können. Falls ihr also auch dachtet, dass das Buch nix für euch ist: Lest unbedingt mal in der Buchhandlung rein, ob euch der Humor zusagt! Und da ich schon häufiger gelesen habe, dass “Nincshof” etwas an Mariana Leky erinnert, muss ich da wohl auch ganz dringend mal was lesen.