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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2023

Gut gemachter historischer Kriminalroman zum Durchschmökern

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 2)
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Dies ist eine Mischung aus historischem Roman, Kriminalroman und interessanten Erzählungen aus der Gerichtsmedizin. Zugegebenermaßen könnte diese Mischung auch etwas abschreckend wirken, doch in diesem ...

Dies ist eine Mischung aus historischem Roman, Kriminalroman und interessanten Erzählungen aus der Gerichtsmedizin. Zugegebenermaßen könnte diese Mischung auch etwas abschreckend wirken, doch in diesem Buch ist es die perfekte Kombination. Sie macht es spannend, undurchsichtig und sorgt dafür, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen will. Selten habe ich einen Krimi gelesen, bei dem ich so wenig Ahnung hatte, wer der Täter sein könnte. Und in diesem Buch hat man zwischendurch noch nicht mal eine Ahnung, wer das unidentifizierte Opfer sein mag.
Fräulein Anna und der Skandalreporter Fritz von Weynand stehen im Zentrum der Erzählung: Anna als junges Fräulein, das sich in einer von Männern dominierten Welt durchbeißt. Sie ist zurückhaltend, dezent und dennoch unheimlich kompetent und spielt an den entscheidenden Punkten ihr Selbstbewusstsein aus, indem sie zeigt, was sie will. Gänzlich indezent und überall laut und präsent tritt Fritz von Weynand auf, der eigentlich Schwiegersohn einer Adelsfamilie ist. Er treibt sich in den dunkelsten Ecken von Schwabing herum und bringt sich nicht selten durch seine Neugier und seinen Mut in Gefahr. Diese interessante Personenmischung sorgt für ansprechende Dialoge und gänzlich gegensätzliche Sichten auf die Dinge.
Ganz besonders mochte ich an diesem historischen Kriminalroman das düstere Setting in den Anfängen des ersten Weltkriegs. Man spürt richtig, dass es der Gesellschaft nicht gut geht und wie die Menschen – ganz besonders die allein zurückgebliebenen Frauen und die Männer kurz vor der Einberufung – sich gefühlt haben müssen. Die Stimmung wird wirklich gut transportiert. Und an den Ermittlungen fand ich es extrem abwechslungsreich, dass hier nicht oder nicht nur die Polizei ermittelt, sondern, dass vor allem Fritz und Anna die entscheidenden Hinweise liefern und die Spuren richtig deuten. Natürlich bin auch begeistert von den nicht vorhersehbaren Wendungen: Ich hatte keine Idee zum Täter und zwischenzeitlich fehlte mir auch die Ahnung, wer das Opfer sein könnte. Das ist wirklich gut gelungen.
Dieser zweite Teil der Fräulein Anna Gerichtsmedizin Reihe kann auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes gelesen werden. Es rundet das Leseerlebnis aber ab, wenn man den ersten Teil kennt.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Ein wunderbares Buch, das man nicht mehr weglegen kann

Dreimal du und ich
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Ich muss bei diesem Buch gestehen, dass ich leichte Vorbehalte hatte: Der Klappentext hat mich irgendwie an die Idee hinter der Mitternachtsbibliothek von Matt Haig erinnert. Da kam mir die Befürchtung, ...

Ich muss bei diesem Buch gestehen, dass ich leichte Vorbehalte hatte: Der Klappentext hat mich irgendwie an die Idee hinter der Mitternachtsbibliothek von Matt Haig erinnert. Da kam mir die Befürchtung, es wäre eine einfache Imitation der Geschichte mit leichten Abwandlungen. Doch diese Vorahnung konnte ich schon nach den ersten Seiten über Bord werfen. Denn dieses Buch und vor allem seine Protagonistin Lolly haben mich so gefangen genommen, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und wollte.
Doch von vorne: Lolly steht kurz vor ihrem 33.Geburtstag und wird durch eine Liste mit ihren Lebenszielen aus Kindheitstagen in eine mittelschwere Lebenskrise katapultiert. Sie fragt sich, wie es soweit kommen konnte, dass sie davon nichts erreicht hat und sie sich auch sonst nicht besonders vom Glück geküsst fühlt. Als ihr aber ihre wunderliche Großtante drei Zitronenbonbons schenkt, mit denen sie je einen Tag ein anderes Leben leben kann, bekommt sie die Chance zu sehen, welches Leben sie hätte haben können, wenn sie sich an bestimmten Punkten anders entschieden hätte. Mit Lolly durchleben wir wunderschöne Tage, traurige Tage, Tage voller Hoffnung und auch Tage, an denen sie sich sicher ist, dass das der falsche Weg gewesen wäre. Und dabei habe ich alle Emotionen wie Lolly durchlebt. Sie ist so pflichtbewusst und tut alles für ihre Familie, aber vergisst sich selbst dabei. Wie kann man diese Protagonistin nicht mögen? Ich habe jedenfalls von Seite eins an mitgefiebert und mitgelitten.
Darüber hinaus mochte ich auch den Aufbau der Kapitel: Es gibt immer wieder Kapitel, die in der Vergangenheit spielen und wichtige Szenen aus Lollys Jugend oder Kindheit erzählen. So erfährt man alles wichtige aus erster Hand. Das macht es natürlich noch emotionaler. Außerdem bekommt man so einen besseren Blick auf die Figuren und kann sich in sie hineinversetzen.
Das tollste an diesem Buch ist meiner Meinung nach, dass es sich nicht im Hokus-Pokus verliert: Das einzig magische bleiben die Zitronenbonbons und auch dort, bleibt offen, wie das alle sein kann. Alles andere ist super-realistisch. So realistisch sogar, dass ich begonnen habe, mich zu fragen, ob ich auch gerne solche Bonbons ausprobieren würde und welche Entscheidungen ich in meinem Leben gerne hinterfragen würde.
Diese Geschichte war auf jeden Fall eins meiner Lesehighlights in diesem Jahr. Bücher, über die man pausenlos nachdenkt, auch wenn man gerade nicht liest, hat man nicht oft – aber dieses hier war definitiv so ein Kandidat für mich. Wer gerne so stark mitgerissen wird, dass er lachen und weinen muss, ist hier mehr als richtig.

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Veröffentlicht am 30.07.2023

Ein Buch, das Schönheit besprechbar macht und das Selbstwertgefühl steigert

BeYOUtiful
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Jeder kann sich vermutlich noch an seine Pubertät erinnern – alles ist irgendwie anders und jeder hat an sich etwas auszusetzen, findet sich nicht schön oder würde zumindest das ein oder andere Körperteil ...

Jeder kann sich vermutlich noch an seine Pubertät erinnern – alles ist irgendwie anders und jeder hat an sich etwas auszusetzen, findet sich nicht schön oder würde zumindest das ein oder andere Körperteil gerne verändern können. Da haben die Sprüche der Erwachsenen im Sinne von „Du musst Dich selbst so nehmen, wie Du bist und jeder ist gut so, wie er ist“ nicht wirklich weitergeholfen, obwohl sie durchaus recht haben.
Doch dieses Buch verpackt die Botschaft hinter den eben beschriebenen Sätzen anders: Denn es macht Schönheit besprechbar, indem es sie zerlegt und zeigt, wie unterschiedlich sie auf der Welt und auch in der Geschichte gesehen wurde und wird. Es bespricht Körper, Haare und Haut und räumt damit auf, dass nicht andere über Schönheit entscheiden, sondern man selbst.
Besonders gut gefallen mir die kurzweiligen Texte, die überhaupt nicht belehrend, sondern sehr interessant geschrieben sind. Sie bieten zu den eben genannten Oberthemen verschiedene Perspektiven und Impulse. Dabei werden sie auch durch Bilder, Skizzen und Fotos untermalt. Und die bunte Gestaltung des Buches mit farblichen Hervorhebungen sorgt auch für das optische Gefallen beim Lesen. In Summe besticht das Buch aber vorrangig durch seine Botschaft, denn für mich schreit es zwischen den Zeilen: Jeder ist schön! Und das untermauert es allein schon dadurch, dass es die unterschiedlichen Perspektiven auf und den Wandel der Schönheit im Zeitablauf aufzeigt.
Das ist ein Buch, was definitiv dabei unterstützt, sich selbst anzunehmen und schön zu finden!

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Veröffentlicht am 30.07.2023

Macht Lust auf Limburg und sein Umland!

Glücksorte in und um Limburg
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Limburg hat viel Schönes zu bieten und ebenso das Umland. Und all diese Sehenswürdigkeiten werden in diesem schön gemachten Reiseführer präsentiert. Das gefällt mir an diesem nämlich besonders: er versucht ...

Limburg hat viel Schönes zu bieten und ebenso das Umland. Und all diese Sehenswürdigkeiten werden in diesem schön gemachten Reiseführer präsentiert. Das gefällt mir an diesem nämlich besonders: er versucht sich nicht auf ein Fleckchen zu beschränken, sondern sammelt Tipps aus der gesamten Umgebung. Diese werden dann sowohl in der vorderen als auch in der hinteren Klappkarte verortet, sodass man die nummerierten Empfehlungen direkt geografisch wiederfinden kann.
Auch die Texte sind ansprechend und eingängig verfasst und werden mit Bildern zu den beschriebenen Tipps untermalt. Dabei mag ich es auch, dass an vielen Empfehlungen noch Tipps hängen oder Hinweise zu Homepages, die weiterführende Infos liefern, mitgegeben werden. Ebenso hilft die kleine Ergänzung, wie diese Empfehlung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln des Nahverkehrs zu erreichen ist.
Und noch ein kleines aber feines Detail, dass mir bei Reiseführern sehr wichtig erscheint: Das Buch hat einen extrem festen Einband, was es gut gegen Knicke und Eselsohren schützt – also Ideal zum Mitnehmen! Es bleibt dadurch auch beim Transport in Tasche und Rucksack knickfrei.
Insgesamt ein gelungener Reiseführer der Lust auf Limburg und das Umland macht.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Unheimlich gute Verbindung zwischen Geschichtsdetails und Story

Bergleuchten
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Bergleuchten spielt Ende des 19. Jahrhunderts, als in Göschenen der Gotthard-Tunnel gebaut wird. Im Zentrum der Geschichte steht Helene Härger, deren Vater als Fuhrhalter Waren über den Pass bringt, wodurch ...

Bergleuchten spielt Ende des 19. Jahrhunderts, als in Göschenen der Gotthard-Tunnel gebaut wird. Im Zentrum der Geschichte steht Helene Härger, deren Vater als Fuhrhalter Waren über den Pass bringt, wodurch er wegen des neue Tunnels um seinen Job bangen muss. Doch Franz Härger ist ein guter Geschäftsmann und wittert die Chancen, die durch die riesige jahrelange Baustelle entstehen, schnell und weiß diese zu nutzen. Doch der Tunnelbau bringt nicht nur zusätzliche Fahrten in die Fuhrhalterei, sondern auch eine Vielzahl an Fremden ins Dorf. Denn hunderte von Italienern finden auf der Baustelle Arbeit und wollen in dem einst kleinen Dorf leben. Und obwohl Helenes Eltern dem italienischen Mineur Piero ein Zimmer auf ihrem Hof vermieten, wünschen sie sich für ihre Tochter keinen näheren Umgang mit ihm. Aber Helene und er ziehen sich an und schon bald kämpfen sie für ihre nicht geduldete Liebe.
Dieses Buch schafft es unfassbar schnell, den Leser – oder in meinem Fall Hörer – in den Bann und in das muntere Treiben dieser Jahrhundertbaustelle zu ziehen. Man ist von der Beschließung des Plans bis zur endgültigen Durchfahrt dabei und erlebt nicht nur die Geschichte der Protagonisten, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte. Durch diese kluge und leichte Verbindung zwischen dem Erzählstrang der Protagonisten und den Ereignissen in Zusammenhang mit dem Gotthardtunnel, aber auch dem Klatsch und Tratsch im Dorf, hat man fast das Gefühl selbst zu dieser Zeit zu leben, weil man alles mitbekommt. Man könnte fast sagen, man hat einen lebendigen 360-Grad Blick auf alle Ereignisse rund um Göschenen.
Besonders mochte ich auch die Entwicklungen, die die Figuren machen und wie man Wendungen erlebt, die man nicht kommen sieht: So ist beispielsweise der Knecht der Härgers anfangs ein netter, geselliger und schwer verliebter Kerl, der schlussendlich zu einem richtig verbitterten Griesgram wird. Oder Helene, die anfangs so unschuldig unbedarft daherkommt und treu auf dem Hof hilft und letztendlich für sich, ihre Ziele und ihre Liebe kämpft. Das alles wird abgerundet mit einer tollen Erzählerin im Hörbuch, die mit einem wunderbar schweizerischen Dialekt die Dialoge spricht und so die Geschichte richtig zum Leben erweckt.
Ich mochte an dieser Erzählung wirklich alles und ich habe das Gefühl, die Protagonisten wirklich gekannt zu haben. Das macht Bergleuchten für mich wirklich zu einer echten Top-Empfehlung.

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