Von den Bergdörfern in die Palazzi - Südtirolerinnen erzählen
Autorin Sabine Peer hat sich nach ihrem Erfolgsbuch „Dienstmädel in Bella Italia. Südtirolerinnen erzählen“ erneut auf die Suche nach Schicksalsgenossinnen gemacht und entspricht mit dem Folgeband „Dienstmädel in Bella Italia. Von den Bergdörfern in die Palazzi“ dem Wunsch der vielen Leserstimmen nach weiteren einfühlsamen Geschichten von jungen Südtiroler Frauen als Hausmädchen, Kindermädchen, Gesellschafterin im Italien der 1950er- und 1960er-Jahre. Die Lebenserinnerungen ihrer Heldinnen, die sich aufmachten, um der Perspektivlosigkeit in ihrer Heimat zu entfliehen, werden von Sabine Peer im bewährten Stil zu lebendigen Lesestücken verfasst. Die daraus resultierenden, auf wahren Begebenheiten beruhenden Erzählungen gewähren Einblick in gleichermaßen spannende wie ergreifende Biografien, die das Leben inszenierte. In einfühlsamer, sensibler Weise schreibt die Autorin vom Aufeinanderprallen zweier Welten. Die Lebensrealität der einfachen, unbedarften Bauernmädchen in der damals armen Bergregion Südtirol war zu verschieden von Italien mit seiner anderen Kultur und fremden Sprache. Im Folgeband dürfen wir einen Blick hinter die Klostermauern der Nonnen in Mailand werfen, die ihrerseits Hausmädchen aus Südtirol beschäftigten, wir lesen vom Kindermädchen des RAI-Chefredakteurs in Rom und wir erfahren vom bewegenden Schicksal der jungen Rosa, die der großen Liebe vertraute und bitter enttäuscht worden ist. Sabine Peer erzählt im neuen Band einmal mehr kurzweilig und fesselnd von Ausbeutung, von Müßiggang, von irritierenden Abenteuern, von aufregenden Reisen und vom Finden des persönlichen Lebensglücks.
Äußerst karg und bescheiden, ja oft sogar ärmlich, ging es bei den Südtiroler Bergbauern noch in den Fünfzigern und Sechzigern des letzten Jahrhunderts zu. Viele Kinder, wenig Geld und katastrophale Wohnverhältnisse ...
Äußerst karg und bescheiden, ja oft sogar ärmlich, ging es bei den Südtiroler Bergbauern noch in den Fünfzigern und Sechzigern des letzten Jahrhunderts zu. Viele Kinder, wenig Geld und katastrophale Wohnverhältnisse waren die bittere Realität.
Kein Wunder, dass zahlreiche junge Mädchen die Chance ergriffen, als Dienstmädchen in Italien zu arbeiten und endlich eigenes Geld zu verdienen. Die meisten von ihnen konnten ihre finanzielle Situation deutlich verbessern und hatten auch eine viel angenehmere Arbeit als zu Hause.
Anhand mehrerer Beispiele werden hier die Geschichten einiger Südtirolerinnen erzählt.
Sehr interessant zu lesen, wie es vor ungefähr sechzig Jahren noch vielerorts zuging.
In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts ging es den Südtirolern nach dem Krieg noch immer sehr schlecht. Sie führten ein karges und entbehrungsreiches Leben, oft sehr abgeschieden in ihren ...
In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts ging es den Südtirolern nach dem Krieg noch immer sehr schlecht. Sie führten ein karges und entbehrungsreiches Leben, oft sehr abgeschieden in ihren Bergdörfern. Mit der Schulbildung war es auch nicht soweit her, denn die Kinder hatten meist keine Möglichkeiten, zu den weit entfernten höheren Schulen zu gelangen und es wurde sowieso jede Hand auf den Höfen gebraucht. Während dieser Jahre machten sich viele junge Südtirolerinnen auf, um als Dienst- oder Kindermädchen in den größeren Städten Italiens eine Stelle anzutreten. Mich hat dieses Thema sehr interessiert und daher wollte ich gerne das Buch "Dienstmädel in Bella Italia - Von den Bergdörfern in die Palazzi" von Sabine Peer lesen. Dies ist schon der zweite Teil nach "Dienstmädel in Bella Italia - Südtirolerinnen erzählen". Die Autorin hat Zeitzeuginnen befragt und hier die Geschichten von vier Südtirolerinnen niedergeschrieben. Wir erfahren, wie die jungen Frauen daheim gelebt haben, wie sie zu ihren neuen Stellungen gekommen sind und natürlich, wie es ihnen gefallen hat. Einige hatten mit massiven Sprachproblemen (Deutsch/Italienisch) oder auch Heimweh zu kämpfen, aber letztendlich ging es ihnen in ihren neuen "Familien" gut. Sie waren finanziell und sozial besser gestellt. Die schüchternen jungen Frauen lernten Selbstbewusstsein und machten (teilweise) sogar den Führerschein. Zu Beginn der vier Geschichten ist jeweils ein Foto der Erzählenden, sowie deren Namen, Geburtsdatum, Wohnort und wohin sie gegangen sind, abgebildet. Im Anhang befindet sich ein Glossar mit Erklärungen zu Italienischen und Südtirolerischen Begriffen.
Die Autorin hat hier sehr gut recherchiert. Man erfährt sehr viel interessantes, u.a. auch geschichtliches, was mir nicht bekannt war. Trotz der Erklärungen im Anhang gab es aber noch (unerklärte) Begriffe, die mir als Norddeutsche unbekannt sind. Insgesamt war ich aber etwas enttäuscht. Frau Peer springt zeitlich in den Erzählungen teilweise hin und her, so dass es schwierig ist zu folgen. Ich lese sonst eigentlich nur Romane ... vielleicht liegt es daran, dass mir diese Erzählungen etwas langweilig erscheinen.