Cover-Bild Samson und das gestohlene Herz
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Polizeiarbeit
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 26.07.2023
  • ISBN: 9783257072570
Andrej Kurkow

Samson und das gestohlene Herz

Johanna Marx (Übersetzer), Claudia Zecher (Übersetzer), Jurij Nikitin (Illustrator)

Zusammen mit seinem Kollegen Cholodnij soll Samson wegen illegaler Fleischverkäufe ermitteln. Doch kaum haben die beiden mit ihrer Arbeit begonnen, wird Samsons Freundin Nadjeschda von streikenden Eisenbahnern gefangen genommen. Sofort macht sich Samson daran, sie zu befreien. Nur, was hat es mit den Eisenbahnern auf sich? Und warum wurde der undurchsichtige Tschekist Abjasow zur Miliz abkommandiert? Fragen, die Samson klären muss, wenn er seinen Fall lösen und Nadjeschda retten will.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2024

Kiew vor 100 Jahren mit tiefschwarzem Humor

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Was für ein Analytiker: Andrej Kurkow! Ich hatte die Gelegenheit während der Buchmesse bei einer Lesung im Rahmen von Open Books zu lauschen. Mich hat bereits der Roman ‚Graue Bienen‘ schon überzeugt und ...

Was für ein Analytiker: Andrej Kurkow! Ich hatte die Gelegenheit während der Buchmesse bei einer Lesung im Rahmen von Open Books zu lauschen. Mich hat bereits der Roman ‚Graue Bienen‘ schon überzeugt und nun wurde ich mächtig gut unterhalten von seiner Reihe um Samson. Bisher sind zwei Bände erschienen.
Für das Wissen um die Figuren ist es ratsam den ersten Band zu lesen: „Samson und Nadjeschda“. Wenn man diesen gelesen hat, wurden man nicht nur bestens unterhalten, sondern kennt auch den Rahmen und wie Samson in seiner Stellung landete verstanden.
Die Reihe spielt (bisher) während des Bürgerkrieges (1918-1921) in dem insgesamt 6 (!) verschiedene Gruppen gegeneinander vorgehen und die rote Armee der Sowjetunion hat, während die Reihe, spielt die Oberhand.
Nun gibt es wieder einen neuen Fall für Samson und seinen Kollegen Cholodnij bei der sowjetischen Polizei. Denn es wurde illegal Fleisch verkauft. Nach dem damaligen allerneusten Gesetzt, dürften die Ukrainer zwar Tiere halten, aber weder das Fleisch noch das Leder verkaufen. Außerdem erhält Samson einen neuen Kollegen, der Tschekist (KGB-Vorgänger) Abjasow, der nun auch seine Lauscher weit aufsperrt.
Kurkow schafft es die Absurditäten der Zeit und die verhängnisvolle Lage der Bevölkerung gut in Szene zu setzen um uns Außenstehenden zu vermitteln was damals los war. Jeder kämpfte ums Überleben. Natürlich lies er es sich nicht nehme auch ein Kuriosum einzubauen. Denn Samson hat sein rechtes abgeschlagenes Ohr in einer Schachtel. Das Ohr kann noch immer was Ohren und Samson nutzt das. Ein wenig Fantastik, aber das passt gut zu den anderen Absurditäten.
Ich habe viel über die Vergangenheit der Ukraine und der Sowjetunion gelernt und es ist fast traurig wie gegenwärtig dieser Machtkampf wirkt. Spannende Fakten sind eingesponnen, die es sich lohnt weiterzuverfolgen wie die Chinesen in der Roten Armee oder das Möbelgesetzt, weswegen jede Familie pro Person nur einen Stuhl hatte und einen weiteren für Gäste.
Ich freue mich schon auf Band 3 der Reihe um dem frisch vermählten Samson wieder zu folgen.

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Veröffentlicht am 10.08.2023

Satirischer Krimi mit aktuellem Bezug

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REZENSION – Im Roman „Samson und das gestohlene Herz“, dem im Juli beim Diogenes Verlag erschienenen zweiten Band der satirischen Krimireihe des ukrainischen Schriftstellers Andrej Kurkow (62), muss sich ...

REZENSION – Im Roman „Samson und das gestohlene Herz“, dem im Juli beim Diogenes Verlag erschienenen zweiten Band der satirischen Krimireihe des ukrainischen Schriftstellers Andrej Kurkow (62), muss sich der im postrevolutionären Jahr 1920 in Kiew lebende Ermittler Samson mühsam mit einem Fall illegalen Fleischhandels herumplagen. Um Handlung und Protagonisten besser zu verstehen, empfiehlt es sich, zuvor den ersten Band „Samson und Nadjeschda“ (2022) gelesen zu haben. Denn er erklärt, weshalb dem jungen Mitarbeiter der sowjetischen Miliz das rechte Ohr abgeschlagen wurde, das er seitdem in einer Metalldose im Arbeitszimmer seines von marodierenden Rotarmisten ermordeten Vaters aufbewahrt und mit dessen Hilfe er Gespräche belauschen kann, ohne selbst vor Ort zu sein: „Die nackte Ohröffnung auf seiner Rechten nahm alle Geräusche der Welt in sich auf.“ Auch versteht man die Beziehung zwischen Samson und Nadjeschda, die in gemeinsamer Wohnung zu einem Liebespaar werden: „Sie sah ihn kritisch an, wie eine Ehefrau ihren Herumtreiber von Mann, aber sogleich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck – sie erinnerte sich offenbar daran, dass sie nicht seine Frau, sondern nur bei ihm einquartiert war.“
Noch immer ist Bürgerkrieg (1918 – 1922) in der Ukraine. Sowjetische Bolschewiken kämpfen gegen Konservative, Demokraten, gemäßigte Sozialisten, Nationalisten und Weiße Armee. Im Januar 1919 hatten die Bolschewiken die Stadt Kiew erobert. Samson war eher zufällig und ohne Ausbildung als Mitarbeiter der sowjetischen Miliz verpflichtet worden. Seinem künftigen Vorgesetzten Najden hatte schon dessen Fähigkeit genügt, gute Berichte zu formulieren.
Im neuen Band geht es um illegalen Handel mit Fleisch. Wegen akuten Mangels war das private Schlachten und der Verkauf von Fleisch vom Regime plötzlich verboten worden. Allerdings hatte man versäumt, die Einwohner von Kiew darüber zu informieren. „Es war eine Zeit der Unruhe, der Gefahr und des Hungers.“ Es herrschte politische Willkür, die auch Samson, sein Kollege Cholodnij und der Vorgesetzte Najden zu spüren bekommen, als ihnen der Tschekist Abjasow unerwartet vor die Nase gesetzt wird. Kaum haben Samson und Cholodnij mit ihren Ermittlungen im Fleisch-Schwarzhandel begonnen, wird Nadjeschda, Mitarbeiterin im Amt für Statistik, von Eisenbahnern gefangen genommen. Nun muss Samson auch noch seine Geliebte befreien.
Auch für diesen zweiten Band gilt: Es ist eine mit liebevoll charakterisierten Protagonisten besetzte und in fast märchenhaft-poetischer Sprache verfasste Mischung aus historischem Roman, Liebesgeschichte und Krimi. Allerdings ist der unspektakuläre Kriminalfall für den Autor lediglich Mittel zum Zweck: Andrej Kurkow blickt in seiner Krimireihe auf die Zeit der ersten sowjetischen Besetzung im Jahr 1920 zurück. Er schildert satirisch-ironisch die Alltagssituation der Normalbürger in den Wirren des Bürgerkriegs, in dessen Verlauf es für sie manchmal unübersichtlich war, wer sie gerade beherrschte. So rät der alte Fotograf, der Samson und Nadjeschda fotografieren soll, vom Foto in Uniform ab: „Sie merken doch selbst, wie oft bei uns hier die Machthaber wechseln. Von daher ist es besser, sich nicht in Kleidung ablichten zu lassen, die auf konkrete Machthaber hinweist. Wer weiß schon, wer als nächstes nach Kiew kommt?“
Der durchaus unterhaltsame Roman „Samson und das gestohlene Herz“ ist kein gewöhnlicher Krimi. Man denkt sofort an die unschuldigen Menschen in den heute von russischen Truppen erneut besetzten Ostprovinzen der Ukraine. „Überhaupt gab es zu wenig Salz, wie es überhaupt auch zu wenig Zucker gab. Das war die bittere Wahrheit dieser unruhigen Zeit, die man weder mit Salz noch mit Zucker schmackhaft machen konnte.“ Aber das Alltagsleben muss auch dort heute wie einst im Jahr 1920 irgendwie weitergehen, egal wer gerade regiert. So absurd diese Situation damals wie heute ist, steigert Andrej Kurkow in seinem Roman alles derart ins Skurrile, dass aus der Tragik des Geschehens schon wieder Komik wird. Auf den angekündigten dritten Band darf man gespannt sein.

Veröffentlicht am 27.07.2023

Geschichte greifbar gemacht

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Das Buch spielt in Kiew zur Zeit der Revolutionswirren vor einhundert Jahren und die damalige Zeit mit ihren Wirren und politischen Unsicherheiten wird ganz nebenbei gekonnt mit feiner Ironie beschrieben. ...

Das Buch spielt in Kiew zur Zeit der Revolutionswirren vor einhundert Jahren und die damalige Zeit mit ihren Wirren und politischen Unsicherheiten wird ganz nebenbei gekonnt mit feiner Ironie beschrieben. Das Ganze ist richtig unterhaltsam, da einen so manch politisch absurde Vorgabe schmunzeln lässt. Anhand Samsons Kriminalfällen lernt man die Menschen mit ihren alltäglichen Problemen kennen, da die Fälle ein Spiegel ihrer Zeit sind. Die Geschichte wird aus der Sicht Samsons erzählt, der eine sehr sympathische Hauptfigur ist und trotz der widrigen Umstände seine Aufgabe ernsthaft erfüllt. Das erste Buch über Samson und Nadjeschda hatte ich auch gelesen und dieses zweite hat mir sogar noch ein kleines bisschen besser gefallen. Man kann es problemlos lesen, ohne das erste kennen zu müssen. Einige kleine Anspielungen auf die Geschehnisse im ersten Band gewannen aber dadurch, dass ich das Vorwissen hatte, deshalb empfehle ich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

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