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Veröffentlicht am 02.11.2023

Junge Frauen kämpfen um ihren Arbeitplatz

Die Postbotin
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„...Die Kolleginnen haben sich vier Jahre lang für einen mageren Lohn abgerackert. Sie haben die Hälfte von dem verdient, was die Männer sonst kriegen. Und jetzt, wo man sie nicht mehr braucht, setzen ...

„...Die Kolleginnen haben sich vier Jahre lang für einen mageren Lohn abgerackert. Sie haben die Hälfte von dem verdient, was die Männer sonst kriegen. Und jetzt, wo man sie nicht mehr braucht, setzen sie sie auf die Straße...“

Dieses Zitat gibt den Grundkonflikt wieder, der in der Geschichte steckt. Wir schreiben das Jahr 1919. Mit der Rückkehr der Männer aus dem Krieg sind die Stellen der weiblichen Postzusteller in Gefahr.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben Der Schriftstil ist locker und leicht. Die unterschiedlichen Handlungsstränge geben einen guten Einblick in das Zeitgeschehen. So heißt es von der Gegend um die Orangenburger Straße:

„...Seit Kriegsende wurde an dieser Ecke der Stadt jede Nacht gefeiert und getanzt. Wer das große Töten an West- und Ostfront überlebt hatte, wollte das Leben wieder mit jeder Pore seines Körpers spüren...“

Regine ist Postbotin. Sie möchte sich dafür einsetzen, dass die Kolleginnen ihren Job behalten. Das aber ist nicht einfach. Einerseits hat sie keine Erfahrung, andererseits war ihr Vater Postbeamter. Er hätte keinerlei Verständnis für seine Tochter.
Als Regine den Gewerkschafter Kurt kennenlernt, verliebt sie sich Hals über Kopf. Es gibt aber noch eine anderen Mann, der Regine mag. Und er könnte ihr eine sichere Zukunft bieten.
Ihre Freundin Evi, die Telefonistin ist, hatte mit einem Vorgesetzten ein Techtelmechtel. Seine Zurückweisung hat sie noch nicht verarbeitet. Außerdem ist sie auf der Suche nach ihrem im Krieg verschollenen Bruder. Ihr Vater ist Musiker und hat die Familie verlassen. Die Mutter, Hugenottin und aus einst begüterten Haus, kommt mit dem sozialen Abstieg nicht zurecht.
Aus dieser komplexen Anfangskonstellation entwickelt sich die Handlung. Zu Beginn steht der mögliche Streik im Vordergrund.

„...Um auf die Lage im Dienst zurückzukommen – ich denke, wir sollten den Vorschlägen der Gewerkschaft folgen und ein Streikkomitee bilden. Dann hat unsere Bewegung endlich eine ordentliche Vertretung...“

Was sich so einfach anhört, erweist sich als schwierig. Viele der Frauen haben andere Sorgen, als im Streikkomitee mitzuarbeiten. Deshalb wird dieses Thema bald nur noch marginal behandelt. In den Mittelpunkt treten dafür die persönlichen Probleme der Protagonisten.
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören manche der Gespräche. So erfahre ich einiges über das Wirken der Gewerkschaft in dieser Zeit. Gleichzeitig wird in anderen Dialogen deutlich, wie die jungen Frauen denken und welche Träume sie haben.
Trotzdem konnte mich das Buch nicht restlos überzeugen. Das liegt zum einen daran, dass es am Ende eine Petition der Frauen gibt, ohne dass deren Entstehung nochmals beschrieben wird. Zum anderen gibt es eindeutig zu viele lose Enden, deren Fortführung der Phantasie des Lesers überlassen bleibt.

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Veröffentlicht am 10.10.2023

Gute Idee, aber Schwächen bei der Umsetzung

Ein Taxi für den Schweinehirten
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„...Ich möchte dir einen Propheten mit den Namen Elia vorstellen. Elia hat etwas mit Raben zu tun...“

Lara, die schon studiert, erzählt ihrem vierjährigen Bruder Max gern aus der Bibel. Dazu nutzt sie ...

„...Ich möchte dir einen Propheten mit den Namen Elia vorstellen. Elia hat etwas mit Raben zu tun...“

Lara, die schon studiert, erzählt ihrem vierjährigen Bruder Max gern aus der Bibel. Dazu nutzt sie jede Gelegenheit.
Dreiunddreißig dieser Geschichten sind im Buch enthalten. Allerdings sind die Erzählungen für Vierjährige relativ lang. Das liegt daran, dass nicht nur die biblischen Geschichten erzählt werden, sondern das Ganze in das Leben von Lara und Max eingebaut wird.
Meist ist es ein Spiel oder eine Bemerkung von Max, die Lara zum Anlass nimmt, ein entsprechendes Thema anzuschneiden. Max selbst unterbricht gern seine Schwester durch Zwischenfragen oder andere Bemerkungen.
Bei einigen der Geschichten wirkt der Bezug sehr bemüht. Lara bemüht sich zwar, bei der Wortwahl auf das Alter ihres Bruders Rücksicht zu nehmen, aber nicht immer gelingt ihr das.
Es ist vor allem Max, der durch seine Art eine Prise Humor in die Geschichten bringt.
Viele Schwarz-Weiß-Illustrationen veranschaulichen das Geschehen.
Die Idee für das Buch aht mir gut gefallen. Bei der Umsetzung aber gibt es doch Schwächen.

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Veröffentlicht am 27.07.2023

Manchmal ist weniger mehr

Pfoten vom Tisch!
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„...Man hat mir erzählt, dass das Training mit Katzen schwer sein würde. Das stimmt nicht. Nach etwa drei Tagen haben meine Katzen mir alles Wesentliche bereits beigebracht...“

Der Autor hat ein Buch ...

„...Man hat mir erzählt, dass das Training mit Katzen schwer sein würde. Das stimmt nicht. Nach etwa drei Tagen haben meine Katzen mir alles Wesentliche bereits beigebracht...“

Der Autor hat ein Buch über das Zusammenleben mit seinem Katzen geschrieben. So weit, so gut. Viele Seiten lesen sich aber eher wie ein Sachbuch. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Bei den persönlichen Erlebnissen dominiert der humorvolle und leichte Schriftstil des Autors. Man spürt, dass er seine Kater und Katzen mag.
Der erste Kater war Peter. Seine Großeltern hatten ihn den geschenkt, nachdem er auf Grund des Todes seiner Mutter bei ihnen lebt. Der Kater soll ihn von der Trauer ablenken.

„...Ist Oma im Raum, benimmt sich mein Kater wie ein Gentleman...“

Von der Oma stammt auch der Spruch, der dem Buch seinen Titel gegeben hat. Nach Peters Tod brauchte es zwanzig Jahre, bis zwei Kater ins Haus kamen. Wie formuliert es der Autor?

„...Eine Katze liegt sowieso nie faul auf der Haut, sondern sie verschönt den Raum durch bloße Anwesenheit...“

In den Lebensbeschreibungen sind immer wieder kurze theoretische Informationen über das Leben mit Katzen eingeflochten. Das mag ja ganz nützlich sein, stört aber den Lesefluss.
Ein ganzes Kapitel beschäftigt sich mit Katzenrassen und dem Deuten der Gesten der Katze bzw. ihrer Sprache. Hier dominiert eher ein sachlicher Ton.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Allerdings hätte ich mir weniger Theorie gewünscht.

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Veröffentlicht am 10.06.2023

hier wurde Potential verschenkt

Northern Star (Rosenborg-Saga, Band 1)
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„...Niemand weiß von Mutters Tagebuch, geschweige denn davon, dass ich es besitze. Nicht einmal meine Geschwister. Und es ist besser, wenn niemand jeweils davon erfährt...“

Diese Sätze von Nikolaj an ...

„...Niemand weiß von Mutters Tagebuch, geschweige denn davon, dass ich es besitze. Nicht einmal meine Geschwister. Und es ist besser, wenn niemand jeweils davon erfährt...“

Diese Sätze von Nikolaj an seinen besten Freund Erik aus dem Prolog versprechen eine spannende Familiengeschichte. Leider kann das Buch dies über weite Strecken nicht halten.
Die Autorin hat eher eine Liebesgeschichte geschrieben. Der Schriftstil ist locker und leicht.
Nikolajs Vater besitzt eine Hotelkette in Dänemark. Von der ersten Seite an ist die Spannung zwischen Vater und Sohn mit den Händen greifbar. Gleichzeitig wird angedeutet, dass es ein Ereignis in Nikolajs Leben gab, dass er bis heute nicht verarbeitet hat.

„...Nach dem Studium war es seinen Vater nicht schnell genug gegangen, Nikolaj aus dem Management des Rosenborg zu kicken. Um genau zu sein, hatte es nicht mal ein Jahr gedauert...“

Nikolaj hat ein Konzept für junge frische Hotels entwickelt. Allerdings sitzt auch dort sein Vater im Aufsichtsrat. Der will nun ein Hotel in Hamburg entsprechend Nikolajs Konzept umbauen lassen. Dazu wird die PR – Expertin Emma Jakobsen engagiert. Ihre Cousine Gitte hatte in einem Hotel von Nikolaj gearbeitet und war gekündigt worden. Durch Zufall hatte sie das Gespräch im Prolog mitgehört. Sie sinnt auf Rache und glaubt, in Emma ein Werkzeug dafür gefunden zu haben.
Der erste Eindruck, den Emma von Nikolaj hat, ist nicht unbedingt der Beste.

„...Sie wurde nicht schlau aus ihm. Klar, konnte er charmant sein, aber vor allem war er draufgängerisch, übellaunig und sehr von sich überzeugt...“

Trotzdem knistert es zwischen den beiden ziemlich schnell. Emmas Verhalten kann ich nur schwer nachvollziehen. Einerseits will sie hinter Nikolajs Familiengeheimnis kommen und ihn damit schaden, andererseits zeigt sie sich offen für seine Avancen. Erik, Nikolajs Freund, weiß, wie verletzlich Nikolaj in Wirklichkeit ist und beobachtet das Verhältnis mit Argusaugen. Nikolaj vertraut Emma immer mehr.

„...Weißt du, in dieser glitzernden Welt, in der ich aufgewachsen und in der nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, braucht man einen guten Freund, dem man bedingungslos vertrauen kann, wenn man darin überleben möchte. Und Erik ist so ein Freund...“

Als Emma begreift, dass zwischen für Nikolaj mehr empfinden, hat sie nicht mit Gittes Reaktion gerechnet.
Das Buch hätte Potential zu mehr gehabt. Mir kommt die Familiengeschichte zu kurz.

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Veröffentlicht am 16.06.2022

Liebe in der Fremde

¡PARAGUAY, MI AMOR!
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„...Alles, was sie ist und wie wunderbar sie sich entwickelt hat, ist Dir und Jola anzurechnen, aber bitte gewähre deinem kleinen Bruder den Wunsch, seiner leiblichen Tochter in die Augen blicken zu dürfen...“

Diese ...

„...Alles, was sie ist und wie wunderbar sie sich entwickelt hat, ist Dir und Jola anzurechnen, aber bitte gewähre deinem kleinen Bruder den Wunsch, seiner leiblichen Tochter in die Augen blicken zu dürfen...“

Diese Zeilen sollen Valeskas Leben gehörig auf den Kopf stellen. Im Jahre 1999 nach ihrem Abitur erfährt sie, dass Jost ihr Vater ist. Er hat ihre Mutter geschwängert, als sie schon mit seinem Bruder zusammen war. Jost lebt in Paraguay. Kurzerhand reist Valeska dorthin.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Geschichte geschrieben. Die Informationen über das Leben in Paraguay zeugen von einer ausführlichen Recherche.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Ab und an ist er allerdings etwas vulgär. Das wertet in meinen Augen die Beziehung zwischen Ramon und Valeska ab.
Apropos Ramon: Er ist Josts Ziehsohn. Sein Vater hatte sich politisch betätigt und war ermordet worden. Kurz drauf hat Jost Isabella kennengelernt. Zusammen mit ihr betriebt er eine Farm.
Mit den Protagonisten bin ich nicht richtig warm geworden. Das hat einige Gründe. Gleich am Anfang warnt Jost seine Tochter.

„...Die Männer und Jungen hier sind nicht immer so zurückhaltend wie du es aus Deutschland kennst!...“

Ramon ist ein typischer Macho. Valeska zeigt ihm am Anfang zwar deutlich die Grenzen auf, kann sich dann aber seinen Charme und seinen Begehren nicht entziehen. Jost macht ihnen klar, was geht und was nicht, zumal zwei jüngere Geschwister in der Familie leben. Valeska aber reagiert teilweise wie ein trotziges Kind, wenn es um Regeln geht. Was nützt eine Entschuldigung, wenn ich mein Verhalten nicht ändere? In meinen Augen missbraucht sie das Gastrecht. Das betrifft auch ihr Verhalten gegenüber der 16jährigen Halbschwester. Sie gestattet ihr Freiheiten, die nicht mit den Geboten der Eltern in Einklang zu bringen sind. Und da Paraguay nicht Deutschland ist, ist das Ganze nicht ungefährlich. Die folgenden Zeilen belegen das.

„...Hier denken Männer anders über Frauen und zeigen es auch! Sie nehmen sich leider sehr oft, was sie wollen!...“

Ramon verschweigt seinen Eltern auch, dass er Mitglied der LAPED ist, einer politischen Organisation, die sich gegen das herrschende Regime auflehnt. Damit gefährdet er nicht nur sein Studium der Medizin, sondern setzt sein Leben aufs Spiel, zumal er schon einmal in den Fängen der Polizei war.
Heftig ist die Geschichte von Carmen. Sie wirft einen Blick auf die dunklen Zeiten in Paraguay.
Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen. Allerdings gibt es für mich eine Diskrepanz zwischen der Bildung der Protagonisten und ihrer Umgangssprache.

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