Eine Geschichte des Scheiterns
Nichts in den PflanzenLeila ist jung, hat gerade einen Vertrag als Drehbuchautorin bekommen, feiert gern, hat einen lieben Freund… eigentlich könnte sie ein tolles, unbeschwertes Leben führen. Aber sie steckt in einer Schreibblockade, ...
Leila ist jung, hat gerade einen Vertrag als Drehbuchautorin bekommen, feiert gern, hat einen lieben Freund… eigentlich könnte sie ein tolles, unbeschwertes Leben führen. Aber sie steckt in einer Schreibblockade, kann sich zu nichts aufraffen, betrügt und belügt ihren Freund, ist ganz allgemein nicht gerade nett. Während alle um sie herum ihr Leben im Griff haben, sich weiterentwickeln und Ziele verfolgen, rutscht sie immer mehr ab, trinkt zu viel, macht nur noch Party, setzt ihren Traum in den Sand.
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Nora Haddada hat mit ihrer Protagonistin eine absolute Antiheldin erschaffen. Leila zu mögen fällt unheimlich schwer. Es ist nicht so, dass ich es nicht gewollt oder probiert hätte, aber sie ist halt unglaublich gemein. Ob dies nun an ihrer Schreibblockade liegt oder ob sie einfach immer so ist, lässt sich schwer beurteilen, aber am Ende macht dies keinen Unterschied. Nur weil etwas im Leben nicht wie gewollt läuft, kann man nicht alle anderen schlecht behandeln.
„Verliebtheit ist ein merkwürdiger Zustand, den man gezielt und selbstwirksam anleiert, um schließlich trotzdem überrascht zu sein, wenn er mit voller Wucht über einen hinwegfegt und das ohnehin mittelmäßige Wahrnehmungsspektrum des Menschen auf genau einen Teil reduziert.“ (S. 43)
Anfangs bekommt man den Eindruck, dass sie wirklich auf Grund ihres Verliebtseins, falsche Prioritäten setzt, mit der Zeit hat man aber einfach das Gefühl, dass sie faul ist, dass sie mit sich so unzufrieden ist und dafür alle in ihrem Umfeld büßen müssen.
Jedes Mal wenn sie sich an das Drehbuch setzen will, tauchen kleine schwarze Fliegen auf, die sich auf dem Bildschirm niederlassen und sie vom arbeiten abhalten. Sie weiß nicht, wo sie herkommen, mit fortschreitender Zeit werden es immer mehr, nur eins steht fest: es ist „nichts in den Pflanzen“. Ich denke zu erwähnen, dass ich diese Fliegen für reine Einbildung halte, ist nicht nötig. Eher sehe ich darin eine Metapher für das immer größer werdende schwarze Loch in ihr. Sie wirkt mal manisch, mal depressiv, ab und an auch paranoid.
Schaut man sich das große Ganze an, ergibt sich eine Erzählung über das Scheitern, eine Geschichte über die Zustände und das Konkurrenzdenken in der Filmindustrie, ein Buch über eine junge Frau, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat und wie ich denke, dringend Hilfe bräuchte.
Sprachlich konnte mich das Buch absolut überzeugen. Haddada‘s Schreibstil ist toll, locker und leicht, fliegt man nur so durch die Seiten. Bei der Story bin ich mir nicht sicher. Es mag an meiner Abneigung gegenüber Leila liegen, oder auch an der Tatsache, dass einfach vieles ungeklärt bleibt, aber so richtig mitreißen konnte mich die Geschichte nicht.
Nichtsdestotrotz ist es ein gutes Buch, welches schon auf Grund der Sprache lesenswert ist. Sicher werden es sehr viele sehr gern mögen.