Profilbild von herbsandhexes

herbsandhexes

Lesejury Profi
offline

herbsandhexes ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit herbsandhexes über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2023

Wenn einem die Worte fehlen, ist es meist ein gutes Buch.

Übertretung
0

Mit Übertretung von Louise Kennedy begeben wir uns in das Jahr 1975 und mitten in eine gespaltene Gesellschaft.

„𝘏𝘪𝘦𝘳 𝘨𝘦𝘩𝘵 𝘦𝘴 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘥𝘢𝘳𝘶𝘮, 𝘸𝘢𝘴 𝘮𝘢𝘯 𝘵𝘶𝘵“, 𝘴𝘢𝘨𝘵𝘦 𝘦𝘳. „𝘌𝘴 𝘨𝘦𝘩𝘵 𝘥𝘢𝘳𝘶𝘮, 𝘸𝘢𝘴 𝘮𝘢𝘯 𝘪𝘴𝘵.“

Cushla ...

Mit Übertretung von Louise Kennedy begeben wir uns in das Jahr 1975 und mitten in eine gespaltene Gesellschaft.

„𝘏𝘪𝘦𝘳 𝘨𝘦𝘩𝘵 𝘦𝘴 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘥𝘢𝘳𝘶𝘮, 𝘸𝘢𝘴 𝘮𝘢𝘯 𝘵𝘶𝘵“, 𝘴𝘢𝘨𝘵𝘦 𝘦𝘳. „𝘌𝘴 𝘨𝘦𝘩𝘵 𝘥𝘢𝘳𝘶𝘮, 𝘸𝘢𝘴 𝘮𝘢𝘯 𝘪𝘴𝘵.“

Cushla Lavery unterrichtet an einer Grundschule in Belfast und kümmert sich um ihre alkoholkranke Mutter. Sie versucht nicht aufzufallen – „ein falsches Wort, schon findet man sich auf einer Todesliste wieder“ – und das Richtige zu tun. Doch nicht immer sind die beiden Ansätze deckungsgleich, zum Beispiel als sie einem Schüler, dessen Vater fast totgeprügelt wurde, hilft, was nicht alle mit Wohlgefallen betrachten. Und dann verliebt sie sich in einen Mann, der nicht nur verheiratet, sondern auch Protestant ist…

Für mich war es das erste Mal, dass ich mich an einem Roman über den Nordirlandkonflikt („The Troubles“) versucht habe. Wie zu erwarten war die Atmosphäre eher düster, beinahe trostlos grau. Umso dankbarer war ich über kürzere Stellen, die zum Schmunzeln einladen, z. B. müssen die Kinder zur Strafe einen bekannten Satz aus Bambi aufschreiben. Könnt ihr erraten welchen?

Außerdem war ich überrascht, wie emotional die Geschichte ist, obwohl der Erzählstil eher wenig blumig ist. Mit Cushla konnte ich gut mitfühlen, sehr bewegt hat mich z. B. ihr Wunsch nach einem Namen, der ihre Konfession nicht preisgibt.

„Aus Versehen“ habe ich nebenbei auch noch weitere Sachen gelernt. Ich kenne mich mit Stricken nicht aus, weiß jetzt aber, dass das Aran-Muster Seefahrer schützen sollte und jeder Teil für etwas steht (z. B. Zopfmuster = Netze der Fischer = Glück beim Fang). 🧶

Besonders gelungen finde ich, dass wir am Beispiel verschiedener Figuren sehen, was die Ereignisse mit deren Leben und Wünschen anstellen. Was passiert mit Träumen und Hoffnungen? Wofür setzt man sich noch ein?

Insgesamt war ich die Atmosphäre sehr einnehmend und aufwühlend, sodass ich die Leseabschnitte gar nicht an einem Stück lesen konnte. Trotzdem (oder gerade weil es mich so erreicht hat) kann ich das Buch sehr empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.07.2023

Lockere Sommerlektüre

Spanish Love Deception – Manchmal führt die halbe Wahrheit zur ganz großen Liebe
0

Nach ersten Startschwierigkeiten – wie hartnäckig kann man sich als Fake Date aufdrängen, wenn es vermeintlich Enemies to Lovers ist? – war "Spanish Love Deception" eine süße Geschichte.

Der mittlere ...

Nach ersten Startschwierigkeiten – wie hartnäckig kann man sich als Fake Date aufdrängen, wenn es vermeintlich Enemies to Lovers ist? – war "Spanish Love Deception" eine süße Geschichte.

Der mittlere Teil hält einige witzige Szenen bereit und auch die Annäherungen zwischen den beiden haben mir gut gefallen, obwohl sich die Protagonistin als sehr hartnäckig gegenüber kleineren Anzeichen und Hinweisen zeigt. Der berühmte Wink mit dem Zaunpfahl kam nicht nur einmal vor.

Insgesamt eine lockere Sommerlektüre, die ich gerne gelesen habe, für mich aber nicht unbedingt besonders gegenüber ähnlichen Geschichten heraussticht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.06.2023

Überzeugend anders

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
0

Während mich andere Neuerzählungen eher enttäuscht haben, konnte mich Stone Blind sehr begeistern. Eine der Szenen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, ist diese hier:

»Und wer bist du, zu ...

Während mich andere Neuerzählungen eher enttäuscht haben, konnte mich Stone Blind sehr begeistern. Eine der Szenen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, ist diese hier:

»Und wer bist du, zu entscheiden, wer ein Monster ist?« […] »Sie haben Schlangen als Haare!« »Schlangen sind keine Monster« »Und Stoßzähne.« »Wildschweine sind auch keine Monster.« »Und Flügel.« »Ich bin sicher, nicht einmal du glaubst, dass Vögel Monster sind.«

Allerdings gab es anfangs eine gewisse Lücke zwischen dem von mir erwarteten Inhalt und der tatsächlichen Geschichte. Ich dachte nicht, dass es um das große Ganze mit neuen Perspektiven geht, sondern eher um Medusas Sicht und ihre Gedanken sowie Gefühle. Letztendlich hat es mir in der Form aber vielleicht sogar besser gefallen. Mich haben nicht nur die Schicksale der beteiligten Frauen gepackt, sondern auch die vielen verschiedenen Handlungen, die einander überlappen und ergänzen. Medusas Schicksal wird so ein Zusammenspiel aus vielen kleineren Teilen und das Ergebnis unterschiedlicher Entscheidungen und Handlungen – kaum eine ist allerdings von ihr. Fest damit verbunden sind Themen wie Macht & Machtlosigkeit, Opferbereitschaft & Zusammenhalt sowie – zumindest für mich als Leserin – eine Portion Wut.

Wenn ihr in griechischer Mythologie nicht so fit seid, ist das hier übrigens überhaupt kein Problem! Ich kann mir allerdings vorstellen, dass der oft weniger blumige Schreibstil für einige gewöhnungsbedürftig sein könnte – ich habe die Art des Erzählens aber als passend empfunden. Auch die Darstellung der Göttinnen und Götter kam mir authentisch vor.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.05.2023

Nach dem Abenteuer ist vor dem Abenteuer

Panda Kingdom - Düsterer Drachenberg
0

"Auch wenn er weder ganz in die Berge noch ganz in den Südwald gehörte, wusste er endlich, wer er war. Geist Winterjunges, halb Panda, halb Leopard und hundertprozentig er selbst."

Entscheidung auf dem ...

"Auch wenn er weder ganz in die Berge noch ganz in den Südwald gehörte, wusste er endlich, wer er war. Geist Winterjunges, halb Panda, halb Leopard und hundertprozentig er selbst."

Entscheidung auf dem Drachenberg: Der dritte Band schließt nahtlos an die letzten Ereignisse an. Regen wird weiterhin gefangen gehalten und Blättchen sucht verzweifelt nach ihr, während Geist hinter die Intrigen blickt und keinen Ausweg sieht. Zusätzlich lauern unerkannte Gefahren in nächster Nähe, die das Blatt nicht nur zugunsten der Geschwister wenden könnten. Werden sie es schaffen den Drachenberg gemeinsam zu besteigen, um das Geheimnis der Bambuswelt zu offenbaren?

Wie zuvor wird die Geschichte aus den Perspektiven der Drillinge erzählt: Blümchen, die die höchsten Äste erklimmt, Regen, die zwischen den Welten schwimmt und Geist, der mit den Jägern zieht. Mir sind alle drei Pandas ans Herz gewachsen, wobei mich Geist am stärksten bewegt hat – aufgezogen von Schneeleopaden und damit lange im Ungewissen, warum er anders ist. Der Wunsch nach Zugehörigkeit, die Verzweiflung aufgrund des „Andersseins“, das Eingestehen von Fehlern, die Erfahrung vorsichtig mit dem Schenken von Vertrauen zu sein und die Schuld in verschiedenen Facetten waren sehr emotional.

Besonders gut hat mir diesmal die Darstellung von aktivem und passivem Widerstand gefallen. Unterstützung und Hilfe zeigt sich in ganz unterschiedlichen Formen.

Insgesamt ist der dritte Band mit deutlich mehr Gefahren und Kämpfen gespickt. Zum Teil waren die Auseinandersetzung – für ein Kinderbuch – durchaus brutal, spannend war es allemal!

Ein krönender Abschluss der Bestrebungen der Panda-Drillinge, der gleichzeitig Platz für eine spannende Fortführung macht: Nach dem Epilog muss es weitergehen! Und tatsächlich bleibt es nicht bei einer Trilogie, im Englischen ist Band 4 („The Dark Sun“) für den Herbst angekündigt. Der Große Drache warnt vor neuen Gefahren…

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.05.2023

Wer bestimmt über dein Glück?

Du bist so schön, sogar der Tod erblasst
0

„Du bist so schön, sogar der Tod erblasst“ hat mich zwiegespalten zurückgelassen.

Den Schreibstil habe ich als sehr eingängig und leicht empfunden, was sicher dazu beigetragen hat, dass die eingewobenen ...

„Du bist so schön, sogar der Tod erblasst“ hat mich zwiegespalten zurückgelassen.

Den Schreibstil habe ich als sehr eingängig und leicht empfunden, was sicher dazu beigetragen hat, dass die eingewobenen ernsteren Themen wie Trauer und Verlust greifbar, aber nicht zu schmerzlich waren. Auch die angedeuteten Konflikte und Hindernisse beim Gehen des eigenen Weges, z. B. die Erwartungen anderer, fand ich gut platziert. Zusätzlich war die beschriebene Freundschaft schön zu beobachten: Weder Feyi noch ihre Freundin Joy werden flunkern, weil es einfacher ist, aber wenn eine Entscheidung getroffen wurde, dann unterstützen sie einander auch.

Allerdings hätte ich mir an einigen Stellen etwas „mehr“ gewünscht: mehr Beschreibungen, mehr „Unperfekt" und mehr Tiefe. Außerdem bevorzuge ich tendenziell einen etwas weniger umgangssprachlichen Stil. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass der Stil für die Geschichte und die Charaktere, die ebenfalls kein Blatt vor den Mund nehmen, durchaus gepasst hat und die fehlenden Details ein interessanter Anstupser zum Reflektieren sind.

Die Stärke des Buches liegt für mich (neben der eindrücklichen Schilderung von Verlust) darin, dass Liebe tendenziell in verschiedenen Facetten gezeigt wird. Hierzu gehört auch, dass körperliche Nähe nicht zwangsläufig mit emotionaler Nähe einhergehen muss. Zusätzlich ist die Liebesgeschichte vermutlich ein Thema, das man höchst kontrovers diskutieren kann (in der Leserunde war es auf jeden Fall so): Welches Glück zählt mehr? Wie würde man sich selbst entscheiden? Wie würde man als Freundin reagieren? Dass solchen Themen Platz gemacht wird und auf den erhobenen Zeigefinger eher verzichtet wird, finde ich gut. Gleichzeitig würde ich aus dem Bauch heraus nicht sagen, dass die klassische Liebesgeschichte neu erzählt wird, wie der Klappentext suggeriert. Und auch die Werbung als sexy Sommer-Romance scheint für mich nicht ganz passend.

Grundsätzlich war „Du bist so schön, sogar der Tod erblasst“ für mich ein gelungenes Buch, das eher charaktergeleitet ist und sich am besten lesen lässt, wenn man sich von den Werbetexten nicht irritieren lässt. Sonst werden ggf. Erwartungen geschürt, die nicht so recht erfüllt werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere